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Literatur
Tim Anderson: "Die Achse des Widerstandes - Zu einem unabhängigen Nahen Osten"
Ein Plädoyer für die Wahrheit
Buchbesprechung von Markus Heizmann

Seit 2011, seit Beginn der Krise in Syrien jagen sich die Veröffentlichungen zu diesem Land. Die allermeisten dieser Artikel, auch die so genannten Fachbücher, bedienen den von den westlichen Angreifern gepflegten Narrativ. Die Stichworte dazu sind uns allen bekannt: Diktator unterdrückt und massakriert sein Volk, setzt Fassbomben und Chemiewaffen ein und was dergleichen Anschuldigungen mehr sind. Selbstverständlich liefern weder diejenigen welche diese Anschuldigungen in die Welt setzen noch die JournalistInnen und PublizistInnen die das weiter verbreiten Beweise für diese gravierenden Vorwürfe.

Glücklicherweise gibt es jedoch auch noch integre JournalistInnen und AutorInnen, die sich redlich darum bemühen, die Wahrheit zu und über Syrien, diesem vom Imperialismus angegriffenen Land, zu berichten. Dr. Tim Anderson (geboren am 30. April 1953) gehört zu diesen wichtigen und aufrechten Autoren, die sich nicht scheuen die Wahrheit zu sagen. Anderson ist ein australischer Wissenschaftler und Aktivist. Er war bis Anfang 2019 Dozent an der University of Sydney und ist Autor mehrerer Bücher, die sich meist mit den Themen unabhängige Entwicklung und Antiimperialismus befassen. Im deutschsprachigen Raum machte er vor allem mit seinem Buch „The Dirty War On Syria“ auf sich aufmerksam.

Nach dem „schmutzigen Krieg gegen Syrien“ nun „Die Achse des Widerstandes“


Mit diesem Buch, erschienen im Juni 2016, legte Dr. Tim Anderson ein Werk vor, welches die anhaltenden Angriffe gegen die Syrisch Arabische Republik in einen Kontext imperialistischer Angriffe gegen die Völker des Nahen Ostens im Allgemeinen und gegen Syrien im Besonderen analysierte (Deutsch im Liepsenverlag 2016 „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“). Nun folgt ein weiteres Werk, bislang leider nur in englischer Sprache: „The Axis of Resitance - Towards an Independent Middle East“ (Die Achse des Widerstandes - Zu einem unabhängigen Nahen Osten).

In gewohnter wissenschaftlicher Exaktheit analysiert Anderson in seinem neuen Buch den Kriegsverlauf, die Siege der Syrischen Armee und der mit ihr verbündeten Kräfte gegen die Armeen der NATO, der USA und deren Söldner. Obwohl der Autor nach streng wissenschaftlichen Vorgaben arbeitet und seine Quellen akribisch genau offenlegt, ist das Buch in einer für alle verständlichen Sprache abgefasst.

Im ersten Teil des Buches, Imperialismus und Widerstand, deckt Anderson die Verstrickungen der westlichen Allianzen auf, die sich gegen die syrische Regierung und gegen das syrische Volk verbündet haben, mit dem Ziel in Damaskus einen Regierungswechsel herbei zu führen. Dies ist, Dank dem klugen Handeln der syrischen Regierung, aber auch Dank der Hilfe der Verbündeten Syriens, genannt seien Russland, der Iran aber auch die Kräfte der Hezbollah, missglückt. Die syrische Armee, das syrische Volk und die syrische Regierung haben allen Angriffen standgehalten, Syrien steht vereint und stark.

Teil zwei des Buches, „Der Zusammenbruch des schmutzigen Krieges gegen Syrien“ befasst sich vor allem mit dem Verlauf der Kämpfe seit 2011 und den Siegen der syrischen Armee gegen die Invasoren. Ein besonderes Augenmerk richtet der Autor dabei auf die Befreiung von Aleppo, auf den Kampf gegen den IS. Und schnell wird klar, dass dieser Kampf gegen den IS gleichzeitig auch der Kampf gegen die Truppen der USA und der NATO ist. Diese besetzen den Nordosten Syriens, es muss betont werden, entgegen den Bestimmungen des Völkerrechts. An mehreren Fallbeispielen weist Anderson nach, dass die USA die Banden des IS direkt unterstützten, zum Beispiel im Kampf um die Stadt Deir Ezor und deren Umfeld. Die so genannten Menschenrechtsorganisationen werden ebenso bloßgestellt, wie die europäische und transatlantische Pseudolinke und deren Sympathien für eine „Revolution“ in Syrien, die es niemals gegeben hat.

Im dritten Teil beschäftigt sich Anderson mit den weiteren regionalen Ausmaßen der Angriffe gegen Syrien, so zum Beispiel mit der Zukunft Palästinas, mit dem regionalen Widerstandskampf der Hezbollah, dem Iran und den Perspektiven für West-Asien.

Teil vier schließlich ist ein dringender Aufruf zur internationalen Solidarität mit Syrien und mit allen vom Imperialismus angegriffenen Ländern. Die kriminellen Sanktionen gegen Syrien ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch, und es wird klar: Diese Sanktionen sind illegal, sie widersprechen dem internationalen Völkerrecht und sie müssen beendet werden!

„In Zeiten universeller Täuschung ist das Aussprechen der Wahrheit bereits ein revolutionärer Akt.“

Dr. Tim Anderson ist ein ausgewiesener Experte, Leiter des Zentrums für Hegemoniale Studien und darüber hinaus ein Autor, dessen Integrität und Glaubwürdigkeit außer Zweifel stehen. Anders als viele andere selbsternannte „Experten“, welche das Land nur vom Hörensagen oder als in die US/NATO oder Söldner-Armeen eingebettete Journalisten kennen, ist Anderson immer wieder vor Ort. Er kennt die syrische Realität und scheut nicht davor zurück, für den Westen unangenehme Fakten laut und unmissverständlich auszusprechen. Es liegt auf der Hand, dass er sich damit in den westlichen Massenmedien wenig Freunde macht. Wie es jedoch für jeden Akademiker, ja für jeden aufrechten Menschen selbstverständlich sein sollte, kümmern ihn Anfeindungen und Diffamierungen nicht. Aus jeder Zeile heraus ist spürbar, dass es dem Autor um die Wahrheit und um die Gerechtigkeit geht.

Anderson ist einer der wenigen Autoren, der exakt analysiert, der seine Quellen offenlegt und der aus den so gewonnenen Erkenntnissen Rückschlüsse zieht, die logisch und nachvollziehbar sind.

Klar ersichtlich vertritt Anderson humanitäre, anti-imperialistische und anti-zionistische Werte. Die Schlussfolgerungen, die er zieht, sind unangreifbar. Dies auch deswegen, weil er sich Quellen bedient, die oft aus dem gegnerischen Lager kommen. Zionistische Quellen werden ebenso zitiert wie US-amerikanische Verlautbarungen und NATO-Quellen. Anderson entlarvt dadurch die Verlogenheit der westlichen Kriegspropaganda als solche. Damit leistet er einen unschätzbaren Beitrag zur Aufklärung und zur politischen Bewusstseinsbildung.

Zu wünschen ist, dass „The axis of resitance, Towards an Independent Middle East“ in ebenso viele Sprachen übersetzt wird und eine ebenso große Verbreitung findet wie sein Vorgänger „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“. Autorinnen und Autoren wie Tim Anderson und andere, erwähnt seien zum Beispiel Vanessa Beeley, Eva Bartlett, Karin Leukefeld oder Aktham Suliman tun das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Sie berichten die Wahrheit. Auf sie alle passt ein Zitat, welches George Orwell zugeschrieben wird: "In Zeiten universeller Täuschung ist das Aussprechen der Wahrheit bereits ein revolutionärer Akt.“

Als einzigen Mangel des Buches könnte man nennen, dass es die Leserschaft der üblichen Massenmedien wohl weitgehend unvorbereitet treffen wird. Ein Warnhinweis, analog zu den dicken und fetten Hinweisen auf Tabakprodukten wäre daher wohl angebracht, etwa: „Warnung des Wahrheitsministeriums: „Das Lesen dieses Buches kann ihren Geist öffnen und ihren Glauben an die Obrigkeit beeinflussen“. Wenn Sie sich vor diesen Auswirkungen nicht fürchten, dann empfehlen wir ihnen die Lektüre von „The axis of resitance...“ Im Gegensatz zur Mainstream-Presse und zu Tabakprodukten können sie nur gewinnen: Erkenntnisse, politisches Bewusstsein und geistige Gesundheit.


Tim Anderson: The axis of resitance (Die Achse des Widerstandes) - Towards an Independent Middle East (Zu einem unabhängigen Nahen Osten)



Clarity Press Inc., Erscheinungsdatum: 1. Februar 2020, englischsprachig, 380 Seiten, 29,95 Dollar


Siehe auch:
3. Internationales Gewerkschaftsforum gegen Embargos, Sanktionen und Boykott in Damaskus im September 2019
Die westliche Bevölkerung von der halluzinogenen Täuschung befreien
Tim Anderson - interviewt von Andrea Duffour - in der Übersetzung von Eva und Markus Heizmann
NRhZ 722 vom 16.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26264

Online-Flyer Nr. 722  vom 16.10.2019



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