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Aktueller Online-Flyer vom 26. November 2024  

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Globales
Kundgebung "Für Al-Aqsa-Moschee und ungehinderte Religionsausübung"
"Menschenrechte und Völkerrecht achten"
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Für Freitag, den 28. Juli 2017, hatten Palästinenser aus Nordrhein-Westfalen anlässlich des Verhaltens der israelischen Besatzer in Zusammenhang mit der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem zu einer Kundgebung nach Köln aufgerufen. Israel wird gemahnt: "Hände weg von der Al-Aqsa Moschee". Weiter heißt es: "Die derzeitige Situation in Al-Quds (Jerusalem) veranlasst zu großer Sorge. Seit Freitag, dem 14. Juli 2017, hat sich die Lage in Al-Quds, der Hauptstadt Palästinas, dramatisch verändert. Zum ersten Mal seit 1969, als ein radikaler Israeli die Al-Aqsa Moschee in Brand gesetzt hat, wurde Al-Aqsa für die palästinensischen Muslime komplett geschlossen. Die neuen Maßnahmen von Seiten Israels in Bezug auf den Zugang zum drittwichtigsten Heiligtum des Islams, dem Al-Haram Al-Sharif (u.a. Al-Aqsa Moschee und Felsendom), zu denen Metalldetektoren und der eingeschränkte Zugang zum Areal für Männer nur über 5O Jahren gehören, haben den Status Quo grundlegend verändert."


Kundgebung vor dem Kölner Dom, 28.7.2017 (Fotos: arbeiterfotografie.com)

Im Namen der "Palästinensischen Gemeinde Deutschland" (PGD) sprach Dr. Khaled Hamad unter dem Motto "Solidarität mit dem Aufstand der Mutigen in Al-Quds (Jerusalem)!"


Liebe Freunde des Friedens, liebe Freunde der Menschenrechte, seit Jahren versucht die Besatzungsmacht Israel Ostjerusalem zu judaisieren und seine palästinensischen Ureinwohner zu vertreiben. Der Marsch des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon auf das Gelände der Al-Aqsa-Moschee im Jahre 2000 hat Tür und Tor für die Judaisierungsmaßnahmen und Vertreibungsversuche geöffnet. Überdies war genau das der Zündstoff der zweiten Intifada.

Nicht nur mit Landenteignung und Siedlungsbau versucht Israel den Menschen das Leben in Ostjerusalem unerträglich zu machen und ihnen ihren Lebensraum zu beschneiden. Dazu addieren sich der Entzug der Residenzsrechte, die Verweigerung von Renovierungsarbeiten an alten Wohnhäusern und Gebäuden sowie die Einschränkung des Baurechtes. All das verdeutlicht immer wieder das erklärte Ziel: Ostjerusalem soll frei von Palästinensern sein.

Die andauernde Provokation radikaler Israelis und Sicherheitskräften in der Altstadt ist auffällig fällt jeden, der vor Ort war oder Berichte gesehen hat. Junge radikale Siedler unter dem Schutz der Besatzungsarmee demolieren täglich Verkaufsstände und greifen willkürlich Menschen in der Altstadt von Jerusalem an. Jeder, der wagt, Widerstand zu leisten oder sich wehrt, wird im besten Fall verhaftet oder im schlechtesten Fall sofort erschossen. Die Erklärung der Presseabteilung der Besatzungsarmee kommt prompt: „Es war eine versuchte Messerattacke auf die Sicherheitskräfte."

Mit der Einschränkung des Zugangs zu den muslimischen und christlichen Heiligtümern erreicht die Provokation der Besatzungsmacht ihren Höhepunkt. Schließlich darf die Al-Aqsa-Moschee nicht mehr besucht werden und auch der Felsendom wird den Gläubigen zum ersten Mal seit dem Beginn der Besatzung 1967 verschlossen.

Die Reaktion der palästinensischen Bewohner Jerusalems ist mehr als verständlich und nachvollziehbar. Die Solidarität der Palästinenser in Israel und aus den anderen Städten der Westbank und Gazastreifen macht deutlich, dass alle Versuche der Besatzungsmacht, das palästinensische Volk auseinander zu dividieren zum Scheitern verurteilt sind. Das Motto ist und bleibt „Ein Volk, ein Schicksal."

Die Besatzung und ihre Institutionen im besetzen Ostjerusalem sind der Grund für die Demonstrationen und für den Widerstand der Palästinenser. Es geht dabei um so viel mehr als um einen freien Zugang zu den Heiligtümern. Es geht um die Beendigung der seit 50 Jahren andauernden Besatzung Palästinas und seiner Hauptstadt Ostjerusalem. Es geht auch darum, die andauernde Entrechtung seiner Ureinwohner zu beenden.

Wir von der Palästinensischen Gemeinde Deutschland e.V (PGD) fordern die Bundeskanzlerin auf, den Weg des deutschen Außenministers Gabriels zu gehen und der israelischen Rechten sowie der Regierung die kalte Schulter zu zeigen. Deutschland kann nicht weiter der Unterstützer und Beschützer eines Besatzungsregimes sein, das Menschenrechte und internationales Recht mit Füßen tritt. Dies muss die eigentliche Lehre sein aus der Phase der dunklen deutschen Geschichte und deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wir fordern die deutsche Regierung auf - soweit sie es ernst meint mit der Zwei-Staaten-Lösung - den Staat Palästina anzuerkennen. Das Versteckspiel hinter dem so genannten Friedensprozess, die Hinhalte-Manöver sowie die Scheck-Diplomatie haben nun ihr Ende erreicht.

Eine Besatzungsmacht kann nicht als Schützerin von elementaren Menschenrechten, wie der freie Zugang zu den Gebetshäusern, auftreten. Deshalb fordern wir die Entsendung von internationalen Schutztruppen für die christlichen und muslimischen Heiligtümer in Ostjerusalem.


Kundgebung vor dem Kölner Dom, 28.7.2017

Unter dem Motto "Provokation und Eskalation statt Frieden?" trug Ahmad Aweiner vom Zentralrat der Muslime eine Erkärung des Koordinationsrats der Muslime (KRM) zur der Schließung der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem vor:

Eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam – die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem - wurde zum ersten Mal seit 1969 für muslimische Betende durch Israelischen Sicherheitskräfte geschlossen. Zudem sehen die neuen israelischen Sicherheitsmaßnahmen Metalldetektoren an den Zugängen zu den Gebetsplätzen der Heiligtümer vor. Die Schließung verstößt gegen das universelle Menschenrecht der ungehinderten Religionsausübung und gegen internationales Recht, was auch regelt, dass die Muslime für die Verwaltung innerhalb der Heiligen Stätte zuständig sind.

Deshalb verurteilen wir dies und befürchten darin eine weitere Eskalationsstufe, die weder der Sicherheit der Palästinenser und Israelis noch dem Frieden in dieser Region dient. Wir rufen die Weltgemeinschaft, die nationalen Regierungen, allen voran die Bundesregierung auf, so schnell wie möglich alles Erdenkliche zu tun, damit dieser Eskalation Einhalt geboten wird.

Die Schließung der Al-Aqsa-Moschee mit Predigtverbot zum Freitagsgebet am höchsten Feiertag in der Woche der Muslime, trägt nicht zur Lösung des Konfliktes bei. Es muss vor allem alles getan werden, dass der Konflikt nicht weiter religiös aufgeladen wird.

Wir rufen in besonders in diesen Tagen die drei monotheistischen Religionsgemeinschaften auf für den Frieden mit Wort und Tat einzutreten und für ihn zu beten. Menschen jüdischen Glaubens sind nicht die Feinde der Menschen muslimischen Glaubens und umgekehrt. Beide, so wie auch die Christen, entstammen demselben Ursprung, und zwar im Heiligen Land mit einem gemeinsamen Stammvater Abraham.



Kundgebung vor dem Kölner Dom, 28.7.2017


Siehe auch:

Arbeiterfotografie-Reportage
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2017/index-2017-07-28-koeln-al-aqsa-moschee.html

Eingesperrt und ausgesperrt
Aktionstag "50 Jahre israelische Besatzung", Bonn, 17.6.2017
Khaled Hamad – interviewt von Anneliese Fikentscher
NRhZ 624 vom 2.8.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24027

Filmclip
Tanya Ury für Boykott gegen Apartheid
Bonner BDS-Aktionstag anlässlich „50 Jahre Besatzung“
NRhZ 623 vom 26.7.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24002

Online-Flyer Nr. 624  vom 02.08.2017



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