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Aktueller Online-Flyer vom 27. Dezember 2024  

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Kultur und Wissen
KünstlerInnen Portraits von Yoko Ono bis Bananen-Baumgärtel
Anne Ruth Kieschnicks Philosophie der Photographie
Von Clara Klemperer

Den Topf den Meisters zerschmeißen, um in der Lage zu sein, ein eigenes Gefäß zu erfinden, raten die Einen, das Bild in einen würdigen Rahmen zwängen, empfehlen die Anderen. Die großen Meister der Kunstgenese werden’s wohl wissen, was Fotografie zu sein hat und was nicht. Erst recht, was künstlerische Fotografie sein darf und kann, seit sie als Kunstgenre nach langen Kämpfen etabliert ist. Fine Art und Grauwerte preisen die Einen, Randunschärfen, Linsenverzerrung, Filmkörnung bemängeln die Anderen. All das hat nichts mit der Herangehensweise der unbändigen Künstlerin Anne Ruth Kieschnick zu tun, bis auf den Topf, von dem Picasso einst sinngemäß sagte: Wenn Du etwas Neues beginnst, musst Du das Alte verbrennen.


Hans Rijnders, rechte Hand, 2008


Blow Up Yoko, Fluxuskünstlerin, 1993/2018


"Kontaktcafe", Hans-Jörg Tauchert und Inge Broska, 1988
   
Zille, Munch und andere Maler und Zeichner verwendeten den „Pencil of Nature“ als Skizzenbuch. So ähnlich und doch anders bedient sich die multimedial arbeitende Bildhauerin Anne Ruth Kieschnick des Lichtwerkzeugs. In ihren Aufnahmen erscheinen Dada-Possen im „Stummen Kanarienvogel“ (1984, Bonn) mit der unnachahmlichen Gigi Herr. Performances im „Kontaktcafé“ von Hans-Jörg Tauchert und Inge Broska. Bilder scheinen auf und verwischen in der Hommage an die beispiellose Spät-Barock-Künstlerin und Pastellkreiden-Portraitistin Rosalba Carriera, die in ganz Europa mit ihrer Schwester Giovanna ein florierendes Atelier betrieb. Das Memento Mori schleicht sich unmerklich ein. Die Künstlerin von Weltrang und heute 85jährige Yoko Ono baute (1993 in Bonn) ihre „Skywatchladder“, um dem Himmel näher zu sein. Wo auch immer sie auftritt umgibt ihre große Liebe zu John Lennon, die selbst zum Kunstakt geriet, wie ein spirituelles Medium eine Aura der Unvergänglichkeit. Die Philosophie der Anne Ruth Kieschick zeigt sich im Wischen und Weiterleben.

Und wo bleibt die Kunst?

Individualität, der eigene Weg, das Schärfen der Sinne, etwas Neues erschaffen, die Welt neu erfinden? Das könnte in dieser kriegsgeilen Zeit angeraten sein. Wer um alles in der Welt braucht Krieg? Wenn niemand hingeht? WAR IS OVER. if you want it. Der geniale Aufruf zur Selbstermächtigung kam von Yoko Ono und John Lennon, letzterer mit der Friedenshymne „Imagine“ selbst ein Opfer der Gewalt wurde.

Kunst? Wenn von der Banane Baumgärtels nur noch die Hand übrig bleibt, und von dieser nur noch – Fingerabdruck gleich – die typischen Handlinien (Frauenhände links, Männerhände rechts) mit Kupferfaden gestickt. Die Faszination des Blow Up (nach Antonioni) bis zur „leeren“ Vergrößerung (technischer Ausdruck der Mikroskopie), die nur noch Struktur, Form und Farbe wiedergibt, das ist nur ein Teilchen auf der Suche, der Untersuchung nach und auf Struktur, Form und Farbe im Atelier der Anne Ruth Kieschnick, das – nach Beuys – zwischen den Menschen besteht. Ins Blau der Unendlichkeit ragen die Leitern von Dada bis Fluxus.


Zur Ausstellung wird eine Edition mit 10 Blättern angeboten: hommage an rosalba und giovanna carriera, mixed media


Ausstellung/Eröffnung
Donnerstag, 20. September 2018, 19 Uhr im Rahmen der 20. Internationalen Photoszene mit Inge Broska und den Kapitäninnen von Mischi Steinbrück.

Dauer: 20. September bis 20. Oktober
Mi/Do 19-21 Uhr, Sa 11-19 Uhr und nach Vereinbarung
Photoszene-Sonderöffnungszeiten:
fr 28. September: 19-22 Uhr
sa/so 29./30. September: 11-19 Uhr


Workshop mit Anne Ruth Kieschnick

Sonntag, 30. September, 16-19 Uhr
Anmeldung (arbeiterfotografie@t-online)
Teilnamekosten 45/30 Euro. Max. 8 TN
Aus zweidimensionaler Fotografie ein triadisches (Balett à la Schlemmer) Gebilde zu bauen, verweist auf die dreidimensionale Wahrnehmung der Bildhauerin Kieschnick. Wenn es gelingt, Bewegungselemente einzubeziehen, geht das Workshop-Werk in die vierte Dimension. Gearbeitet wird mit Foto, Papier und Pappe


Weiteres Programm zur Ausstellung:

Donnerstag, 27. September 2018, 20 Uhr
Literatur um 8
Moderation: Mischi Steinbrück
Offene Bühne: Tristan Valentin Katzenellenbogen
Die Literatur um 8 ist eine Lesebühne – ein forum für eigenverfasste Texte (kein Poetry Slam). Alle Vorlesewilligen AutorInnen sind eingeladen, dies zu tun; lesend, vortragend, singend....die Vortragszeit beträgt maximal 10 minuten!
Einritt frei

Samstag, 29. September, 16 Uhr
Künstler-Filme aus dem KAOS Kunst- und Video-Archiv
In der KAOS-Filmdose und finden sich die über 75.000mal im yt-kanal arbeiterfotografie abgerufenen "hundert meisterwerke" von Birgit Köster und Doro Plaß, KünstlerInnenfilme von Inge Kamps und Marianne Tralau und Filme der Kunstclowns Wenzel & Mensching... und...???
Einritt frei

Donnerstag, 4. oktober 2018, 19 Uhr
Präsentation und Versteigerung
Udo W. Hombach
Bunte Würfel der Macht – das Mosaikbild „Zerrissenes Land“

von Udo W. Hombach, das den Israel/Palästina-Konflikt thematisiert, wird versteigert.
Am gleichen Abend zeigt Udo W. Hombach auch andere Mosaikbilder, Collagen und Installationen sowie einige Schmuckstücke mit Mosaiksteinen aus dem Wilhelminischen Historismus. Seine Objekte gehen teils empathisch dem christlich-religiösen Empfinden nach, versetzen demselben aber auch mal ironische Seitenhiebe.
Einritt frei

Donnerstag, 11. Oktober 2018, 19 Uhr
Vortrag und Animation
Anneliese Fikentscher – Die Kölner Klagemauer für Frieden...
Sie reiste mit ihrem „Hausmeister“ Walter Herrmann um die Welt, war als neue deutsche Kunst zu Gast in Louisville (USA), Sie kann im besten Sinne als soziale Plastik im öffentlichen Raum verstanden werden. Nach dem Tod von Walter Herrmann, der ein überbordendes Archiv hinterlassen hat, warten tausende – von Passanten beschriftete – Papptafeln (darunter Klaus Staeck, Wole Soyinka, Stéphane Hessel) und papierne Skulpturen auf Wiederbelebung durch KünstlerInnengeist.
Einritt frei

Online-Flyer Nr. 674  vom 19.09.2018



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