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Arn Strohmeyers neues Buch untersucht die israelische Politik aus einer ungewohnten Perspektive
Israels Konflikt mit den Palästinensern psychoanalytisch gesehen
Von Gabriele Schäfer Verlag Herne
Israels Konflikt mit den Palästinensern dauert schon über ein Jahrhundert an. Er ist ein Ergebnis des israelischen Siedlerkolonialismus, der den einheimischen Arabern das Land und ihren Besitz gestohlen, über die Hälfte dieses Volkes vertrieben und ihre Kultur und Gesellschaft zerstört hat. Israel ist heute ein Apartheidstaat, der die Reste des palästinensischen Volkes hinter Mauern und Stacheldraht in Kantone (man kann auch von Bantustans sprechen) verbannt hat und sie nach Belieben kontrolliert und unterdrückt.
Das ist in – wenigen Worten ausgedrückt – die gegenwärtige Situation, und es wird sich durch die militärische Übermacht Israels vermutlich in absehbarer Zukunft auch nichts ändern. Kann man zu dieser aussichts- und hoffnungslosen Lage noch etwas Neues sagen, um den Konflikt besser zu verstehen und vielleicht Auswege aufzuzeigen? Der Journalist und Autor Arn Strohmeyer hat ein interessantes Experiment gewagt, er hat Aussagen israelischer bzw. jüdischer Psychoanalytiker zu diesem Konflikt gesammelt und ausgewertet, also Menschen, die von Berufs wegen mit psychischen Krankheiten oder gestörten sozialen Beziehungen von Individuen und Kollektiven zu tun haben und deshalb auch zu einer aufgeklärten und vorurteilsfreien Sicht der politischen Probleme berufen sind.
Die Aussagen dieses Berufsstandes vermitteln ganz neue Einsichten und Erkenntnisse über diesen Konflikt. Strohmeyer konzentriert sich dabei auf die israelisch-jüdische Seite, denn sie sind die kolonialistischen Herren des Landes, die Unterdrücker und Besatzer über ein anderes Volk. Was an sich schon eine hoch aktuelle Frage aufwirft: Wie ist es möglich, dass ein Volk, das in seiner Geschichte so viele Leiden durchgemacht hat – mit dem Holocaust als Gipfelpunkt – heute ein anderes Volk (die Palästinenser) mit einer äußerst gewalttätigen, ja brutalen Besatzungspolitik beherrscht? Dass Israel diesem Volk die Menschen- und Bürgerrechte verweigert – Rechte, für deren Verwirklichung Juden in Europa lange an vorderster Front gekämpft haben? Dass die Israelis die Täter-Opfer-Rolle umgekehrt haben und die von ihnen unterworfenen Palästinenser als die „neuen Nazis“ ansehen, die sie vernichten wollen? Was bedeutet die von den Israelis gebaute Mauer psychoanalytisch gesehen? Wie ist der Mord an dem früheren Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin in dieser Sicht zu beurteilen? Wie ist es zu verstehen, dass die Israelis sich weigern, mit den Palästinensern Frieden zu schließen, obwohl sie als die stärkste regionale Militärmacht im Nahen Osten ohne Risiko die Möglichkeit dazu hätten? Das sind Fragen, auf die die Politik keine überzeugenden Antworten geben kann, weil sie nur psychologisch zu erklären sind.
Die tägliche Gewalt der Besatzung gegen ein ganzes Volk hat aber auch äußerst negative Rückwirkungen auf die israelische Gesellschaft selbst. Die Unterdrückung der Palästinenser hat für die Israelis einen hohen Preis: einen dramatischen Anstieg von Aggression und Gewalt innerhalb der eigenen Gesellschaft. Die Psychoanalytiker führen diese gefährliche Entwicklung vor allem auf den Militärdienst zurück, denn dieser habe in den besetzten Gebieten nicht nur eine Entwertung von Leben, Würde und Besitz von Palästinensern zur Folge, sondern auch ein Sinken der Hemmschwelle für eigentlich nicht akzeptables gewalttätiges Verhalten und aggressive Lösungen ganz allgemein.
Israel begeht großes Unrecht am palästinensischen Volk, um dies zu vertuschen, setzt es eine sehr ausgefeilte und raffinierte Propaganda (hebräisch Hasbara) ein. Die Psychoanalytiker lassen sich durch solche Aussagen nicht täuschen und gehen den Dingen und Ereignissen auf den wirklichen Grund. Sie erkennen die echten Motive der politisch Verantwortlichen in Israel und können registrieren, dass ein ganzes Volk durch die siedlerkolonialistische Gewalt, die es täglich begeht, neurotisiert wird, weil es die eigenen Untaten weder vor dem eigenen Gewissen noch vor dem hohen moralischen Anspruch des Judentums rechtfertigen kann.
Strohmeyer gelingt es, ein ganz anderes, sehr aufschlussreiches und hintergründiges Bild des Konflikts zu zeichnen als es die Medien vermitteln.
Arn Strohmeyer: Der Kampf um die Wahrheit. Israels Politik gegenüber den Palästinensern aus Sicht der Psychoanalyse
Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-944487-70-0, 16.80 Euro (erscheint in Kürze)
Online-Flyer Nr. 710 vom 19.06.2019
Arn Strohmeyers neues Buch untersucht die israelische Politik aus einer ungewohnten Perspektive
Israels Konflikt mit den Palästinensern psychoanalytisch gesehen
Von Gabriele Schäfer Verlag Herne
Israels Konflikt mit den Palästinensern dauert schon über ein Jahrhundert an. Er ist ein Ergebnis des israelischen Siedlerkolonialismus, der den einheimischen Arabern das Land und ihren Besitz gestohlen, über die Hälfte dieses Volkes vertrieben und ihre Kultur und Gesellschaft zerstört hat. Israel ist heute ein Apartheidstaat, der die Reste des palästinensischen Volkes hinter Mauern und Stacheldraht in Kantone (man kann auch von Bantustans sprechen) verbannt hat und sie nach Belieben kontrolliert und unterdrückt.
Das ist in – wenigen Worten ausgedrückt – die gegenwärtige Situation, und es wird sich durch die militärische Übermacht Israels vermutlich in absehbarer Zukunft auch nichts ändern. Kann man zu dieser aussichts- und hoffnungslosen Lage noch etwas Neues sagen, um den Konflikt besser zu verstehen und vielleicht Auswege aufzuzeigen? Der Journalist und Autor Arn Strohmeyer hat ein interessantes Experiment gewagt, er hat Aussagen israelischer bzw. jüdischer Psychoanalytiker zu diesem Konflikt gesammelt und ausgewertet, also Menschen, die von Berufs wegen mit psychischen Krankheiten oder gestörten sozialen Beziehungen von Individuen und Kollektiven zu tun haben und deshalb auch zu einer aufgeklärten und vorurteilsfreien Sicht der politischen Probleme berufen sind.
Die Aussagen dieses Berufsstandes vermitteln ganz neue Einsichten und Erkenntnisse über diesen Konflikt. Strohmeyer konzentriert sich dabei auf die israelisch-jüdische Seite, denn sie sind die kolonialistischen Herren des Landes, die Unterdrücker und Besatzer über ein anderes Volk. Was an sich schon eine hoch aktuelle Frage aufwirft: Wie ist es möglich, dass ein Volk, das in seiner Geschichte so viele Leiden durchgemacht hat – mit dem Holocaust als Gipfelpunkt – heute ein anderes Volk (die Palästinenser) mit einer äußerst gewalttätigen, ja brutalen Besatzungspolitik beherrscht? Dass Israel diesem Volk die Menschen- und Bürgerrechte verweigert – Rechte, für deren Verwirklichung Juden in Europa lange an vorderster Front gekämpft haben? Dass die Israelis die Täter-Opfer-Rolle umgekehrt haben und die von ihnen unterworfenen Palästinenser als die „neuen Nazis“ ansehen, die sie vernichten wollen? Was bedeutet die von den Israelis gebaute Mauer psychoanalytisch gesehen? Wie ist der Mord an dem früheren Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin in dieser Sicht zu beurteilen? Wie ist es zu verstehen, dass die Israelis sich weigern, mit den Palästinensern Frieden zu schließen, obwohl sie als die stärkste regionale Militärmacht im Nahen Osten ohne Risiko die Möglichkeit dazu hätten? Das sind Fragen, auf die die Politik keine überzeugenden Antworten geben kann, weil sie nur psychologisch zu erklären sind.
Die tägliche Gewalt der Besatzung gegen ein ganzes Volk hat aber auch äußerst negative Rückwirkungen auf die israelische Gesellschaft selbst. Die Unterdrückung der Palästinenser hat für die Israelis einen hohen Preis: einen dramatischen Anstieg von Aggression und Gewalt innerhalb der eigenen Gesellschaft. Die Psychoanalytiker führen diese gefährliche Entwicklung vor allem auf den Militärdienst zurück, denn dieser habe in den besetzten Gebieten nicht nur eine Entwertung von Leben, Würde und Besitz von Palästinensern zur Folge, sondern auch ein Sinken der Hemmschwelle für eigentlich nicht akzeptables gewalttätiges Verhalten und aggressive Lösungen ganz allgemein.
Israel begeht großes Unrecht am palästinensischen Volk, um dies zu vertuschen, setzt es eine sehr ausgefeilte und raffinierte Propaganda (hebräisch Hasbara) ein. Die Psychoanalytiker lassen sich durch solche Aussagen nicht täuschen und gehen den Dingen und Ereignissen auf den wirklichen Grund. Sie erkennen die echten Motive der politisch Verantwortlichen in Israel und können registrieren, dass ein ganzes Volk durch die siedlerkolonialistische Gewalt, die es täglich begeht, neurotisiert wird, weil es die eigenen Untaten weder vor dem eigenen Gewissen noch vor dem hohen moralischen Anspruch des Judentums rechtfertigen kann.
Strohmeyer gelingt es, ein ganz anderes, sehr aufschlussreiches und hintergründiges Bild des Konflikts zu zeichnen als es die Medien vermitteln.
Arn Strohmeyer: Der Kampf um die Wahrheit. Israels Politik gegenüber den Palästinensern aus Sicht der Psychoanalyse
Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-944487-70-0, 16.80 Euro (erscheint in Kürze)
Online-Flyer Nr. 710 vom 19.06.2019