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Literatur
„Die Tragödie der Ukraine. Ein geopolitisches Tagebuch“ - von Nikolai Starikow
Felsen in der Globalisierungs-Brandung
Buchtipp von Harry Popow

Es ist tatsächlich eine Tragödie. Da jagt hinsichtlich des Krieges in Syrien und neuerlicher Meldungen von Gefechten in der Ost-Ukraine eine Schreckensmeldung die andere, und schon fragt sich der besorgte Bürger, wem man in dieser Schlacht um Lügen und Verleumdungen nun denn glauben sollte. Wie bitter notwendig ist es da, wenn der politisch interessierte Leser oder Hörer in Zeiten des neuerlichen Kalten Krieges, von dem Medwedew auf der Münchener Sicherheitskonferenz kürzlich sprach, sich politisch zurecht zu finden, dem Lügenberg im globalen Klassenkampf zu widerstehen.

Müde machen gilt nicht. Davor haben bereits die Autoren Wolfgang Bittner, Brigitte Queck oder auch Peter Strutynski (Hrsg.) mit ihren Sachbüchern zur Ukraine-Krise gewarnt. In diesem Zusammenhang schrieb ein User, es sei ein Glück für die Menschheit, dass Putin „mit äußerster Besonnenheit“ handelt. Und, fügt er hinzu, das von den Westmächten bedrohte Russland braucht in unserem eigenen Interesse die Unterstützung jedes Menschen, der nicht in einem Atomkrieg untergehen will.

Erfreulicherweise ist nun ein neues Buch über den Ukraine-Konflikt mit dem Titel „Die Tragödie der Ukraine. Ein geopolitisches Tagebuch“ veröffentlicht worden. Geschrieben hat es ein Russe: Nikolai Starikow. Er ist politischer Schriftsteller, Politiker und kommerzieller Direktor der Sankt Petersburger Abteilung des staatlichen Russischen Fernsehsenders „Perwy Kanal“. Er schrieb 13 Bücher zu historischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geopolitischen Themen.

Verschuldet durch die USA und deren Lakaien in der EU

Desto interessanter ist das, was er auf den 200 Seiten zu sagen hat und wie er es sagt. Neben seinen zahlreichen Texten, Tagebuchaufzeichnungen, Artikeln, Reden und Interviews, bei denen er geradezu minutiös die Ereignisse auf dem Maidan und die Folgen aufzeichnet, fällt sein Weitblick auf, mit dem er nicht nur die lokalen Ereignisse, verschuldet durch die USA und deren Lakaien in der EU, sondern auch Beispiele aus der Geschichte als Vergleiche sowie die erfolgreiche Politik Putins in den Zeugenstand ruft.

Es sind insgesamt sechs Kapitel mit 49 Tagebuchaufzeichnungen, die dem Leser ermöglichen, die Hintergründe des Euromaidans, den Umsturz Made in USA, die aggressive Politik der USA sowie die Politik Putins noch besser zu verstehen. Hervorzuheben sind unbedingt nicht nur die Einbindung des Geschehens in die Geopolitik, die der Autor als einen „Kampf der Großmächte um Ressourcen“ als ein kolossales Schachspiel bezeichnet, in dem die Schachzüge mit Armeen, Parteien und Währungskursen vollzogen werden, bei dem Menschenleben noch nie geachtet wurden. (S. 11) Und was wollen die USA in der Ukraine? Sie interessieren sich für die „Krim und die Flottenbasis, die Gas-Pipeline und die Industriegebiete des ukrainischen Südostens“. Diese „drei Preise“ seien der Grund, weshalb der Westen in der Ukraine einen Umsturz finanziert. Ohne diese „Preise“ sei die Ukraine für den Westen uninteressant, so der Schriftsteller Starikow. (S. 86) Auf der Spur der Aggressivität des USA-Imperialismus bleibend, widmet sich der Autor auf mehreren Seiten dem Terrorismus, ausgehend vom 11.09. 2001, als die USA den weltweiten Kampf gegen „Terroristen“ beschworen und u.a. den Irak überfallen hat, der Geburtsstunde des IS.

Auf die Außenpolitik Russlands eingehend, sagt er, mit dem Ukraine-Konflikt habe „sich alles über Nacht geändert. Russland ist erstmals zur Offensive übergegangen. Anstelle von Handlungen, die darauf abzielen, die `Wegnahme´ der Souveränität unserer Nachbarn durch EU und USA zu blockieren, ist der Kreml weiter gegangen.“ Dabei erinnert er an den Knebelvertrag über die Assoziierung mit der EU, den der Präsident Wiktor Janukowitsch zur Verwunderung der „Partner“ im Westen nicht unterschrieben hat. Der Grund war naheliegend: Der Gaspreis für die Ukraine wurde gesenkt. Natürlich sei dadurch ein Teil des Umsatzes verloren gegangen, so der Autor. Aber die Aufgabe von Gazprom sei es, den Interessen Russlands zu folgen. Und die sehen so aus: „Es soll verhindert werden, dass die Ukraine in politischer, wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht in die Hände der EU und der NATO fällt.“ Für besonders hartnäckige Liberale: Die Hauptsache sei die Flugzeit von Raketen, von Charkow aus gestartet, könnte sich das Abschießen zeitlich schwierig gestalten, meint Nikolai Starikow. (S. 15/16)

Russland verteidigt in der Ukraine das internationale Recht

Liegt da nicht die Frage nahe, was Russland verteidigt? Der Autor beantwortet sie so: „Russland verteidigt in der Ukraine das internationale Recht. Das mag überraschend klingen, aber Russland ist heute das einzige Land, das konsequent für das Völkerrecht einsteht, welches nach dem Zweiten Weltkrieg begründet wurde. Und zwar mit der Unterstützung Chinas.“ (S. 73)

Dem Autor gelingt aus eigener Anschauung und Überzeugung das, was westlichen Eliten und ihren Lügenpropagandisten samt den „Qualitätsmedien“ nicht in die Wiege gelegt worden ist: Die Hingabe an sein Vaterland, die Liebe zu den Menschen, ja, zum Sinn des Lebens. Hocherfreut stellt er deshalb fest, dass Russland nach der Niederlage des Sozialismus (er schiebt die alleinige Schuld vor allem Gorbatschow zu, leider ohne weiter in die Tiefe zu gehen, H.P.) und nach dem Vorrücken der NATO weiter nach Osten seit geraumer Zeit in die Offensive gegangen ist. (Was auch vom Einsatz des russischen Militärs zur Bekämpfung des IS und zur Beendigung des Syrienkonfliktes abzulesen ist. H.P.) Er schreibt auf Seite 179 von der Notwendigkeit, „der Lüge und der antirussischen Propaganda den eigenen Standpunkt entgegenzusetzen“. Es gehe um die Frage des Überlebens Russlands als Supermacht. Bekannt sei, das die heutige Welt von einer „Welle der Globalisierung“ nur deshalb nicht überflutet wird, weil sich zwei Zivilisationen, die sich vom Westen unterscheiden, dem wie Felsen entgegenstellen: Die Russische Welt und China. Nikolai Starikow erinnert auf Seite 200 daran, dass Russland, die damalige Sowjetunion, bereits 1945 für die Welt gerade gestanden hat. Russland rettete die Welt auch 1812. Heute stünde Russland wieder für die Welt gerade.

Zur Lösung der Ukraine-Tragödie plädiert der russische Publizist für die Föderalisierung der Ukraine, denn „nur die Klärung aller Fragen, die die gesamte Bevölkerung beunruhigen, kann zur Lösung der Probleme beitragen“. (S. 122)

Das Buch von Nikolai Starikow ist eine gute Ergänzung zu anderen Sachbüchern, was den Ukraine-Konflikt betrifft. Warum? Weil der Autor eine ganz besondere Sicht hat auf die geopolitische Konfrontation zwischen den USA und Russland, auf die Geschichte Russlands und auf die Lösung dieser Tragödie, wobei die Ukraine „lediglich den Schauplatz“ darstellt. (S. 71) Im Vorwort wird angemerkt, dass in den Texten des Autors vieles ungewohnt und überraschend, sogar Anstoß erregend sein kann, aber dem Erkenntnisgewinn durchaus nicht im Wege steht. Eben abweichend von gewohnten Erklärungsmustern. Insofern sei die Lektüre politisch aufmerksamen und neugierigen Lesern empfohlen, die so eine Bereicherung ihrer persönlichen Ansichten erfahren dürften.

Wahnhafte Hirne der anglozionistischen Herrscher

Zum Thema passend hier ein Zitat aus Linke Zeitung (online) vom 16.02.2016: „Das Problem für die USA ist, dass sie keine gute Option haben, ihr vorrangiges Ziel in Syrien zu erreichen: „Russland davon abzuhalten, zu siegen“. In den wahnhaften Hirnen der anglozionistischen Herrscher ist Russland nur eine „Regionalmacht“, der es nicht erlaubt werden kann, der „unverzichtbaren Nation“ zu trotzen. Und dennoch tut Russland genau das, sowohl in Syrien als auch in der Ukraine, und Obamas gesamte Russland-Politik liegt in Trümmern.“ (vineyardsaker.de)




Nikolai Starikow: „Die Tragödie der Ukraine. Ein geopolitisches Tagebuch“, Taschenbuch: 200 Seiten, Verlag: Zentrale Friedenspolitik; Auflage: 1500 (17. Oktober 2015), Sprache: Deutsch, Übersetzung vom Russischen ins Deutsche: Georg Farafonow, ISBN-10: 3000510761, ISBN-13: 978-300051076


Erstveröffentlichung der Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung

Weitere Texte des Rezensenten: http://cleo-schreiber.blogspot.com

Harry Popow: „WETTERLEUCHTEN - Platons erzürnte Erben haben das Wort“. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe – ein Zeitdokument“, Verlag: epubli GmbH, Auflage: 1 (18. Dezember 2015), Berlin, 392 Seiten, www.epubli.de , ISBN-10: 3737580650, ISBN-13: 978-3-7375-8065-6, Preis: 21.99 Euro

Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3


Online-Flyer Nr. 550  vom 24.02.2016



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