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Aktueller Online-Flyer vom 22. November 2024  

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Ernesto Cardenal auf Lesereise durch Deutschland
Die Liebe zu Gott brachte mich zur Revolution
Von Arbeiterfotografie

„Du hast sie beieinander gelassen: Religion, Politik und Liebe, Deine Liebeslieder sind politisch, Deine Psalmen erotisch, Deine Bejahung, Deine Feier des Lebens ist umfassend“, hat die Theologin Dorothee Sölle, die in Köln das "politische Nachtgebet" ins Leben gerufen hat, über Ernesto Cardenal gesagt. „Die Liebe zu den Mädchen brachte mich zur Liebe zu Gott, und die Liebe zu Gott brachte mich zur Revolution“, hat Ernesto Cardenal selber geäußert. Vom 1. bis 12. März war der Revolutionär, Dichter und ehemalige Kulturminister von Nicaragua, Ernesto Cardenal, auf Lesereise durch Deutschland und die Schweiz. Sie begann in Bonn mit der Veranstaltung "Weltliteratur zu Gast bei der GIZ". Am 4. März 2017 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal – als Anerkennung für seinen Beitrag zur Weltliteratur und sein Engagement für den kulturellen Austausch zwischen Nicaragua und Deutschland.


"Weltliteratur zu Gast bei der GIZ – Ernesto Cardenal". Bonn, 1.3.2017, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)


Bonn, 1.3.2017, GIZ, mit Grupo Sal, http://www.grupo-sal.de/


Bonn, 1.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Und was die Reichtümer betrifft, gerechte oder ungerechte, die Güter, gut oder schlecht erworben: Aller Reichtum ist ungerecht. Jedes Gut schlecht erworben. Wenn nicht durch dich, so durch andere.“ (aus: "Die ungerechten Reichtümer")


Bonn, 1.3.2017, GIZ


Bonn, 1.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Dir, Claudia, gebe ich diese Verse, weil du ihre Herrin bist. Ich habe einfache Verse geschrieben, damit du sie verstehst.“ (aus: "Epigramme")


Bonn, 1.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Ein junger Mann fragt mich, ob mir Deutschland gefällt. Ich sage ja. Er antwortet: »Wir sind eine Kolonie der Vereinigten Staaten.« Und einer aus Hannover, Lockenkopf und zweigeteilter blonder Bart wie ein typisches Christusbild, erzählt, er habe den Wehrdienst verweigert. Und eine evangelische Kirchengemeinde schickt Spenden an die Guerilla in Angola.“ (aus: "Deutschlandreise 1973")


Bonn, 1.3.2017, GIZ


Bonn, 1.3.2017 – Lutz Kliche (Übersetzer der Werke von Ernesto Cardenal)


Bonn, 1.3.2017, GIZ


Bonn, 1.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Als ich dich verlor, haben wir beide verloren: ich, weil du die warst, die ich am meisten liebte, und du, weil ich es war, der dich am meisten liebte.“ (aus: "Epigramme")


Bonn, 1.3.2017, GIZ


Bonn, 1.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Wir kommen an einer Papierfabrik vorbei, der größten Deutschlands. Dann ein Wald von Schloten. Es ist alles Krupp was da die Luft verpestet. Aber an den Autobahnen gibt es keine Reklameschilder. Verschwommene Tannen im Nebel. An einer grauen Brücke in weißen Buchstaben die Parole: ES LEBE DAS KOMMUNISTISCHE DEUTSCHLAND“ (aus: "Deutschlandreise 1973")


Bonn, 1.3.2017, GIZ


Bonn, 1.3.2017 – Lutz Kliche


Bonn, 1.3.2017, GIZ


Bonn, 1.3.2017 – Ernesto Cardenal gibt Autogramme


Bonn, 1.3.2017 – Grupo Sal TRIO


Bonn, 1.3.2017 – Ernesto Cardenal gibt Autogramme


Bonn, 1.3.2017 – GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)


Wuppertal, 4.3.2017 – Verleihung der Ehrendoktorwürde an Ernesto Cardenal


Wuppertal, 4.3.2017 – Verleihung der Ehrendoktorwürde an Ernesto Cardenal


Wuppertal, 4.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Und wenn du auch die Liebe verachtest, die mir diese Zeilen diktierte, so werden andere von dieser Liebe träumen, für die sie nicht bestimmt war.“ (aus: "Epigramme")


Wuppertal, 4.3.2017 – Hörsaal der Bergischen Universität Wuppertal


Wuppertal, 4.3.2017 – Lutz Kliche und Ernesto Cardenal. Im Vordergrund Hermann Schulz, Schriftsteller und (nach Johannes Rau) zweiter Verlagsleiter des Peter Hammer Verlages, Wuppertal.


Wuppertal, 4.3.2017 – Instrumente des Grupo Sal TRIO
http://www.grupo-sal.de/


Wuppertal, 4.3.2017 – Prof. Dr. Ottmar Ette (Universität Potsdam) hält die Laudatio: „Im Archipel dieser klingenden Türme, die nicht die Zeichen einer babylonischen Sprachenverwirrung, sondern eines verdichteten Sprach- und Weltbewußtseins sind, ertönen noch einmal jene Worte, die Ernesto Cardenals Lyrik vielleicht am besten charakterisieren: Türme Gottes! Dichter! Himmlische Blitzableiter, die Ihr den schweren Stürmen widersteht, kargen Gebirgszügen gleich, schroffen Bergspitzen gleich, Wellenbrecher der Ewigkeiten!“


Wuppertal, 4.3.2017 – Lutz Kliche und Ernesto Cardenal


Wuppertal, 4.3.2017 – Prof. Dr. Ottmar Ette (Universität Potsdam) hält die Laudatio: „Ernesto Cardenals Schreiben steht in langen Traditionsreihen, die ihn zu dem großen Poeten, Revolutionär und Intellektuellen gemacht haben, als den wir ihn heute ehren. Längst ist Ernesto Cardenal zur Stimme seines Kontinents geworden, dessen Dichterinnen und Dichter Türme errichtet haben, welche die Türme von Wall Street und der Oligarchen des weitaus vergänglicheren Trump Tower nicht nur bei weitem überragen, sondern überleben werden.“


Wuppertal, 4.3.2017 – Prof. Andreas Meier (Neuere Deutsche Literaturgeschichte)


Wuppertal, 4.3.2017 – Prof. Dr. Matei Chihaia (Prodekan der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften)


Wuppertal, 4.3.2017 – Prof. Dr. Ottmar Ette (Universität Potsdam) – neben ihm Lutz Kliche und Ernesto Cardenal – hält die Laudatio: „Mit Ernesto Cardenal stoßen wir auf einen Dichter, der sich der Macht des Wortes und mehr noch des verdichteten Wortes höchst bewußt und zugleich in der Lage ist, das unerschrockene Wort des Poeten unorthodox gegen ein orthodoxes Papsttum ebenso zu erheben wie gegen jegliche Art von Unterdrückung und Tyrannei.“


Wuppertal, 4.3.2017 – Prof. Dr. Dr. h.c. Lambert T. Koch (Rektor der Bergischen Universität Wuppertal), Andreas Mucke (Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal), Hermann Schulz (Wuppertaler Schriftsteller und Verleger) und Prof. Dr. Matei Chihaia (Prodekan der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften)


Wuppertal, 4.3.2017 – Lutz Kliche


Wuppertal, 4.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Neben dem Bahnhof der filigrane Kölner Dom die Domglocken von Tauben umflattert. Innen im Halbdunkel, gregorianischer Gesang. Vom Turm aus: der Rhein mit seinen Brücken die Fabriken wie in Flammen. Auf dem Platz löst sich ein Mädchen aus einer Gruppe und läuft auf mich zu: »Sind Sie Ernesto Cardenal?«“ (aus: "Deutschlandreise 1973")


Wuppertal, 4.3.2017 – Andreas Mucke (Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal) und Prof. Dr. Dr. h.c. Lambert T. Koch (Rektor der Bergischen Universität Wuppertal)


Wuppertal, 4.3.2017 – Ernesto Cardenal: „Marx wählte freiwillig die Armut aus Liebe zu den Armen. Und litt Verfolgung. Engels genauso. »Ich hoffe, ihm im Himmel zu begegnen«, sagt der ältere der beiden in seinem Rollstuhl, eine Hand ist lahm. Und als ich vom Leben nach dem Tode sprach, an das ich glaube, verbarg seine Frau die Tränen.“ (aus: "Deutschlandreise 1973")


Wuppertal, 4.3.2017 – Prof. Dr. Matei Chihaia (Prodekan der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften)


Wuppertal, 4.3.2017 – Ernesto Cardenal bedankt sich mit einem Text über Wuppertal, der Stadt von Engels: „Und es gibt ein Gedicht von Engels geschrieben kurz vor seiner Konfirmation, in dem es heißt: »Christus, wie sehr ich dich liebe«. Doch dann sah er die Ausbeutung der Arbeiter und kehrte dem Christentum den Rücken.“ (aus: "Deutschlandreise 1973")


Wuppertal, 4.3.2017 – Ernesto Cardenal mit Urkunde


Wuppertal, 4.3.2017 – Ernesto Cardenal bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde mit Lutz Kliche (links neben ihm) Prof. Ottmar Ette (rechts neben ihm), Prof. Andreas Meier, Hermann Schulz, OB Andreas Mucke, Verlagsleiterin Monika Bilstein, Prof. Lambert T. Koch und Prof. Matei Chihaia (hinter ihm von links nach rechts)


Wuppertal, 4.3.2017


Wuppertal, 4.3.2017 – Bergische Universität


Die Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal würdigt Cardenals Beitrag zur Weltliteratur und sein Engagement für den kulturellen Austausch zwischen Nicaragua und Deutschland. Ernesto Cardenal dankte mit seinem Wuppertal-Text:
    In Wuppertal, der Stadt von Engels
    wünscht Dieter Rosenkranz, Millionär wie Engels
    und Besitzer von Textilfabriken in mehreren Ländern,
    den Sozialismus herbei. Er will seine Fabriken loswerden.
    Geld interessiert ihn nicht.
    Er holt linke Leute in seine Fabriken
    damit sie Kritik üben
    und ihm sagen, was er noch besser machen kann für die Arbeiter.
    Beim Abendessen in seiner Wohnung voller Gemälde
    erzählt er mir von seinem Besuch beim Dalai Lama.
    Meditation und Revolution
    das sind seine Interessen.

    Und als ich in einem Saal in Wuppertal sprach
    unterbrach mich schimpfend ein alter bärtiger
    Nazi (ein Irrer, erklärte man mir).
    Zwei Brüder, Nachkommen von Engels,
    achtzigjährig, evangelische Pfarrer
    und wichtige Theologen alle beide.

    Moselwein lieblich wie Limonade
    kalt und golden, Pfirsichkuchen.
    Hinter den Fenstern: die alten, steilen Dächer von Wuppertal
    im Herbstnachmittag, und der Park.
    Engels' Großvater, ein Kaufmann, ging Pleite
    zur Zeit Napoleons
    und zeigte seinen Arbeitern die Rechnungsbücher
    damit sie sähen, dass er sie nicht betrog.
    Einmal stahl ihm ein Arbeiter Kohlen,
    da brachte er ihm eine Karre Kohlen ins Haus.
    Friedrichs Vater hatte an die 50 Häuser.
    Und es gibt ein Gedicht von Engels
    geschrieben kurz vor seiner Konfirmation,
    in dem es heißt: »Christus, wie sehr ich dich liebe«.
    Doch dann sah er die Ausbeutung der Arbeiter
    und kehrte dem Christentum den Rücken.

    Marx wählte freiwillig die Armut
    aus Liebe zu den Armen. Und litt Verfolgung.
    Engels genauso.
    »Ich hoffe, ihm im Himmel zu begegnen«,
    sagt der ältere der beiden
    in seinem Rollstuhl, eine Hand ist lahm.
    Und als ich vom Leben nach dem Tode sprach,
    an das ich glaube,
    verbarg seine Frau
    die Tränen.

    (aus "Deutschlandreise 1973", veröffentlicht in deutsch in: Ernesto Cardenal, Aus Sternen geboren, Das Poetische Werk I, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2012)


Eine kleine Auswahl weiterer Texte von Ernesto Cardenal aus "Aus Sternen geboren", Das Poetische Werk I, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2012:

    Epigramm


    Dir, Claudia, gebe ich diese Verse, weil du ihre Herrin bist.
    Ich habe einfache Verse geschrieben, damit du sie verstehst.
    Nur für dich sind sie, doch wenn sie dich nicht interessieren,
    werden sie eines Tages vielleicht in ganz Spanischamerika verbreitet ...
    Und wenn du auch die Liebe verachtest, die mir diese Zeilen diktierte,
    so werden andere von dieser Liebe träumen, für die sie nicht bestimmt war.
    Und vielleicht siehst du dann, Claudia, wie diese Verse
    (geschrieben, um dich zu erobern)
    in anderen verliebten Paaren, die sie lesen,
    die Küsse wecken, die der Dichter in dir nicht weckte.


    Deutschlandreise 1973

    Winzige Häuser mit spitzen Dächern
    wie eine unendliche Folge von Dörfern
    so weit das Auge reicht
    beim Anflug auf Frankfurt.
    Doch es ist noch nicht Frankfurt.
    Und dann, während die Maschine ausrollt
    schnelle Bäume
    in roten grünen, braunen und gelben Farben:
    der deutsche Herbst in all seiner Herrlichkeit.
    Auf der Toilette des Flughafens
    weckt ein Automat, der Kondome verkauft
    der Marke »High Sensibility«
    in mir die Sehnsucht nach der mystischen Vereinigung
    (mit Gott und den Menschen).
    Ich bitte: Gib mir diese Sensibilität.
    Auf der Buchmesse in Frankfurt riesige Poster.

    [...]

    Auf dem Empfang meines Verlags in Wuppertal
    sagt ein rosiger junger Mann
    mit hellblauen Augen und zitronengelbem Haar:
    »Sie sind hier im Land des Idealismus.
    Denken Sie daran, dass Hegel Idealist war.
    Und seine Vorgänger
    und seine Nachfolger.
    Der Idealismus trübt den Blick für die Wirklichkeit.
    Für uns besteht das Christentum
    aus Ideen. Christus ist eine Idee
    und nicht der Mensch.«

    Wuppertal, Sonntagmorgen
    ruhig
    kein Verkehr.
    Alle Fenster geschlossen
    alles schläft.

    Im Wagen auf der Autobahn und plötzlich in der Nacht
    Rauch und höllischer Feuerschein
    aus Chemiefabriken.
    Die Luft voller scharfem Geruch.

    Zwischen Apfelbäumen voller Äpfel
    und schon beschnittenen Kirschbäumen
    die alte Abtei aus dem 12. Jahrhundert,
    wo der alte Abt zu mir sagte:
    »Dies war eine Festung,
    doch sie ist nicht uneinnehmbar.
    Es gibt viele Veränderungen in der Kirche
    und wir wissen nicht, wohin sie führen,
    kaum dass man weiß, was der nächste Tag bringt.
    Doch ich denke, diese großen Umwälzungen in der Kirche
    sind Zeichen dafür, dass sich die ganze Welt hinbewegt
    auf eine Art großer Revolution.«

    Wir kommen an einer Papierfabrik vorbei,
    der größten Deutschlands.
    Dann ein Wald von Schloten. Es ist alles Krupp
    was da die Luft verpestet.
    Aber an den Autobahnen
    gibt es keine Reklameschilder.
    Verschwommene Tannen im Nebel.
    An einer grauen Brücke
    in weißen Buchstaben die Parole:
    ES LEBE DAS KOMMUNISTISCHE DEUTSCHLAND

    [...]

    Der Rhein: alle Schlote rauchen gleichzeitig.
    Das ganze Tal riecht nach Schwefel.
    Berge von Kohlen, Züge
    voller Kohlen Himmel
    verdunkelt vom Kohlenstaub.

    Neben dem Bahnhof
    der filigrane Kölner Dom
    die Domglocken
    von Tauben umflattert.
    Innen im Halbdunkel, gregorianischer Gesang.
    Vom Turm aus: der Rhein mit seinen Brücken
    die Fabriken wie in Flammen.
    Auf dem Platz löst sich ein Mädchen aus einer Gruppe
    und läuft auf mich zu:
    »Sind Sie Ernesto Cardenal?«
    Wie ein Cherubim in Bluejeans.
    Ein Versicherungsunternehmen
    kauft die Häuser der Altstadt auf,
    um sie abzureißen
    und Wohnblöcke zu bauen.
    Ein bärtiger Exhippie
    mit Spruchband auf der Straße.
    Zwei Plätze werden umbenannt
    nach Allende und Neruda.
    Heinrich Böll der Katholik.
    Sagt mir in seiner Kölner Wohnung:
    »Die katholische Kirche Deutschlands ist die schlimmste der Welt.
    Rückständiger als die spanische
    und selbst die irische.«
    Ich trinke mit ihm und seiner Frau Tee und Cognac
    in seiner Wohnung, in der er nie ans Telefon geht.

    In der Nähe von Köln
    die Bayer-Werke.
    Vergifteter Himmel.
    Dann eine große Plastikfabrik
    in Rauch gehüllt.

    [...]

    Ein Gespräch über die beiden Teile Deutschlands.
    »In der DDR«, sagt einer,
    »glauben sie aufs Wort allen Werbespots
    im bundesdeutschen Fernsehen,
    zum Beispiel, dass Waschpulver Wäsche schneeweiß wäscht,
    was, wie hier die Hausfrau weiß, nicht stimmt.
    Aber dort können sie es nicht nachprüfen.«

    Ein junger Mann fragt mich, ob mir Deutschland gefällt.
    Ich sage ja. Er antwortet:
    »Wir sind eine Kolonie der Vereinigten Staaten.«
    Und einer aus Hannover,
    Lockenkopf und zweigeteilter blonder Bart
    wie ein typisches Christusbild,
    erzählt, er habe den Wehrdienst verweigert.
    Und eine evangelische Kirchengemeinde
    schickt Spenden an die Guerilla in Angola.

    [...]


    Epigramm

    Als ich dich verlor, haben wir beide verloren:
    ich, weil du die warst, die ich am meisten liebte,
    und du, weil ich es war, der dich am meisten liebte.
    Doch von uns beiden verlierst du mehr als ich:
    weil ich andere lieben kann, wie ich dich liebte,
    aber dich wird niemand jemals so sehr lieben wie ich.


    »... Die ungerechten Reichtümer« (Lukas 16,9)

    Und was die Reichtümer betrifft, gerechte oder ungerechte,
    die Güter, gut oder schlecht erworben:
    Aller Reichtum ist ungerecht.
    Jedes Gut
    schlecht erworben.
    Wenn nicht durch dich, so durch andere.
    Du kannst eine einwandfreie Urkunde haben. Aber
    hast du die Farm von ihrem rechtmäßigen Eigentümer erworben?
    Und hat dieser sie vom Eigentümer erworben? Und der ... ? Usw. usw.
    Deine Besitzurkunde geht zurück auf ein königliches Dokument
    aber
    gehörte es jemals dem König?
    Wurde nicht einmal einer beraubt?
    Und das Geld, das du heute rechtmäßig bekommst
    von deinem Kunden, der Bank, der Staatskasse oder
    der Zentralbank der USA
    wurde es nicht einmal unrechtmäßig erworben?
    Glaubt aber nur ja nicht, dass im vollkommenen Kommunistischen Staat
    die Gleichnisse Christi schon veraltet sein werden
    und dass Lukas 16,9 dann überholt ist
    und dass die Reichtümer nicht mehr UNGERECHT sein
    und ihr nicht gezwungen seid, sie zu verteilen!


Die NRhZ dankt dem Peter Hammer Verlag für die freundliche Abdruckgenehmigung
http://www.peter-hammer-verlag.de
http://www.peter-hammer-verlag.de/autoren-details/ernesto_cardenal/


Siehe auch:

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Uni Wuppertal an Ernesto Cardenal
„Türme Gottes! Dichter!“
Laudatio von Ottmar Ette in NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23614

Filmclip: Verleihung der Ehrendoktorwürde an Ernesto Cardenal durch die Bergische Universität Wuppertal
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23620

Aus dem Buch von der Liebe
Leidenschaft, unendlich
Von Ernesto Cardenal
NRhZ 603 vom 08.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23607

Aus dem poetischen Werk "Aus Sternen geboren"
Gebet für Marilyn Monroe
Von Ernesto Cardenal
NRhZ 604 vom 15.03.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23630

Online-Flyer Nr. 604  vom 15.03.2017



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