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Wirtschaft und Umwelt
Rede auf der Bayer-Hauptversammlung am 28.04.2017 zur Monsanto-Übernahme
Zu Risiken und Nebenwirkungen der Fusion
Von Jan Pehrke (CBG)
Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte heute zum Thema „MONSANTO-Übernahme“ sprechen. BAYER schickt sich an, MONSANTO zu übernehmen und damit der mit Abstand größte Agro-Konzern der Welt zu werden. Käme der Deal vollumfänglich zustande, betrüge der Markt-Anteil beim gen-manipulierten Saatgut weit über 90 Prozent, bei den konventionellen Saaten läge er bei 30 Prozent und bei den Pestiziden ungefähr bei 25 Prozent. Dazu eine erste Frage: Eine Dominanz von weit über 90 Prozent im Genpflanzen-Bereich kommt einem Monopol gleich. Sieht der Vorstand das genauso so oder hat er vielleicht doch eine Vorstellung davon, wie unter diesen Bedingungen andere Anbieter zum Zuge kommen sollen?
Protest gegen die Übernahme von Monsanto durch Bayer, Bonn, 28.4.2017
Auf welche Weise BAYER seine neue Wirtschaftsmacht zu nutzen gedenkt, sollten die Behörden den Deal genehmigen, davon hat uns der Konzern im Vorfeld dieser Hauptversammlung schon einmal einen Vorgeschmack geliefert: Er hat versucht, die Hauptversammlung vor den Protesten gegen das Vorhaben abzuschirmen und damit das Demonstrationsrecht zu beschneiden. Stellen Sie sich so etwa den Dialog mit den Kritikern vor, den Sie angeblich führen wollen?
Aber nicht nur für die Demokratie hat die Transaktion Risiken und Nebenwirkungen, sondern auch für die LandwirtInnen, VerbraucherInnen, die Beschäftigten und die Standort-Städte. Die LandwirtInnen müssten etwa mit höheren Preisen rechnen. So sagte Jim Benham von der US-amerikanischen INDIANA FARMERS UNION, ich zitiere: „Der Merger wird den Landwirten wehtun. Je mehr Konsolidierung wir bei den Anbietern unserer Betriebsmittel haben, desto schlimmer wird’s“
Der BAYER-CROPSCIENCE-Chef Liam Condon hat Preis-Erhöhungen deshalb gegenüber der New York Times auch gar nicht erst ausgeschlossen. Allerdings versicherte er scheinheilig, BAYER würde den FarmerInnen dafür in jedem Fall einen Mehrwert bieten. Dazu jetzt meine Frage: Plant BAYER im Falle einer Übernahme von MONSANTO wirklich Preis-Erhöhungen oder kann der Vorstand mir hier und heute eine Garantie dafür geben, dass die Preise zumindest in den zwei kommenden Jahren auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben?
Darüber hinaus hätten die LandwirtInnen weniger Auswahl, wenn der Konzentrationsprozess im Agro-Business weiter fortschreitet und nur noch vier Große mit BAYER an der Spitze übrig bleiben. Dabei ist heute schon ein beträchtlicher Innovationsstau zu beklagen. Und der hängt mit den oligopol-artigen Strukturen der Branche zusammen, wie der BAYER-Konzern selbst einräumt. Ich zitiere seinen Forscher Dr. Hermann Stübler: „Seit über 25 Jahren hat die weltweite Pflanzenschutz-Industrie kein wirtschaftlich bedeutendes Herbizid mit neuem Wirkmechanismus mehr für Flächen-Kulturen entwickelt und auf den Markt gebracht – unter anderem eine Folge der Konsolidierung der Industrie, die mit einer deutlichen Reduktion der Forschungsaufwendungen für neue Herbizide einherging.“
Auch das Angebot beim Saatgut ginge durch die Übernahme zurück. Und die schrumpfende Sorten-Vielfalt bekämen die VerbraucherInnen dann in den Supermärkten zu spüren. Auf die Beschäftigten hätte die MONSANTO-Übernahme ebenfalls Auswirkungen. So sind die bei Transaktionen dieser Art immer viel beschworenen Synergie-Effekte mit Arbeitsplatz-Vernichtungen verbunden. Zudem könnte die durch den Deal enorm angewachsene Schuldenlast BAYER zwingen, sich von Unternehmensteilen zu trennen und/oder Rationalisierungsmaßnahmen einzuleiten, was ebenfalls mit Job-Verlusten verbunden ist. Überdies drohen zusätzliche Stellen-Streichungen durch die Auflagen der Kartell-Behörden, sich von bestimmten Produkt-Linien zu trennen. BAYER rechnete da zunächst mit Geschäften im Umfang von 1,6 Milliarden Dollar Umsatz, erhöhte die Zahl dann aber auf 2,5 Milliarden. Dazu eine Frage: Was bedeutet die Zahl von 2,5 Milliarden Dollar auf Arbeitsplätze umgerechnet?
Unter der Übernahme hätten schließlich auch die Standort-Städte zu leiden. BAYER pflegt seine Großeinkäufe nämlich immer von der Steuer abzusetzen. Als der Konzern 2014 von MERCK die Sparte mit den nicht rezeptpflichtigen Arzneien erwarb, verkündete er frank und frei, ich zitiere: „BAYER rechnet ab dem ersten Jahr nach dem Vollzug mit signifikanten Steuer-Einsparungen.“
Auch jetzt hat BAYER laut Geschäftsbericht wieder bestimmte Erwartungen hinsichtlich der – ich zitiere: „steuerlichen und bilanziellen Behandlung der Transaktion“. Dazu eine Frage: Wie sehen diese Erwartungen konkret aus, wie viel Gewerbesteuer hofft BAYER durch den Deal zu sparen?
Zu allem Übel hat BAYER sich auch noch freimütig zur Geschäftspolitik MONSANTOs bekannt. So findet es der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann legitim, LandwirtInnen Lizenz-Verträge für Saatgut aufzuzwingen und die Gerichte zu bemühen, falls die Bauern und Bäuerinnen es dann wieder aussäen, ohne zu zahlen. Regelrecht begeistert zeigt er sich von diesem Vorgehen, ich zitiere: „MONSANTO hat ein völlig neues Geschäftsmodell etabliert und marktfähig gemacht.“
Selbst die Klagen gegen FarmerInnen rechtfertigt Werner Baumann: „Wenn man ein solches Verhalten als Unternehmen toleriert, entzieht man dem Geschäftsmodell die Basis. MONSANTO hat nur seine Rechtsposition verteidigt“.
Auch gegen das Pestizid Glyphosat, das in Verdacht steht, Krebs zu erregen, hat er nichts und nennt das Ackergift, ich zitiere: „Ein sehr gutes und auch gut erforschtes Herbizid von MONSANTO, das auch weiterhin seine Daseinsberechtigung haben wird.“
Protest gegen die Übernahme von Monsanto durch Bayer, Bonn, 28.4.2017
Und dass sich in Indien schon hunderttausende FarmerInnen umgebracht haben, weil sie das teure, aber nur wenig Erträge einbringende Gentech-Saatgut von MONSANTO in den Ruin getrieben hat, streitet der Vorstandsvorsitzende schlichtweg ab. „So etwas wird nicht dadurch wahr, dass NGOs sich gegenseitig bestätigen und in ihrer Kritik noch bestärken“, sagt er. Dazu jetzt meine Fragen: Wird BAYER wirklich das Lizenz-System von MONSANTO übernehmen? Und wird BAYER alle Prozesse fortführen, die MONSANTO in dieser Sache gegen LandwirtInnen führt?
BAYER selber zählt im Geschäftsbericht im Zusammenhang mit der angestrebten MONSANTO-Übernahme zahlreiche Risiken auf, aber zu den Risiken, die aus den zahlreichen Prozessen erwachsen, in die MONSANTO verwickelt ist - ich nenne hier nur beispielhaft die Schadensersatz-Prozesse, die Geschädigte der Chemikalie PCB gegen den Konzern angestrengt haben, findet sich dort nichts. Deshalb meine Frage: Hat BAYER schon durchgerechnet, welche finanziellen Risiken mit diesen gerichtlichen Auseinandersetzungen von MONSANTO verbunden sind?
Erwähnung finden im Geschäftsbericht hingegen andere Risiken wie etwa die, dass sich die Synergie-Effekte doch nicht im gewünschten Maß einstellen, dass sich die Integration MONSANTOs schwieriger erweist als erwartet, dass die Umsatz-Erwartungen sich nicht erfüllen, dass die Schuldenlast zu einem Problem werden könnte und es mehr Auflagen von Seiten der Behörden gibt, als der Konzern einkalkuliert hat. Zum letzten Punkt habe ich zwei Fragen:
1. In welchen Ländern hat BAYER bereits die Genehmigung für den Deal beantragt und in welchen Ländern plant der Konzern es noch?
2. Die indische Behörde hat BAYERs Antrag beanstandet und zusätzliche Unterlagen angefordert. Und in Brüssel bei der Wettbewerbsbehörde gestalten sich laut Pressemeldungen schon die Vorgespräche schwierig. Gibt es ähnliche Probleme auch in anderen Staaten?
Zu den Risiken zählt der Geschäftsbericht des Weiteren, ich zitiere: „Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung bestehender Beziehungen mit Arbeitnehmern“.
Das ist aber kein Risiko mehr, sondern schon längst Realität. Als erstes hat Herr Baumanns Vorgänger, Marijn Dekkers, das Unternehmen vorzeitig verlassen, weil er gegen den Kauf war. Dazu jetzt meine Frage: Warum sträubte sich Marijn Dekkers seinerzeit gegen den Plan, MONSANTO zu übernehmen? Welche Argumente hatte er?
Auch an die AktionärInnen möchte ich appellieren, sich noch einmal in Gedächtnis zurückzurufen, dass sich der ehemalige BAYER-Vorstandsvorsitzende mit Händen und Füßen gegen die MONSANTO-Übernahme wehrte und deshalb sogar seinen Vertrag früher auflöste. Wir haben Marijn Dekkers an dieser Stelle oft kritisiert, während Sie nichts auf ihn haben kommen lassen. Deshalb sollte ihnen seine Haltung in dieser Sache zu denken geben, meine ich.
Und ebenfalls zu denken geben sollte Ihnen, dass BAYER nicht gewillt ist, Sie zu der Übernahme zu befragen. Christian Strenger, der Direktor des Centers for Corporate Governance bezeichnet ein solches Vorgehen als „juristisch umstritten“ und sagt, ich zitiere: „Wer den mündigen Aktionär will, sollte ihn also in seiner Rolle als Eigentümer und Risiko-Träger gerade bei Mega-Fusionen ernst nehmen“
Nicht zuletzt, weil BAYER das nicht tut, möchte ich Sie auffordern: Entlasten Sie Vorstand und Aufsichtsrat nicht! Stimmen Sie auch gegen den Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zur Gewinn-Verwendung! Folgen Sie auch nicht den Vorschlägen des Managements zur Neubesetzung des Aufsichtsrats! Stimmen Sie stattdessen für die entsprechenden Gegen-Anträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren!
Wenn Sie die Veranstaltung vorzeitig verlassen, können Sie uns ihren Stimmblock aushändigen. Sie finden uns wie immer vorne links im Saal.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Fusionsunterlagen werden den Flammen überlassen - Protest gegen die Übernahme von Monsanto durch Bayer, Bonn, 28.4.2017
Weitere kritische Redebeiträge auf der website cbgnetwork.org
Online-Flyer Nr. 611 vom 03.05.2017
Rede auf der Bayer-Hauptversammlung am 28.04.2017 zur Monsanto-Übernahme
Zu Risiken und Nebenwirkungen der Fusion
Von Jan Pehrke (CBG)
Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte heute zum Thema „MONSANTO-Übernahme“ sprechen. BAYER schickt sich an, MONSANTO zu übernehmen und damit der mit Abstand größte Agro-Konzern der Welt zu werden. Käme der Deal vollumfänglich zustande, betrüge der Markt-Anteil beim gen-manipulierten Saatgut weit über 90 Prozent, bei den konventionellen Saaten läge er bei 30 Prozent und bei den Pestiziden ungefähr bei 25 Prozent. Dazu eine erste Frage: Eine Dominanz von weit über 90 Prozent im Genpflanzen-Bereich kommt einem Monopol gleich. Sieht der Vorstand das genauso so oder hat er vielleicht doch eine Vorstellung davon, wie unter diesen Bedingungen andere Anbieter zum Zuge kommen sollen?
Protest gegen die Übernahme von Monsanto durch Bayer, Bonn, 28.4.2017
Auf welche Weise BAYER seine neue Wirtschaftsmacht zu nutzen gedenkt, sollten die Behörden den Deal genehmigen, davon hat uns der Konzern im Vorfeld dieser Hauptversammlung schon einmal einen Vorgeschmack geliefert: Er hat versucht, die Hauptversammlung vor den Protesten gegen das Vorhaben abzuschirmen und damit das Demonstrationsrecht zu beschneiden. Stellen Sie sich so etwa den Dialog mit den Kritikern vor, den Sie angeblich führen wollen?
Aber nicht nur für die Demokratie hat die Transaktion Risiken und Nebenwirkungen, sondern auch für die LandwirtInnen, VerbraucherInnen, die Beschäftigten und die Standort-Städte. Die LandwirtInnen müssten etwa mit höheren Preisen rechnen. So sagte Jim Benham von der US-amerikanischen INDIANA FARMERS UNION, ich zitiere: „Der Merger wird den Landwirten wehtun. Je mehr Konsolidierung wir bei den Anbietern unserer Betriebsmittel haben, desto schlimmer wird’s“
Der BAYER-CROPSCIENCE-Chef Liam Condon hat Preis-Erhöhungen deshalb gegenüber der New York Times auch gar nicht erst ausgeschlossen. Allerdings versicherte er scheinheilig, BAYER würde den FarmerInnen dafür in jedem Fall einen Mehrwert bieten. Dazu jetzt meine Frage: Plant BAYER im Falle einer Übernahme von MONSANTO wirklich Preis-Erhöhungen oder kann der Vorstand mir hier und heute eine Garantie dafür geben, dass die Preise zumindest in den zwei kommenden Jahren auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben?
Darüber hinaus hätten die LandwirtInnen weniger Auswahl, wenn der Konzentrationsprozess im Agro-Business weiter fortschreitet und nur noch vier Große mit BAYER an der Spitze übrig bleiben. Dabei ist heute schon ein beträchtlicher Innovationsstau zu beklagen. Und der hängt mit den oligopol-artigen Strukturen der Branche zusammen, wie der BAYER-Konzern selbst einräumt. Ich zitiere seinen Forscher Dr. Hermann Stübler: „Seit über 25 Jahren hat die weltweite Pflanzenschutz-Industrie kein wirtschaftlich bedeutendes Herbizid mit neuem Wirkmechanismus mehr für Flächen-Kulturen entwickelt und auf den Markt gebracht – unter anderem eine Folge der Konsolidierung der Industrie, die mit einer deutlichen Reduktion der Forschungsaufwendungen für neue Herbizide einherging.“
Auch das Angebot beim Saatgut ginge durch die Übernahme zurück. Und die schrumpfende Sorten-Vielfalt bekämen die VerbraucherInnen dann in den Supermärkten zu spüren. Auf die Beschäftigten hätte die MONSANTO-Übernahme ebenfalls Auswirkungen. So sind die bei Transaktionen dieser Art immer viel beschworenen Synergie-Effekte mit Arbeitsplatz-Vernichtungen verbunden. Zudem könnte die durch den Deal enorm angewachsene Schuldenlast BAYER zwingen, sich von Unternehmensteilen zu trennen und/oder Rationalisierungsmaßnahmen einzuleiten, was ebenfalls mit Job-Verlusten verbunden ist. Überdies drohen zusätzliche Stellen-Streichungen durch die Auflagen der Kartell-Behörden, sich von bestimmten Produkt-Linien zu trennen. BAYER rechnete da zunächst mit Geschäften im Umfang von 1,6 Milliarden Dollar Umsatz, erhöhte die Zahl dann aber auf 2,5 Milliarden. Dazu eine Frage: Was bedeutet die Zahl von 2,5 Milliarden Dollar auf Arbeitsplätze umgerechnet?
Unter der Übernahme hätten schließlich auch die Standort-Städte zu leiden. BAYER pflegt seine Großeinkäufe nämlich immer von der Steuer abzusetzen. Als der Konzern 2014 von MERCK die Sparte mit den nicht rezeptpflichtigen Arzneien erwarb, verkündete er frank und frei, ich zitiere: „BAYER rechnet ab dem ersten Jahr nach dem Vollzug mit signifikanten Steuer-Einsparungen.“
Auch jetzt hat BAYER laut Geschäftsbericht wieder bestimmte Erwartungen hinsichtlich der – ich zitiere: „steuerlichen und bilanziellen Behandlung der Transaktion“. Dazu eine Frage: Wie sehen diese Erwartungen konkret aus, wie viel Gewerbesteuer hofft BAYER durch den Deal zu sparen?
Zu allem Übel hat BAYER sich auch noch freimütig zur Geschäftspolitik MONSANTOs bekannt. So findet es der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann legitim, LandwirtInnen Lizenz-Verträge für Saatgut aufzuzwingen und die Gerichte zu bemühen, falls die Bauern und Bäuerinnen es dann wieder aussäen, ohne zu zahlen. Regelrecht begeistert zeigt er sich von diesem Vorgehen, ich zitiere: „MONSANTO hat ein völlig neues Geschäftsmodell etabliert und marktfähig gemacht.“
Selbst die Klagen gegen FarmerInnen rechtfertigt Werner Baumann: „Wenn man ein solches Verhalten als Unternehmen toleriert, entzieht man dem Geschäftsmodell die Basis. MONSANTO hat nur seine Rechtsposition verteidigt“.
Auch gegen das Pestizid Glyphosat, das in Verdacht steht, Krebs zu erregen, hat er nichts und nennt das Ackergift, ich zitiere: „Ein sehr gutes und auch gut erforschtes Herbizid von MONSANTO, das auch weiterhin seine Daseinsberechtigung haben wird.“
Protest gegen die Übernahme von Monsanto durch Bayer, Bonn, 28.4.2017
Und dass sich in Indien schon hunderttausende FarmerInnen umgebracht haben, weil sie das teure, aber nur wenig Erträge einbringende Gentech-Saatgut von MONSANTO in den Ruin getrieben hat, streitet der Vorstandsvorsitzende schlichtweg ab. „So etwas wird nicht dadurch wahr, dass NGOs sich gegenseitig bestätigen und in ihrer Kritik noch bestärken“, sagt er. Dazu jetzt meine Fragen: Wird BAYER wirklich das Lizenz-System von MONSANTO übernehmen? Und wird BAYER alle Prozesse fortführen, die MONSANTO in dieser Sache gegen LandwirtInnen führt?
BAYER selber zählt im Geschäftsbericht im Zusammenhang mit der angestrebten MONSANTO-Übernahme zahlreiche Risiken auf, aber zu den Risiken, die aus den zahlreichen Prozessen erwachsen, in die MONSANTO verwickelt ist - ich nenne hier nur beispielhaft die Schadensersatz-Prozesse, die Geschädigte der Chemikalie PCB gegen den Konzern angestrengt haben, findet sich dort nichts. Deshalb meine Frage: Hat BAYER schon durchgerechnet, welche finanziellen Risiken mit diesen gerichtlichen Auseinandersetzungen von MONSANTO verbunden sind?
Erwähnung finden im Geschäftsbericht hingegen andere Risiken wie etwa die, dass sich die Synergie-Effekte doch nicht im gewünschten Maß einstellen, dass sich die Integration MONSANTOs schwieriger erweist als erwartet, dass die Umsatz-Erwartungen sich nicht erfüllen, dass die Schuldenlast zu einem Problem werden könnte und es mehr Auflagen von Seiten der Behörden gibt, als der Konzern einkalkuliert hat. Zum letzten Punkt habe ich zwei Fragen:
1. In welchen Ländern hat BAYER bereits die Genehmigung für den Deal beantragt und in welchen Ländern plant der Konzern es noch?
2. Die indische Behörde hat BAYERs Antrag beanstandet und zusätzliche Unterlagen angefordert. Und in Brüssel bei der Wettbewerbsbehörde gestalten sich laut Pressemeldungen schon die Vorgespräche schwierig. Gibt es ähnliche Probleme auch in anderen Staaten?
Zu den Risiken zählt der Geschäftsbericht des Weiteren, ich zitiere: „Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung bestehender Beziehungen mit Arbeitnehmern“.
Das ist aber kein Risiko mehr, sondern schon längst Realität. Als erstes hat Herr Baumanns Vorgänger, Marijn Dekkers, das Unternehmen vorzeitig verlassen, weil er gegen den Kauf war. Dazu jetzt meine Frage: Warum sträubte sich Marijn Dekkers seinerzeit gegen den Plan, MONSANTO zu übernehmen? Welche Argumente hatte er?
Auch an die AktionärInnen möchte ich appellieren, sich noch einmal in Gedächtnis zurückzurufen, dass sich der ehemalige BAYER-Vorstandsvorsitzende mit Händen und Füßen gegen die MONSANTO-Übernahme wehrte und deshalb sogar seinen Vertrag früher auflöste. Wir haben Marijn Dekkers an dieser Stelle oft kritisiert, während Sie nichts auf ihn haben kommen lassen. Deshalb sollte ihnen seine Haltung in dieser Sache zu denken geben, meine ich.
Und ebenfalls zu denken geben sollte Ihnen, dass BAYER nicht gewillt ist, Sie zu der Übernahme zu befragen. Christian Strenger, der Direktor des Centers for Corporate Governance bezeichnet ein solches Vorgehen als „juristisch umstritten“ und sagt, ich zitiere: „Wer den mündigen Aktionär will, sollte ihn also in seiner Rolle als Eigentümer und Risiko-Träger gerade bei Mega-Fusionen ernst nehmen“
Nicht zuletzt, weil BAYER das nicht tut, möchte ich Sie auffordern: Entlasten Sie Vorstand und Aufsichtsrat nicht! Stimmen Sie auch gegen den Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zur Gewinn-Verwendung! Folgen Sie auch nicht den Vorschlägen des Managements zur Neubesetzung des Aufsichtsrats! Stimmen Sie stattdessen für die entsprechenden Gegen-Anträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren!
Wenn Sie die Veranstaltung vorzeitig verlassen, können Sie uns ihren Stimmblock aushändigen. Sie finden uns wie immer vorne links im Saal.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Fusionsunterlagen werden den Flammen überlassen - Protest gegen die Übernahme von Monsanto durch Bayer, Bonn, 28.4.2017
Weitere kritische Redebeiträge auf der website cbgnetwork.org
Online-Flyer Nr. 611 vom 03.05.2017