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Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

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Lokales
Jabee Tower in Zürich-Dübendorf: Mini-Dubai-Wohnmaschine
Tower für "Himmelstürmer und Sternengucker" und ein altes Häuschen in Oerlikon muss weg
Von Heinrich Frei

Im Hochbord-Quartier von Dübendorf in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Zürich-Stettbach entsteht das höchste Hochhaus für Mietwohnungen in der Schweiz, der Jabee Tower. Hier wird die Suppe mit der grossen Kelle angerührt: Der Jabee Tower ist ein Haus für "Himmelstürmer und Sternengucker", lesen wir auf der Website des Jabee Towers. (1) "Über 27 Etagen erstrecken sich 218 Mietwohnungen mit 1.5, 2.5, 3.5 und 4.5 Zimmern für alle Lebensphasen und jeden Lebensplan." Eine 4 1/2 Zimmer-Wohnung im 18. Obergeschoss des Jabee Towers kostet monatlich mit den Nebenkosten 4.100 Schweizer Franken (3.647 Euro). – Wer kann das bezahlen, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?


Screenshot aus der Video-Präsentation des Jabee Towers (2)

Blick bis zum Horizont schweifen lassen, unendliche Weite wahrnehmen

Auf der Website des Jabee Towers wird festgehalten. "Anders als in konventionell erbauten Wohnungen bietet sich dadurch ein aussergewöhnliches Wohngefühl mit spannenden Raumfolgen... Den Blick bis zum Horizont schweifen zu lassen und die unendliche Weite wahrzunehmen, weckt ein Gefühl der Freiheit, Unabhängig- und Leichtigkeit. Die rundumlaufenden Balkone der oberen Etagen geben eine atemberaubende Fernsicht frei."

Jabee Tower: kein Beitrag zur energiesparenden 2000-Watt-Gesellschaft

Der Jabee Tower wird als ein "ökonomisch sinnvolles und ökologisch durchdachtes" Projekt angepriesen. Der Bau dieser Mini-Dubai-Wohnmaschine in Dübendorf am Stadtrand von Zürich ist jedoch keine ökologische Grosstat, ist auf jeden Fall kein Beitrag zur energiesparenden 2000-Watt-Gesellschaft, die in unserem Land angestrebt wird. Im Vergleich zu einer 4 bis 5-geschossigen Bauweise fallen bei Büro- und Wohnhochhäusern 20 bis 40 Prozent höhere Baukosten an (Statik, Brand- und Erdbebenschutz, Haustechnik, usw.) Auch der Energieverbrauch zum Bau und zur späteren Entsorgung ist viel höher als bei niedrigen Bauten. Dieser Wolkenkratzer, dieses Wohnsilo in Dübendorf eignet sich schon gar nicht für Familien mit Kindern.

Lärm und das Parfum des Flugbenzins Kerosin

Morgens um sechs werden die Bewohner des Jabee Tower durch die anfliegenden Passagierflugzeuge geweckt, und abends fliegen die Jets bis mindestens bis 23 Uhr über das Hochhaus. Die Apparate kommen im Tiefflug von Süden her über Gockhausen und Stettbach, früh morgens und abends spät. Sie landen dann einige Minuten später auf der Piste des internationalen Flughafen Zürich-Kloten. Seit einigen Jahren wollen die Deutschen nicht mehr, dass Zürich-Kloten morgens früh und abends spät über deutsches Gebiet im Norden angeflogen wird, über Hohentengen am Hochrhein, Waldshut. Diese Region in Deutschland ist dünn besiedelt und die Flugzeuge überfliegen dieses Gebiet beim Landanflug auf Zürich in einer relativ großen Höhe. Die Gruppe "Flugschneise Süd Nein" wehrte sich seit der Einführung des Südanfluges, seit 2003, vergeblich gegen diese Anflüge über das sehr dicht besiedelte Gebiet der südlichen Agglomeration Zürichs. (3)

Der Lärm und das Parfum des Flugbenzins Kerosin gehören seit eh und je zu Zürich Nord, zu Dübendorf und das Glatttal. Zum Glück wird der Militärflugzeugplatz Dübendorf nicht mehr von Kampfjets der Schweizer Armee angeflogen, die einen infernalischen Lärm verursachten. Heute gibt es auf dem Flugplatz eine Helikopterbasis der Luftwaffe. Ein Flugfeld wird für Geschäftsfliegerei, Leichtaviatik, Werkflüge und Flüge der Armee benutzt. Während des Weltwirtschaftsforums in Davos parkieren die Herren der Welt ihre Privatjets auf den Pisten des alten Militärflugzeugplatzes Dübendorf. Das nächste Jahrestreffen in Davos, das 49., wird vom 22. bis 25. Januar 2019 stattfinden. Das Thema an diesem Meeting: "Globalization 4.0: Shaping a Global Architecture in the Age of the Fourth Industrial Revolution" (Globalisierung 4.0: Gestaltung einer globalen Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution).


Eine Lufthansa und eine Maschine der Swiss Air im Anflug von Süden her auf den internationalen Flughafen Zürich-Kloten (Bild: Flugschneise Süd Nein) (3)


Flugbewegungen im Raum Zürich an einem Wochentag, am 26. März 2015 (Screenshot: Flughafen Zürich - Anflüge blau, Abflüge rot) (4)

Umweltschonendes Bauen: wenn es keine Gletscher mehr in der Schweiz gibt

Umweltschonende Ortschaften in der Schweiz, die weniger CO2 ausstoßen, liegen noch in weiter Ferne. Vielleicht werden wir erst erwachen, wenn es keine Gletscher mehr in der Schweiz gibt und Bananen statt Äpfel im Thurgau geerntet werden, was auch nicht schlecht ist, da ich sowieso mehr Bananen als Äpfel esse. Vorläufig wird wie bisher weitergebaut, auch noch mehr Zweitwohnungen, zusätzlich zu den schon über 500.000, vermutlich dann mit Sonnenkollektoren und Wärmepumpen ausgestattet. Das Bedürfnis für solche Zweit-Appartements im Grünen steigt, noch mehr Leute wollen am Wochenende aus der Unwirtlichkeit der Städte, aus Zürich und Dübendorf fliehen. Ferien werden auf den Kanarischen, in Griechenland oder der Türkei verbracht. Für das Weihnachtshopping, und um sich die Füsse auszutreten, ist nicht nur für die Schweizer New York beliebt.

Ein altes Häuschen in Zürich-Oerlikon muss weg

In Zürich Oerlikon wird bald ein kleines, altes Häuschen an der Affolternstrasse abgebrochen. An dieser Strasse wurden in den letzten Jahren viele Häuser "zurückgebaut", alte und weniger alte Häuser, schöne und weniger schöne. In den so genannten Ersatzbauten gab es nachher natürlich viel komfortablere Wohnungen als früher, aber zum Wohnen wurde es dann auch viel, viel teurer. Das heißt für viele die seit Jahrzehnten im Quartier wohnten: Diese neuen Appartements sind für sie nicht mehr bezahlbar. Die Affolternstrasse wurde durch die modernen Flachdachbauten auch ein wenig langweiliger, und das Grün entlang der Strasse spärlicher. Auch die Hühner in einem Vorgarten verschwanden vor einigen Jahren.

Das Baugespann an der von vielen Velofahrern benutzen Affolternstrasse zeigt, dass demnächst der Baggerzahn wirklich das kleine Häuschen wegrasieren wird. Die Tage des kleinen Backsteinhäuschens sind gezählt. Leider!


Das kleine Backsteinhäuschen an der Affolternstrasse das abgebrochen wird
Foto: Heinrich Frei


Fußnoten:

(1) https://jabeetower.ch/
(2) https://jabeetower.ch/assets/Videos/Originale/Jabee_Tower_Web_final_xsmall.mp4
(3) "Flugschneise Süd Nein"
http://www.vfsn.ch/index.php?option=content&task=view&id=441&Itemid=1
(4) https://www.flughafen-zuerich.ch/unternehmen/laerm-politik-und-umwelt/flugbewegungen

Online-Flyer Nr. 687  vom 19.12.2018



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