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Verleihung des Kölner Karlspreises, Berlin, Babylon, 14.12.2017
LINKE gegen LINKE – Zoff um den Zensur-Senator
Von SIERA (Rationalgalerie)
Den Auftakt zum grausamen Spiel lieferte die Linkspartei-Funktionärin Halina Wawzyniak in der ZEIT vom 6. Dezember 2017: „Schluss mit der Querfront!“ forderte sie im Blatt des gehobenen Bürgertums. Denn Mitglieder der LINKEN hatten gewagt, sich gegen den Zensur-Senator Lederer zu wenden. Der wollte eine Preisverleihung für den Journalisten Ken Jebsen im Berliner Kino Babylon verbieten. Die LINKEN, die sich für die Preisverleihung und die Pressefreiheit einsetzten – Christiane Reymann, Wolfgang Gehrcke und Diether Dehm – wollte Frau Wawzyniak dringend geächtet wissen: „Im Juni 2018 wird ein neuer Parteivorstand gewählt.“ Dort sollte „Dehm und Co. eine klare Absage“ erteilt werden. Denn da sei „noch die Israelfrage. Der Antisemitismus gehört in der Querfront zur DNA. Da wird der Staat Israel schon mal mit dem Apartheidregime in Südafrika verglichen.“ Also man darf, meint Frau Wawzyniak, einen Staat, der seine Bürger nach Herkunft und Religion separiert, keinesfalls als das bezeichnen, was er ist. Das passt nicht in die Staatsräson, da folgt die Wawzyniak brav der Frau Merkel.
Die hässliche Kerbe des Antisemitismus, die dumme Gleichsetzung von Israel-Kritik mit Rassismus, wurde von Frau Wawzyniak schon geschlagen, da musste die Frankfurter Rundschau nur noch nacharbeiten: Eine einstmals irgendwie linke Zeitung, die sich schon länger erfolgreich von diesem Odium befreit. Die verrührt in ihrer Ausgabe vom 13.12.2017 den LINKEN-Bundestagsabgeordneten Dieter Dehm mal eben mit „Sieg Heil-Rufen und der Parole Juden ins Gas“ und behauptet: „Israelkritik ist eine Maskerade der Antisemiten vom Schlage Dehms.“ Kein Beweis, kein Beleg. Die Methode ist seit der Kampagne gegen den Schriftsteller Günther Grass bekannt. Wer Israel kritisiert, ist Antisemit. Dass damit nicht nur ein Denkverbot ausgesprochen, sondern auch der wirkliche Antisemitismus unerträglich verkleinert wird, will den Israel-Fans einfach nicht auffallen.
Draußen auf dem Rosa-Luxemburg-Platz standen am Tag der Preisverleihung für Ken Jebsen immerhin rund 450 Menschen vor der Bühne und hörten in strömendem Regen den Rednern der Veranstaltung gegen Zensur zu. Nur wenig weiter entfernt hatten sich 50 ebenfalls linke Gegendemonstranten formiert, die über ihre Lautsprecher laute Musik ertönen ließen. Die Polizei war zahlreich vertreten und trennte so die verfeindeten linken Gruppen. Die diversen Reden konnten also ungestört verfolgt werden – lediglich behindert von der schlechten Akustik und dem strömenden Regen.
Spannend wurde es, als die Demonstranten anschließend ins Kino Babylon gehen wollten. Dort nämlich gab es einen enormen Rückstau, weil die Ordner und die Security am Eingang zum Foyer nicht nur Taschenkontrollen durchführten, sondern sogar verlangten, dass Regenschirme abgegeben werden sollten. Da das vielen nicht einsichtig erschien, kam es zu hitzigen Diskussionen. Auf die Frage warum man seinen Schirm abgeben solle, wurde von einer Ordnerin/Kontrolleurin gesagt, dass ein Schirm als Waffe benutzt werden könnte! Das alles stets in höchst aggressivem Ton. Die engagierte Security tat leidenschaftslos und gründlich ihre Pflicht; im Gegensatz zu den beiden Ordnerinnen, die gallig und aufgeregt ihren Dienst versahen. Wie sich später herausstellte, ging es aber nicht nur um die Schirme, sondern auch um die Kameras und die Banner. Von einem Besucher wurde verlangt, sein Banner vor das Babylon zu legen. Als er sagte, dass es 200 Euro gekostet hätte und er es nicht irgendwo hinlegen wolle, wurde ihm geraten zu gehen.
Auch die Kameras sollten abgegeben werden, da angeblich ein Fotoverbot existierte, von dem die Besucher nichts wussten und auch nicht der Veranstalter Andreas Neumann von der Neuen Rheinischen Zeitung, dem Stifter des Karls-Preises für Ken Jebsen. Auch die Vertreterin der RATIONALGALERIE wurde aufgefordert, ihre Kamera abzugeben. Als sie sich, mit dem Verweis auf das Presserecht, weigerte, erhielt sie vom Besitzer des Babylon gleich Hausverbot. Das Klingeln der Senats-Subventions-Ketten im Sklaven-Dienste der Zensur übertönte fast das Murren der Zuschauer.
Die Zeitung „Junge Welt“ konnte sich den Zoff unter Linken nicht entgehen lassen. Sie flankierte den Zensur-Akt des Senators mit einem langen, zähen Elaborat über Ken Jebsen. Die Mixtur aus alten Zitaten und falschen Zusammenhängen gipfelte zum Beispiel in diesem Agitations-Satz: „Der Unterschied zwischen Faschisten und Antifaschisten ist demzufolge also ein rein konstruierter“. Zwar ist selbst bei größter Mühe eine solche These aus den Texten von Jebsen nicht zu destillieren, aber der Autor des JW-Artikels ist gern großzügig mit seinen Interpretationen. Hatte doch Sebastian Carlens im März 2015, pünktlich zum damaligen Auftakt der Friedensaktionen, nicht nur die Querfront persönlich entdeckt sondern auch die „alte“ Friedensbewegung für tot erklärt und seinen Lesern geraten, lieber auf ein Angebot der „organisierten, revolutionären Linken“ zu warten. Auf dieses Sonderangebot warten manche JW-Leser immer noch. Sicherheitshalber hat die „Junge Welt“ diesen Text im Netz gelöscht.
Welch eine Mühe, um die ohnehin gespaltene Linke in Deutschland zu atomisieren. An der Reaktion der Herrschaftsmedien und ihrer Helfer ist die potentielle Gefahr einer geeinten linken, alternativen Bewegung für die Herrschaften zu ermessen. Aber keine Sorge, so lange um die Lupenreinheit der linken Bewegung mehr gerungen wird als um die Mobilisierung der Bevölkerung für ihre Interessen, bleiben die Verhältnisse wie sie sind.
Mit Dank übernommen von Rationalgalerie - dort veröffentlicht am 18. Dezember 2017
Online-Flyer Nr. 641 vom 20.12.2017
Verleihung des Kölner Karlspreises, Berlin, Babylon, 14.12.2017
LINKE gegen LINKE – Zoff um den Zensur-Senator
Von SIERA (Rationalgalerie)
Den Auftakt zum grausamen Spiel lieferte die Linkspartei-Funktionärin Halina Wawzyniak in der ZEIT vom 6. Dezember 2017: „Schluss mit der Querfront!“ forderte sie im Blatt des gehobenen Bürgertums. Denn Mitglieder der LINKEN hatten gewagt, sich gegen den Zensur-Senator Lederer zu wenden. Der wollte eine Preisverleihung für den Journalisten Ken Jebsen im Berliner Kino Babylon verbieten. Die LINKEN, die sich für die Preisverleihung und die Pressefreiheit einsetzten – Christiane Reymann, Wolfgang Gehrcke und Diether Dehm – wollte Frau Wawzyniak dringend geächtet wissen: „Im Juni 2018 wird ein neuer Parteivorstand gewählt.“ Dort sollte „Dehm und Co. eine klare Absage“ erteilt werden. Denn da sei „noch die Israelfrage. Der Antisemitismus gehört in der Querfront zur DNA. Da wird der Staat Israel schon mal mit dem Apartheidregime in Südafrika verglichen.“ Also man darf, meint Frau Wawzyniak, einen Staat, der seine Bürger nach Herkunft und Religion separiert, keinesfalls als das bezeichnen, was er ist. Das passt nicht in die Staatsräson, da folgt die Wawzyniak brav der Frau Merkel.
Die hässliche Kerbe des Antisemitismus, die dumme Gleichsetzung von Israel-Kritik mit Rassismus, wurde von Frau Wawzyniak schon geschlagen, da musste die Frankfurter Rundschau nur noch nacharbeiten: Eine einstmals irgendwie linke Zeitung, die sich schon länger erfolgreich von diesem Odium befreit. Die verrührt in ihrer Ausgabe vom 13.12.2017 den LINKEN-Bundestagsabgeordneten Dieter Dehm mal eben mit „Sieg Heil-Rufen und der Parole Juden ins Gas“ und behauptet: „Israelkritik ist eine Maskerade der Antisemiten vom Schlage Dehms.“ Kein Beweis, kein Beleg. Die Methode ist seit der Kampagne gegen den Schriftsteller Günther Grass bekannt. Wer Israel kritisiert, ist Antisemit. Dass damit nicht nur ein Denkverbot ausgesprochen, sondern auch der wirkliche Antisemitismus unerträglich verkleinert wird, will den Israel-Fans einfach nicht auffallen.
Draußen auf dem Rosa-Luxemburg-Platz standen am Tag der Preisverleihung für Ken Jebsen immerhin rund 450 Menschen vor der Bühne und hörten in strömendem Regen den Rednern der Veranstaltung gegen Zensur zu. Nur wenig weiter entfernt hatten sich 50 ebenfalls linke Gegendemonstranten formiert, die über ihre Lautsprecher laute Musik ertönen ließen. Die Polizei war zahlreich vertreten und trennte so die verfeindeten linken Gruppen. Die diversen Reden konnten also ungestört verfolgt werden – lediglich behindert von der schlechten Akustik und dem strömenden Regen.
Spannend wurde es, als die Demonstranten anschließend ins Kino Babylon gehen wollten. Dort nämlich gab es einen enormen Rückstau, weil die Ordner und die Security am Eingang zum Foyer nicht nur Taschenkontrollen durchführten, sondern sogar verlangten, dass Regenschirme abgegeben werden sollten. Da das vielen nicht einsichtig erschien, kam es zu hitzigen Diskussionen. Auf die Frage warum man seinen Schirm abgeben solle, wurde von einer Ordnerin/Kontrolleurin gesagt, dass ein Schirm als Waffe benutzt werden könnte! Das alles stets in höchst aggressivem Ton. Die engagierte Security tat leidenschaftslos und gründlich ihre Pflicht; im Gegensatz zu den beiden Ordnerinnen, die gallig und aufgeregt ihren Dienst versahen. Wie sich später herausstellte, ging es aber nicht nur um die Schirme, sondern auch um die Kameras und die Banner. Von einem Besucher wurde verlangt, sein Banner vor das Babylon zu legen. Als er sagte, dass es 200 Euro gekostet hätte und er es nicht irgendwo hinlegen wolle, wurde ihm geraten zu gehen.
Auch die Kameras sollten abgegeben werden, da angeblich ein Fotoverbot existierte, von dem die Besucher nichts wussten und auch nicht der Veranstalter Andreas Neumann von der Neuen Rheinischen Zeitung, dem Stifter des Karls-Preises für Ken Jebsen. Auch die Vertreterin der RATIONALGALERIE wurde aufgefordert, ihre Kamera abzugeben. Als sie sich, mit dem Verweis auf das Presserecht, weigerte, erhielt sie vom Besitzer des Babylon gleich Hausverbot. Das Klingeln der Senats-Subventions-Ketten im Sklaven-Dienste der Zensur übertönte fast das Murren der Zuschauer.
Die Zeitung „Junge Welt“ konnte sich den Zoff unter Linken nicht entgehen lassen. Sie flankierte den Zensur-Akt des Senators mit einem langen, zähen Elaborat über Ken Jebsen. Die Mixtur aus alten Zitaten und falschen Zusammenhängen gipfelte zum Beispiel in diesem Agitations-Satz: „Der Unterschied zwischen Faschisten und Antifaschisten ist demzufolge also ein rein konstruierter“. Zwar ist selbst bei größter Mühe eine solche These aus den Texten von Jebsen nicht zu destillieren, aber der Autor des JW-Artikels ist gern großzügig mit seinen Interpretationen. Hatte doch Sebastian Carlens im März 2015, pünktlich zum damaligen Auftakt der Friedensaktionen, nicht nur die Querfront persönlich entdeckt sondern auch die „alte“ Friedensbewegung für tot erklärt und seinen Lesern geraten, lieber auf ein Angebot der „organisierten, revolutionären Linken“ zu warten. Auf dieses Sonderangebot warten manche JW-Leser immer noch. Sicherheitshalber hat die „Junge Welt“ diesen Text im Netz gelöscht.
Welch eine Mühe, um die ohnehin gespaltene Linke in Deutschland zu atomisieren. An der Reaktion der Herrschaftsmedien und ihrer Helfer ist die potentielle Gefahr einer geeinten linken, alternativen Bewegung für die Herrschaften zu ermessen. Aber keine Sorge, so lange um die Lupenreinheit der linken Bewegung mehr gerungen wird als um die Mobilisierung der Bevölkerung für ihre Interessen, bleiben die Verhältnisse wie sie sind.
Mit Dank übernommen von Rationalgalerie - dort veröffentlicht am 18. Dezember 2017
Online-Flyer Nr. 641 vom 20.12.2017