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Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

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Kundgebung mit Julian Assanges Vater vor dem Brandenburger Tor
#Candles4Assange
Von Ingrid Koschmieder

Auf die Feststellung „Was gerade passiert – nicht nur mit Julian Assange – sondern mit der Zukunft des Journalismus, ist extrem beunruhigend“ reagiert John Pilger mit den Worten: „Ja, es passiert gerade in der ganzen Welt und auf jeden Fall in dem Teil der Welt, der sich als aufgeklärt betrachtet. Wir sehen das Schikanieren von Whistleblowern und Journalisten, die die Wahrheit sagen. Es herrscht ein globaler Krieg gegen Journalismus. Mehr noch, es herrscht Krieg gegen abweichende Meinung. Die Geschwindigkeit, mit der diese Ereignisse geschehen, ist ziemlich bemerkenswert, seit dem 11. April, als Julian Assange von der Polizei aus der ecuadorianischen Botschaft geschleppt wurde. Seitdem ist die Polizei gegen Journalisten vorgegangen, in den USA, in Australien, spektakulär, in Lateinamerika. Es ist, als ob jemand grünes Licht gegeben hätte.“ Diese Sätze gehören zu dem, was am 2. Oktober 2019 in Berlin vor dem Brandenburger Tor in Anwesenheit von Julian Assanges Vater, John Shipton, vorgetragen wurde. Seit dem 48. Geburtstag von Julian Assange gibt es auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor jeden Mittwoch unter dem Motto #Candles4Assange (Kerzen für Assange) eine Mahnwache, die sich für die umgehende Freilassung von Julian Assange und gegen seine Deportation in die USA einsetzt. Im Aufruf zur Kundgebung heißt es: „Am 11. April 2019 wurde Julian Assange, der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, in London von Polizisten aus der ecuadorianischen Botschaft verschleppt und am 1. Mai wegen 'Verstoß gegen Kautionsauflagen' zu 50 Wochen Haft verurteilt. Diese unverhältnismäßige Strafe für ein unbedeutendes Vergehen muss von ihm zudem in dem Hochsicherheitsgefängnis 'HM Prison Belmarsh' verbüßt werden. Vergleichbar, als wenn man wegen Schwarzfahrens im Hochsicherheitsgefängnis Stuttgart Stammheim landet." Ingrid Koschmieder hat die Mahnwache am 2. Oktober für die NRhZ fotografisch dokumentiert.


Mahnwache vor dem Brandenburger Tor (Alle Fotos: Ingrid Koschmieder)


Gertrud bei der Mahnwache vor dem Brandenburger Tor
 

Freiheit für Assange – Keine Auslieferung an die USA


Keine US-Deportation von Julian Assange


Free Assange – Freiheit für Assange


„Letztendlich bleibt uns nichts als die Wahrheit.“ (Julian Assange“


Mahnwache vor dem Brandenburger Tor – links: John Shipton (Vater von Julian Assange)


Die Gedanken sind frei


#Candles4Assange (Kerzen für Assange) – Stoppt den Krieg gegen den Journalismus – von links: John Shipton (Vater von Julian Assange), Claudia Daseking und Jean-Theo Jost


Mahnwache vor dem Brandenburger Tor


#Candles4Assange (Kerzen für Assange) – Stoppt den Krieg gegen den Journalismus – Sevim Dagdelen (DIE LINKE)


Mahnwache vor dem Brandenburger Tor


Claudia Daseking und Jean-Theo Jost tragen Passagen aus dem Interview mit John Pilger vor


Patrick Bradatsch (Gründer von #Candles4Assange)


Mahnwache vor dem Brandenburger Tor


Mahnwache vor dem Brandenburger Tor


Warum ist es akzeptabel, dass die Vereinigten Staaten die Macht haben, überhaupt damit zu beginnen, einen Vorschlag zur Auslieferung von jemandem zu unterbreiten, dessen Verbrechen darin besteht, öffentliche Materialien zu verbreiten, die die Machthaber nicht wollen, dass sie gesehen werden? (Noam Chomsky)


Am Ende dämmerte es mir schließlich, dass ich durch Propaganda geblendet worden war und dass Assange systematisch verleumdet worden ist, um die Aufmerksamkeit von den Verbrechen, die er aufgedeckt hatte, abzulenken. Nachdem er durch Isolation, Spott und Schande entmenschlicht worden war, wie die Hexen, die wir auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben, war es leicht, ihm seine grundlegenden Rechte zu entziehen, ohne dass die weltweite Öffentlichkeit aufschrie.


Übergabe eines Geschenks für Julian Assange an seinen Vater


Denkt ihr, dass Julian Assange durch die USA nicht bedroht ist?


Zum Abschluss wird „We shall overcome“ gesungen


Aufruf zur Kundgebung am 2.10.2019 in Berlin
Journalisten-Deportation stoppen – Vater von Julian Assange in Berlin #Candles4Assange #FreeAssange

 
Am 11. April 2019 wurde Julian Assange, der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, in London von Polizisten aus der ecuadorianischen Botschaft verschleppt und am 1. Mai wegen "Verstoß gegen Kautionsauflagen" zu 50 Wochen Haft verurteilt. Diese unverhältnismäßige Strafe für ein unbedeutendes Vergehen muss von ihm zudem in dem Hochsicherheitsgefängnis "HM Prison Belmarsh" verbüßt werden. Vergleichbar, als wenn man wegen Schwarzfahrens im Hochsicherheitsgefängnis Stuttgart Stammheim landet. Hier musste Julian Assange am Mittwoch, den 3. Juli 2019, auch seinen 48 Geburtstag verbringen. An diesem Tag machten in vielen Ländern der Welt Menschen unter dem Hashtag #Candles4Assange mit Kerzen auf den mutigen australischen Journalisten und Verleger und sein Schicksal aufmerksam, der - spätestens seit der Veröffentlichung des Collateral-Murder-Videos in 2010 - den Zorn der USA auf sich gezogen hat. In Berlin gibt es seit seinem 48. Geburtstag jeden Mittwoch eine Mahnwache auf dem Pariser Platz, mit ständig steigenden Teilnehmerzahlen, die sich für die umgehende Freilassung von Julian Assange und gegen seine Deportation in die USA einsetzt. In den USA ist kein faires öffentliches Verfahren zu erwarten. Wie durch Veröffentlichungen bekannt wurde, drohen ihm für seine Arbeit als Journalist und Verleger bis zu 185 Jahren Haft, bzw. nach dem Espionage Act von 1917 sogar die Todesstrafe, wenn es nach der geheim tagenden Grand Jury geht. Zur #Candles4Assange Mahnwache, Mittwochs von 19 bis 21 Uhr, kommt diese Woche am 2.10.2019 der Vater von Julian Assange, John Shipton, zu uns nach Berlin. Und dazu hoffentlich so viele Menschen wie möglich! Freiheit für Julian Assange!


Auszüge aus einem Interview mit John Pilger, die im Rahmen der Kundgebung im Wechsel auf englisch und deutsch vorgetragen wurden
Der globale Krieg gegen Assange, Journalismus und abweichende Meinung (Übersetzung: Claudia Daseking)


Bernstein: Was gerade passiert – nicht nur mit Julian Assange – sondern mit der Zukunft des Journalismus, ist extrem beunruhigend. Jetzt haben wir spektakuläre Razzien bei Journalisten in Australien, Frankreich, und hier in den USA in San Francisco gesehen, wo die Polizei den Reportern Handschellen anlegten, während sie ihr Haus durchsuchten und ihre Festplatte mitnahmen. Wir wissen ja, Julian Assange sitzt im Hochsicherheitstrakt, und Chelsea Manning ist auch weggesperrt. Dies sind schreckliche Zeiten für freien Fluss von Informationen.

Pilger: (…) Ja, es passiert gerade in der ganzen Welt und auf jeden Fall in dem Teil der Welt, der sich als aufgeklärt betrachtet. Wir sehen das Schikanieren von Whistleblowern und Journalisten, die die Wahrheit sagen. Es herrscht ein globaler Krieg gegen Journalismus. Mehr noch, es herrscht Krieg gegen abweichende Meinung. Die Geschwindigkeit, mit der diese Ereignisse geschehen, ist ziemlich bemerkenswert, seit dem 11. April, als Julian Assange von der Polizei aus der ekuadorianischen Botschaft geschleppt wurde. Seitdem ist die Polizei gegen Journalisten vorgegangen, in den USA, in Australien, spektakulär, in Lateinamerika. Es ist, als ob jemand grünes Licht gegeben hätte. (…)

Wir sehen den Präzedenzfall Assange, der gerade auf der ganzen Welt läuft. In Australien wurde sogar der Medienkonzern von Rupert Murdoch angegriffen. Die Politikredakteurin der Murdoch-Zeitung "The Sunday Telegraph" musste zusehen, wie ihr Haus durchsucht und ihre persönlichen Sachen, intime Sachen, durchforstet wurden. Sie hatte darüber berichtet, in welchem Ausmaß die australische Regierung die australische Bevölkerung ausspäht. Etwas Ähnliches geschah in Frankreich, wo Macrons Polizei gegen Journalisten der Zeitschrift Disclose vorging.

Assange hat das vorausgesagt, als gegen ihn verleumdet und gehetzt wurde. Er hat gesagt, dass sich die Welt verändert und aus den so genannten liberalen Demokratien Autokratien würden. Eine Demokratie, die die Polizei schickt gegen Journalisten und ihre Aufzeichnungen und Festplatten mitnimmt, einfach nur, weil diese Journalisten enthüllt haben, was die Regierungen nicht wollten, dass es die Bürger erführen, ist keine Demokratie.

Was bedeutet es, wenn Julian Assange und Chelsea Manning, ein Herausgeber und eine der bedeutendsten Whistleblower aus dem Militär unserer Zeit, im Gefängnis sitzen, weggesperrt?

Sie wollen Julian Assange haben, weil er seine Quelle schützte, und sie wollen Chelsea Manning haben, weil sie, die Quelle, sich geweigert hat, über Julian Assange zu lügen. Sie hat sich geweigert, ihn reinzureißen. Sie weigert sich zu sagen, es gäbe eine Verschwörung zwischen ihnen. Diese beiden stehen beispielhaft dafür, wie man in unserer Gegenwart die Wahrheit sagt. Solche Menschen wie Julian Assange und Chelsea Manning haben uns gefehlt. Ja, es gab schon exzellenten Investigativjournalismus und Enthüllungen, aber wir müssen schon sehr weit zurückgehen zu dem Kaliber eines Daniel Ellsberg, um wertzuschätzen, was Chelsea und Julian, diese beiden heroischen Figuren, was sie uns gegeben haben, und warum sie verfolgt werden.

Wenn wir ihre Verfolgung gestatten, dann ist so viel verloren. Die Einschüchterung und Unterdrückung wird zu unseren Lebzeiten weiterwirken. In den Medien, die einst gegen Assange hetzten, entdecke ich Angst. Du liest einen dieser Leitartikel, von Leuten, die Julian Asssange einst angegriffen haben und ihn verleumdet haben, wie z.B. im Guardian, und man sieht ihre Angst, sie könnten die nächsten sein. Du liest berühmte Kolumnisten wie Katie Benner von der New York Times, die Assange attackiert hat, die jetzt die Drohung seiner Peiniger gegen alle Journalisten sieht. Dasselbe gilt für David Corn (bei Mother Jones), der jetzt den gesamten Journalismus bedroht sieht. Ihre Angst ist berechtigt.

Warum haben sie solche Angst vor Assange?

Tja, sie hatten Sorge – haben Sorge – dass unter den 2 Millionen Menschen in den USA, die eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für Nationale Sicherheit haben, welche sind, die Assange conscientious objectors nennt, also Kriegsdienstverweigerer. Ich habe ihn mal gebeten, die Leute zu beschreiben, die WikiLeaks nutzen, um wichtige Informationen auszupacken. Er hat sie mit Kriegsdienstverweigerern in Kriegszeiten verglichen, prinzipientreue Menschen, Pazifisten, und ich glaube, das ist eine passende Beschreibung. Die Behörden sind besorgt, dass es noch ein paar Chelseas gibt unter denen, vielleicht nicht so mutig, so tapfer wie Chelsea, aber die doch vielleicht Informationen veröffentlichen könnten, die das gesamte Kriegsproduktionswesen unterminieren könnten.

Englischsprachige Quelle: https://defend.wikileaks.org/2019/06/27/john-pilger-the-global-war-on-assange-journalism-dissent/

Online-Flyer Nr. 722  vom 16.10.2019



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