NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 24. November 2024  

Fenster schließen

Krieg und Frieden
Befreiung durch die Rote Armee war auch der Sieg von Marschall Georgi K. Shukow
Drachentöter und Volkes Opfermut
Von Dietrich Schulze

Der Oberbefehlshaber der Roten Armee Marschall Georgi Konstantinowitsch Shukow nahm am 8. Mai in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der faschistischen deutschen Wehrmacht entgegen. Er hatte mit seinem einmaligen militärischen Genie den mit 27 Millionen Opfern erkämpften Verteidigungskrieg der Sowjetunion geprägt. Ohne ihn wäre die Menschheit dem Todesstoß der faschistischen Weltherrschaft ausgesetzt gewesen. Georgi Shukow (1896–1974) ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten aller Zeiten. 


Collage: Dietrich Schulze

Dem Neuen Deutschland verdanken wir am 25. Mai 2018 die Rezension der neuen Biografie "Marschall Schukow. Der Mann, der Hitler besiegte" von Philipp Ewers in Edition Berolina 2017 [1]. Karl-Heinz Gräfe hat sie unter dem Titel „Der Drachentöter, der die Hakenkreuz-Bestie bezwang“ [2] verfasst. Leider erwähnt er nicht, dass bereits am 24. Juni 2017 eine Rezension von René Lindenau [3] erschienen ist. Anyhow – äußerst lesenswert beide Rezensionen zu einer äußerst lesenswerten Biografie.

Was bewegt den Autor als Marxisten, der sich zum Pazifisten entwickelt hat, den Begriff „militärisches Genie“ in den Mund zu nehmen? Dazu zwei Gedanken:
  • Das ist eine historische Ausnahme. Wissenschaftler kennen begründete Ausnahmen von den Prinzipien.

  • Wie dem NRhZ-Titel zu entnehmen ist, hatte das Militärische der Sowjetunion eine wesentliche Grundlage, nämlich die unbedingte Bereitschaft der Bevölkerung, lieber in den Tod zu gehen als das Land besetzen zu lassen.

Blick in die Gegenwart

Die Befreiungsfeiern 2018 waren bundesweit gut besucht. Überall wurde die anwachsende Hetze gegen Russland thematisiert und gefordert, Verständigung und Zusammenarbeit mit Russland zu suchen. Dazu nur eine prominente Stimme. Albrecht Müller erklärte 2015 [5] zur Lage in Europa und zum neu belebten West-Ost-Konflikt:

»Putin erinnert an die Hoffnung auf einen Raum gemeinsamer Sicherheit und fragt, warum nach dem Zerfall des Warschauer Paktes man nicht auch die NATO zur Disposition gestellt hat und sie und ihre militärische Infrastruktur stattdessen weiter ausdehnt.«

Lassen wir die Worte von Wladimir Putin am 9. Mai auf den Roten Platz in Moskau in uns wirken [4]:

»Unser Volk hat auf Leben und Tod gekämpft. Kein Land der Welt hat je einen solchen Angriff abgewehrt, keines hat unter dem Beschuss des Aggressors Millionen Menschen und Tausende Fabriken evakuiert, die am neuen Standort praktisch sofort Gerät und Munition für die Front produziert haben. Wir haben das eigentlich Unmögliche geschafft. Unsere Truppen haben in den entscheidenden Schlachten um Moskau und Stalingrad, bei Kursk, am Dnjepr und beim Durchbruch ins belagerte Leningrad grandiose Siege errungen.«

Ja, Shukow war mit seinen Talenten an der Spitze dabei. Das folgende mögen viele nicht hören. Ich sage es trotzdem. Stalin hat die Schukow-Entscheidungen zum Nutzen aller unterstützt.

Rezensionen zur Shukow-Biografie
  • Karl-Heinz Gräfe 2018:
    »Gestützt auf neue Quellen versucht Philipp Ewers den Militär, Politiker und Menschen im Kontext konkreter Gegebenheiten und Erfordernissen ausgewogen und differenziert zu beurteilen. … Der Biograf beleuchtet den Anteil Shukows an den entscheidenden Operationen der Sowjetarmee (Offensive in der Tiefe des gegnerischen Raumes) vor und im Großen Vaterländischen Krieg (Chalchin Gol, Moskau, Leningrad, Stalingrad, Kursk, Berlin).«

  • Und zu einem Schlüsselkapitel nach dem Krieg:
    »Shukow hatte wesentlichen Anteil daran, dass die Sowjetarmee ein atomares Schwert erhielt, das er selbst als ein doppelschneidiges empfand - tödlich für den Angegriffenen wie für den Angreifer. Ein atomarer Krieg würde keine Sieger kennen. Shukow beklagte, dass die USA die Sowjetunion mit einem dichten Netz militärischer Stützpunkte umgarnt und in ein Wettrüsten hineingezogen hatte. Er bedauerte, dass der einstige Alliierte, Partner im Kampf gegen Hitlerdeutschland, auf Konfrontationskurs umgesattelt und der von ihm geschätzte Dwight »Ike« Eisenhower (1890 - 1969) sich als USA-Präsident in Geiselhaft des allmächtigen militärisch-industriellen Komplexes begeben habe. Der sowjetische Militär hoffte auf friedliche Koexistenz und Abrüstung.«

  • René Lindenau 2017 zur Person und erneut zur Genfer Abrüstungskonferenz:
    »Das Leben von Marschall Georgi K. Shukow war eines von zahlreichen Erfolgen, Rückschlägen, Brüchen und politischen wie privaten Tragödien und sicher auch von Momenten des Glücks. .... Eisenhower und Shukow am Rande der Genfer Abrüstungskonferenz. Hier habe sich der neue sowjetische Minister sehr würdevoll und diplomatisch verhalten, wobei er nicht wie der gnadenlose Befehlshaber gewirkt habe, als der er oft beschrieben wurde.«

Zu den Realitäten heute

Als ob die Geschichte komplett vergessen wäre, rollt US-Militär über den hiesigen Boden nach Osten an die russische Grenze [6]. Die Rüstungsexporte an NATO-Freunde und Kriegsgebiete weltweit  werden gerade in einem Staffelrennen „Frieden geht!“ öffentlich gebrandmarkt [7]. Jürgen Grässlin spricht vom Mordsgeschäft Waffenhandel [8]. Zerstörung der für den Frieden notwendigen Verständigung als weltweites westliches Selbstverständnis für Palästina/Israel, Syrien, Iran, Korea, Venezuela und viele mehr. Das will das NATO-Deutsch-Europa und die neudeutsche Weltmacht auf der Lauer. Wir können und werden für das NEIN dazu auf die Straßen gehen und dabei das JA zur multipolaren Weltordnung als Alternative sichtbar machen [9]. Bitte werfen Sie doch mal einen Blick in die WebDoku (Autordaten).

Mahnung von Bert Brecht

Bitte hören Sie doch zum Schluss sein Grußwort an den Völkerkongress für den Frieden 1952 in Wien unter dem Titel „Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz“ [10].


Philipp Ewers: Marschall Schukow. Der Mann, der Hitler besiegte



Edition Berolina, 335 Seiten, gebunden, 14,99 Euro


Quellen:

[1] https://www.amazon.de/Marshall-Schukow-Hitler-besiegte-Biographie/dp/395841060X
[2] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1089070.der-drachentoeter-der-die-hakenkreuz-bestie-bezwang.html
[3] http://www.scharf-links.de/45.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=61249
[4] https://www.jungewelt.de/artikel/332258.putins-rede-zum-tag-des-sieges-auf-dem-roten-platz-in-moskau.html
[5] https://www.nachdenkseiten.de/?p=27891
[6] https://www.jungewelt.de/artikel/333069.us-milit%C3%A4r-rollt-nach-osten.html
[7] https://www.frieden-geht.de/
[8] http://www.stattweb.de/files/civil/Doku20180525jg.pdf
[9] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24827
[10] https://www.youtube.com/watch?v=L0Vi3XMVsd4


Über den Autor: Dr.-Ing. Dietrich Schulze (Jg. 1940) war nach 18-jähriger Forschungstätigkeit im Bereich der Hochenergie-Physik von 1984 bis 2005 Betriebsratsvorsitzender im Forschungszentrum Karlsruhe (jetzt KIT Campus Nord). 2008 gründete er mit anderen in Karlsruhe die Initiative gegen Militärforschung an Universitäten „Zivilklausel oder Militärforschung“ (WebDoku www.stattweb.de/files/DokuKITcivil.pdf).
Er ist Beiratsmitglied von NatWiss und publizistisch tätig. Email dietrich.schulze@gmx.de


Online-Flyer Nr. 661  vom 30.05.2018



Startseite           nach oben