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Mauerbau 1961 – Ulbricht-Forderung Friedensvertrag – Freiheitsreflexion eines Ost-Wessi
Die Mauer und die Freiheit
Von Dietrich Schulze
Die Veröffentlichung von Herbert Graf »Wir wollten einen Friedensvertrag und bekamen die Mauer« in einem Interview der jungen Welt am 12. August [1] hat in mir einen Grundgedanken meiner Existenz bloß gelegt. Herbert Graf war langjähriger Mitarbeiter von Walter Ulbricht und Professor an der Uni Halle. Ein kurzer Lebenslauf mit seinem neuesten Buch [2]. Hier meine Existenz-Etappen »1940-1945 Nazi-Deutschland (Oberlausitz) / 1945-1949 SBZ / 1949-1957 DDR / ab 1958 Westdeutschland/BRD« und meine kommentierte Kurzfassung des Graf-Artikels.
Collage: Dietrich Schulze (unter Verwendung des 1893 entstandenen Bildes "Der arme Poet" von Karl Spitzweg - gemeinfrei)
Spaltung statt Friedensvertrag
Die Spaltung Deutschlands wurde 1949 vom Westen mit der Gründung der BRD vollzogen. Die DDR musste nachziehen. Wenig bekannt ist die Haltung des „Bösewichts Ulbricht“, das ökonomisch bedingte Grenzregime mit einem Friedensvertrag für die DDR zu verbinden. Dieser Friedensvertrag hätte die Freiheit der DDR zur Folge gehabt, über ihre Geschicke und Entscheidung in der von friedlicher Koexistenz geprägten realsozialistischen Entwicklung selbständig entscheiden zu können. Das war aber auch nicht im Interesse der Sowjetunion. Nikita Chrustschow und John F. Kennedy hatten zwecks Kriegsvermeidung am 13. August 1961 den Vertrag über die Schließung der Staatsgrenze zur Bundesrepublik und zu Westberlin als Mauer abgeschlossen. Chrustschow setzte den Mauerbau durch. Ulbricht sah schon die Kugeln fliegen und blieb seiner Idee für einen Friedensvertrag mit eigenständiger DDR-Entwicklung treu. Dafür machte er sich in der Führung der Sowjetunion mehr und mehr unbeliebt. Die Bundesrepublik hingegen integrierte ungerührt erfahrene Nazis in alle Ämter mit dem klaren Ziel, durch das Brandenburger Tor einzumarschieren. Dafür organisierten Adenauer/Strauß die wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen für die deutsche Bombe.
Thema und Titelbild?
Wie passt das zusammen? Eine absolut berechtigte Frage. Die Idee zu dem Spitzweg-Bild entsprang einer Diskussion. Ebenso wie das Bild die nicht seltene Armut des unabhängigen Poeten in der Geschichte beschreibt, erinnert die wenig bekannte Tatsachen-Beschreibung des weit gereisten Prof Herbert Graf an die problematischen Folgen des verbrecherischsten Regimes der Weltgeschichte, des deutschen Faschismus. Beide Blicke in die Geschichte offenbaren nicht nur deren Katastrophen, sondern auch deren Reichtum.
Freiheitsreflexion des Autors
Hier nun zu meiner Reflexion von Freiheit. Mein Vater kam 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft aufgrund seines Nazi-Einsatzes in Griechenland in die SBZ zu Mutter und Kindern. Er begann sofort, den Ältesten damals 6 Jahre alten Dietrich mit militärischem Hausherrn-Diktat zu drillen und zu peinigen. Völlig umsonst. Im Gegenteil: nach 11 Jahren erfolglosem Diktat hatte er einen überzeugten Antimilitaristen hervorgebracht. Dieser wollte 1957 nach dem Abschluss der Friedrich-Schiller-Oberschule in Bautzen studieren, aber unter keinen Umständen zur Nationalen Volksarmee NVA. Also ab nach dem Westen. Studium der E-Technik 1959 in Hannover und 1962 an der TH Karlsruhe. Dort Abschluss mit Dipl.-Ing, 1966 und Dr.-Ing. 1971. Und jetzt der zweite und entscheidende Kick zum Thema Freiheit. In der letzten Promotionsphase lernte der Autor an der Uni/TH Karlsruhe bei einem Studentenfest einen älteren Herrn kennen. Es war der Kommunist Karl Wagner, der im KZ Dachau Widerstand gegen die SS geleistet hatte und im KZ Buchenwald befreit wurde. Eine kluge, mutige und bescheidene Persönlichkeit, für mich der erste wirkliche Mensch, wie ich ihn mir seit der Schule vorgestellt hatte.
Karl Wagner »Der Kapo der Kretiner«
Hier nur eine einzige Episode. Nach ein paar Monaten meiner fast täglichen Gespräche über seinen Weg, sagte ich 1972: »Karl ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte di/e DDR nicht verlassen sollen und möchte jetzt zurück gehen.« Seine unmissverständliche Antwort »Dietrich, Du bleibst hier, in der DDR gibt es genug Marxisten, aber hier nicht.« Das hätte für mich früher wie ein Befehl geklungen. Aus seinem Munde war es eine Weisheit. Die Freiheit der Zusammenarbeit mit Karl hat mich bis zu seinem Tod 1983 begleitet. Das wundervolle Buch seiner Frau Hilde über Karls genialen Widerstand gegen die Faschisten ist seit 28. Juni unter dem Titel »'Der Kapo der Kretiner' online« in Neue Rheinische Zeitung zum Lesen für alle verfügbar [3].
Freiheit statt Mauer
Zurück zur Freiheit als den zu Beginn bezeichneten Grundgedanken meiner Existenz. Gerade weil ich Osten und Westen erlebt hatte, ist seit langem in mir die Trauer über den Verlust der Freiheit durch die Mauer als Grenze zwischen zwei Systemen entstanden. Die Aufhebung von früheren revolutionären Forderungen in späteren Revolutionen der Weltgeschichte in einer höheren und weiter entwickelten Form ist doch inzwischen weltweites intellektuelles Allgemeingut. Warum ist nun ausgerechnet die Freiheit aus der Losung der französischen Revolution »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« nicht ansatzweise verwirklicht worden?
Meine simplen Gedanken dazu. Die Oktober-Revolution ereignete sich in einem der rückständigsten Länder der Welt, im zaristischen Russland. Wladimir Iljitsch Lenin hatte davon geträumt, dass die ökonomisch am weitesten entwickelten Länder Deutschland und Tschechoslowakei nachziehen, auch weil diese über Massen-Erfahrungen im Kampf für Arbeiterrechte verfügten. Daraus wurde nichts, wie wir wissen. Die Entwicklung von Freiheitsgedanken in der Sowjetunion mit überwiegend an zaristische Diktatur angepassten Menschen wurde sofort mit einem Bürgerkrieg und später mit dem unvorstellbar verbrecherischen Weltherrschaftskrieg der deutschen Faschisten zerstört. Überlebenskampf mit 27 Millionen Opfern an Soldaten und Zivilisten für die Rettung der Welt vor den Nazi-Wahnsinn. Anschließend Wiederaufbau all des Zerstörten und dann Kalter Krieg der USA mit ihrem unablässigen Atombombenwahn. Nicht die geringste Lücke für irgendeine Art von Freiheit. Und ähnlich die DDR später. Die Masse der Bürger war wie im Westen bis zum Schluss mit den Nazis marschiert. Ja, es wurden in der DDR erprobte antifaschistische Widerstandskämpfer in die Ämter eingebaut. Und wie viele Anpasser, meist fachlich unqualifiziert, spielten Kommunisten? Ich habe solche und ganz wenige andere selber in der Schule erlebt.
Wissenschaftler und Gewerkschafter
Meinen wissenschaftlichen Weg können Sie hier [4] studieren. Nach der Promotion kam am Kernforschungszentrum Karlsruhe eine gewerkschaftliche Komponente hinzu. Mein Mentor Karl war gleichzeitig ein Prophet. Er unterstützte meine gewerkschaftliche und Betriebsratsarbeit. Kurz vor seinem Ableben 1983 sagte er mir: »Wenn Du als Betriebsratsvorsitzender gewählt wirst, bleibst Du es, solange Du willst.« Ich wurde 1984 gewählt und schied nach anfänglich heftigen Auseinandersetzungen für soziale Arbeitsbedingungen mit der Administration und für eine zivile Forschung im Jahre 2005 mit 65 in den Unruhestand aus. Diese zwei Jahrzehnte hoffe ich noch autobiografisch aufzeichnen zu können. Die Zivilklausel-Bewegung und die Arbeit gegen Rüstungsforschung beherrscht seit 2008 mein Leben. Bitte werfen Sie einen Blick in meine Web-Dokumentation (Impressum) mit zig Beiträgen in der Neuen Rheinischen Zeitung und anderswo. Zur aktuellen Auseinandersetzung erschien auch in den NachDenkSeiten ein Artikel gegen Rüstungsforschung am KIT [5].
Internationale Entwicklung
Muss hier gestehen, dass ich mir immer intensive Gedanken über die internationale Entwicklung gemacht habe. Das begann konkret mit den Atomnazis, den von Strauß eingesetzten Gründungstätern des Kernforschungszentrums: Greifeld, Schnurr, Ritter und Brandl. Besonders deren internationale Verbindungen zwecks Unterlaufung des völkerrechtlichen Atomwaffen-Verbots. Dazu die Artikel-Serie 2011 „Zerbrecht die Plutonium-Tritium-Diktatur!“ [6a, 6b, 6c].
Mein Interesse ging später zusätzlich auf die weltweit vorbildliche Entwicklung von China ein, die eine zivilwirtschaftliche Zusammenarbeit mit sehr vielen Ländern bedeutet. Und damit kommen wir heute auf Korea. Es wird unendlich viel Unfug geschrieben, auch in friedenspolitischen Kreisen. Ich komme auf die Spaltung Koreas zurück als Ergebnis des verbrecherischen Korea-Kriegs der USA 1950-1953. Keine Spur eines Vermögens für einen Friedensvertrag mit Nordkorea damals. Der Waffenstillstand bot keine Sicherheit für die Freiheit Nordkoreas, seine Geschicke in gesicherten Grenzen selbst zu entscheiden. Nach 64 Jahren sind die USA dazu immer noch in der Pflicht. Nordkorea hat das Recht zur Verteidigung seiner Souveränität. Es geht um Demilitarisierung und nukleare Abrüstung in der Region und eine unabhängige und friedliche Wiedervereinigung Koreas [7] Damit wäre auch diese Mauer gegen die Freiheit endlich weg. Das wäre ein wichtiger Schritt zur Abschaffung ausnahmslos aller Atomwaffen in der ganzen Welt, wie kürzlich in einem UNO-Beschluss von 122 Staaten gefordert. Das sind wir nicht nur den Opfern von Hiroshima und Nagasaki schuldig.
Die neue Freiheitslosung
»Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit, Frieden« weltweit für alle.
Quellen:
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/316245.wir-wollten-einen-friedensvertrag.html
[2] http://www.eulenspiegel.com/autoren/autor/339-herbert-graf.html
[3] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23922
[4] http://www.stattweb.de/files/civil/Doku20160605sd.pdf
[5] http://www.nachdenkseiten.de/?p=39284
[6a] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16473
[6b] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16511
[6c] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16547
[7] http://www.wpc-in.org/statements/statement-world-peace-council-about-recent-resolution-un-security-council-dpr-korea
Über den Autor: Dr.-Ing. Dietrich Schulze (Jg. 1940) war nach 18-jähriger Forschungstätigkeit im Bereich der Hochenergie-Physik von 1984 bis 2005 Betriebsratsvorsitzender im Forschungszentrum Karlsruhe (jetzt KIT Campus Nord). 2008 gründete er mit anderen in Karlsruhe die Initiative gegen Militärforschung an Universitäten (WebDoku www.stattweb.de/files/DokuKITcivil.pdf). Er ist Beiratsmitglied von NatWiss und publizistisch tätig. Email dietrich.schulze@gmx.de
Online-Flyer Nr. 625 vom 23.08.2017
Mauerbau 1961 – Ulbricht-Forderung Friedensvertrag – Freiheitsreflexion eines Ost-Wessi
Die Mauer und die Freiheit
Von Dietrich Schulze
Die Veröffentlichung von Herbert Graf »Wir wollten einen Friedensvertrag und bekamen die Mauer« in einem Interview der jungen Welt am 12. August [1] hat in mir einen Grundgedanken meiner Existenz bloß gelegt. Herbert Graf war langjähriger Mitarbeiter von Walter Ulbricht und Professor an der Uni Halle. Ein kurzer Lebenslauf mit seinem neuesten Buch [2]. Hier meine Existenz-Etappen »1940-1945 Nazi-Deutschland (Oberlausitz) / 1945-1949 SBZ / 1949-1957 DDR / ab 1958 Westdeutschland/BRD« und meine kommentierte Kurzfassung des Graf-Artikels.
Collage: Dietrich Schulze (unter Verwendung des 1893 entstandenen Bildes "Der arme Poet" von Karl Spitzweg - gemeinfrei)
Spaltung statt Friedensvertrag
Die Spaltung Deutschlands wurde 1949 vom Westen mit der Gründung der BRD vollzogen. Die DDR musste nachziehen. Wenig bekannt ist die Haltung des „Bösewichts Ulbricht“, das ökonomisch bedingte Grenzregime mit einem Friedensvertrag für die DDR zu verbinden. Dieser Friedensvertrag hätte die Freiheit der DDR zur Folge gehabt, über ihre Geschicke und Entscheidung in der von friedlicher Koexistenz geprägten realsozialistischen Entwicklung selbständig entscheiden zu können. Das war aber auch nicht im Interesse der Sowjetunion. Nikita Chrustschow und John F. Kennedy hatten zwecks Kriegsvermeidung am 13. August 1961 den Vertrag über die Schließung der Staatsgrenze zur Bundesrepublik und zu Westberlin als Mauer abgeschlossen. Chrustschow setzte den Mauerbau durch. Ulbricht sah schon die Kugeln fliegen und blieb seiner Idee für einen Friedensvertrag mit eigenständiger DDR-Entwicklung treu. Dafür machte er sich in der Führung der Sowjetunion mehr und mehr unbeliebt. Die Bundesrepublik hingegen integrierte ungerührt erfahrene Nazis in alle Ämter mit dem klaren Ziel, durch das Brandenburger Tor einzumarschieren. Dafür organisierten Adenauer/Strauß die wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen für die deutsche Bombe.
Thema und Titelbild?
Wie passt das zusammen? Eine absolut berechtigte Frage. Die Idee zu dem Spitzweg-Bild entsprang einer Diskussion. Ebenso wie das Bild die nicht seltene Armut des unabhängigen Poeten in der Geschichte beschreibt, erinnert die wenig bekannte Tatsachen-Beschreibung des weit gereisten Prof Herbert Graf an die problematischen Folgen des verbrecherischsten Regimes der Weltgeschichte, des deutschen Faschismus. Beide Blicke in die Geschichte offenbaren nicht nur deren Katastrophen, sondern auch deren Reichtum.
Freiheitsreflexion des Autors
Hier nun zu meiner Reflexion von Freiheit. Mein Vater kam 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft aufgrund seines Nazi-Einsatzes in Griechenland in die SBZ zu Mutter und Kindern. Er begann sofort, den Ältesten damals 6 Jahre alten Dietrich mit militärischem Hausherrn-Diktat zu drillen und zu peinigen. Völlig umsonst. Im Gegenteil: nach 11 Jahren erfolglosem Diktat hatte er einen überzeugten Antimilitaristen hervorgebracht. Dieser wollte 1957 nach dem Abschluss der Friedrich-Schiller-Oberschule in Bautzen studieren, aber unter keinen Umständen zur Nationalen Volksarmee NVA. Also ab nach dem Westen. Studium der E-Technik 1959 in Hannover und 1962 an der TH Karlsruhe. Dort Abschluss mit Dipl.-Ing, 1966 und Dr.-Ing. 1971. Und jetzt der zweite und entscheidende Kick zum Thema Freiheit. In der letzten Promotionsphase lernte der Autor an der Uni/TH Karlsruhe bei einem Studentenfest einen älteren Herrn kennen. Es war der Kommunist Karl Wagner, der im KZ Dachau Widerstand gegen die SS geleistet hatte und im KZ Buchenwald befreit wurde. Eine kluge, mutige und bescheidene Persönlichkeit, für mich der erste wirkliche Mensch, wie ich ihn mir seit der Schule vorgestellt hatte.
Karl Wagner »Der Kapo der Kretiner«
Hier nur eine einzige Episode. Nach ein paar Monaten meiner fast täglichen Gespräche über seinen Weg, sagte ich 1972: »Karl ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte di/e DDR nicht verlassen sollen und möchte jetzt zurück gehen.« Seine unmissverständliche Antwort »Dietrich, Du bleibst hier, in der DDR gibt es genug Marxisten, aber hier nicht.« Das hätte für mich früher wie ein Befehl geklungen. Aus seinem Munde war es eine Weisheit. Die Freiheit der Zusammenarbeit mit Karl hat mich bis zu seinem Tod 1983 begleitet. Das wundervolle Buch seiner Frau Hilde über Karls genialen Widerstand gegen die Faschisten ist seit 28. Juni unter dem Titel »'Der Kapo der Kretiner' online« in Neue Rheinische Zeitung zum Lesen für alle verfügbar [3].
Freiheit statt Mauer
Zurück zur Freiheit als den zu Beginn bezeichneten Grundgedanken meiner Existenz. Gerade weil ich Osten und Westen erlebt hatte, ist seit langem in mir die Trauer über den Verlust der Freiheit durch die Mauer als Grenze zwischen zwei Systemen entstanden. Die Aufhebung von früheren revolutionären Forderungen in späteren Revolutionen der Weltgeschichte in einer höheren und weiter entwickelten Form ist doch inzwischen weltweites intellektuelles Allgemeingut. Warum ist nun ausgerechnet die Freiheit aus der Losung der französischen Revolution »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« nicht ansatzweise verwirklicht worden?
Meine simplen Gedanken dazu. Die Oktober-Revolution ereignete sich in einem der rückständigsten Länder der Welt, im zaristischen Russland. Wladimir Iljitsch Lenin hatte davon geträumt, dass die ökonomisch am weitesten entwickelten Länder Deutschland und Tschechoslowakei nachziehen, auch weil diese über Massen-Erfahrungen im Kampf für Arbeiterrechte verfügten. Daraus wurde nichts, wie wir wissen. Die Entwicklung von Freiheitsgedanken in der Sowjetunion mit überwiegend an zaristische Diktatur angepassten Menschen wurde sofort mit einem Bürgerkrieg und später mit dem unvorstellbar verbrecherischen Weltherrschaftskrieg der deutschen Faschisten zerstört. Überlebenskampf mit 27 Millionen Opfern an Soldaten und Zivilisten für die Rettung der Welt vor den Nazi-Wahnsinn. Anschließend Wiederaufbau all des Zerstörten und dann Kalter Krieg der USA mit ihrem unablässigen Atombombenwahn. Nicht die geringste Lücke für irgendeine Art von Freiheit. Und ähnlich die DDR später. Die Masse der Bürger war wie im Westen bis zum Schluss mit den Nazis marschiert. Ja, es wurden in der DDR erprobte antifaschistische Widerstandskämpfer in die Ämter eingebaut. Und wie viele Anpasser, meist fachlich unqualifiziert, spielten Kommunisten? Ich habe solche und ganz wenige andere selber in der Schule erlebt.
Wissenschaftler und Gewerkschafter
Meinen wissenschaftlichen Weg können Sie hier [4] studieren. Nach der Promotion kam am Kernforschungszentrum Karlsruhe eine gewerkschaftliche Komponente hinzu. Mein Mentor Karl war gleichzeitig ein Prophet. Er unterstützte meine gewerkschaftliche und Betriebsratsarbeit. Kurz vor seinem Ableben 1983 sagte er mir: »Wenn Du als Betriebsratsvorsitzender gewählt wirst, bleibst Du es, solange Du willst.« Ich wurde 1984 gewählt und schied nach anfänglich heftigen Auseinandersetzungen für soziale Arbeitsbedingungen mit der Administration und für eine zivile Forschung im Jahre 2005 mit 65 in den Unruhestand aus. Diese zwei Jahrzehnte hoffe ich noch autobiografisch aufzeichnen zu können. Die Zivilklausel-Bewegung und die Arbeit gegen Rüstungsforschung beherrscht seit 2008 mein Leben. Bitte werfen Sie einen Blick in meine Web-Dokumentation (Impressum) mit zig Beiträgen in der Neuen Rheinischen Zeitung und anderswo. Zur aktuellen Auseinandersetzung erschien auch in den NachDenkSeiten ein Artikel gegen Rüstungsforschung am KIT [5].
Internationale Entwicklung
Muss hier gestehen, dass ich mir immer intensive Gedanken über die internationale Entwicklung gemacht habe. Das begann konkret mit den Atomnazis, den von Strauß eingesetzten Gründungstätern des Kernforschungszentrums: Greifeld, Schnurr, Ritter und Brandl. Besonders deren internationale Verbindungen zwecks Unterlaufung des völkerrechtlichen Atomwaffen-Verbots. Dazu die Artikel-Serie 2011 „Zerbrecht die Plutonium-Tritium-Diktatur!“ [6a, 6b, 6c].
Mein Interesse ging später zusätzlich auf die weltweit vorbildliche Entwicklung von China ein, die eine zivilwirtschaftliche Zusammenarbeit mit sehr vielen Ländern bedeutet. Und damit kommen wir heute auf Korea. Es wird unendlich viel Unfug geschrieben, auch in friedenspolitischen Kreisen. Ich komme auf die Spaltung Koreas zurück als Ergebnis des verbrecherischen Korea-Kriegs der USA 1950-1953. Keine Spur eines Vermögens für einen Friedensvertrag mit Nordkorea damals. Der Waffenstillstand bot keine Sicherheit für die Freiheit Nordkoreas, seine Geschicke in gesicherten Grenzen selbst zu entscheiden. Nach 64 Jahren sind die USA dazu immer noch in der Pflicht. Nordkorea hat das Recht zur Verteidigung seiner Souveränität. Es geht um Demilitarisierung und nukleare Abrüstung in der Region und eine unabhängige und friedliche Wiedervereinigung Koreas [7] Damit wäre auch diese Mauer gegen die Freiheit endlich weg. Das wäre ein wichtiger Schritt zur Abschaffung ausnahmslos aller Atomwaffen in der ganzen Welt, wie kürzlich in einem UNO-Beschluss von 122 Staaten gefordert. Das sind wir nicht nur den Opfern von Hiroshima und Nagasaki schuldig.
Die neue Freiheitslosung
»Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit, Frieden« weltweit für alle.
Quellen:
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/316245.wir-wollten-einen-friedensvertrag.html
[2] http://www.eulenspiegel.com/autoren/autor/339-herbert-graf.html
[3] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23922
[4] http://www.stattweb.de/files/civil/Doku20160605sd.pdf
[5] http://www.nachdenkseiten.de/?p=39284
[6a] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16473
[6b] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16511
[6c] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16547
[7] http://www.wpc-in.org/statements/statement-world-peace-council-about-recent-resolution-un-security-council-dpr-korea
Über den Autor: Dr.-Ing. Dietrich Schulze (Jg. 1940) war nach 18-jähriger Forschungstätigkeit im Bereich der Hochenergie-Physik von 1984 bis 2005 Betriebsratsvorsitzender im Forschungszentrum Karlsruhe (jetzt KIT Campus Nord). 2008 gründete er mit anderen in Karlsruhe die Initiative gegen Militärforschung an Universitäten (WebDoku www.stattweb.de/files/DokuKITcivil.pdf). Er ist Beiratsmitglied von NatWiss und publizistisch tätig. Email dietrich.schulze@gmx.de
Online-Flyer Nr. 625 vom 23.08.2017