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Verleihung des Kölner Karlspreises, Berlin, Babylon, 14.12.2017
Meinungsfreiheit ja, aber nicht hier
Von Timothy Grossman (Statement), Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann (Text)
Am 14. Dezember 2017 fand trotz diverser Versuche der Verhinderung aus diversen Schaltstellen die Verleihung des Kölner Karlspreises für Engagierte Literatur und Publizistik erstmalig in Berlin statt. Die Preisträger zeichnen sich durch kompromisslose Treue zur Ausschöpfung der aufklärerischen Berichterstattung im Rahmen der deutschen Rechtsgrundlagen und der Pressefreiheit aus: Werner Rügemer (2008), Wolfgang Bittner (2010), Rolf Gössner (2012), Evelyn Hecht-Galinski (2014) und - durch den Tod des Herausgebers um ein Jahr verzögert - Ken Jebsen (2017). Preisstifter ist der mit dem Grimmepreis dekorierte Journalist, Film- und Fernsehmacher (Kanal4) Peter Kleinert (1937-2016), Gründer der nach Karl Marx benannten "Neue Rheinische Zeitung", die ihrerseits mit dem Zusatz "Organ der Demokratie" ein Fanal zur Pressefreiheit darstellt. Der Betreiber des kommunalen Kinos Babylon Berlin und gleichzeitig Geschäftsführer der Vermietungsgesellschaft Neue Babylon GmbH richtet zu Beginn der Preisverleihung das Wort an das Publikum: Meinungsfreiheit ja, aber nicht in diesen angemieteten Räumen...
Wojna (Die Bandbreite): Die Jagd und Stimmungsmache gegen Andersdenkende, "Aluhüte", Verschwörungstheoretiker", "bringt mich dazu, mich bei Timothy Grossman(dessen Existenz auf dem Spiel steht) für's Buh-Rufen zu entschuldigen. Es ist wieder eine Stimmung in diesem Land wie nach der Reichsprogromnacht. Da traut sich keiner mehr die Fresse aufzumachen..."
Wojna (Die Bandbreite): In der Tat halte ich es für bedenklich, denn wir sind vielleicht schon im neuen Faschismus. Wenn hier zu Anfang vermeintlich antirassistische oder antifaschistische Reden gehalten werden, dann sag ich, tja, das richtet sich aber an die Falschen. Denn hier sitzen die wahren Antifaschisten. Die richtigen Faschisten, die sitzen ein paar Meter weiter im Bundestag. .. Da möchte ich einmal Mussolini zitieren: der Faschismus sollte eigentlich Korporatismus heißen, weil eigentlich die Wirtschaft die wahre Staatsgewalt in einem Lande darstellt... Und nichts anderes ist das, in dem wir uns gerade befinden: nämlich eine Horde von Politikern, die sich unsere Regierung nennt und seit Jahrzehnten nichts anderes tut, als den Willen der Großindustrie, der Konzerne, der Waffen-, der Energielobby und der Pharmamafia zu erfüllen in diesem Land... (Applaus)
Siehe auch:
Bertram Myron Gross: "Friendly Fascism - The New Face of Power in America"
South End Press, 1980 ... über die zunehmenden Verstrickungen zwischen den politischen und den Wirtschaftseliten.
Bertram Myron Gross (* 1912 in Philadelphia; † 12. März 1997 in Walnut Creek) war ein US-amerikanischer Sozialwissenschaftler und Systemtheoretiker. Als Mitarbeiter des US-Senates war er 1946 maßgeblich an der Ausarbeitung des Employment Act beteiligt. Mitte der 1950er Jahre lehrte er im Auftrag der US-Regierung Öffentliche Verwaltung an der Hebräischen Universität von Jerusalem und arbeitete später als Professor für Politikwissenschaften in Hunter College (CUNY). Besonders bekannt wurde er mit seinem 1980 erschienenen Buch Friendly Fascism... Er ist der Vater des Physik-Nobelpreisträgers David Gross. (vita: wikipedia)
Anhang
Schreiben von Wolfram Fischer an den Babylon-Geschäftsführer Grossman
Sehr geehrter Herr Grossman, ich war am Donnerstag letzter Woche zur Karlspreisverleihung in Ihrem Haus zu Gast und habe auch Ihr Grußwort vernommen. Sie tun Ken Jebsen und allen Beteiligten schweres Unrecht!
Als Nichtberliner wurde ich auf Ken Jebsen bzw. KenFM erst vor drei Jahren aufmerksam, als er Hausverbot bei der Jungen Welt erhielt. Was ist denn hier los?, dachte ich und habe das Original wirklich völlig unvoreingenommen geprüft. Und war begeistert! Seither habe ich fast alles von Ken Jebsen zur Kenntnis genommen, was er auf seinem Portal veröffentlicht, und bin auch finanziell ein regelmäßiger Unterstützer. Ich kann Ihnen versichern: Wenn ich in all diesen Beiträgen auch nur eine SPUR von Antisemitismus gefunden hätte oder auch nur ganz allgemein "rechte" Äußerungen, wäre ich das mit Sicherheit nicht geworden.
Bedenken Sie bitte, dass Ken Jebsen und auch all die anderen Beteiligten in ihrem Kampf gegen den Krieg keinen "Job machen", sondern mit Herzblut dabei sind. Herr Jebsen verwendet deswegen eine scharfe Sprache mit klaren Anklagen gegen alle Kriegsverantwortlichen und derlei Verbrecher, wofür ihn seine Anhänger - auch ich - lieben. Aber es mag deswegen sein - bzw. ist offensichtlich so -, dass in Leuten, die sich das nicht unvoreingenommen mit einigermaßen klarem Kopf anhören, durch ihre eigenen Assoziationen ein völlig falsches Bild entstehen kann (ich rede nicht von böswilligen Leuten, da ist sowieso alles zu spät).
Sehr geehrter Herr Grossman, ich habe ja Verständnis für Ihre bedrängte Situation - zwischen den Fronten ist es am gefährlichsten. Umso mehr hoffe ich und wünsche ich es Ihnen, mir und dem Rest der Welt, dass Sie, wenn sich die Wogen einigermaßen geglättet haben werden, die Sache noch einmal in Ruhe besehen. Ich versichere Ihnen, dass Sie dann in der Person und den Haltungen von Herrn Jebsen und seinen Kollegen von KenFM nichts finden werden, von dem Sie sich distanzieren müssten (wobei Meinungsverschiedenheiten in Detailfragen natürlich nicht ausgeschlossen sein müssen).
Mit der Person und den Äußerungen Gilad Atzmons habe ich mich zugegebenermaßen bisher nicht wirklich beschäftigt, kann insofern nicht wirklich mitreden. Da aber die Organisatoren und sonstigen Beteiligten durch ihr Wirken in der Vergangenheit mein Vertrauen erworben haben, vermute ich, dass Sie auch ihm Unrecht angetan haben. Bei dem, was ich von ihm am Donnerstagabend gehört habe, war ja auch wirklich nichts Verwerfliches dabei. Oder haben Sie da etwas anderes gehört?
Einem Kino Babylon MIT Veranstaltungen von KenFM wünsche ich auf jeden Fall eine erfolgreiche Zukunft. Ohne diese ist es mir ziemlich egal.
Und bedenken Sie doch, was Ihr Vater für seine Überzeugungen und seine konsequente Antikriegshaltung auf sich genommen hat. Und Sie, der Sie sich in einer sehr, sehr viel harmloseren Situation befinden, Sie beteiligen sich am Verleumden von sehr engagierten, sehr verdienstvollen Friedensaktivisten. Wollen Sie wirklich, dass das als letzter Eintrag über Sie in den Geschichtsbüchern stehen bleibt?
Online-Flyer Nr. 642 vom 27.12.2017
Verleihung des Kölner Karlspreises, Berlin, Babylon, 14.12.2017
Meinungsfreiheit ja, aber nicht hier
Von Timothy Grossman (Statement), Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann (Text)
Am 14. Dezember 2017 fand trotz diverser Versuche der Verhinderung aus diversen Schaltstellen die Verleihung des Kölner Karlspreises für Engagierte Literatur und Publizistik erstmalig in Berlin statt. Die Preisträger zeichnen sich durch kompromisslose Treue zur Ausschöpfung der aufklärerischen Berichterstattung im Rahmen der deutschen Rechtsgrundlagen und der Pressefreiheit aus: Werner Rügemer (2008), Wolfgang Bittner (2010), Rolf Gössner (2012), Evelyn Hecht-Galinski (2014) und - durch den Tod des Herausgebers um ein Jahr verzögert - Ken Jebsen (2017). Preisstifter ist der mit dem Grimmepreis dekorierte Journalist, Film- und Fernsehmacher (Kanal4) Peter Kleinert (1937-2016), Gründer der nach Karl Marx benannten "Neue Rheinische Zeitung", die ihrerseits mit dem Zusatz "Organ der Demokratie" ein Fanal zur Pressefreiheit darstellt. Der Betreiber des kommunalen Kinos Babylon Berlin und gleichzeitig Geschäftsführer der Vermietungsgesellschaft Neue Babylon GmbH richtet zu Beginn der Preisverleihung das Wort an das Publikum: Meinungsfreiheit ja, aber nicht in diesen angemieteten Räumen...
Wojna (Die Bandbreite): Die Jagd und Stimmungsmache gegen Andersdenkende, "Aluhüte", Verschwörungstheoretiker", "bringt mich dazu, mich bei Timothy Grossman(dessen Existenz auf dem Spiel steht) für's Buh-Rufen zu entschuldigen. Es ist wieder eine Stimmung in diesem Land wie nach der Reichsprogromnacht. Da traut sich keiner mehr die Fresse aufzumachen..."
Wojna (Die Bandbreite): In der Tat halte ich es für bedenklich, denn wir sind vielleicht schon im neuen Faschismus. Wenn hier zu Anfang vermeintlich antirassistische oder antifaschistische Reden gehalten werden, dann sag ich, tja, das richtet sich aber an die Falschen. Denn hier sitzen die wahren Antifaschisten. Die richtigen Faschisten, die sitzen ein paar Meter weiter im Bundestag. .. Da möchte ich einmal Mussolini zitieren: der Faschismus sollte eigentlich Korporatismus heißen, weil eigentlich die Wirtschaft die wahre Staatsgewalt in einem Lande darstellt... Und nichts anderes ist das, in dem wir uns gerade befinden: nämlich eine Horde von Politikern, die sich unsere Regierung nennt und seit Jahrzehnten nichts anderes tut, als den Willen der Großindustrie, der Konzerne, der Waffen-, der Energielobby und der Pharmamafia zu erfüllen in diesem Land... (Applaus)
Siehe auch:
Bertram Myron Gross: "Friendly Fascism - The New Face of Power in America"
South End Press, 1980 ... über die zunehmenden Verstrickungen zwischen den politischen und den Wirtschaftseliten.
Bertram Myron Gross (* 1912 in Philadelphia; † 12. März 1997 in Walnut Creek) war ein US-amerikanischer Sozialwissenschaftler und Systemtheoretiker. Als Mitarbeiter des US-Senates war er 1946 maßgeblich an der Ausarbeitung des Employment Act beteiligt. Mitte der 1950er Jahre lehrte er im Auftrag der US-Regierung Öffentliche Verwaltung an der Hebräischen Universität von Jerusalem und arbeitete später als Professor für Politikwissenschaften in Hunter College (CUNY). Besonders bekannt wurde er mit seinem 1980 erschienenen Buch Friendly Fascism... Er ist der Vater des Physik-Nobelpreisträgers David Gross. (vita: wikipedia)
Anhang
Schreiben von Wolfram Fischer an den Babylon-Geschäftsführer Grossman
Sehr geehrter Herr Grossman, ich war am Donnerstag letzter Woche zur Karlspreisverleihung in Ihrem Haus zu Gast und habe auch Ihr Grußwort vernommen. Sie tun Ken Jebsen und allen Beteiligten schweres Unrecht!
Als Nichtberliner wurde ich auf Ken Jebsen bzw. KenFM erst vor drei Jahren aufmerksam, als er Hausverbot bei der Jungen Welt erhielt. Was ist denn hier los?, dachte ich und habe das Original wirklich völlig unvoreingenommen geprüft. Und war begeistert! Seither habe ich fast alles von Ken Jebsen zur Kenntnis genommen, was er auf seinem Portal veröffentlicht, und bin auch finanziell ein regelmäßiger Unterstützer. Ich kann Ihnen versichern: Wenn ich in all diesen Beiträgen auch nur eine SPUR von Antisemitismus gefunden hätte oder auch nur ganz allgemein "rechte" Äußerungen, wäre ich das mit Sicherheit nicht geworden.
Bedenken Sie bitte, dass Ken Jebsen und auch all die anderen Beteiligten in ihrem Kampf gegen den Krieg keinen "Job machen", sondern mit Herzblut dabei sind. Herr Jebsen verwendet deswegen eine scharfe Sprache mit klaren Anklagen gegen alle Kriegsverantwortlichen und derlei Verbrecher, wofür ihn seine Anhänger - auch ich - lieben. Aber es mag deswegen sein - bzw. ist offensichtlich so -, dass in Leuten, die sich das nicht unvoreingenommen mit einigermaßen klarem Kopf anhören, durch ihre eigenen Assoziationen ein völlig falsches Bild entstehen kann (ich rede nicht von böswilligen Leuten, da ist sowieso alles zu spät).
Sehr geehrter Herr Grossman, ich habe ja Verständnis für Ihre bedrängte Situation - zwischen den Fronten ist es am gefährlichsten. Umso mehr hoffe ich und wünsche ich es Ihnen, mir und dem Rest der Welt, dass Sie, wenn sich die Wogen einigermaßen geglättet haben werden, die Sache noch einmal in Ruhe besehen. Ich versichere Ihnen, dass Sie dann in der Person und den Haltungen von Herrn Jebsen und seinen Kollegen von KenFM nichts finden werden, von dem Sie sich distanzieren müssten (wobei Meinungsverschiedenheiten in Detailfragen natürlich nicht ausgeschlossen sein müssen).
Mit der Person und den Äußerungen Gilad Atzmons habe ich mich zugegebenermaßen bisher nicht wirklich beschäftigt, kann insofern nicht wirklich mitreden. Da aber die Organisatoren und sonstigen Beteiligten durch ihr Wirken in der Vergangenheit mein Vertrauen erworben haben, vermute ich, dass Sie auch ihm Unrecht angetan haben. Bei dem, was ich von ihm am Donnerstagabend gehört habe, war ja auch wirklich nichts Verwerfliches dabei. Oder haben Sie da etwas anderes gehört?
Einem Kino Babylon MIT Veranstaltungen von KenFM wünsche ich auf jeden Fall eine erfolgreiche Zukunft. Ohne diese ist es mir ziemlich egal.
Und bedenken Sie doch, was Ihr Vater für seine Überzeugungen und seine konsequente Antikriegshaltung auf sich genommen hat. Und Sie, der Sie sich in einer sehr, sehr viel harmloseren Situation befinden, Sie beteiligen sich am Verleumden von sehr engagierten, sehr verdienstvollen Friedensaktivisten. Wollen Sie wirklich, dass das als letzter Eintrag über Sie in den Geschichtsbüchern stehen bleibt?
Online-Flyer Nr. 642 vom 27.12.2017