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Krieg und Frieden
"Erste Internationale Konferenz gegen US- und NATO-Militärbasen" am 16.11.2018 in Dublin
Was Lucas Wirl in Dublin gesagt hat
Übersetzt und kommentiert von LUFTPOST
"Wichtige Chance vertan" war die Überschrift eines Artikels in NRhZ 683 vom 21.11.2018. Er bezog sich auf die Rede, die Lucas Wirl bei der "Ersten Internationalen Konferenz gegen US-und NATO-Militärbasen" in Dublin gehalten hat. Das Eingangsstatement aus der deutschen Friedensbewegung auf der Konferenz, die vom 16. bis 18. November 2018 in der irischen Hauptstadt Dublin stattgefunden hat, sollte eigentlich Kristine Karch von "No to war - no to NATO" vortragen. Weil sie erkrankt war, musste kurzfristig Lucas Wirl, der Geschäftsführer der IALANA Deutschland, der auch in der Kampagne Stopp Air Base Ramstein mitarbeitet, für sie einspringen. Die Ankündigung von Lucas Wirl erfolgte mit folgenden Worten: "Ich möchte Ihnen jetzt Lucas Wirl aus Deutschland vorstellen. Eigentlich sollte Kristine Karch hier sprechen, sie konnte aber nicht kommen. Lucas repräsentiert die Kampagne Stopp Air Base Ramstein in Deutschland. Die Air Base Ramstein in Deutschland ist eine der schrecklichsten Militärbasen, aus US-Sicht aber auch eine der wichtigsten. Danke." Hier die Rede von Lucas Wirl in deutscher Übersetzung.
"Schließt alle US/NATO-Basen!" - Banner der "Ersten Internationalen Konferenz gegen US- und NATO-Militärbasen"
Hallo, zunächst möchte ich Ihnen Grüße von Kristine Karch übermitteln. Sie hat mich heute Morgen angerufen und mir mitgeteilt, dass sie eine schwere Grippe und hohes Fieber hat. Sie hat mich gebeten, den Veranstaltern für die Einladung zu danken und Sie alle zu grüßen.
Ich möchte einige Worte zur Air Base Ramstein sagen und dabei an den italienischen Kollegen anknüpfen, der vor mir geredet hat. Auch wir hatten eine Menge Militärbasen in Ost- und in Westdeutschland, aber zu einem bestimmten Zeitpunkt – nach dem Ende des Kalten Krieges, dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung – sind wir die meisten von ihnen losgeworden – außer den US-Militärbasen. Das macht mich nachdenklich. Wir haben immer noch viele Militärbasen der US-Streitkräfte in unserem Land, wenn auch nicht so viele wie Italien, sie spielen aber ebenfalls eine wichtige strategische Rolle.
Ich möchte Ihnen einige Informationen über die Air Base Ramstein geben, die südlich von Köln und westlich von Frankfurt am Main liegt – in einen stark militarisierten Gebiet. Es gibt dort bis heute ein Dutzend Militärbasen der US-Streitkräfte, darunter auch den deutschen Flugplatz Büchel, auf dem US-Atomwaffen gelagert sind, die ebenfalls modernisiert werden sollen.
Ein Kommandeur der Air Base Ramstein hat einmal gesagt: "Es (die Air Base Ramstein) ist die größte, verkehrsreichste, beste und eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Militärbasis der Welt." Diese Aussage hat jemand von ihm gehört, der dort lebt. (Die eigentliche Quelle, aus der das Zitat stammt, ist in der LUFTPOST vom 28.1.2006 angegeben.)
Warum ist das so? Sie ist eine Zentrale des U.S. European Command, sie ist das Hauptquartier des Allied Air Command der NATO. Das bedeutet, dass sich dort auch das Kommando befindet, das für den Einsatz von Atomwaffen zuständig ist – auch für die US-Atombomben auf den deutschen Flugplatz Büchel. Und sie ist auch die Kommandozentrale für die Raketenabwehr. In Ramstein befinden sich also das Schwert und der Schild der Streitkräfte der NATO.
Sie ist das Hauptquartier der U.S. Air Forces in Europa und Afrika, in das eine Satelliten-Relaistation für der Drohnenkrieg integriert ist. Ich denke, dass Sie schon davon gehört haben. Brandon Bryant, ein früherer Drohnenpilot, hat nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst die Öffentlichkeit darüber informiert. Er hat als Drohnenpilot in den USA gearbeitet. Wegen der Erdkrümmung wird für den Drohnenkrieg in Afghanistan, im Jemen und in anderen Ländern ein Transmitter benötigt, und das ist die Relaisstation auf der Air Base Ramstein. Sie erhält die Signale, die die Drohnen steuern, via Kabel aus der USA und gibt sie über Satelliten an die Drohnen weiter.
Die Air Base Ramstein ist also tatsächlich sehr wichtig für die Kriegsführung der USA und der NATO. Ich bin in den 1980er Jahren aufgewachsen, habe den Prozess miterlebt, der zur Wiedervereinigung Deutschlands führte, und erinnere noch daran, wie Richard von Weizsäcker in Warschau kniete und sagte, das Kriegsende sei (für die Deutschen) eine Befreiung und keine Niederlage gewesen. Ich bin mit der heute wieder sehr aktuellen Mahnung "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!" groß geworden. Deshalb ist es für mich wirklich sehr schwierig, mitanzusehen, dass die deutsche Regierung alles (was sich auf der Air Base Ramstein abspielt) stillschweigend akzeptiert, kaum Auskunft darüber gibt und vor allem nichts dagegen unternimmt.
Dave hat die Stationierungsabkommen schon erwähnt. Die gibt es auch mit Deutschland, und ich denke, dass es für die deutsche Regierung ganz einfach wäre, das Abkommen über die Air Base Ramstein zu kündigen und damit der Drohnenkrieg zu stoppen – wenigsten bis die USA eine der anderen existierenden Satelliten-Relaisstationen für ihren Drohnenkrieg benutzen könnten. Aber die deutsche Regierung tut nichts dergleichen.
2014 haben wir in Deutschland eine Kampagne, die Kampagne Stopp Air Base Ramstein, gestartet, seit vier Jahren und bald schon im fünften Jahr protestieren wir gegen den Drohnenkrieg, fordern die Schließung der Satelliten-Relaisstation und längerfristig die Schließung der Air Base. Zunächst möchten wir aber erreichen, dass die Satelliten-Relaisstation möglichst bald geschlossen wird.
2019 werden wir zum fünften Mal protestieren. Es wird ein Camp, eine Blockade, andere gewaltfreie Aktionen, eine Demonstration, kulturelle Aktivitäten und zum dritten Mal eine internationale Konferenz "No Bases" geben. Die Proteste werden vom 24. bis 30. Juni 2019 in Ramstein stattfinden. Ich möchte Euch herzlich dazu einladen und hoffe, dass wir dort die Diskussionen von diesem Wochenende fortsetzen werden.
Ich möchte auch noch kurz über ein weiteres großes Event informieren, das die NATO betrifft. Sie wird am 4. April in Washington ihr 70-jähriges Bestehen feiern. Ich möchte Euch deshalb bitten, in all Euren Gruppen darüber zu diskutieren, mit welchen Aktionen die Auflösung oder Abschaffung der NATO vorangetrieben werden kann. Ihr solltet die Öffentlichkeit in Euren Länder auch darüber informieren, was die NATO anrichtet. Ich will nicht wiederholen, was vorher schon dazu gesagt wurde. Ich möchte nur noch einmal hervorheben: Die NATO ist der Hauptverursacher der Militarisierung unserer Welt. Sie verbreitet die meisten Waffen. Sie hat eine globale Reichweite und Kontakte und Partnerschaften mit über 100 Staaten. Wir müssen sie überwinden und loswerden. Ich stimme mit Mairead Maguire darin überein, dass wir eine Kultur des Friedens brauchen, und die ist mit der NATO nicht zu haben. Ich möchte Euch alle bitten, Events vorzubereiten, damit wir vom 30. März bis 4. April 2019 deutlich machen können, dass 70 Jahre NATO genug sind.
LUFTPOST kommentiert
Wir wissen nicht, ob sich Lucas Wirl bei seinen Ausführungen auf das Konzept der erkrankten Frau Karch stützen konnte, was in Zeiten der schnellen Übermittlung auch längerer Texte per Internet durchaus möglich gewesen wäre.
Weil es für niemand einfach ist, so kurzfristig für eine andere Person einzuspringen, wollen wir es der misslichen Situation zurechnen, dass die im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland an der Autobahn Mannheim -Saarbrücken gelegene US Air Base Ramstein "südlich von Köln und westlich von Frankfurt am Main" verortet wird und die Aussagen über Richard von Weizsäcker so nicht zutreffen. Man muss auch nicht immer parat haben, dass es in Italien mit 50 US-Militäreinrichtungen zwar viele, in der Bundesrepublik Deutschland mit insgesamt 174 US-Militärbasen aber die meisten außerhalb der USA gibt. (Das belegt die 2. Grafik in der LUFTPOST vom 12.09.2017.)
Was Lucas Wirl ansonsten gesagt hat, ist vertretbar, er muss sich aber fragen lassen, warum er sehr Wichtiges nicht gesagt hat? In dem NRhZ-Artikel "Wichtige Chance vertan" von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann wird auf folgenden Text Bezug genommen, der am 28.10.2018 im Rahmen der Stopp-Ramstein-Planungskonferenz in Frankfurt einstimmig verabschiedet wurde:
Bei der Erwähnung "der Kommandozentrale für die Raketenabwehr" auf der US Air Base Ramstein fehlt ein Hinweis auf den gefährlichen Zusammenhang zwischen dem Raketenabwehrschild der USA und der NATO und der von Trump beabsichtigten Kündigung des INF-Vertrages.
Lucas Wirl hat zwar vermerkt, dass die US-Amerikaner nach der Wiedervereinigung im wiedervereinigten Deutschland geblieben sind, aber nicht deutlich genug herausgestellt, dass sich die Russen damals komplett aus der ehemaligen DDR zurückgezogen haben.
Bei den Ausführungen zur Nato fehlt nicht nur eine Anmerkung zu der bis heute andauernde NATO-Osterweiterung, es wird auch immer noch die im NATO-Vertrag überhaupt nicht vorgesehene "Auflösung oder Abschaffung der NATO" gefordert, obwohl sich mittlerweile eigentlich herumgesprochen haben müsste, dass jeder NATO-Staat jederzeit mit einer Kündigungsfrist von nur einem Jahr aus diesem den Weltfrieden gefährdenden Militärbündnis austreten kann.
Es war trotzdem wichtig, dass mit Lucas Wirl ein Vertreter der deutschen Friedensbewegung in Dublin ein Statement abgegeben hat. Wir haben für diese wichtige Konferenz geworben, und wir hätten auch gern selbst daran teilgenommen. Der Herausgeber der LUFTPOST wird aber demnächst 81 Jahre alt und ist aus gesundheitlichen Gründen den mit längeren Reisen verbundenen Strapazen leider nicht mehr gewachsen.
Die über die 1. Internationale Konferenz gegen US-und NATO-Militärbasen aufgebauten wichtigen Kontakte müssen unbedingt gepflegt und ausgebaut werden. Die Kampagne Stopp Air Base Ramstein sollte die von Lucas Wirl ausgesprochene Einladung aufgreifen, und die in Dublin begonnenen Diskussionen fortsetzen – zunächst auf einer Konferenz der gesamten deutschen Friedensbewegung, die sich mit allen US-und NATO-Militärbasen in unserem Land und deren strategischer Bedeutung, der Kündigung des Truppenstationierungsvertrages und dem Austritt aus der NATO befassen sollte.
Anschließend könnten auf einer weiteren Internationalen Konferenz, an deren Vorbereitung sich auch die großen deutschen Friedensbündnisse beteiligen sollten, die deutscheund die internationale Öffentlichkeit über die zentrale Rolle der Kriegsdrehscheibe Bundesrepublik Deutschland in allen laufenden Kriegen und bei der Vorbereitung eines Atomkrieges gegen Russland aufgeklärt werden, in dem nicht nur unser Land untergehen würde.
Mit Dank übernommen von LUFTPOST – Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein – dort veröffentlicht am 26.11.2018 (mit zusätzlichen Hinweisen)
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP15018_261118.pdf
Der in englischer Sprache vorgetragene Redebeitrag von Lucas Wirl ist als Video ab Timecode 01:52:13 hier abrufbar:
https://youtu.be/XF4TXgsRYb8
Informationen zur Konferenz:
Global Campaign Against US/NATO Military Bases
http://nousnatobases.org/
Siehe auch:
"Erste Internationale Konferenz gegen US- und NATO-Militärbasen" in Dublin/Irland
Wichtige Chance vertan
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 683 vom 21.11.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25402
Pro und Contra
Warum die Kündigung des Stationierungsvertrags zentrale Forderung der deutschen Friedensbewegung werden muss
Von LUFTPOST
NRhZ 682 vom 14.11.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25392
Stopp-Ramstein-Planungskonferenz am 28.10.2018 in Frankfurt
Kündigung des Truppenstationierungsvertrages zur zentralen Forderung gemacht
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 680 vom 31.10.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25339
Der Kampf um eine wirksame Friedensbewegung
Nun die Kündigung des Truppenstationierungsvertrages zur zentralen Forderung machen!
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 679 vom 24.10.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25318
NATO raus – raus aus der NATO
Initialzündung für eine Kampagne der Friedensbewegung
NRhZ 551 vom 02.03.2016
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22582
Banner der von Freidenkern und Arbeiterfotografie propagierten Initiative "NATO raus – raus aus der NATO"
Online-Flyer Nr. 684 vom 28.11.2018
"Erste Internationale Konferenz gegen US- und NATO-Militärbasen" am 16.11.2018 in Dublin
Was Lucas Wirl in Dublin gesagt hat
Übersetzt und kommentiert von LUFTPOST
"Wichtige Chance vertan" war die Überschrift eines Artikels in NRhZ 683 vom 21.11.2018. Er bezog sich auf die Rede, die Lucas Wirl bei der "Ersten Internationalen Konferenz gegen US-und NATO-Militärbasen" in Dublin gehalten hat. Das Eingangsstatement aus der deutschen Friedensbewegung auf der Konferenz, die vom 16. bis 18. November 2018 in der irischen Hauptstadt Dublin stattgefunden hat, sollte eigentlich Kristine Karch von "No to war - no to NATO" vortragen. Weil sie erkrankt war, musste kurzfristig Lucas Wirl, der Geschäftsführer der IALANA Deutschland, der auch in der Kampagne Stopp Air Base Ramstein mitarbeitet, für sie einspringen. Die Ankündigung von Lucas Wirl erfolgte mit folgenden Worten: "Ich möchte Ihnen jetzt Lucas Wirl aus Deutschland vorstellen. Eigentlich sollte Kristine Karch hier sprechen, sie konnte aber nicht kommen. Lucas repräsentiert die Kampagne Stopp Air Base Ramstein in Deutschland. Die Air Base Ramstein in Deutschland ist eine der schrecklichsten Militärbasen, aus US-Sicht aber auch eine der wichtigsten. Danke." Hier die Rede von Lucas Wirl in deutscher Übersetzung.
"Schließt alle US/NATO-Basen!" - Banner der "Ersten Internationalen Konferenz gegen US- und NATO-Militärbasen"
Hallo, zunächst möchte ich Ihnen Grüße von Kristine Karch übermitteln. Sie hat mich heute Morgen angerufen und mir mitgeteilt, dass sie eine schwere Grippe und hohes Fieber hat. Sie hat mich gebeten, den Veranstaltern für die Einladung zu danken und Sie alle zu grüßen.
Ich möchte einige Worte zur Air Base Ramstein sagen und dabei an den italienischen Kollegen anknüpfen, der vor mir geredet hat. Auch wir hatten eine Menge Militärbasen in Ost- und in Westdeutschland, aber zu einem bestimmten Zeitpunkt – nach dem Ende des Kalten Krieges, dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung – sind wir die meisten von ihnen losgeworden – außer den US-Militärbasen. Das macht mich nachdenklich. Wir haben immer noch viele Militärbasen der US-Streitkräfte in unserem Land, wenn auch nicht so viele wie Italien, sie spielen aber ebenfalls eine wichtige strategische Rolle.
Ich möchte Ihnen einige Informationen über die Air Base Ramstein geben, die südlich von Köln und westlich von Frankfurt am Main liegt – in einen stark militarisierten Gebiet. Es gibt dort bis heute ein Dutzend Militärbasen der US-Streitkräfte, darunter auch den deutschen Flugplatz Büchel, auf dem US-Atomwaffen gelagert sind, die ebenfalls modernisiert werden sollen.
Ein Kommandeur der Air Base Ramstein hat einmal gesagt: "Es (die Air Base Ramstein) ist die größte, verkehrsreichste, beste und eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Militärbasis der Welt." Diese Aussage hat jemand von ihm gehört, der dort lebt. (Die eigentliche Quelle, aus der das Zitat stammt, ist in der LUFTPOST vom 28.1.2006 angegeben.)
Warum ist das so? Sie ist eine Zentrale des U.S. European Command, sie ist das Hauptquartier des Allied Air Command der NATO. Das bedeutet, dass sich dort auch das Kommando befindet, das für den Einsatz von Atomwaffen zuständig ist – auch für die US-Atombomben auf den deutschen Flugplatz Büchel. Und sie ist auch die Kommandozentrale für die Raketenabwehr. In Ramstein befinden sich also das Schwert und der Schild der Streitkräfte der NATO.
Sie ist das Hauptquartier der U.S. Air Forces in Europa und Afrika, in das eine Satelliten-Relaistation für der Drohnenkrieg integriert ist. Ich denke, dass Sie schon davon gehört haben. Brandon Bryant, ein früherer Drohnenpilot, hat nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst die Öffentlichkeit darüber informiert. Er hat als Drohnenpilot in den USA gearbeitet. Wegen der Erdkrümmung wird für den Drohnenkrieg in Afghanistan, im Jemen und in anderen Ländern ein Transmitter benötigt, und das ist die Relaisstation auf der Air Base Ramstein. Sie erhält die Signale, die die Drohnen steuern, via Kabel aus der USA und gibt sie über Satelliten an die Drohnen weiter.
Die Air Base Ramstein ist also tatsächlich sehr wichtig für die Kriegsführung der USA und der NATO. Ich bin in den 1980er Jahren aufgewachsen, habe den Prozess miterlebt, der zur Wiedervereinigung Deutschlands führte, und erinnere noch daran, wie Richard von Weizsäcker in Warschau kniete und sagte, das Kriegsende sei (für die Deutschen) eine Befreiung und keine Niederlage gewesen. Ich bin mit der heute wieder sehr aktuellen Mahnung "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!" groß geworden. Deshalb ist es für mich wirklich sehr schwierig, mitanzusehen, dass die deutsche Regierung alles (was sich auf der Air Base Ramstein abspielt) stillschweigend akzeptiert, kaum Auskunft darüber gibt und vor allem nichts dagegen unternimmt.
Dave hat die Stationierungsabkommen schon erwähnt. Die gibt es auch mit Deutschland, und ich denke, dass es für die deutsche Regierung ganz einfach wäre, das Abkommen über die Air Base Ramstein zu kündigen und damit der Drohnenkrieg zu stoppen – wenigsten bis die USA eine der anderen existierenden Satelliten-Relaisstationen für ihren Drohnenkrieg benutzen könnten. Aber die deutsche Regierung tut nichts dergleichen.
2014 haben wir in Deutschland eine Kampagne, die Kampagne Stopp Air Base Ramstein, gestartet, seit vier Jahren und bald schon im fünften Jahr protestieren wir gegen den Drohnenkrieg, fordern die Schließung der Satelliten-Relaisstation und längerfristig die Schließung der Air Base. Zunächst möchten wir aber erreichen, dass die Satelliten-Relaisstation möglichst bald geschlossen wird.
2019 werden wir zum fünften Mal protestieren. Es wird ein Camp, eine Blockade, andere gewaltfreie Aktionen, eine Demonstration, kulturelle Aktivitäten und zum dritten Mal eine internationale Konferenz "No Bases" geben. Die Proteste werden vom 24. bis 30. Juni 2019 in Ramstein stattfinden. Ich möchte Euch herzlich dazu einladen und hoffe, dass wir dort die Diskussionen von diesem Wochenende fortsetzen werden.
Ich möchte auch noch kurz über ein weiteres großes Event informieren, das die NATO betrifft. Sie wird am 4. April in Washington ihr 70-jähriges Bestehen feiern. Ich möchte Euch deshalb bitten, in all Euren Gruppen darüber zu diskutieren, mit welchen Aktionen die Auflösung oder Abschaffung der NATO vorangetrieben werden kann. Ihr solltet die Öffentlichkeit in Euren Länder auch darüber informieren, was die NATO anrichtet. Ich will nicht wiederholen, was vorher schon dazu gesagt wurde. Ich möchte nur noch einmal hervorheben: Die NATO ist der Hauptverursacher der Militarisierung unserer Welt. Sie verbreitet die meisten Waffen. Sie hat eine globale Reichweite und Kontakte und Partnerschaften mit über 100 Staaten. Wir müssen sie überwinden und loswerden. Ich stimme mit Mairead Maguire darin überein, dass wir eine Kultur des Friedens brauchen, und die ist mit der NATO nicht zu haben. Ich möchte Euch alle bitten, Events vorzubereiten, damit wir vom 30. März bis 4. April 2019 deutlich machen können, dass 70 Jahre NATO genug sind.
LUFTPOST kommentiert
Wir wissen nicht, ob sich Lucas Wirl bei seinen Ausführungen auf das Konzept der erkrankten Frau Karch stützen konnte, was in Zeiten der schnellen Übermittlung auch längerer Texte per Internet durchaus möglich gewesen wäre.
Weil es für niemand einfach ist, so kurzfristig für eine andere Person einzuspringen, wollen wir es der misslichen Situation zurechnen, dass die im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland an der Autobahn Mannheim -Saarbrücken gelegene US Air Base Ramstein "südlich von Köln und westlich von Frankfurt am Main" verortet wird und die Aussagen über Richard von Weizsäcker so nicht zutreffen. Man muss auch nicht immer parat haben, dass es in Italien mit 50 US-Militäreinrichtungen zwar viele, in der Bundesrepublik Deutschland mit insgesamt 174 US-Militärbasen aber die meisten außerhalb der USA gibt. (Das belegt die 2. Grafik in der LUFTPOST vom 12.09.2017.)
Was Lucas Wirl ansonsten gesagt hat, ist vertretbar, er muss sich aber fragen lassen, warum er sehr Wichtiges nicht gesagt hat? In dem NRhZ-Artikel "Wichtige Chance vertan" von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann wird auf folgenden Text Bezug genommen, der am 28.10.2018 im Rahmen der Stopp-Ramstein-Planungskonferenz in Frankfurt einstimmig verabschiedet wurde:
- "Der beste Weg, ein Ende der Air Base Ramstein zu erreichen, ist die Kündigung des Vertrages über den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland (vielfach auch Truppenstationierungsvertrag genannt). Wir fordern von Bundesregierung und Bundestag: Kündigt den Vertrag über den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland entsprechend der vertraglich vereinbarten Frist von 24 Monaten, damit alle militärischen Einrichtungen von USA und NATO auf dem Boden der Bundesrepublik innerhalb von zwei Jahren aufgelöst werden – darunter die Kriegsdrehscheibe Ramstein mit ihrer Drohnen-Relaisstation, EUCOM, AFRICOM, die NATO-Kommando-Zentrale in Kalkar wie auch die Lagerstätten der US-Atomwaffen. Beendet so die grundgesetz- und völkerrechtswidrige Kriegspolitik der USA von deutschem Boden aus."
Bei der Erwähnung "der Kommandozentrale für die Raketenabwehr" auf der US Air Base Ramstein fehlt ein Hinweis auf den gefährlichen Zusammenhang zwischen dem Raketenabwehrschild der USA und der NATO und der von Trump beabsichtigten Kündigung des INF-Vertrages.
Lucas Wirl hat zwar vermerkt, dass die US-Amerikaner nach der Wiedervereinigung im wiedervereinigten Deutschland geblieben sind, aber nicht deutlich genug herausgestellt, dass sich die Russen damals komplett aus der ehemaligen DDR zurückgezogen haben.
Bei den Ausführungen zur Nato fehlt nicht nur eine Anmerkung zu der bis heute andauernde NATO-Osterweiterung, es wird auch immer noch die im NATO-Vertrag überhaupt nicht vorgesehene "Auflösung oder Abschaffung der NATO" gefordert, obwohl sich mittlerweile eigentlich herumgesprochen haben müsste, dass jeder NATO-Staat jederzeit mit einer Kündigungsfrist von nur einem Jahr aus diesem den Weltfrieden gefährdenden Militärbündnis austreten kann.
Es war trotzdem wichtig, dass mit Lucas Wirl ein Vertreter der deutschen Friedensbewegung in Dublin ein Statement abgegeben hat. Wir haben für diese wichtige Konferenz geworben, und wir hätten auch gern selbst daran teilgenommen. Der Herausgeber der LUFTPOST wird aber demnächst 81 Jahre alt und ist aus gesundheitlichen Gründen den mit längeren Reisen verbundenen Strapazen leider nicht mehr gewachsen.
Die über die 1. Internationale Konferenz gegen US-und NATO-Militärbasen aufgebauten wichtigen Kontakte müssen unbedingt gepflegt und ausgebaut werden. Die Kampagne Stopp Air Base Ramstein sollte die von Lucas Wirl ausgesprochene Einladung aufgreifen, und die in Dublin begonnenen Diskussionen fortsetzen – zunächst auf einer Konferenz der gesamten deutschen Friedensbewegung, die sich mit allen US-und NATO-Militärbasen in unserem Land und deren strategischer Bedeutung, der Kündigung des Truppenstationierungsvertrages und dem Austritt aus der NATO befassen sollte.
Anschließend könnten auf einer weiteren Internationalen Konferenz, an deren Vorbereitung sich auch die großen deutschen Friedensbündnisse beteiligen sollten, die deutscheund die internationale Öffentlichkeit über die zentrale Rolle der Kriegsdrehscheibe Bundesrepublik Deutschland in allen laufenden Kriegen und bei der Vorbereitung eines Atomkrieges gegen Russland aufgeklärt werden, in dem nicht nur unser Land untergehen würde.
Mit Dank übernommen von LUFTPOST – Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein – dort veröffentlicht am 26.11.2018 (mit zusätzlichen Hinweisen)
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP15018_261118.pdf
Der in englischer Sprache vorgetragene Redebeitrag von Lucas Wirl ist als Video ab Timecode 01:52:13 hier abrufbar:
https://youtu.be/XF4TXgsRYb8
Informationen zur Konferenz:
Global Campaign Against US/NATO Military Bases
http://nousnatobases.org/
Siehe auch:
"Erste Internationale Konferenz gegen US- und NATO-Militärbasen" in Dublin/Irland
Wichtige Chance vertan
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 683 vom 21.11.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25402
Pro und Contra
Warum die Kündigung des Stationierungsvertrags zentrale Forderung der deutschen Friedensbewegung werden muss
Von LUFTPOST
NRhZ 682 vom 14.11.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25392
Stopp-Ramstein-Planungskonferenz am 28.10.2018 in Frankfurt
Kündigung des Truppenstationierungsvertrages zur zentralen Forderung gemacht
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 680 vom 31.10.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25339
Der Kampf um eine wirksame Friedensbewegung
Nun die Kündigung des Truppenstationierungsvertrages zur zentralen Forderung machen!
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 679 vom 24.10.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25318
NATO raus – raus aus der NATO
Initialzündung für eine Kampagne der Friedensbewegung
NRhZ 551 vom 02.03.2016
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22582
Banner der von Freidenkern und Arbeiterfotografie propagierten Initiative "NATO raus – raus aus der NATO"
Online-Flyer Nr. 684 vom 28.11.2018