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Literatur
Chrizz B. Reuer: "Kurt Cobains kratzige Strickjacke. Rock-Pop-Storys"
Buch eines Kölner Kultautors
Von Christian Barley
"Wo war ich eigentlich, als Kurt Cobain starb?" fragt man sich unwillkürlich beim Lesen der "Rock-Pop-Storys". Mit gewohnt trockenem Humor ("Was für einen Platz in dieser Bude diese ganze CD-Sammlung wegnimmt....ich hatte mich zugebaut! Sollte ich mal ausmisten?") gelingt es dem Autor, Elemente seiner Biographie mit einer launigen Betrachtung der Musikszene verschiedener Epochen zu verbinden. Beeindruckend dabei ist sein fundiertes Hintergrund-Wissen. Das Faszinierende dabei ist, dass man als Leser nicht einmal besonders Musik-begeistert sein muss, um das zu mögen.
Online-Flyer Nr. 500 vom 04.03.2015
Chrizz B. Reuer: "Kurt Cobains kratzige Strickjacke. Rock-Pop-Storys"
Buch eines Kölner Kultautors
Von Christian Barley
"Wo war ich eigentlich, als Kurt Cobain starb?" fragt man sich unwillkürlich beim Lesen der "Rock-Pop-Storys". Mit gewohnt trockenem Humor ("Was für einen Platz in dieser Bude diese ganze CD-Sammlung wegnimmt....ich hatte mich zugebaut! Sollte ich mal ausmisten?") gelingt es dem Autor, Elemente seiner Biographie mit einer launigen Betrachtung der Musikszene verschiedener Epochen zu verbinden. Beeindruckend dabei ist sein fundiertes Hintergrund-Wissen. Das Faszinierende dabei ist, dass man als Leser nicht einmal besonders Musik-begeistert sein muss, um das zu mögen.
Der Kölner Kultautor Chrizz B. Reuer ist Jahrgang 1964 - wer aus dieser Generation erinnert sich nicht an die endlosen Diskussionen auf dem Schulhof, ob die Stones oder die Beatles die bessere Band wären? Der Autor hat da eine klare Meinung: er hält die Truppe um Mick Jagger für die "meist überschätzte Band der Welt" und outet sich außerdem noch als Anhänger von Yoko Ono.
Musik war eine sehr ernste und kostspielige Angelegenheit in dieser Zeit. Und erforderte auch für den jugendlichen Zuhörer hohes handwerkliches Können, wenn man mit dem Cassetten-Recorder Sonntags nachmittags per Luft-Mikrofon Aufnahmen aus dem Mono-Radio gespeichert wurden. Während im Garten Vater seinen Opel-Rekord putzte.
Man fragte sich als Teenager, ob alle Popstars in einer großen Wohngemeinschaft residierten, wenn man als "Autogrammadresse" im Fernsehen stets die gleiche Hausnummer am Hamburger Rothenbaum erkannte - es war die der Produktionsfirma. Das "Überspielen" neu erworbener Singles oder LPs auf Kassette galt als besonderer Freundschaftsbeweis. Und man klebte die Artikel aus der "Bravo" auf das Cover der LP.
Besonders eindrucksvoll gelingt Chrizz B. Reuer der Spagat zwischen einer ernsthaften und angemessenen Betrachtung von Musik und Künstlern und seiner subjektiven, teils etwas polemischen Beschreibung. Man bemerkt beim Lesen deutlich, dass der Autor studierter Medienwissenschaftler ist. Und hat gleichzeitig das Gefühl, man wäre gröhlend auf dem ersten Festival in Wacken gestanden - tief im Schlamm und einen Plastik-Becher Bier in der Hand. Dabei verfällt Reuer nie in einen weinerlichen "früher-war-alles besser"-Modus.
Ein wenig stellt sich dieses Gefühl beim Leser von selber ein. In Zeiten der Talent-Shows und "Superstars" kennen selbst Musikbegeisterte nach kurzer Zeit kaum noch Namen oder Titel - geschweige denn, dass man sich Gedanken um die gesellschaftliche Relevanz der Texte machen würde. Der Autor bringt es eindrucksvoll auf den Punkt: "Die Ideale seiner Jugend verrät man nie!" (PK)
Das neue Buch des Kölner Kultautors Chrizz B. Reuer:
"Kurt Cobains kratzige Strickjacke. Rock-Pop-Storys"
Verlag edition oberkassel, ISBN 978-3943121-643
Online-Flyer Nr. 500 vom 04.03.2015