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Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

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Inland
Generalbundesanwalt Range musste nach zahlreichen Protesten nachgeben
Demokratiewidrige Attacken auf die Pressefreiheit
Von Rolf Gössner

Zweierlei Maß: Generalbundesanwalt Harald Range ermittelt gegen Journalisten wegen „Landesverrats“ - während er Ermittlungen gegen Bundesregierung und Geheimdienste wegen Massenüberwachung der Bevölkerung systematisch verschleppte.


Der Generalbundesanwalt noch vor seiner Versetzung in den Ruhestand
NRhZ-Archiv

Die Internationale Liga für Menschenrechte verurteilt die Strafanzeigen des Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz und die nun bekannt gewordene Einleitung von Ermittlungen durch den Generalbundesanwalt als demokratiewidrige Attacken auf Pressefreiheit und Bürgerrechte. Das gegen Journalisten des Internet-Blogs "Netzpolitik.org" gerichtete Verfahren dient keinesfalls der Aufklärung möglicher Straftaten, sondern ist dazu geeignet, die so notwendige und überaus wichtige publizistische Aufklärungsarbeit über geheimdienstliche Praktiken und Grundrechtsverstöße zu erschweren sowie Whistleblower, Journalisten und Presseorgane einzuschüchtern. Dies gilt auch, solange das Verfahren lediglich ruht. Dieses Ermittlungsverfahren gefährdet den investigativ-aufklärerischen Journalismus, der für eine demokratische und freiheitliche Gesellschaft unabdingbar ist. Auch wenn sich Bundesregierung und Geheimdienste alle Mühe geben, die Wahrheit über die massive bundesdeutsche Verstrickung in den NSA-Skandal zu unterdrücken - diese Drohung mit dem politischen Strafrecht dürfte den Akteuren noch gewaltig auf die Füße fallen.
 
Die Internationale Liga für Menschenrechte verurteilt in diesem Zusammenhang die Politik des zweierlei Maßes, die hier zum Ausdruck kommt. Denn derselbe Generalbundesanwalt, der nun so forsch gegen Journalisten vorgeht, verschleppt seit Anfang letzten Jahres die Ermittlungen gegen Bundesregierung und Geheimdienste, die für die anlasslose Massenüberwachung der gesamten Bevölkerung mitverantwortlich sind und endlich zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Die Liga hatte nach den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters und Whistleblowers Edward Snowden bereits im Februar 2014 zusammen mit ChaosComputerClub und Digitalcourage Strafanzeige in dieser Angelegenheit erstattet.
 
Wir werten die Verschleppung der Ermittlungen und die Verweigerung von Rechtsschutz als politisch motiviert und als skandalöse Kapitulation des Rechtsstaates vor staatlichem Unrecht. Nach Auffassung der Liga und der Anzeigeerstatter lässt das zweierlei Maß, das hier zum Ausdruck kommt, an der Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz zweifeln.
 
Unsere Strafanzeige richtete sich gegen Geheimdienstverantwortliche sowie gegen die Bundesregierung wegen massiver Verstrickung bundesdeutscher Geheimdienste in das globale Massenüberwachungssystem, wegen millionenfacher Verletzung des Menschenrechts auf Privatsphäre und wegen sträflich unterlassener Abwehr- und Schutzmaßnahmen zugunsten der Bevölkerung. Der Anzeige haben sich in der Folgezeit sechs weitere Vereinigungen und fast 2.000 Einzelpersonen angeschlossen.
 
Die Internationale Liga für Menschenrechte fordert den Generalbundesanwalt auf, das offensichtlich politisch motivierte Ermittlungsverfahren gegen die Betreiber von „Netzpolitik.org“ wegen Landesverrats unverzüglich und vollständig einzustellen und endlich die Strafermittlungen gegen Bundesregierung und Geheimdienst-Verantwortliche wegen der jahrelangen anlasslosen Massenüberwachung der Bevölkerung offiziell einzuleiten – und zwar ohne Ansehen von Person und Amt und ohne Rücksicht auf (außen-)politische Interessen.


Rolf Gössner - Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte - hat diesen Artikel vor der Versetzung Ranges in den Ruhestand geshrieben 
Foto: Heide SchneiderSonnemann

Hintergrund:

Die Strafanzeige gegen Geheimdienstverantwortliche und Bundesregierung wegen geheimdienstlicher Massenausforschung erstatteten im Februar 2014:
 
- die Internationale Liga für Menschenrechte 
und ihr Vizepräsident Rechtsanwalt Dr. Rolf Gössner
http://ilmr.de/wp-content/uploads/2014/02/Strafanzeige-NSA.3.2.14.pdf (Doku)
 
- der Chaos Computer Club e.V., Hamburg,
und seine Sprecherin Dr. Constanze Kurz
http://www.ccc.de/de/updates/2014/complaint
 
- der Datenschutzverein digitalcourage e.V. (Bielefeld)
und dessen Vorstands­mitglieder Rena Tangens und padeluun.
https://digitalcourage.de/blog/2014/strafanzeige-gegen-die-bundesregierung
 
Die Strafanzeige richtet sich gegen:
 
1) US-amerikanische, britische und deutsche Geheimdienstagenten und ihre Vorgesetzten,
2) den Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler,
3) den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutzes (BfV), Dr. Hans-Georg Maaßen,
4) den Präsidenten des Militärischen Abschirmdienstes (MAD), Ulrich Birkenheier,
5) die Leiter der Landesämter für Verfassungsschutz,
6) den Bundesminister des Inneren, Herrn Dr. Thomas de Maiziére,
7) die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und die übrigen Mitglieder der Bundesregierung,
8) sowie die Amtsvorgänger der Verdächtigen zu 2) bis 7)

wegen

verbotener geheimdienstlichen Agententätigkeit sowie Beihilfe hierzu, § 99 Strafgesetzbuch (StGB),
Verletzungen des persönlichen Lebens- und Geheimbereichs, §§ 201 ff StGB,
Strafvereitelung im Amt u. a., § 258 StGB, sowie weiterer in Betracht kommender Delikte.
 
Dokumentation der Strafanzeige:
 
SPIONAGE ADÉ. Massenüberwachung und globale Datenspionage:
 
Wir erstatten Strafanzeige gegen Bundesregierung und Geheimdienste.
Mit einer Analyse von Rolf Gössner: „Informationskrieg der Geheimdienste“. 
(Verlag Art d’Ameublement, Bielefeld; ISBN 978-3-934636-14-9; 150 Seiten, 8 €).
 
Bezug der Broschüre „Spionage adé“ per Online-Bestellung:
https://shop.digitalcourage.de/broschuere-spionage-ade.html
(PK)

Internationale Liga für Menschenrechte e.V. im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Amtsgericht Charlottenburg, Registernummer VR 2904 B
Fanny-Michaela Reisin (Präsidentin), Rolf Gössner (Vize-Präsident), Arni Mehnert (Vize-Präsidentin)
Tel. +49 30 396 21 22 | Fax +49 30 396 21 47 | vorstand@ilmr.de | www.ilmr.de
Bank für Sozialwirtschaft, Konto: IBAN 20100205000003317100, BIC BFSWDE33BER
 


 
 

 
 
 


Online-Flyer Nr. 522  vom 05.08.2015



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