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Medien
Tagesschau-Chefredakteur Kai Gniffke und der Gebührenzahler
Wie die ARD ihre Ukraine-Lügen verharmlost
Von Ulrich Gellermann

Es war ein grauer Morgen in Hamburg-Lokstedt. Kai Gniffke, Chefredakteur der ARD-Tagesschau, ARD-Aktuell und der Tagesthemen hatte schlechte Laune als er sein Büro betrat. Gestern hatte er den ganzen Abend ARD-Nachrichten geguckt. Zwar hatte sich der Pulverdampf über der Ukraine erst einmal verzogen, so schrieb er in seinem Blog, aber immer wieder gab es neuen Pulverdampf, Syrien, Irak, ISIS, und er, der Gnifke, immer dazwischen. Das war damals, als er im beschaulichen Daun in der Vulkaneifel noch das Gymnasium besuchte, alles viel einfacher. Sicher, an der Schule war auch der intelligentere, linke Thomas Leif. Aber was ist der geworden? Bloß Moderator oder so. Und ich, ich, und ich, der Gniffke? Chefredakteur. Aha!


Kai Gniffke schon 2007 in der NRhZ 124
Quelle: www.Mediengedanken.de/NRhZ124tagesshow

 

Eine unbekannte Gestalt saß an Gniffkes Schreib-tisch. Was, setzte Gniffke an, was haben Sie hier zu suchen? Ich suche, sagte die Gestalt, ich suche den Artikel 5 des Grundgesetzes. Und Sie glauben, fragte der ARD-Chefredakteur, ähem, ähem, den finden Sie ausgerechnet bei mir? Sollte so sein, zischte die Gestalt, dieser Artikel ist die Grundlage ihrer Arbeit: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten."

Ähem, ähem, was hab ich damit zu tun?

Eben Sie haben damit so gut wie nichts zu tun. Denn im Grundgesetzt steht ausdrücklich "jeder" habe das Recht. Was sie verbreiten ist aber nur die Meinung einer relativ kleinen Clique von Polit-Bürokraten, Elitär-Journalisten und Meinungsbesitzern. Immer noch sind mehr als zwei Drittel der Deutschen gegen Auslandseinsätze, aber Sie propagieren sie unverhohlen.

Ähem, ähem, wieso, wieso?

Von Beginn an hat die ARD in der Ukraine-Krise sich auf die Seite des Kiewer Regimes gestellt, NATO-Blödheiten unkommentiert weiter gegeben und die Existenz von Faschisten im Kiewer Regime verschwiegen.

Aber gerade erst hat unser Mann in Kiew, Bernd Musch-Borowska, doch verkündet: Wenn die ukrainische Armee gegen die pro-russischen Separatisten kämpft, wird sie dabei von Aidar unterstützt. Das ist der berüchtigtste Freiwilligenverband - viele Mitglieder sind Neonazis und Rechtsextreme.

Ja, jetzt, nach Monaten des Ignorierens, des Wegschauens, des Verharmlosens, jetzt, wo es gar nicht mehr anders geht, geben Sie die Nazis zu.

Ähem, ähem, mit dem Wissen von heute hätten wir manchen Akzent anders gesetzt und manche Formulierung anders gewählt (hinterher ist man halt schlauer). Möglicherweise sind wir zu leicht dem Nachrichten-Mainstream gefolgt. Vielleicht hätten wir rechte Gruppierungen in der Ukraine früher thematisieren sollen. Steht alles in meinem Blog.

Und steht da auch drin, dass Sie wesentlich den deutschen Nachrichten-Mainstream bestimmen? Und warum Sie einen abgestürzten Hubschrauber aus Syrien in einem Bericht über die Lage im Osten der Ukraine, als Abschuss durch russische Separatisten ausgegeben haben? Angeblich kamen 14 Menschen ums Leben - verkündet Ihre Ansagerin. Steht in Ihrem Blog was über einen vorgeblich russischen Offizier, der in einem vom der Klitschko-Truppe gefälschten Video als Kommandeur der Separatisten ausgegeben wurde? Sie erwähnen bis heute das Massaker in Odessa nicht, dass ihre Vor-Ort-Fälscherin Golineh Atai den Separatisten zugeschoben hat obwohl es Nazi-Tiere unter Kiewer Kommando waren, die Frauen und Kinder verbrannten. Haben sie sich einmal dafür entschuldigt, dass sie mit an dem Eindruck gebastelt haben, dass es die Russen waren, die das malaysische Flugzeug abschossen haben, obwohl der Untersuchungsbericht nichts, aber auch gar nichts zu dieser Behauptung zugab?

Ähem, ähem, vielleicht haben wir die russischen Interessen zu wenig für den deutschen Zuschauer “übersetzt”. Wir hätten evtl. die NATO-Position noch kritischer hinterfragen können, schreib ich doch gerade in meinem Blog. Aber wer sind Sie überhaupt, wer gibt Ihnen das Recht solche Fragen zu stellen?

Ich bin einer der Rundfunkgebührenzahler, einer von denen, die den öffentlich rechtlichen Sendern jährlich fast acht Milliarden zahlen müssen. Im gesetzlichen Programm-Auftrag der Sender ist zum einen die AUSGEWOGENHEIT festgelegt, doch im Ukraine-Fall waren Sie so einseitig wie möglich. Die Würde des Menschen, steht im selben Auftrag, sei zu schützen, Sie haben sich aber mit den Verbrechern des RECHTEN SEKTORS gemein gemacht. Und schließlich sollen die öffentlich-rechtlichen Programme der WAHRHEIT verpflichtet sein. Ihre offenen Lügen habe ich bereits aufgezählt, ihre parteiliche, tendenziöse Berichterstattung, so zum Beispiel, die Menschen in der Ost-Ukraine als Terroristen zu bezeichnen, kommen noch hinzu. Was verdammt bekomme ich für mein Geld an Wahrheit, Sie Betrüger?

Ähem, ähem, schreibe ich doch gerade: Bleibt die Frage, was wir für unsere künftige Arbeit daraus lernen können. Wir sollten noch klarer offenlegen, wenn wir etwas nicht (!) wissen. Oft hilft die Frage “Wem nützt es?”, um mögliche Manipulationen von Informationen zu erkennen. Wir werden weiterhin die Schwerpunkte unserer Berichte nach journalistischen Kriterien festlegen und nicht nach sturem Proporzdenken.

Sie wussten alles. Zum Beispiel dass im EU-Ukraine-Assoziierungsabkommen diese düstere Passage zur militärischen Zusammenarbeit stand, warum haben Sie das nicht offengelegt? Sie wussten und wissen auch, wem die Einmischung der USA und der EU in die inneren Angelegenheiten der Ukraine nützte: Solchen Konrad-Adenauer-Stiftungs-Marionetten wie Vitali Klitschko, bis heute decken Sie diese schäbige Verbindung nicht auf. Wenn Sie ordentlich recherchieren und ihre Informationen nicht nur von der Kiewer Regierung und dubiosen US-Geheimdiensten bezögen, dann müssten Sie über Proporz nicht nachdenken, Sie Nachrichten-Fälscher. Ab sofort gibt es kein Geld mehr von uns. Nicht für ein System, das sich als Staats-Funk versteht und der jeweiligen Regierung verpflichtet ist statt dem Zuschauer und dem Hörer.

Bleich vermochte Gniffke nur noch aus seinem Blog zu zitieren: Vor allem aber haben wir uns heute eines vorgenommen: Wir werden auch künftig Kritik nicht einfach an uns abtropfen lassen, sondern uns immer wieder prüfen, ob wir richtig liegen. - Dann wurde er wach: Gott sei dank lag er in seinem Bett. Der Spuk mit dem Gebührenzahler war vorbei. Und erleichtert konnte er aus seinem Blog memorieren: Der Pulverdampf über der Ukraine hat sich erst einmal verzogen. Und allmählich auch der Pulverdampf der emotionsgeladenen Diskussion über die Ukraine-Berichterstattung.

Dass die ukrainische Armee weiter die eigene Bevölkerung beschießt, dass der von Kiew angezettelte Krieg bisher an die 3.000 Tote kostete, dass in einem Gebiet bei Donezk, das die Kiewer Armee geräumt hat, ein Massengrab mit 400 Tote gefunden wurde, was kümmert es ihn. Bis zu dem Tag, an dem er Intendant und ARD-Vorsitzender wird kann er weiter Gebühren zählen und dafür Nachrichten der besonderen Art produzieren. (PK)

Diesen Text von Ulrich Gellermann haben wir mit Vergnügen aus seinem Blog http://www.rationalgalerie.de/home/kai-gniffke-und-der-gebuehrenzahler.html übernommen.
Und hier ist der Gniffke-Text im Original zu lesen:
http://blog.tagesschau.de/2014/09/29/zwischenbilanz-der-ukraine-konflikt-in-der-tagesschau/
Schon in der NRhZ Nr. 125 vom 12.12.2007 gab es Gründe für den Medienkritiker Walter van Rossum, diesen ARD-Chefredakteur vorzustellen. Aber ohne spürbaren Erfolg.
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11841



Online-Flyer Nr. 479  vom 08.10.2014



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