SUCHE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Lokales
US-amerikanischer Finanzinvestor BLACKROCK beherrscht BAYER-Konzern
Aktien-Anteil: 30 Prozent
Von Jan Pehrke
BAYERs Aktionärsstruktur hat sich in den Zeiten des forcierten Finanzkapitalismus stark verändert. Rund 80 Prozent der Anteile befinden sich in ausländischem Besitz. Die meisten Papiere hält der Finanzinvestor BLACKROCK. Er nennt rund 30 Prozent der Aktien sein Eigen.
Online-Flyer Nr. 481 vom 22.10.2014
US-amerikanischer Finanzinvestor BLACKROCK beherrscht BAYER-Konzern
Aktien-Anteil: 30 Prozent
Von Jan Pehrke
Erratum: Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hatte in dem Artikel „BLACKROCK beherrscht BAYER“ den Aktien-Anteil des Finanzinvestors am Leverkusener Multi mit Stand Sommer 2014 auf 30 Prozent beziffert. Dazu hatte die CBG die einzelnen Anteile, welche BLACKROCK-Tochterunternehmen wie BLACKROCK GROUP LIMITED, BR JERSEY INTERNATIONAL HOLDINGS oder BLACKROCK INTERNATIONAL HOLDINGS am Konzern halten, addiert. Diese Rechnung ist aber unzulässig, da der Schein trügt und es sich bei den Gesellschaften NICHT um eigenständige Einheiten handelt. Obwohl die Tochterfirmen in verschiedenen Ländern angesiedelt sind, führen sie nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) oftmals dieselben Aktienpakete in ihren Beständen.
Diese doppelte Buchführung erschließt sich aus den Angaben zu den Besitzverhältnissen, zu welchen der Gesetzgeber die Finanzdienstleister zwingt, nicht. Eine solche Intransparenz und die sich durch den automatisierten Aktienhandel beinahe stündlich ändernden Beteiligungsstrukturen machen es sogar den Unternehmen selbst schwer zu eruieren, wem sie zu welchem Teil eigentlich gehören. Sie erheben diese Zahlen nur an bestimmten Stichtagen.
Die Coordination wurde durch die Blackrock-Mitteilungen zu falschen Schlüssen verleitet, so dass sie die Zahlen nun korrigiert: Der Blackrock-Anteil an BAYER beträgt aktuell (Stand: März 2015) 6,2 Prozent.
Die CBG fordert eine gesetzliche Regelung, wonach börsennotierte Unternehmen online alle Anteilseigner mit einem Besitz oberhalb von einem Prozent nennen müssen.
BAYERs Aktionärsstruktur hat sich in den Zeiten des forcierten Finanzkapitalismus stark verändert. Rund 80 Prozent der Anteile befinden sich in ausländischem Besitz. Die meisten Papiere hält der Finanzinvestor BLACKROCK. Er nennt rund 30 Prozent der Aktien sein Eigen.
BLACKROCK-Boss Laurence Fink
Quelle: http://www.cityam.com/
Fast 827 Millionen Aktien hat der Leverkusener Multi auf sein Grundkapital von 2,1 Milliarden Euro ausgegeben. Es verteilt sich aktuell auf 270.000 AktionärInnen – 1972 zählte der Geschäftsbericht noch 480.000 auf. Zudem gibt es unter ihnen eine klare Hierarchie. PrivatanlegerInnen halten nur rund elf Prozent der Papiere, den Rest kauften Großanleger, die ihren Sitz zumeist im Ausland haben. 78,1 Prozent der Anteilsscheine liegen nicht in bundesdeutschen Depots, stattdessen befinden sich allein 29 Prozent in US-amerikanischem oder kanadischem und rund 17 Prozent in englischem oder irischem Besitz.
Die Macht im Hause BAYER
Die meisten Aktien erwarb der Finanzinvestor BLACKROCK. Auf rund 30 Prozent beläuft sich der Anteil des 1988 gegründeten US-amerikanischen Vermögensverwalters am BAYER-Grundkapital. Damit es nicht so auffällt, hat er den Kuchen in zumeist ca. 5-Prozent großen Stücken auf Unter-Gesellschaften wie BLACKROCK GROUP LIMITED, BR JERSEY INTERNATIONAL HOLDINGS oder BLACKROCK INTERNATIONAL HOLDINGS verteilt. Auf eine vergleichbar hohe Prozentzahl kommt BLACKROCK bei DAIMLER, ALLIANZ und BASF. Auch an anderen DAX-Unternehmen ist die Gesellschaft noch beteiligt. Ihre US-amerikanischen Investitionen erstrecken sich unter anderem auf APPLE, MICROSOFT, GENERAL ELECTRIC und GOOGLE sowie die beiden Rating-Agenturen STANDARD & POOR’S und MOODY’S.
Damit entwickelte BLACKROCK sich zum größten Vermögensverwaltungskonzern der Erde. Über rund 4,3 Billionen Dollar an Einlagen – das Zehnfache des Staatshaushalts der Bundesrepublik – gebietet er und sieht sich dabei verpflichtet, „für unsere Kunden Lösungen zu entwickeln, die kontinuierlich höhere Erträge erzielen“. Zu den Klienten zählen Superreiche, arabische Staatsfonds, Pensionsfonds wie DANICA PENSION, Wohltätigkeitsstiftungen wie der Tuition Trust oder der Monument Trust. Darüber hinaus betreut der Finanzinvestor die Pensionskassen von privaten Unternehmen wie dem Wasserversorger SEVERN TRENT oder von staatlichen Institutionen wie dem „Sacramento County Employees’ Retirement System“. In der Bundesrepublik ist BLACKROCK unter anderem für Spar- und Genossenschaftsbanken aktiv. Zudem haben Kunden wie die US-amerikanische Notenbank oder die irische Zentralbank dem Global Player für Kapital in Höhe von rund zehn Billionen Dollar das Risiko-Management anvertraut.
10 Milliarden Dollar betrug der Umsatz 2013. Damit davon ein erklecklicher Reingewinn übrig bleibt, hat das Unternehmen seinen Hauptsitz im US-amerikanischen Steuer-Paradies Delaware. Es spart jedoch auch anderswo Abgaben, beispielsweise auf Jersey oder den Kaiman-Inseln. Allein dort haben 70 Investment-Gesellschaften von BLACKROCK Briefkästen.
Wäre die Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich von 2011 über das weltbeherrschende Netzwerk der 147 einflussreichsten Unternehmen „The Network of Global Corporate Control“ in diesem Jahr erschienen, so belegte der Finanzinvestor darin einen der vordersten Plätze. Nicht nur seine Größe brächte ihn in eine solche Position, auch in das von den Autoren beschriebene geschlossene System gegenseitiger Kontrolle würde er perfekt passen. Zu drei Vierteln gehört der Vermögensverwalter den drei Geldhäusern MERRILL LYNCH, BARCLAYS und PNC FINANCIAL SERVICES, an denen er jedoch ebenfalls erhebliche Anteile besitzt. Solche Überkreuz-Beteiligungen gibt es zudem noch mit SWISS RE, GENERAL ELECTRIC, KKR und weiteren Unternehmen, so dass der ideelle Gesamtkapitalist mit diesem exklusiven Club der 147 eine erschreckend reale Gestalt annimmt.
48 der 50 größten Konzerne der ETH-Liste gehören der Finanzwelt an; nur WAL-MART und die CHINA PETROCHEMICAL GROUP gehen anderen Geschäften nach. Auf Platz zwei firmiert die CAPITAL GROUP, mit 16 Prozent zweitgrößter Investor beim Leverkusener Multi; BAYERs Nr. 3, die rund zehn Prozent des Kapitals haltende Bank MORGAN STANLEY, nimmt in der Aufstellung den 21. Rang ein. Finanzprodukte stellen also gegenwärtig die Ware der Wahl dar, die Umsätze an den Börsen übertreffen diejenigen der „Realwirtschaft“ bei weitem, ebenso wie die Profite.
Heribert Zitzelsberger – vom BAYER-Konzern ins Finanzministerium
Eine globalisierte Rentier-Ökonomie hat sich herausgebildet. Und der Leverkusener Multi hat das Seine dazu getan. 1999 wechselte nämlich mit Heribert Zitzelsberger der Finanzchef des Konzerns in die Politik und übernahm im Finanzministerium von Hans Eichel den Posten des Staatssekretärs. „Wir haben unseren besten Steuer-Mann nach Bonn abgegeben“, erklärte der damalige Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider und fuhr fort: „Ich hoffe, dass er so von BAYER infiltriert worden ist, dass er (...) die richtigen Wege einleiten wird.“ Und die Hoffnung trog nicht. Zitzelsberger brachte nicht nur eine Unternehmenssteuer„reform“ auf den Weg, sondern trieb auch die Entflechtung der Deutschland AG voran. Er bereitete ein Gesetz mit vor, das den Konzernen die Veräußerung von Unternehmensteilen ermöglichte, ohne dafür Steuern zahlen zu müssen. Flugs darauf setzte ein großer Verkaufsboom ein. Die DEUTSCHE BANK trennte sich in großem Unfang von ihren Beteiligungen an HOLZMANN, MANNESMANN und anderen Firmen, um mit den Erlösen im Ausland auf Einkaufstour zu gehen. Der Leverkusener Multi debütierte im Lauf dieser Entwicklung 2002 an der US-Börse – von der er sich inzwischen allerdings wieder zurückgezogen hat. Und im Gegenzug kamen dann BLACKROCK & Co. ins Land. Durch den Globalisierungsschub stieg dann auch der Anteil von BAYER-Aktien in ausländischem Besitz kontinuierlich an. Betrug er 2005 39 Prozent, so erhöhte er sich bis dato auf 78,1 Prozent.
Der Pharma-Riese stellte sich beizeiten auf den Strukturwandel ein. Früh schon hatte er eine Abteilung für „Investor Relations“ eingerichtet. Die Arbeitsplatz-Beschreibung lautet wie folgt: „Im Umgang mit Analysten, Investoren und Rating-Agenturen wollen wir zur Börsenwert-Steigerung des Unternehmens und zu einem angemessenen Kredit-Standing beitragen. Ein umfassender Informationsaustausch zwischen dem Unternehmen und der Financial Community steht dabei im Mittelpunkt.“ Zu diesem Behufe lädt das Ressort die Investoren regelmäßig zu Treffen mit dem BAYER-Chef Marijn Dekkers ein, stattet ihnen im Zuge so genannter Roadshows rund um den Globus Hausbesuche ab und bittet quartalsmäßig zu Telefon-Konferenzen.
Auf diesen Konferenzen müssen der Vorstandsvorsitzende und die Leiter der Pharma-, Agro- und Kunststoffsparten dann den ExpertInnen von MORGAN STANLEY, JP MORGAN und anderen Finanzhäusern Rede und Antwort stehen und Auskunft über Produktionsverzögerungen, schlechte Verkaufszahlen von Medikamenten, die Auswirkungen von niedrigen Lebensmittelpreisen auf das Pestizid-Geschäft oder anvisierte Veräußerungen von Unternehmensteilen geben. Und selbstverständlich mag BLACKROCK ebenfalls nicht auf solche Kontaktaufnahmen verzichten. „Wir nehmen die Verantwortung für unsere Kunden wahr, indem wir direkt mit dem Management sprechen“, hält Deutschland-Chef Dirk Klee fest. Und es braucht auch nicht bei Worten zu bleiben. Mit seinen hohen Kapital-Anteilen verfügt der Finanzinvestor nämlich über eine Sperrminorität und kann bestimmte Hauptversammlungsentscheidungen blockieren.
Werner Wenning erster Zahlenprofi auf dem BAYER Chef-Sessel
Sich bei solchen „Investor Relations“ zu BLACKROCK & Co. als beziehungsfähig zu erweisen, gehört mittlerweile zum Anforderungsprofil für Führungskräfte. Der Leverkusener Multi passte sich dieser Notwendigkeit erstmals 2002 an. In diesem Jahr gelangte mit Werner Wenning, der heute dem Aufsichtsrat vorsteht, erstmals ein Zahlenprofi auf den Chef-Sessel – zuvor hatten dort nur Chemiker Platz genommen. „Als ausgewiesener Finanz-Fachmann besitzt er hohe Akzeptanz auf den internationalen Kapitalmärkten“, strichen die „Investor Relators“ dann auch gleich bei seiner Amtseinführung heraus. Wennings Vorgänger Manfred Schneider hatte mit den Finanzinvestoren und Pensionsfonds-VertreterInnen, die sich zunehmend in die Geschäftspolitik einmischten, noch seine liebe Not. Aber Wenning hat den Konzern bereits vor seinem Karrieresprung konsequent auf deren Bedürfnisse ausgerichtet. So führte er beispielsweise schon früh das Wertmanagement ein, die strikte Ausrichtung jeder Unternehmenshandlung und jedes/r Beschäftigten auf die Steigerung des Aktienkurses. Als Vorstandsvorsitzender bestand eine seiner ersten Amtshandlungen darin, aus BAYER eine Holding zu machen, um „Werttreiber und Wertvernichter noch leichter identifizieren zu können“. Und mit der Chemie-Sparte hatte er bald auch schon einen „Minderleister“ identifiziert. Im Jahr 2003 trennte sich das Unternehmen von diesem Geschäft und gab damit dem Druck des Kapitalmarkts, sich auf seine Kern-Kompetenzen zu konzentrieren, nach, dem Manfred Schneider noch lange widerstanden hatte.
BLACKROCK steht in dem Ruf, sich nicht in solche Entscheidungsprozesse einzumischen. Es dürfte den Finanzinvestor auch schlicht überfordern, das Tagesgeschäft aller Global Player steuern zu wollen, von denen er Aktien besitzt. Stattdessen trennt sich der Vermögensverwalter schlicht von Beteiligungen, wenn ihm der Kurs eines Unternehmens missfällt. Aber der Konzern kann auch anders. So sitzt mit Sue Wagner eine der MitgründerInnen BLACKROCKs im Verwaltungsrat von APPLE. Wagner & Co. führen sogar Prozesse gegen „ihre“ Firmen. Beispielsweise verklagten sie die DEUTSCHE BANK wegen ihrer Verluste mit Hypotheken-Anleihen. Die CAPITAL GROUP als BAYERs zweitgrößter Anteilseigner geht noch rabiater vor. So hintertrieb sie 2005 in Tateinheit mit einem Hedge Fonds die Pläne der DEUTSCHEN BÖRSE AG zur Übernahme der Londoner Börse und sorgte für die Ablösung des Vorstandsvorsitzenden Werner Seifert.
BLACKROCK gibt sich nicht mit einem solchen Kleinklein ab. In seiner Anlage-Strategie lässt das Unternehmen sich von seinem Super-Computer „Aladdin“ leiten. Eine „ultimative Risikobewertungsmaschine“, nennt Jens Berger von den Nachdenkseiten das Netzwerk aus 5.000 Rechnern, dem „eine in Algorithmen geschmiedete betriebswirtschaftliche Logik“ implementiert ist, darauf geeicht, den größtmöglichen finanziellen Nutzen beim kleinstmöglichen Gefährdungspotenzial zu bestimmen.
Auf diese Rechenkünste greift auch die Politik gern zurück. BLACKROCK-Boss Laurence Fink gilt als „der mächtigste Mann der Wall Street“. Laut Handelsblatt hat der Konzern „beste Verbindungen zur US-Regierung“, nicht zuletzt dank vieler Ehemaliger in den eigenen Reihen. Auffällig stark stieg der Einfluss des Moguls nach Ausbruch der Finanzkrise. Der Vermögensverwalter war an der Sanierung bzw. Abwicklung der Unternehmen BEAR STEARNS, AIG, CITIGROUP, FANNIE MAE sowie FREDDIE MAC beteiligt und strich dafür hohe Summen ein. Allein für die Dienste bei BEAR STEARNS und AIG zahlte die Obama-Administration 180 Millionen Dollar. Darüber hinaus hielt Fink von 2011 bis Mitte 2012 ständig mit dem damaligen Finanzminister Timothy Geithner Kontakt. 49 Telefonate mit dem BLACKROCK-Chef verzeichnete Geithners Notizbuch. Das „zeigt, wie Regierungen sich nach der Finanzkrise an den Asset Manager als einen vertrauenswürdigen Berater wendeten“, konstatiert die Financial Times.
Besonders heiß liefen die Drähte im Juli 2011, als wegen der immensen Rettungspakete für die Banken die Zahlungsunfähigkeit des US-Staates drohte und nur eine Anhebung der Schuldengrenze einen Ausweg bot, dem sich die RepublikanerInnen aber zunächst verweigerten. Während der schwierigen Verhandlungen musste Geithner mögliche Reaktionen der Schuldenmärkte abschätzen und zog dafür Fink zu rate. Dafür erfuhr dieser auch umgehend von dem erzielten Kompromiss. Nur den Notenbank-Chef Ben Bernanke informierte der Finanzminister eher. Den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zählt Laurence Fink sogar zu seinen Freunden. Darum erwies er dem ehemaligen Manager von GOLDMAN SACHS auch einen „Freundschaftsdienst“ und sah im Auftrag der spanischen, irischen und griechischen Regierungen bei den verschuldeten Banken der Länder nach dem Rechten.
Auch den Handel mit Asset Backed Securities (ABS) darf der US-amerikanische Finanzmogul für seinen alten Kumpel wieder in Schwung bringen. Die EZB will den angeschlagenen Banken im Südosten Europas nämlich solche in Wertpapiere verpackte Schuld-Forderungen abkaufen, die wegen ihres erheblichen Ausfallrisikos nicht unwesentlich zur Finanzkrise beigetragen haben. Das soll den Geldhäusern dann auf Kosten der SteuerzahlerInnen zu besseren Bilanzen verhelfen und auf diesem Wege Kreditvergaben an die Privatwirtschaft ankurbeln.
BLACKROCK verdient also glänzend am Crash und muss sich auch vor den legislativen Lehren aus dem Desaster nicht fürchten. Durch intensiven Lobby-Einsatz gelang es Fink und Konsorten, den Dodd-Frank-Act, der mehr Transparenz und Regulierung auf den Finanzmärkten schaffen sollte, in entscheidenden Punkten abzuschwächen.
So steht der Finanzkapitalismus heutzutage stärker denn je dar. Dessen Anfänge hatte der sozialdemokratische Theoretiker Rudolf Hilferding bereits 1910 beschrieben. Die Herausbildung von Monopolen und die Entstehung von Aktiengesellschaften mit angestellten ManagerInnen statt mit EigentümerInnen, auf deren Geschäftspolitik die Banken maßgeblichen Einfluss hatten, galt ihm als Zäsur. „Ein immer größerer Teil des in der Industrie verwendeten Kapitals ist Finanzkapital, Kapital in der Verfügung von Banken und in der Verwendung der Industriellen“, schrieb er. In seinen Augen lag die Kontrolle über die gesellschaftliche Produktion in den Händen einer Oligarchie. Und Hilferding verknüpfte eine Hoffnung damit: „Die vergesellschaftende Funktion des Finanzkapitals erleichtert die Überwindung des Kapitalismus außerordentlich.“ Die ProletarierInnen bräuchten nur noch den Staat zu erobern und sich des Finanzkapitals zu bemächtigen, um sofort die Verfügung über die wichtigsten Produktionszweige zu erhalten, so Hilferding. Später allerdings wurde er milder und hat „diesen geräuschvollen Machtwechsel von Klassen in einen harmonischen Regierungswechsel von Parteien uminterpretiert“, wie Guenther Sandleben in „Das Finanzkapital“ schreibt. So blieb die Eroberung aus, und alles geht weiter seinen finanzkapitalistischen Gang, der nur einen Modus kennt: schneller.
Darum hat sich auch der BAYER Konzern-Chef Marijn Dekkers für die letzten beiden Jahre seiner Amtszeit bloß eines vorgenommen: „den Firmenwert von BAYER weiter zu steigern“. Und als geeignetes Mittel hierzu erscheint ihm der Verkauf der Kunststoff-Sparte. BLACKROCK & Co. dürften maßgeblich zur Entscheidungsfindung beigetragen haben. (PK)
Jan Pehrke ist aktiv in der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Wir danken ihm für diesen Artikel. Er hat ihn zuerst in "Stichwort BAYER" (SWB) veröffentlicht, der einzigen Zeitschrift, die kontinuierlich über die Schattenseiten eines globalen Multis berichtet.
Online-Flyer Nr. 481 vom 22.10.2014