NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

Fenster schließen

Fotogalerien
Veranstaltung zum 65. Jahrestag der DDR-Gründung
Das Land, von dem kein Krieg ausging
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Vor 65 Jahren wurde der erste deutsche Staat gegründet, von dem kein Krieg ausging. Am 27. September 2014 fand anlässlich dieses Ereignisses in Bochum eine Gedenkveranstaltung statt. Zu den Akteuren in der mit über 250 Personen gefüllten Veranstaltungsaula gehörten die DDR-Olympiasiegerin Gunhild Hoffmeister, der DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert, der langjährige Sprecher der 'Aktuellen Kamera' Klaus Feldmann, die Sängerin und Schauspielerin Isabel Neuenfeldt und der Berliner Ernst-Busch-Chor. Zum Spektrum der Teilnehmer zählten der Deutsche Freidenkerverband (DFV), die Gesellschaft für rechtliche und humanitäre Unterstützung GRH, die DKP, die KPD, der Förderkreis der FDJ, die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba - Regionalgruppe Essen, die Humanitäre Cuba-Hilfe Bochum und die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Hamburg.


DDR-Olympiasiegerin Gunhild Hoffmeister: „Kurz nach der Gründung der DDR wurde ein Gesetz zur Teilnahme der Jugend beim Aufbau der DDR und die Förderung der Jugend in Schule, Beruf, Sport und Erholung verabschiedet. Konkret heißt das: großes Augenmerk wurde auf den Schulsport gelenkt. Heute sind wir soweit: in Berlin können die Kinder der ersten Klassen nicht mehr auf einem Bein stehen. Das ist eine Katastrophe.“
Alle Fotos: arbeiterfotografie.com


Veranstaltung zum 65. Jahrestag der DDR-Gründung in der Aula der Pestalozzi-Realschule in Bochum


Sängerin und Schauspielerin Isabel Neuenfeldt


65. Jahrestag der DDR-Gründung


DDR-Freilicht-Ausstellung vor der Veranstaltungsaula – Gero Bastian vom Trabant-Club Sputnik


DDR-Freilicht-Ausstellung


DDR-Freilicht-Ausstellung


DDR-Freilicht-Ausstellung


DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert


Im DDR-Kabinett


Im DDR-Kabinett


DKP-Stand


Am Stand der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Hamburg


Stand der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Hamburg


DDR-Uniform


DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert: „Ich habe an den Rat meines Vaters gedacht, der mir in Jugendjahren sagte: Junge, wenn Du mal an einem besonderen Tag teilnehmen wirst, dann ziehe Deinen besten Anzug an. Und das habe ich getan. Es ist das erste Mal, dass ich in meiner Originaluniform als Oberst der Grenztruppen der DDR im westlichen Teil Deutschlands auftrete. Dass das einmal so sein wird, habe ich vor 65 Jahren nicht geahnt.“


DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert: „Die große geschichtliche Bedeutung des Tages der Gründung der DDR war mir nicht bewusst. Ich habe erst im Nachhinein richtig begriffen, dass aus einer Demarkationslinie – festgelegt von den Siegermächten und nicht durch uns – eine Staatsgrenze geworden ist.“


DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert: „Die Umstände führten dazu, dass sich eine – ich will das offen und ehrlich sagen – feindselige Situation entwickelt hat. Es war sehr schwer zu verstehen, dass es unseren Soldaten nicht gestattet war, den Gruß von BGS-Angehörigen zu erwidern. Es war alles sehr problematisch...“


DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert: „Ich habe viele Jahre in der deutschen Grenzpolizei und in den Grenztruppen der DDR gemäß unserer Verfassung und entsprechend der Gesetze unseres Landes und gemäß dem von mir geleisteten Fahneneid auf die Deutsche Demokratische Republik mich stets bemüht, alles treu zu erfüllen. Darauf bin ich stolz.“


DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert mit seinem Buch "So war es!": „Insbesondere bin ich stolz darauf, dem deutschen Staat gedient zu haben, von dem niemals Krieg ausging.“ (Applaus)


65. Jahrestag der DDR-Gründung


Ernst-Busch-Chor


Ernst-Busch-Chor


Beim Auftritt des Ernst-Busch-Chors


Ernst-Busch-Chor


Ernst-Busch-Chor


Erinnerungstücke – im Angebot des DDR-Kabinett Bochum


DDR-Freilicht-Ausstellung


DDR-Freilicht-Ausstellung


65. Jahrestag der DDR-Gründung


Klaus Hartmann, Vorsitzender des Deutschen Freidenkerverbands: „Von Deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen. Dieses Prinzip galt, solange die DDR existierte. Seit der Herstellung der staatlichen Einheit wird die Bevölkerung fortschreitend an Krieg gewöhnt – bis zur offenen Beteiligung an völkerrechtswidrigen Angriffskriegen, beginnend 1999 mit der Aggression gegen Jugoslawien...“


Klaus Hartmann: „Eine Friedensbewegung, die im gleichen Abstand zu dem Aggressor Nato und den Angegriffenen verharrt, hat es nicht besser verdient als einflusslos zu bleiben. Nicht die Friedensbewegung, schon gar nicht die deutsche, sondern nur Russland kann die Faschisten in der Ukraine und überhaupt die Gefahr eines Dritten Weltkrieges stoppen…“


Klaus Hartmann: „Die aktuelle Anti-Putin-Hysterie reiht sich ein in die rassistischen Kampagnen gegen die 'slawischen Untermenschen ' von früher und den Anti-Sowjetismus der Kalten-Kriegszeit. Deshalb sagen wir: das wirkungsvollste Gegengift dagegen ist die Forderung nach Solidarität und Freundschaft mit Russland.“


DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert mit seiner Frau


Veranstalter des Gedenkens: DDR-Kabinett Bochum


Klaus Feldmann, Sprecher der 'Aktuellen Kamera'


DDR-Olympiasiegerin Gunhild Hoffmeister und DDR-Grenzer Karl-Heinz Kathert


Andreas Maluga, Vorsitzender des DDR-Kabinetts


DDR-Olympiasiegerin Gunhild Hoffmeister: „97 Prozent – und das ist belegt – der Zehntklässler konnten gut schwimmen. Es gab kaum übergewichtige Kinder..., es gab keinen Drogenkonsum. Jugendkriminalität und Kinderarmut waren Fremdwörter in der DDR. Was noch viel schöner ist: jeder konnte für wenig Geld überall Sport treiben. Ein Ziel war das Schwimmabzeichen der DDR, das die meisten auch schafften: die Kinder mussten u.a. einen Startsprung absolvieren und auch Tauchübungen machen – wenn ich das mit heute vergleiche, fehlen mir die Worte.“


Glück und Frieden sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
Reicht den Völkern eure Hand.
Wenn wir brüderlich uns einen,
Schlagen wir des Volkes Feind!
Laßt das Licht des Friedens scheinen,
Daß nie eine Mutter mehr
Ihren Sohn beweint.

So heißt es in der zweiten Strophe der DDR-Nationalhymne mit Text von Johannes R. Becher zur Musik von Hanns Eisler. „Reicht den Völkern eure Hand“ und „Schlagen wir des Volkes Feind!“ sind Worte einer heute ungewohnten Sprache der Friedenssehnsucht.

"Dass die Völker nicht erbleichen / Wie vor einer Räuberin / Sondern ihre Hände reichen / Uns wie andern Völkern hin." So lautet der Text der zweiten Strophe von Bertolt Brechts "Kinderhymne", die von Hanns Eisler vertont – auch als Festlied der Kinder bezeichnet – zur Nationalhymne der DDR vorgeschlagen war.

Wessen Welt ist die Welt?

Diese und weitere Arbeiter- und Kampflieder erklangen von der Bühne und aus dem Publikum in Vorträgen des Ernst-Busch-Chores und der singenden Akkordeonistin Isabell Neuenfeldt.

„’Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!’ – der Schwur der Überlebenden von Buchenwald – er wurde von der DDR gelebt. Dafür trat sie ein, dafür und für ihre antiimperialistische Solidarität wurde sie international geschätzt,“ fassen Doris und George Pumphrey 2008 die Gründe für ihren Einsatz als „TOP-Spione der DDR“ in einer von Klaus Eichner und Gotthold Schramm herausgegebenen Publikation der edition ost in prägnante Worte.

Doris Pumphrey: „Viele, die sich für die DDR eingesetzt hatten, wurden gefragt: Hat sich der Einsatz gelohnt? Die Frage ist unhistorisch. Wissen wir, ob sich unser Einsatz heute lohnt, im Kampf gegen den Terror des Kapitals und des Imperialismus? Nie hätte es Fortschritte gegeben, denn – wußten die Millionen von Menschen, die im Lauf der Menschheitsgeschichte für Gerechtigkeit und Frieden kämpften, ob sich ihr Einsatz auch lohnt?“

BRD auf der Seite der Ausbeuter

„DIESER TITEL IST GESPERRT!!!“, lautet die derzeitige Angabe im Programm der „edition ost“. Geschichte wird von „Siegern“ geschrieben. Hitler hätte theoretisch auch einer sein können. „In den großen Kämpfen der damaligen Zeit, im Kampf um die Befreiung von kolonialer Unterdrückung, gegen den Vietnamkrieg, gegen die Apartheid in Afrika wie gegen den Rassismus in den USA, immer befand sich die BRD auf der Seite der Ausbeuter, der Rassisten und Aggressoren, die DDR aber befand sich auf der Seite der kämpfenden Völker und progressiven Bewegungen. So war z.B. der ANC von der DDR als legitimer Repräsentant anerkannt, als Regierung und Medien der BRD Nelson Mandela und seine Mitkämpfer noch als ‘Terroristen’ bezeichneten.“

Bewährten Faschisten neue Karrieren verschafft

„Von der Politik des Kalten Krieges und dem Revanchismus der Bundesrepublik, vom großen Unrecht in ihrer 40-jährigen Geschichte wurde erfolgreich abgelenkt. Zynischerweise hieß es, man wolle gegen das ‘DDR-Unrechtsregime’ nicht noch einmal so inkonsequent vorgehen wie gegen das Nazi-Regime. Tatsächlich ist dies aber die Fortsetzung der damaligen Politik, die die alten Nazis schonte, SS-Kriegsverbrechern Opferrenten zugestand, bewährten Faschisten neue Karrieren verschaffte und Kommunisten, Antifaschisten und KZ-Häftlinge wieder ins Gefängnis brachte und 11.000 Berufsverbotsverfahren gegen Linke einleitete.“

Doris und George Pumphrey arbeiteten 1987 von Paris kommend in der Bundestagsfraktion der „Grünen“ in Bonn: „Die Arroganz und die Herrschsüchtigkeit eines Joseph Fischer und der Opportunismus seiner Gefolgschaft waren nur schwer zu ertragen. Daß in der Folge ein Grüner als Außenminister den ersten Aggressionskrieg der Bundesrepublik mitzuverantworten hatte, lag in der Logik von Fischers Haltung, die damals schon deutlich war.“ Die Chance zum Frieden wurde vertan. Sie gehört nicht zum großen „westlichen“ imperialistischen Plan. „Aus ‘Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!’ wurde 1999 ‘Nie wieder Auschwitz’ als Vorwand für Deutschlands Beteiligung am Krieg der NATO gegen Jugoslawien – vorgetragen von Joseph Fischer. Vergessen werden soll, daß nicht Auschwitz der Grund für den Krieg der Alliierten gegen Nazideutschland war,...“

Sieg der US-imperialistischen Konterrevolution in der DDR

„Die Konterrevolution siegte in Deutschland und begann ihren Rachefeldzug. Die DDR solle mit juristischen Verfahren gegen ihre Hoheitsträger delegitimiert werden, forderte der damalige BRD-Justizminister Klaus Kinkel. Und während in der DDR rechtmäßig verurteilte BRD-Agenten rehabilitiert wurden, begann die Jagd auf DDR-Aufklärer.“ Folge des Sieges über die Geschichtsschreibung: „Die Reduzierung der faschistischen Verbrechen auf den Völkermord an Juden – eine Selektierung der Opfer – dient heute der Rechtfertigung neuer Aggressionskriege ebenso wie der Unterstützung der völker- und menschenrechtswidrigen Politik Israels.“

Doris Pumphrey schreibt über Heuchelei und Barbarei: „Erst wenn die Erkenntnis wieder zum Durchbruch kommt, daß es eine Alternative zum Kapitalismus, zu seiner Barbarei, seinem Unrecht, seinen Kriegen, seinen Lügen und seiner Heuchelei gibt, werden die DDR und das damalige sozialistische System den historischen Platz finden, der ihr, der ihm gebührt.“

Grußwort des Freidenker-Vorsitzenden Klaus Hartmann

„…von Deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen. Dieses Prinzip galt, solange die DDR existierte. Seit der Herstellung der staatlichen Einheit wird die Bevölkerung fortschreitend an Krieg gewöhnt – bis zur offenen Beteiligung an völkerrechtswidrigen Angriffskriegen, beginnend 1999 mit der Aggression gegen Jugoslawien...“ Weitere Ausschnitte aus seiner Rede:

„Abschließende Worte zum Thema Krieg und Frieden: Wir haben die bemerkenswerte Situation, dass die Nato inzwischen aus allen Rohren gegen Russland ballert. Nicht nur politischen Analytikern ist es klar, dass es seit den 1990er Jahren um die Einkreisung und militärische Umzingelung Russlands geht und dass mit dem Krieg in der Ukraine die Bedrohung spürbar näher rückt... Immer mehr Menschen sind nicht bereit, der vorgegebenen Nato-Lautsprecher-Linie der Vorbeter der Konzernmedien zu folgen. 89 Prozent antworten bei einer Umfrage des Fernsehsenders n-TV auf die Frage 'Haben Sie Verständnis für Putins Kurs ': JA. Was macht an dieser Stelle die Friedensbewegung und die bundesdeutsche Linke? Ein Bild des Jammers stelle ich fest.“ (Applaus)

„Als Organisation, die sich die Aufklärung auf die Fahnen geschrieben hat, stellen wir fest: Diskussionen und theoretische Seminare über die Beurteilung, was uns an Russland gefällt, weniger gefällt oder missfällt, reichen nicht aus. Es muss Ziel sein, mobilisierend die Massenstimmung aufzugreifen und in eine anti-imperialistische Zielrichtung zu führen. Wir leisten uns den Luxus, zwischen 'alter ' und 'neuer ' Friedensbewegung zu unterscheiden, statt uns zu bemühen, sie auf anti-imperialistischer Grundlage und Orientierung gemeinsam nach vorne zu bewegen.“ (Applaus)

„Wir leisten uns den Luxus, darüber zu debattieren, ob denn Russland nunmehr ein imperialistisches Land sei oder nicht. Es werden Diskussionen über die Frage geführt, ob denn nun die USA oder Deutschland der Hauptfeind sei. Diese Debatte… dient alleine dazu, sich um die Frage der Solidarisierung mit Russland herumzudrücken... Eine Friedensbewegung, die im gleichen Abstand zu dem Aggressor Nato und den Angegriffenen verharrt, hat es nicht besser verdient als einflusslos zu bleiben.“ (Applaus)

„Nicht die Friedensbewegung, schon gar nicht die deutsche, sondern nur Russland kann die Faschisten in der Ukraine und überhaupt die Gefahr eines Dritten Weltkrieges stoppen. An dieser Stelle sagen wir, um es sinnfällig, augenfällig, schockierend klar zu machen: das beste Gegengift gegen die Russophobie ist, entsprechend dagegen zu halten. Die aktuelle Anti-Putin-Hysterie reiht sich ein in die rassistischen Kampagnen gegen die 'slawischen Untermenschen ' von früher und den Anti-Sowjetismus der Kalten-Kriegszeit. Deshalb sagen wir: das wirkungsvollste Gegengift dagegen ist die Forderung nach Solidarität und Freundschaft mit Russland.“ (Applaus) (PK)

Online-Flyer Nr. 481  vom 22.10.2014



Startseite           nach oben