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Glossen
Nächste NATO-Mission: Transnistrien
Von der Leyen-Kinder an die Front!
Von Ulrich Gellermann

Diesem Anspruch stellen wir uns, sagte der Henker zum Opfer und schlug ihm den Kopf ab. Diesem Anspruch sollten wir uns wirklich stellen, erklärte der Richter und schickt den Deliquenten für immer ins Gefängnis. Und jetzt die von der Leyen auf dem 60. NATO-Geburtstag: "Diesem Anspruch stellen wir uns". Wir? Quatsch: Die Steuerzahler sollen sich dem Anspruch der Ministerin auf ein paar Milliarden mehr für neue Waffen stellen. Und dann fährt sie anspruchsvoll fort: "Sicherheit braucht Investitionen." Das ist ein Wort. Die Frau hat sieben Kinder. Davon sind fünf im wehrfähigen Alter: David (26), Sophie (24), Donata (21), Victoria (19), und Johanna (19). Das wäre doch ein prima Futter für jene Kanonen, die von der Ministerin zur Anschaffung angemahnt werden: Wann und wo investiert sie ihre Brut in die Kriege, die sie zur Sicherheit vorbereitet?

Von der Leyen – Mutti von sieben Kindern
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Also los, David von der Leyen: Ab nach Moldawien. Dort muss sich doch in der Deutschen Botschaft ein Plätzchen als Militärattaché für den Leyen-Sohn finden. Denn in Moldawien wird sich die von der Leyen-Family wahrscheinlich demnächst "dem Anspruch stellen" müssen: Krieg droht in dieser Gegend. In der ehemaligen Sowjetrepublik hat man ein Ukraine-Problem: In einem Teil Moldawiens spricht man lieber Russisch als das von der Zentralregierung verordnete Rumänisch. Dieser Teil, unter dem Namen "Transnistrien" bekannt, trennte sich deshalb 1990 von der Zentralregierung in Chișinău, machte sich selbstständig, handelte sich dafür einen Krieg mit über 1.500 Toten ein und stellte sich unter den Schutz Russlands.
 
Hätten die deutsche Politik und die ihr angeschlossenen Medien ein Erinnerungsvermögen, dann wüsste man, dass sich Anfang der 90er Jahre viele ehemalige Sowjetrepubliken zu selbstständigen Staaten ausriefen. Sprachen (in Moldawien spricht man deren vier), Geschichte und Kultur spielten keine Rolle. Ein Rolle spielte nur der Machthunger der örtlichen Eliten und die Machtgier der westlichen Wertegemeinschaft. Schon 1998 trat für Moldawien ein Partnerschafts- und Kooperationsabkommen mit der Europäischen Union in Kraft. Die USA sicherten dem Land schnell eine ordentliche 262 Millionen-Dollar-Hilfe zu. Seit 1994 ist Moldawien Partner der NATO. Und wie immer, wenn man eine Aggression vorbereiten möchte, findet man andere, die Schuld daran tragen sollen: Der Nato-Oberbefehlshaber Philipp Breedlove hat schon mal vorsorglich vor einer "russischen Aggression" in dieser Gegend gefaselt.
 
Stramm auf EU- und USA-Kurs assistiert Kiew bei der Verschärfung der Lage: Seit Anfang Juni weigert sich die Ukraine die Versorgung der russischen Truppen in Transnistrien durchzulassen. Darüber gab es ein Abkommen zwischen der Ukraine und Russland. Immerhin hatten die Russen für das Ende des Krieges in Moldawien gesorgt, ihre Truppen zwischen die Kriegsparteien gestellt und so den Frieden bis heute gesichert. Wer den alten Konflikt wieder neu entfachen will, der wird genau das tun, was Kiew gerade tut: Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sieht in der russischen Truppenpräsenz an der Südwestflanke seines Landes "eine Bedrohung". Er kündigt an, er werde "die Interessen ukrainischer Bürger überall verteidigen, auch in Transnistrien".
 
So meldet die Ukraine – ein ziemlich kaputtes Land dessen eigener Bürgerkrieg jeden Tag weiter Leben und wirtschaftliche Substanz zerstört – Ansprüche auf ein fremdes Gebiet an. Weil tatsächlich die ethnischen Ukrainer mit einem Anteil von 28,9 % die drittgrößte Volksgruppe in Transnistrien stellen. Wie Frau von der Leyen stellt sich also auch der ukrainische Präsident seinem Anspruch auf einen weiteren Krieg. Ein Krieg, dem die Bundesverteidigungsministerin mit der Erhöhung des deutschen Wehr-Etats zumindest Flankenschutz gibt: "Für die Zukunft kann das Zwei-Prozent-Ziel nicht das Maß aller Dinge sein" sagt die von der Leyen und meint das Zwei-Prozent-Ziel des Rüstungshaushalts gemessen am deutschen Bruttoinlandsprodukt. Und der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der deutschen Rüstungsindustrie, Georg Wilhelm Adamowitsch, kommentiert das hoffnungsfroh: "Für die unternehmerische Planung ist dies sehr wichtig". Für den ist das Maß aller Dinge der Profit aus Krieg und Kriegsvorbereitung. Wie schön für ihn, dass sich die Bundesregierung diesem Maß gern anschließt.
 
Wie die "Schlafwandler" seien die europäischen Mächte in den ersten Weltkrieg gezogen, konstatiert ein Zweig der Historiker. Einen schlechten Traum kann man die NATO-Vorbereitung auf einen neuen Krieg in Europa nicht nennen. Dazu ist das Szenario zu realistisch. Allerdings kann einem schlecht dabei werden, wie sklavisch der amerikanische Traum unbedingter Weltherrschaft zum gleichfalls unbedingten Bestandteil deutscher Politik wird. Um wenigstens den Preis zu erhöhen, den die Berliner Traum-Schaffner im Ernstfall auch persönlich zahlen müssen, sollten deren Kinder auf die NATO-Missions-Hauptstädte verteilt werden: David von der Leyen nach Chișinău, Sophie von der Leyen nach Kiew, Donata von der Leyen nach Tallin, Victoria von der Leyen nach Warschau und Johanna von der Leyen nach Vilnus. Und die Mutter sollte unbedingt die permanenten NATO-Manöver rund um Riga inspizieren. Dort, wo der alljährliche Marsch der Veteranen der lettischen Waffen-SS und ihrer Anhänger durch das Rigaer Zentrum uns einen Vorgeschmack auf das neue Europa vermittelt. (PK)
 
Diese Glosse haben wir mit Dank von Uli Gellermanns Blog http://www.rationalgalerie.de/home/von-der-leyen-kinder-an-die-front.html übernommen.
 


Online-Flyer Nr. 518  vom 08.07.2015



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