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Methan - Das unterschätzte Treibhausgas
Kühe rülpsen Globus warm
Von Harald Schauff
Kohlendioxid ist in aller Munde, nicht nur beim Ausatmen. Das Gas gilt als Hauptursache des Treibhauseffektes. In seinem Schatten verbirgt sich jedoch ein weit größerer Klimakiller: Methan. Es wirkt 25 mal so stark wie Kohlendioxid. Während die Kohlendioxid-Emissionen in den vergangenen drei Jahrzehnten konstant blieben, ging die Kurve beim Methan-Ausstoß zuletzt steil nach oben. Die Forscher stehen vor einem Rätsel. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts waren die Methan-Emissionen zumeist konstant. Das Schließen von Pipeline-Lecks seit den 90ern und die Reglementierung der Viehhaltung hatten sich positiv auf die Bilanz ausgewirkt.
Ab 2007 stiegen die Emissionen wieder an. Studien zufolge machten sie 2014 und 2015 sogar einen richtigen Sprung. Inzwischen steigen sie so schnell wie seit 20 Jahren nicht mehr. Niemand kann diesen Anstieg erklären. CO2 lässt sich punktgenau auf bestimmte Quellen wie Kraftwerke oder Fahrzeuge zurückführen. Methan entweicht dagegen aus vielen undefinierten und diffusen Flächenquellen. Dazu gehören Feuchtgebiete in den Tropen oder in Sibirien. An einzelnen Stellen bzw. Punkten setzten sie kaum Methan frei, jedoch kommt großflächig betrachtet eine gehörige Menge zusammen. Der Mensch hilft kräftig nach durch Verbrennung fossiler Rohstoffe, Viehzucht, Reisanbau und Mülldeponien. Da sich einige Quellen überschneiden, ist es schwierig, die Stärke jeder einzelnen zu bestimmen.
Für einen Großteil des direkten menschengemachten Methan-Ausstoßes sorgen Land- und Energiewirtschaft. Allerdings droht indirekt auch Ungemach von natürlichen Faktoren: Durch die Erderwärmung könnten die Permafrostböden Sibiriens und Kanadas auftauen und den Klimawandel zusätzlich verstärken. Bei der nicht einfachen Suche nach den Ursachen für den Anstieg des Methan-Ausstoßes gerät die Landwirtschaft in den Fokus: Neue Reisfelder und Weideflächen für Kühe stehen auf der Verdachtsliste ganz oben. Schätzungsweise die Hälfte des beobachteten Anstiegs geht auf die Landwirtschaft zurück, rund ein Drittel auf die Öl- und Gasindustrie.
In der Atmosphäre besitzt Methan eine Lebenszeit von 10 Jahren, viel kürzer als die von Kohlendioxid. Somit empfiehlt sich, im Kampf gegen den Klimawandel beim Methan anzusetzen, angefangen mit der Landwirtschaft, insbesondere der Viehhaltung. Das Rindvieh gibt, kein Witz, sehr viel Methan durch Rülpsen ab. Zusätze im Kraftfutter sollen die Anzahl der Bäuerchen verringern. Außerdem sollen die Kühe mit weniger Antibiotika behandelt werden. Dies soll die Anzahl der methanbildenden Mikroben im Rinderdarm reduzieren.
Eines raten Umweltexperten in jedem Fall: Weniger Fleisch essen. Wichtig wäre auch, den Methan-Ausstoß der fossilen Industrie herunter zu fahren. Damit ließen sich gleichzeitig die CO2-Emissionen vermindern. Zwei Brände würden mit einem Schlauch gelöscht. Es gibt also doppelt Anlass, möglichst schnell aus der fossilen Energieversorgung auszusteigen.
Harald Schauff ist Redakteur der Kölner Obdachlosen- und Straßenzeitung "Querkopf". Sein Artikel ist im "Querkopf", Ausgabe Februar 20176, erschienen.
Online-Flyer Nr. 599 vom 08.02.2017
Methan - Das unterschätzte Treibhausgas
Kühe rülpsen Globus warm
Von Harald Schauff
Kohlendioxid ist in aller Munde, nicht nur beim Ausatmen. Das Gas gilt als Hauptursache des Treibhauseffektes. In seinem Schatten verbirgt sich jedoch ein weit größerer Klimakiller: Methan. Es wirkt 25 mal so stark wie Kohlendioxid. Während die Kohlendioxid-Emissionen in den vergangenen drei Jahrzehnten konstant blieben, ging die Kurve beim Methan-Ausstoß zuletzt steil nach oben. Die Forscher stehen vor einem Rätsel. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts waren die Methan-Emissionen zumeist konstant. Das Schließen von Pipeline-Lecks seit den 90ern und die Reglementierung der Viehhaltung hatten sich positiv auf die Bilanz ausgewirkt.
Ab 2007 stiegen die Emissionen wieder an. Studien zufolge machten sie 2014 und 2015 sogar einen richtigen Sprung. Inzwischen steigen sie so schnell wie seit 20 Jahren nicht mehr. Niemand kann diesen Anstieg erklären. CO2 lässt sich punktgenau auf bestimmte Quellen wie Kraftwerke oder Fahrzeuge zurückführen. Methan entweicht dagegen aus vielen undefinierten und diffusen Flächenquellen. Dazu gehören Feuchtgebiete in den Tropen oder in Sibirien. An einzelnen Stellen bzw. Punkten setzten sie kaum Methan frei, jedoch kommt großflächig betrachtet eine gehörige Menge zusammen. Der Mensch hilft kräftig nach durch Verbrennung fossiler Rohstoffe, Viehzucht, Reisanbau und Mülldeponien. Da sich einige Quellen überschneiden, ist es schwierig, die Stärke jeder einzelnen zu bestimmen.
Für einen Großteil des direkten menschengemachten Methan-Ausstoßes sorgen Land- und Energiewirtschaft. Allerdings droht indirekt auch Ungemach von natürlichen Faktoren: Durch die Erderwärmung könnten die Permafrostböden Sibiriens und Kanadas auftauen und den Klimawandel zusätzlich verstärken. Bei der nicht einfachen Suche nach den Ursachen für den Anstieg des Methan-Ausstoßes gerät die Landwirtschaft in den Fokus: Neue Reisfelder und Weideflächen für Kühe stehen auf der Verdachtsliste ganz oben. Schätzungsweise die Hälfte des beobachteten Anstiegs geht auf die Landwirtschaft zurück, rund ein Drittel auf die Öl- und Gasindustrie.
In der Atmosphäre besitzt Methan eine Lebenszeit von 10 Jahren, viel kürzer als die von Kohlendioxid. Somit empfiehlt sich, im Kampf gegen den Klimawandel beim Methan anzusetzen, angefangen mit der Landwirtschaft, insbesondere der Viehhaltung. Das Rindvieh gibt, kein Witz, sehr viel Methan durch Rülpsen ab. Zusätze im Kraftfutter sollen die Anzahl der Bäuerchen verringern. Außerdem sollen die Kühe mit weniger Antibiotika behandelt werden. Dies soll die Anzahl der methanbildenden Mikroben im Rinderdarm reduzieren.
Eines raten Umweltexperten in jedem Fall: Weniger Fleisch essen. Wichtig wäre auch, den Methan-Ausstoß der fossilen Industrie herunter zu fahren. Damit ließen sich gleichzeitig die CO2-Emissionen vermindern. Zwei Brände würden mit einem Schlauch gelöscht. Es gibt also doppelt Anlass, möglichst schnell aus der fossilen Energieversorgung auszusteigen.
Harald Schauff ist Redakteur der Kölner Obdachlosen- und Straßenzeitung "Querkopf". Sein Artikel ist im "Querkopf", Ausgabe Februar 20176, erschienen.
Online-Flyer Nr. 599 vom 08.02.2017