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Literatur
Kirschen zum Frühstück – ein neuer Erzählband von Renate Schoof
Vom Älterwerden und Altsein
Von Beate Grazianski
Auf dem Titel lädt eine Sammeltasse aus dem Geschirrschrank der Großeltern, gefüllt mit roten und schwarzen Knorpelkirschen, zum Frühstück ein und auch dazu, das liebevoll gestaltete Buch gleich aufzuschlagen und mit dem Lesen zu beginnen. Einfühlsam erzählt Renate Schoof (71), Autorin zahlreicher Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in „Kirschen zum Frühstück“ vierzehn Geschichten vom Älterwerden und über das Altsein. Die Erzählungen und Kurzgeschichten regen an, sich mit den handelnden Personen in die eigene Vergangenheit zurückzuträumen.
Es sind Mutmach-Geschichten auf literarischem Niveau, in denen sich Menschen um die 70, aber auch SeniorInnen, die bereits die 80 überschritten haben, wiederfinden. Prägnante Einblicke in gelebtes Leben spielen in einem Gestern, in dem Begegnungen, Nähe und gemeinsames Erleben selbstverständlich waren. So schenkt die Autorin in einer von menschlicher Nähe geprägten Gegenwart ihren Figuren, und damit den LeserInnen, einen versöhnlichen, fruchtbaren Umgang mit schönen und schweren Erinnerungen. Und das tut gut, nicht nur in Zeiten erzwungener Einsamkeit und allgegenwärtiger Corona-Berichterstattung.
Mehrere der Geschichten handeln von Menschen, die allein oder zu zweit gern in ihrer häuslichen Umgebung leben, ihre „Diamantene Hochzeit“ vorbereiten oder sich auf einem „Schulfest“ mit Ehemaligen über längst vergangene, nicht immer einfachen Zeiten austauschen. Aber auch in der Gemeinsamkeit des Seniorenstifts lassen sich alte Wünsche erfüllen. „In Gesellschaft schmeckt es besser“, heißt es zum Beispiel, oder im „Haus am Deich“ erhält jemand Hilfestellung bei der Bewältigung wiederkehrenden eines Albtraums.
Renate Schoof gelingt es, ihren den Leserinnen und Lesern anvertrauten Personen die Welt etwas heller zu machen. Auf diese Weise regt die Lektüre an, der Weisheit der eigenen Seele zu folgen und jedes neue Lebensjahr als Geschenk zu empfinden, wie es treffend im Vorwort heißt. Es entsteht ein Gefühl von Zuversicht, von einer Art „Gottvertrauen“. Denn es erweist sich, dass das Leben denen, die dafür offen sind, in jedem Alter auch glückliche Fügungen und freundliche Begegnungen bereitet. Und für eine solche Offenheit sensibilisiert die Lektüre; Natürlichkeit, Reife und Unkompliziertheit im Umgang miteinander helfen, zwischenmenschliche Grenzen zu überwinden.
Weil in einigen Geschichten Themen des kollektiven Gedächtnisses angesprochen werden, wie zum Beispiel die Sturmflut von 1962 oder Schulerfahrungen in der Nachkriegszeit (u. a. die strikte Trennung von evangelischen und katholischen Kindern in konfessionellen Schulen), eignet sich der Band „Kirschen zum Frühstück“ in besonderem Maße auch zum Vorlesen, zum Wachrufen von Erinnerungen in Erzählkreisen und Schreibgruppen oder zur Anregung, Erlebtes aufzuschreiben, um es für die Nachwelt, für Kinder, Enkel und Urenkel zu bewahren.
Renate Schoof sind kluge Geschichten über das Älterwerden gelungen, deren Stärke auch darin liegt, innere Bilder zu erzeugen. Genauigkeit im Ausdruck und eine poetische Sprache, wie von der Autorin gewohnt, erhöhen den Lesegenuss. Vielleicht brauchen wir mehr denn je Geschichten für Alte wie für Junge, um in diesen nicht einfachen Zeiten psychisch gesund zu bleiben.
Renate Schoof, Kirschen zum Frühstück
Hardcover, Butzon & Bercker, Kevelaer 2021, 144 S. 12,95 Euro
Online-Flyer Nr. 763 vom 10.03.2021
Kirschen zum Frühstück – ein neuer Erzählband von Renate Schoof
Vom Älterwerden und Altsein
Von Beate Grazianski
Auf dem Titel lädt eine Sammeltasse aus dem Geschirrschrank der Großeltern, gefüllt mit roten und schwarzen Knorpelkirschen, zum Frühstück ein und auch dazu, das liebevoll gestaltete Buch gleich aufzuschlagen und mit dem Lesen zu beginnen. Einfühlsam erzählt Renate Schoof (71), Autorin zahlreicher Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in „Kirschen zum Frühstück“ vierzehn Geschichten vom Älterwerden und über das Altsein. Die Erzählungen und Kurzgeschichten regen an, sich mit den handelnden Personen in die eigene Vergangenheit zurückzuträumen.
Es sind Mutmach-Geschichten auf literarischem Niveau, in denen sich Menschen um die 70, aber auch SeniorInnen, die bereits die 80 überschritten haben, wiederfinden. Prägnante Einblicke in gelebtes Leben spielen in einem Gestern, in dem Begegnungen, Nähe und gemeinsames Erleben selbstverständlich waren. So schenkt die Autorin in einer von menschlicher Nähe geprägten Gegenwart ihren Figuren, und damit den LeserInnen, einen versöhnlichen, fruchtbaren Umgang mit schönen und schweren Erinnerungen. Und das tut gut, nicht nur in Zeiten erzwungener Einsamkeit und allgegenwärtiger Corona-Berichterstattung.
Mehrere der Geschichten handeln von Menschen, die allein oder zu zweit gern in ihrer häuslichen Umgebung leben, ihre „Diamantene Hochzeit“ vorbereiten oder sich auf einem „Schulfest“ mit Ehemaligen über längst vergangene, nicht immer einfachen Zeiten austauschen. Aber auch in der Gemeinsamkeit des Seniorenstifts lassen sich alte Wünsche erfüllen. „In Gesellschaft schmeckt es besser“, heißt es zum Beispiel, oder im „Haus am Deich“ erhält jemand Hilfestellung bei der Bewältigung wiederkehrenden eines Albtraums.
Renate Schoof gelingt es, ihren den Leserinnen und Lesern anvertrauten Personen die Welt etwas heller zu machen. Auf diese Weise regt die Lektüre an, der Weisheit der eigenen Seele zu folgen und jedes neue Lebensjahr als Geschenk zu empfinden, wie es treffend im Vorwort heißt. Es entsteht ein Gefühl von Zuversicht, von einer Art „Gottvertrauen“. Denn es erweist sich, dass das Leben denen, die dafür offen sind, in jedem Alter auch glückliche Fügungen und freundliche Begegnungen bereitet. Und für eine solche Offenheit sensibilisiert die Lektüre; Natürlichkeit, Reife und Unkompliziertheit im Umgang miteinander helfen, zwischenmenschliche Grenzen zu überwinden.
Weil in einigen Geschichten Themen des kollektiven Gedächtnisses angesprochen werden, wie zum Beispiel die Sturmflut von 1962 oder Schulerfahrungen in der Nachkriegszeit (u. a. die strikte Trennung von evangelischen und katholischen Kindern in konfessionellen Schulen), eignet sich der Band „Kirschen zum Frühstück“ in besonderem Maße auch zum Vorlesen, zum Wachrufen von Erinnerungen in Erzählkreisen und Schreibgruppen oder zur Anregung, Erlebtes aufzuschreiben, um es für die Nachwelt, für Kinder, Enkel und Urenkel zu bewahren.
Renate Schoof sind kluge Geschichten über das Älterwerden gelungen, deren Stärke auch darin liegt, innere Bilder zu erzeugen. Genauigkeit im Ausdruck und eine poetische Sprache, wie von der Autorin gewohnt, erhöhen den Lesegenuss. Vielleicht brauchen wir mehr denn je Geschichten für Alte wie für Junge, um in diesen nicht einfachen Zeiten psychisch gesund zu bleiben.
Renate Schoof, Kirschen zum Frühstück
Hardcover, Butzon & Bercker, Kevelaer 2021, 144 S. 12,95 Euro
Online-Flyer Nr. 763 vom 10.03.2021