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Seit dem 7. September 2020 wird in London die Zukunft unserer Pressefreiheit abgehandelt
Historischer Schauprozess gegen die Pressefreiheit
Von Isi Wasilewski
Nach fast 7 Jahren willkürlicher Inhaftierung in der ecuadorianischen Botschaft hatte zuvor am 11. April 2019 die staatliche Verfolgung und Repression gegen Julian Assange ein neues Level erreicht. Innerhalb von nur wenigen Stunden wurde Assange das politische Asyl aberkannt – normalerweise ein langwieriges Verfahren, das mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Der WikiLeaks-Gründer hatte noch nicht einmal die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Seitdem wird er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh gefangen gehalten, auch bekannt als britisches Guantanamo. Seine Haftstrafe wegen Verletzung von Kautionsauflagen hat er seit Ende September 2019 abgesessen – für die britischen Behörden jedoch kein Grund, ihn freizulassen.
Am 24. Februar startete die erste Runde des Schauprozesses, in dem darüber entschieden wird, ob der Australier an die USA ausgeliefert werden soll. Dort drohen ihm 175 Jahre Isolationshaft in dem US-Folter-Programm namens “Special Administrative Measures”. UN-Sonderberichterstatter über Folter, Prof. Nils Melzer, beschreibt in dem erstklassigen Interview “Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System”, was Assange in den USA erwartet:
Wie im ersten Teil stehen der Presse und der Öffentlichkeit nur eine minimale Anzahl an Plätzen zur Prozessbeobachtung zur Verfügung – mit dem Unterschied, dass die Anzahl nun noch weiter reduziert wurde. Theoretisch gibt es die Möglichkeit, die “Verhandlungen” per Fernschaltung verfolgen zu können.
Der Zugang zum “Verfahren” wird aber weiterhin sehr erschwert, so dass von “Offener Justiz” keine Rede sein kann. NGOs werden systematisch von der Prozessbeobachtung ausgeschlossen. Amnesty International, Reporter ohne Grenzen und weitere NGOs hatten noch bis zum 07. September die Zusage, das “Verfahren” per Videolink beobachten zu können. Der Zugang per Videolink wurde kurz nach Auftakt der “Verhandlungen” willkürlich widerrufen.
Es wird berichtet, dass die Akustik im Gericht so schlecht ist, dass die wenigen erlaubten Prozessbeobachter*innen oft Schwierigkeiten haben, dem Geschehen akustisch folgen zu können.
Am 16. September berichtete Assanges Verlobte Stella Moris auf Twitter über die grausame und menschenrechtswidrige Behandlung, der er täglich unterzogen wird:
Der aufsehenden Richterin Emma Arbuthnot wurde eindeutig Befangenheit nachgewiesen (3), denn ihr Ehemann und auch ihr Sohn sind in diverse Machenschaften verwickelt, die von WikiLeaks aufgedeckt wurden. Dennoch wird sie nicht von dem Fall abgezogen.
Jeden Tag gibt es technische Probleme, die Telefonanlage des Gerichts aus den 80er Jahren hat regelmäßig Ausfälle und liefert auch wenn sie funktioniert keine akzeptable Akustik, Prozessbeobachter*innen werden in der Warteschleife “vergessen”, die Aufzüge im Gerichtsgebäude funktionieren nicht, so dass man zu Fuß bis in den 5. Stock steigen muss.
Für die deutsche Bundesregierung alles anscheinend nicht Anlass genug, die überhand nehmenden Verletzungen rechtsstaatlicher Prinzipien anzuprangern und Bündnispartner Großbritannien zur Einhaltung der Menschenrechte zu ermahnen – wie sie es doch so gerne bei Russland oder China tut. In diesem Fall aber schweigt die Bundesregierung eisern und duckt sich weg.
John Shipton, Vater von Julian Assange, kommentierte am 17. September das Geschehen so:
In sehr vielen Städten rund um die Welt finden Proteste gegen den skandalösen Schauprozess statt. (5) In Berlin gab es am 07. und 12. September ganztägige Protest-Veranstaltungen vor der US-Botschaft, organisiert vom Free Assange Committee Germany. Am 19.09. wird es einen weiteren Protest-Tag in Berlin geben, von 10.30 bis 18 Uhr am Alexanderplatz. Interessierte sind herzlich eingeladen, gegen die Verletzung der Grund- und Menschenrechte von Julian Assange und den Versuch der USA, ihre Jurisdiktion global auszudehnen, zu protestieren. Unter anderem wird am 19. September Reiner Braun in Berlin sprechen.
In Berlin finden zudem regelmäßig Free Assange Mahnwachen statt, wöchentlich mittwochs von 19-21 Uhr und alle zwei Wochen donnerstags von 18-20 Uhr (nächster Termin 01.10.), jeweils vor der US-Botschaft. In vielen weiteren Städten gibt es zudem regelmäßig Free Assange Aktionen, Informationen und Termine sind auf www.freeAssange.eu zu finden (6).
Christian Mihr, Vorsitzender von “Reporter ohne Grenzen” Deutschland, äußerte sich am 12. September auf der Berliner Protest-Veranstaltung extrem besorgt und sieht durch die Verfolgung Assanges die Pressefreiheit fundamental bedroht:
Um die Geschehnisse in London zeitnah verfolgen zu können, empfiehlt es sich, den Tweets von Juan Passarelli zu folgen, Journalist und Bekannter von Julian Assange. Außerdem berichten auf Twitter u.a. Mohamed Elmazi, Mary Kostakidis, Kevin Gosztola, Rebecca Vincent (Reporter ohne Grenzen) und Dustin Hoffmann (Büroleiter von Martin Sonneborn). Die Don't Extradite Assange Campaign (9) liefert täglich Statements und Zusammenfassungen. Sehr zu empfehlen ist die Dokumentation (38 Min.) zu Assanges Fall von Juan Passarelli (10).
Diesen fortdauernden Justizskandal sollte man jedoch nicht schweigend beobachten. Julian Assange selbst sagt:
Fotos der Aktionen am 7. und 12. September 2020 auf dem Pariser Platz in Berlin - von Free Assange Committee Germany (FACG):
Folter in Europa, in Großbritannien (bis Ende 2020 EU-Mitgliedsland).
"Weiße Folter" ist psychische Folter. Aber dabei bleibt es nicht...
7. September 2020: Tag der Fortsetzung des Auslieferungsprozesses an die USA.
Staatsgeheimnisse verraten. Aufdeckung von Kriegsverbrechen ist kein Verbrechen.
George Orwell: Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations.
7. September 2020: Protest vor der US-Botschaft in Berlin am Brandenburger Tor. Aufdeckung von Lügen und Kriegsverbrechen - eine Straftat?
Die Pressefreiheit ist tot. Protest vor der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Weekly Leaks: War on journalism
Freiheit für Julian Assange. Wahrheit ist nie ein Verbrechen.
7. September 2020: Tag der Fortsetzung des Auslieferungsprozesses an die USA in London. Richterin Baraitser stranguliert die Pressefrheit - an der (langen) Leine von GB und USA.
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7. September 2020: Tag der Fortsetzung des Auslieferungsprozesses an die USA in London. Richterin Baraitser stranguliert die Pressefrheit - an der (langen) Leine von GB und USA. Performance vor US-Botschaft
Christian Mihr, Vorsitzender ROG Reporter ohne Grenzen, Deutschland vor der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Richterin Baraitser tritt das Recht mit Füßen.
Das bisschen Folter an Assange ist doch nicht so schlimm, oder? Nicht wegsehen! Frau Merkel, handeln Sie jetzt!
Democracy - mit Füßen getreten, mit blutigen Händen. 2.v.re: "Friedensnobelpreisträger" Obama!
Statements von US-Angehörigen des AEI American Enterprise Instituts, wie mit Julian Assange zu verfahren sei...
Marc A. Thiessen, Teilnehmer 2014-18 an AEI Foren: Wenn Assange unbehelligt bleibt, wird er noch mutiger werden und andere dazu inspirieren, sein Beispiel nachzuahmen. ... Assange ist ein Spion, kein Journalist. Er verdient Gefängnis.
John Bolton, hochrangiger Mitarbeiter von AEI: Was WIKILEAKS selbst und jeden, der mit seinem bösartigen Unternehmen kooperiert, betrifft, so ist es jetzt an der Zeit, unsere Fähigkeiten im Bereich der Cyber-Kriegsführung zu testen. Schießen Sie los.
Jonah Goldberg, Mitarbeiter der AEI (American Enterprise Institute): Warum wurde Assange nicht schon vor Jahren in seinem Hotelzimmer erdrosselt?
... Bob Beckel, Fox-News-Kommentator (veröffentlicht auf der AEI-website): Wem schadet das: den amerikanischen Bürgern. Die Art und Weise, wie man mit dieser Situation umgehen sollte ist simpel: Wir haben Spezialkräfte - ein toter Mann kann keine Sachen veröffentlichen. Dieser Typ ist ein Verräter, ein Verräter hat jedes Gesetz der USA gebrochen. Der Typ sollte... - und ich bin nicht für die Todesstrafe - ... so ich würden den Hurensohn (illegal) erschießen.
Kriegsverbrechen? Der Überbringer der Botschaft soll (mit allen Mitteln) unschädlich gemacht werden.
Pressefreiheit und Meinungsfreiheit beginnen da, wo du Dinge sagen darfst, die andere nicht hören wollen - ohne verfolgt oder umgebracht zu werden. Wenn man anstatt Kriegsverbrecher zu jagen und Politiker für ihre Verbrechen zu bestrafen, die Menschen jagt, die diese Verbrechen veröffentlichen, weißt du, dass investigativer Journalismus tot und dieser Rechtsstaat zutiefst kaputt ist und du in keiner Demokratie lebst. Wir brauchen mutige... Menschen wie Julian Assange... Nominiert für viele journalistische Preise und auch für den Nobelpreis... Weitere Infos: freeAssange.eu - challengepower.info - defend.wikileaks.org
Künstlerinnen und Künstler unterstützen den Protest gegen das Auslieferungsverfahrung und Assange's unrechtmäßig Inhaftung unter Folterbedingungen: hier Sängerin Morgain
Musiker/Rapper Kilez More aus Österreich
Psychische und physische Folter und keine Ende. Stella Moris, Assange's Lebensgefährtin und Mutter zweier gemeinsamer Söhne berichtet: Jeden Tag wird Julian...mit Handschellen gefesselt... nackt ausgezogen und geröngt.... Täglich wird er 1,5 Stunden in einem klaustrophobischen Lieferwagen transportiert, der sich wie ein vertikaler Sarg anfühlt. Im Gericht befindet er sich in einer Glasbox, von wo aus er keinen Kontakt zu seinen Anwälten haben kann.
Assange-VerteidigerInnen vor der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Freiheit für Julian!
Assange-VerteidigerInnen vor dem Brandenburger Tor neben der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Free my Dad! Gabriel Assange: Befreit meinen Daddy!
Halt durch Julian. Die Menschen sind auf Deiner Seite. #freeassange
Fußnoten:
1 «Ich habe noch nie einen vergleichbaren Fall gesehen»: Nils Melzer, Uno-Sonderberichterstatter für Folter.
«Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System»
Ein Interview von Daniel Ryser (Text) und Yves Bachmann (Bilder), 31.01.2020
https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange
2 Stella Moris auf Twitter am 16.09.2020
"Each day Julian is woken at 5am, handcuffed, put in holding cells, stripped naked and x-rayed. He's transported 1.5h each way in what feels like a vertical coffin in a claustrophobic van. He's in a glass box at the back of court from where he can't consult his lawyers properly."
https://twitter.com/StellaMoris1/status/1306205472521891840
3 As British judge made rulings against Julian Assange, her husband was involved with right-wing lobby group briefing against WikiLeaks founder
By Matt Kennard and Mark Curtis, Declassified UK, 4. September 2020
https://www.dailymaverick.co.za/article/2020-09-04-as-british-judge-made-rulings-against-julian-assange-her-husband-was-involved-with-right-wing-lobby-group-briefing-against-wikileaks-founder/
4 "Don't Extradite Assange" auf Twitter am 17.09.2020
John Shipton slams #AssangeCase proceedings as a cover-up over the crimes against humanity in Iraq and Afghanistan.
https://twitter.com/DEAcampaign/status/1306628707856121856
5 Aufruf: Solidarität mit Assange
Free Assange Committee Germany, 01.09.2020
https://blog.freeassange.eu/2020/09/01/aufruf-solidaritat-mit-assange/
6 FreeAssange.eu
http://www.freeassange.eu/
7 Hintergründe auf FreeAssange.eu
https://www.freeassange.eu/#informationen
8 Blog von Craig Murray
https://www.craigmurray.org.uk/
9 Don't extradite Assange
https://dontextraditeassange.com/
10 The War on Journalism: The Case of Julian Assange
A film by Juan Passarelli - @jlpassarelli
https://video.emergeheart.info/videos/watch/f2467447-f5a8-45c9-8d08-804d6a2d4747
Siehe auch:
Filmclip
Zwei Stellungnahmen
europa foltert ::: julian assange in britischer gefangenschaft ::: andreas zumach & hans mörtter
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27038
Das Verfahren zur Auslieferung von Julian Assange geht weiter
Kafkaesker Schauprozess
Von Peter Betscher
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27032
Fortsetzung des Verfahrens zur Auslieferung von Julian Assange an die USA im Strafgerichtshof Old Bailey, London
Schauprozess, Unrechtsstaat und Hexenjagd
Von Hannes Sies und Daniela Lobmueh
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27033
Online-Flyer Nr. 753 vom 16.09.2020
Seit dem 7. September 2020 wird in London die Zukunft unserer Pressefreiheit abgehandelt
Historischer Schauprozess gegen die Pressefreiheit
Von Isi Wasilewski
Nach fast 7 Jahren willkürlicher Inhaftierung in der ecuadorianischen Botschaft hatte zuvor am 11. April 2019 die staatliche Verfolgung und Repression gegen Julian Assange ein neues Level erreicht. Innerhalb von nur wenigen Stunden wurde Assange das politische Asyl aberkannt – normalerweise ein langwieriges Verfahren, das mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Der WikiLeaks-Gründer hatte noch nicht einmal die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Seitdem wird er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh gefangen gehalten, auch bekannt als britisches Guantanamo. Seine Haftstrafe wegen Verletzung von Kautionsauflagen hat er seit Ende September 2019 abgesessen – für die britischen Behörden jedoch kein Grund, ihn freizulassen.
Am 24. Februar startete die erste Runde des Schauprozesses, in dem darüber entschieden wird, ob der Australier an die USA ausgeliefert werden soll. Dort drohen ihm 175 Jahre Isolationshaft in dem US-Folter-Programm namens “Special Administrative Measures”. UN-Sonderberichterstatter über Folter, Prof. Nils Melzer, beschreibt in dem erstklassigen Interview “Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System”, was Assange in den USA erwartet:
- “Assange wird vor ein Geschworenen-Gericht in Alexandria, Virginia, kommen. Vor den berüchtigten «Espionage Court», wo die USA alle National-Security-Fälle führt. Der Ort ist kein Zufall, denn die Geschworenen müssen jeweils proportional zur lokalen Bevölkerung ausgewählt werden, und in Alexandria arbeiten 85 Prozent der Einwohner bei der National-Security-Community, also bei der CIA, der NSA, dem Verteidigungs-Departement und dem Außenministerium. Wenn Sie vor so einer Jury wegen Verletzung der nationalen Sicherheit angeklagt werden, dann ist das Urteil schon von Anfang an klar. Das Verfahren wird immer von derselben Einzel-Richterin geführt, hinter geschlossenen Türen und aufgrund geheimer Beweismittel. Niemand wurde dort in einem solchen Fall jemals freigesprochen.” (1)
Wie im ersten Teil stehen der Presse und der Öffentlichkeit nur eine minimale Anzahl an Plätzen zur Prozessbeobachtung zur Verfügung – mit dem Unterschied, dass die Anzahl nun noch weiter reduziert wurde. Theoretisch gibt es die Möglichkeit, die “Verhandlungen” per Fernschaltung verfolgen zu können.
Der Zugang zum “Verfahren” wird aber weiterhin sehr erschwert, so dass von “Offener Justiz” keine Rede sein kann. NGOs werden systematisch von der Prozessbeobachtung ausgeschlossen. Amnesty International, Reporter ohne Grenzen und weitere NGOs hatten noch bis zum 07. September die Zusage, das “Verfahren” per Videolink beobachten zu können. Der Zugang per Videolink wurde kurz nach Auftakt der “Verhandlungen” willkürlich widerrufen.
Es wird berichtet, dass die Akustik im Gericht so schlecht ist, dass die wenigen erlaubten Prozessbeobachter*innen oft Schwierigkeiten haben, dem Geschehen akustisch folgen zu können.
Am 16. September berichtete Assanges Verlobte Stella Moris auf Twitter über die grausame und menschenrechtswidrige Behandlung, der er täglich unterzogen wird:
- “Jeden Morgen wird Julian um 5 Uhr geweckt, mit Handschellen gefesselt, in eine Wartezelle gesteckt, nackt ausgezogen und geröntgt. Pro Strecke wird er 1.5 Stunden lang transportiert in einer Art vertikalem Sarg in einem klaustrophobischen Van. Er ist in einer Glasbox ganz hinten im Gericht und kann sich nicht richtig mit seinen Anwält*innen verständigen.” (2)
Der aufsehenden Richterin Emma Arbuthnot wurde eindeutig Befangenheit nachgewiesen (3), denn ihr Ehemann und auch ihr Sohn sind in diverse Machenschaften verwickelt, die von WikiLeaks aufgedeckt wurden. Dennoch wird sie nicht von dem Fall abgezogen.
Jeden Tag gibt es technische Probleme, die Telefonanlage des Gerichts aus den 80er Jahren hat regelmäßig Ausfälle und liefert auch wenn sie funktioniert keine akzeptable Akustik, Prozessbeobachter*innen werden in der Warteschleife “vergessen”, die Aufzüge im Gerichtsgebäude funktionieren nicht, so dass man zu Fuß bis in den 5. Stock steigen muss.
Für die deutsche Bundesregierung alles anscheinend nicht Anlass genug, die überhand nehmenden Verletzungen rechtsstaatlicher Prinzipien anzuprangern und Bündnispartner Großbritannien zur Einhaltung der Menschenrechte zu ermahnen – wie sie es doch so gerne bei Russland oder China tut. In diesem Fall aber schweigt die Bundesregierung eisern und duckt sich weg.
John Shipton, Vater von Julian Assange, kommentierte am 17. September das Geschehen so:
- “Was wir heute hier sehen ist der Versuch von einigen Leuten, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu verschleiern. Eine Liste, die länger ist, als dass man sie ohne Tränen betrachten könnte.” (4)
In sehr vielen Städten rund um die Welt finden Proteste gegen den skandalösen Schauprozess statt. (5) In Berlin gab es am 07. und 12. September ganztägige Protest-Veranstaltungen vor der US-Botschaft, organisiert vom Free Assange Committee Germany. Am 19.09. wird es einen weiteren Protest-Tag in Berlin geben, von 10.30 bis 18 Uhr am Alexanderplatz. Interessierte sind herzlich eingeladen, gegen die Verletzung der Grund- und Menschenrechte von Julian Assange und den Versuch der USA, ihre Jurisdiktion global auszudehnen, zu protestieren. Unter anderem wird am 19. September Reiner Braun in Berlin sprechen.
In Berlin finden zudem regelmäßig Free Assange Mahnwachen statt, wöchentlich mittwochs von 19-21 Uhr und alle zwei Wochen donnerstags von 18-20 Uhr (nächster Termin 01.10.), jeweils vor der US-Botschaft. In vielen weiteren Städten gibt es zudem regelmäßig Free Assange Aktionen, Informationen und Termine sind auf www.freeAssange.eu zu finden (6).
Christian Mihr, Vorsitzender von “Reporter ohne Grenzen” Deutschland, äußerte sich am 12. September auf der Berliner Protest-Veranstaltung extrem besorgt und sieht durch die Verfolgung Assanges die Pressefreiheit fundamental bedroht:
- “Es wäre eine ganz dramatische Entscheidung gegen die Pressefreiheit, sollte er [Anm. Assange] ausgeliefert werden.”
Um die Geschehnisse in London zeitnah verfolgen zu können, empfiehlt es sich, den Tweets von Juan Passarelli zu folgen, Journalist und Bekannter von Julian Assange. Außerdem berichten auf Twitter u.a. Mohamed Elmazi, Mary Kostakidis, Kevin Gosztola, Rebecca Vincent (Reporter ohne Grenzen) und Dustin Hoffmann (Büroleiter von Martin Sonneborn). Die Don't Extradite Assange Campaign (9) liefert täglich Statements und Zusammenfassungen. Sehr zu empfehlen ist die Dokumentation (38 Min.) zu Assanges Fall von Juan Passarelli (10).
Diesen fortdauernden Justizskandal sollte man jedoch nicht schweigend beobachten. Julian Assange selbst sagt:
- “Jedes Mal, wenn wir Zeuge einer Ungerechtigkeit werden ohne zu handeln, trainieren wir uns selbst, passiv zu sein und verlieren so letztendlich jedwede Fähigkeit, uns selbst zu verteidigen und die, die wir lieben.”
Fotos der Aktionen am 7. und 12. September 2020 auf dem Pariser Platz in Berlin - von Free Assange Committee Germany (FACG):
Folter in Europa, in Großbritannien (bis Ende 2020 EU-Mitgliedsland).
"Weiße Folter" ist psychische Folter. Aber dabei bleibt es nicht...
7. September 2020: Tag der Fortsetzung des Auslieferungsprozesses an die USA.
Staatsgeheimnisse verraten. Aufdeckung von Kriegsverbrechen ist kein Verbrechen.
George Orwell: Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations.
7. September 2020: Protest vor der US-Botschaft in Berlin am Brandenburger Tor. Aufdeckung von Lügen und Kriegsverbrechen - eine Straftat?
Die Pressefreiheit ist tot. Protest vor der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Weekly Leaks: War on journalism
Freiheit für Julian Assange. Wahrheit ist nie ein Verbrechen.
7. September 2020: Tag der Fortsetzung des Auslieferungsprozesses an die USA in London. Richterin Baraitser stranguliert die Pressefrheit - an der (langen) Leine von GB und USA.
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7. September 2020: Tag der Fortsetzung des Auslieferungsprozesses an die USA in London. Richterin Baraitser stranguliert die Pressefrheit - an der (langen) Leine von GB und USA. Performance vor US-Botschaft
Christian Mihr, Vorsitzender ROG Reporter ohne Grenzen, Deutschland vor der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Richterin Baraitser tritt das Recht mit Füßen.
Das bisschen Folter an Assange ist doch nicht so schlimm, oder? Nicht wegsehen! Frau Merkel, handeln Sie jetzt!
Democracy - mit Füßen getreten, mit blutigen Händen. 2.v.re: "Friedensnobelpreisträger" Obama!
Statements von US-Angehörigen des AEI American Enterprise Instituts, wie mit Julian Assange zu verfahren sei...
Marc A. Thiessen, Teilnehmer 2014-18 an AEI Foren: Wenn Assange unbehelligt bleibt, wird er noch mutiger werden und andere dazu inspirieren, sein Beispiel nachzuahmen. ... Assange ist ein Spion, kein Journalist. Er verdient Gefängnis.
John Bolton, hochrangiger Mitarbeiter von AEI: Was WIKILEAKS selbst und jeden, der mit seinem bösartigen Unternehmen kooperiert, betrifft, so ist es jetzt an der Zeit, unsere Fähigkeiten im Bereich der Cyber-Kriegsführung zu testen. Schießen Sie los.
Jonah Goldberg, Mitarbeiter der AEI (American Enterprise Institute): Warum wurde Assange nicht schon vor Jahren in seinem Hotelzimmer erdrosselt?
... Bob Beckel, Fox-News-Kommentator (veröffentlicht auf der AEI-website): Wem schadet das: den amerikanischen Bürgern. Die Art und Weise, wie man mit dieser Situation umgehen sollte ist simpel: Wir haben Spezialkräfte - ein toter Mann kann keine Sachen veröffentlichen. Dieser Typ ist ein Verräter, ein Verräter hat jedes Gesetz der USA gebrochen. Der Typ sollte... - und ich bin nicht für die Todesstrafe - ... so ich würden den Hurensohn (illegal) erschießen.
Kriegsverbrechen? Der Überbringer der Botschaft soll (mit allen Mitteln) unschädlich gemacht werden.
Pressefreiheit und Meinungsfreiheit beginnen da, wo du Dinge sagen darfst, die andere nicht hören wollen - ohne verfolgt oder umgebracht zu werden. Wenn man anstatt Kriegsverbrecher zu jagen und Politiker für ihre Verbrechen zu bestrafen, die Menschen jagt, die diese Verbrechen veröffentlichen, weißt du, dass investigativer Journalismus tot und dieser Rechtsstaat zutiefst kaputt ist und du in keiner Demokratie lebst. Wir brauchen mutige... Menschen wie Julian Assange... Nominiert für viele journalistische Preise und auch für den Nobelpreis... Weitere Infos: freeAssange.eu - challengepower.info - defend.wikileaks.org
Künstlerinnen und Künstler unterstützen den Protest gegen das Auslieferungsverfahrung und Assange's unrechtmäßig Inhaftung unter Folterbedingungen: hier Sängerin Morgain
Musiker/Rapper Kilez More aus Österreich
Psychische und physische Folter und keine Ende. Stella Moris, Assange's Lebensgefährtin und Mutter zweier gemeinsamer Söhne berichtet: Jeden Tag wird Julian...mit Handschellen gefesselt... nackt ausgezogen und geröngt.... Täglich wird er 1,5 Stunden in einem klaustrophobischen Lieferwagen transportiert, der sich wie ein vertikaler Sarg anfühlt. Im Gericht befindet er sich in einer Glasbox, von wo aus er keinen Kontakt zu seinen Anwälten haben kann.
Assange-VerteidigerInnen vor der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Freiheit für Julian!
Assange-VerteidigerInnen vor dem Brandenburger Tor neben der US-Botschaft in Berlin (12.9.2020)
Free my Dad! Gabriel Assange: Befreit meinen Daddy!
Halt durch Julian. Die Menschen sind auf Deiner Seite. #freeassange
Fußnoten:
1 «Ich habe noch nie einen vergleichbaren Fall gesehen»: Nils Melzer, Uno-Sonderberichterstatter für Folter.
«Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System»
Ein Interview von Daniel Ryser (Text) und Yves Bachmann (Bilder), 31.01.2020
https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange
2 Stella Moris auf Twitter am 16.09.2020
"Each day Julian is woken at 5am, handcuffed, put in holding cells, stripped naked and x-rayed. He's transported 1.5h each way in what feels like a vertical coffin in a claustrophobic van. He's in a glass box at the back of court from where he can't consult his lawyers properly."
https://twitter.com/StellaMoris1/status/1306205472521891840
3 As British judge made rulings against Julian Assange, her husband was involved with right-wing lobby group briefing against WikiLeaks founder
By Matt Kennard and Mark Curtis, Declassified UK, 4. September 2020
https://www.dailymaverick.co.za/article/2020-09-04-as-british-judge-made-rulings-against-julian-assange-her-husband-was-involved-with-right-wing-lobby-group-briefing-against-wikileaks-founder/
4 "Don't Extradite Assange" auf Twitter am 17.09.2020
John Shipton slams #AssangeCase proceedings as a cover-up over the crimes against humanity in Iraq and Afghanistan.
https://twitter.com/DEAcampaign/status/1306628707856121856
5 Aufruf: Solidarität mit Assange
Free Assange Committee Germany, 01.09.2020
https://blog.freeassange.eu/2020/09/01/aufruf-solidaritat-mit-assange/
6 FreeAssange.eu
http://www.freeassange.eu/
7 Hintergründe auf FreeAssange.eu
https://www.freeassange.eu/#informationen
8 Blog von Craig Murray
https://www.craigmurray.org.uk/
9 Don't extradite Assange
https://dontextraditeassange.com/
10 The War on Journalism: The Case of Julian Assange
A film by Juan Passarelli - @jlpassarelli
https://video.emergeheart.info/videos/watch/f2467447-f5a8-45c9-8d08-804d6a2d4747
Siehe auch:
Filmclip
Zwei Stellungnahmen
europa foltert ::: julian assange in britischer gefangenschaft ::: andreas zumach & hans mörtter
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27038
Das Verfahren zur Auslieferung von Julian Assange geht weiter
Kafkaesker Schauprozess
Von Peter Betscher
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27032
Fortsetzung des Verfahrens zur Auslieferung von Julian Assange an die USA im Strafgerichtshof Old Bailey, London
Schauprozess, Unrechtsstaat und Hexenjagd
Von Hannes Sies und Daniela Lobmueh
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27033
Online-Flyer Nr. 753 vom 16.09.2020