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Erich Fried: "Höre Israel! Gedichte gegen das Unrecht"
Eine Stimme gegen den zionistischen Terror
Buchbesprechung von Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)
Erich Fried, geboren 1921 in Wien und gestorben 1988 in Baden-Baden, könnte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. 1938 floh er vor den Nazis nach England. Aufgrund seines politischen und menschlichen Engagements ist Fried heute im deutschsprachigen Raum eine nicht wegzudenkende Stimme gegen jegliche Form der Unterdrückung. Wie sich Erich Fried heute zu Corona positionieren würde – darüber können wir nur spekulieren. Indes dürfen wir es als gegeben annehmen, dass Erich Fried auch heute, als Hundertjähriger eine wichtige, eine nicht zu überhörende Stimme gegen den anhaltenden zionistischen Terror in Palästina wäre. Der Konjunktiv ist jedoch unangebracht: Fried wäre nicht, er ist tatsächlich eine nicht zu überhörende Stimme gegen den zionistischen Terror in Palästina.
Erich Fried neu- und wieder zu entdecken ist so, als ob man ein lange verlorenes Schmuckstück plötzlich wieder finden würde. Die Rede soll hier nicht von Frieds sicherlich schönen und berührenden Liebesgedichten sein. Auch die vielfältigen politischen Gedichte Frieds zum aktuellen Tagesgeschehen seiner Zeit sind ganz bestimmt äußerst wertvoll. Indes drohte ein bestimmter Teil von Erich Frieds Gesamtwerk in Vergessenheit zu geraten. Die Rede ist von «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht». Dieser äußerst wichtige Band, erst bei Wagenbach, dann in Lauf der Zeit diversen Kleinverlagen erschienen, müsste eigentlich zum 100. Geburtstag von Erich Fried nun wieder in aller Munde sein. Dies um so mehr, als Fried seinen «Gedichten gegen das Unrecht» seit 1988 sicherlich noch viele weitere Gedichte hinzufügen würde, wäre er noch am Leben. Das Unrecht, welches er in lyrischer Form anprangert, dauert an.
Der Theorie und Praxis Verlag Hamburg (TuP) hat es übernommen, «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht» neu aufzulegen. Das Buch umfasst sämtliche Texte, die Fried in seiner Empörung gegen die zionistische Besatzung und in bewusster Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand verfasst hat. Bis zu seinem Tod hat er an Lesungen immer wieder Teile daraus präsentiert. Das von TuP neu aufgelegte Buch umfasst alle Texte und Gedichte aus dem «Höre Israel» Zyklus.
Auszug aus dem Inhalt:
Einige Kritiker sagen mir:
«Zugegeben
Was Begin und Sharon
Getan haben
Das ist ganz furchtbar
Aber als Juden sollten wir unsere Kritik
Nur unter uns anwenden
Und nicht nach aussen tragen»
«Das kann ich gut verstehen»
Erwiderte ich
«Und ich will es befolgen
Wenn sie ihre Splitterbomben
Und Artilleriegeschosse
Und ihren brennenden Phosphor
Nur unter sich anwenden
Und nicht nach aussen tragen».
Fried, der Anti-Zionist, der Humanist, der Anti-Rassist verdient es nicht nur, neu aufgelegt zu werden, er verdient es gelesen und rezitiert zu werden. Es ist gewiss kein Zufall, dass der Zyklus «Höre Israel» möglichst totgeschwiegen werden soll. Auf eine unnachahmliche Art und Weise sind diese Gedichte ein Augenöffner für all diejenigen, die noch immer meinen, der zionistische Landraub, die zionistischen Verbrechen am palästinensischen Volk ließen sich mit einem Verweis auf «damals» rechtfertigen.
«Als ihr verfolgt wurdet
War ich einer von euch
wie kann ich das bleiben
wenn ihr Verfolger seid?»
Diejenigen jedoch, die diese Gedichte Frieds bereits kennen, werden in dem Buch viele altbekannte Perlen wieder finden. Gedichte, die uns einst mit ihrer Klarheit und in ihrer Menschlichkeit den Weg gewiesen haben. Diese Gedichte sind so zeitlos und so universell, dass der Neuauflage des TuP Verlages zu wünschen ist, dass «Höre Israel» so viel wie möglich gelesen wird.
Das einfühlsame und fachkundige Vorwort von Dr. Detlev Quintern führt die LeserInnen in das Werk ein. Tatsächlich hat Dr. Quintern recht, wenn er in seinem Vorwort bemängelt, dass «nach wie vor eine Art Kritikverbot im deutschsprachigen Raum herrsche welches bestrebt sei Stimmen, die Völker- und Menschenrechte ‹auch› für PalästinenserInnen einfordern, mundtot zu machen». Damit beschreibt der Autor des Vorwortes nichts weniger, als den herrschenden politischen, intellektuellen und vor allem moralischen Ruin unserer Tage. Mit Sicherheit würde Erich Fried gegen dieses Kritikverbot heute ebenso laut die Stimme erheben, wie er es Zeit seines Lebens getan hat.
Wir alle können diesem Ruin entgegenwirken, indem wir Frieds Lyrik entdecken oder neu entdecken und sie auf uns wirken lassen. «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht» ist ein Buch, welches in keiner emanzipatorischen und fortschrittlichen Bibliothek fehlen darf.
Erich Fried: "Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht"
Theorie und Praxis Verlag Hamburg, 2021, ISBN-978-3-939710-40-0, 19 Euro (mehr Infos hier)
Online-Flyer Nr. 771 vom 09.06.2021
Erich Fried: "Höre Israel! Gedichte gegen das Unrecht"
Eine Stimme gegen den zionistischen Terror
Buchbesprechung von Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)
Erich Fried, geboren 1921 in Wien und gestorben 1988 in Baden-Baden, könnte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. 1938 floh er vor den Nazis nach England. Aufgrund seines politischen und menschlichen Engagements ist Fried heute im deutschsprachigen Raum eine nicht wegzudenkende Stimme gegen jegliche Form der Unterdrückung. Wie sich Erich Fried heute zu Corona positionieren würde – darüber können wir nur spekulieren. Indes dürfen wir es als gegeben annehmen, dass Erich Fried auch heute, als Hundertjähriger eine wichtige, eine nicht zu überhörende Stimme gegen den anhaltenden zionistischen Terror in Palästina wäre. Der Konjunktiv ist jedoch unangebracht: Fried wäre nicht, er ist tatsächlich eine nicht zu überhörende Stimme gegen den zionistischen Terror in Palästina.
Erich Fried neu- und wieder zu entdecken ist so, als ob man ein lange verlorenes Schmuckstück plötzlich wieder finden würde. Die Rede soll hier nicht von Frieds sicherlich schönen und berührenden Liebesgedichten sein. Auch die vielfältigen politischen Gedichte Frieds zum aktuellen Tagesgeschehen seiner Zeit sind ganz bestimmt äußerst wertvoll. Indes drohte ein bestimmter Teil von Erich Frieds Gesamtwerk in Vergessenheit zu geraten. Die Rede ist von «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht». Dieser äußerst wichtige Band, erst bei Wagenbach, dann in Lauf der Zeit diversen Kleinverlagen erschienen, müsste eigentlich zum 100. Geburtstag von Erich Fried nun wieder in aller Munde sein. Dies um so mehr, als Fried seinen «Gedichten gegen das Unrecht» seit 1988 sicherlich noch viele weitere Gedichte hinzufügen würde, wäre er noch am Leben. Das Unrecht, welches er in lyrischer Form anprangert, dauert an.
Der Theorie und Praxis Verlag Hamburg (TuP) hat es übernommen, «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht» neu aufzulegen. Das Buch umfasst sämtliche Texte, die Fried in seiner Empörung gegen die zionistische Besatzung und in bewusster Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand verfasst hat. Bis zu seinem Tod hat er an Lesungen immer wieder Teile daraus präsentiert. Das von TuP neu aufgelegte Buch umfasst alle Texte und Gedichte aus dem «Höre Israel» Zyklus.
Auszug aus dem Inhalt:
- Judenfragen
- Gefundene Texte
- Gedichtzyklus zum Sechstagekrieg
- Trockene Gedichte
- Ein von Erich Fried übersetztes Gedicht von Mordechay Avi-Shaul
- Gedichte seit Fürstenfeldbruck
Einige Kritiker sagen mir:
«Zugegeben
Was Begin und Sharon
Getan haben
Das ist ganz furchtbar
Aber als Juden sollten wir unsere Kritik
Nur unter uns anwenden
Und nicht nach aussen tragen»
«Das kann ich gut verstehen»
Erwiderte ich
«Und ich will es befolgen
Wenn sie ihre Splitterbomben
Und Artilleriegeschosse
Und ihren brennenden Phosphor
Nur unter sich anwenden
Und nicht nach aussen tragen».
Fried, der Anti-Zionist, der Humanist, der Anti-Rassist verdient es nicht nur, neu aufgelegt zu werden, er verdient es gelesen und rezitiert zu werden. Es ist gewiss kein Zufall, dass der Zyklus «Höre Israel» möglichst totgeschwiegen werden soll. Auf eine unnachahmliche Art und Weise sind diese Gedichte ein Augenöffner für all diejenigen, die noch immer meinen, der zionistische Landraub, die zionistischen Verbrechen am palästinensischen Volk ließen sich mit einem Verweis auf «damals» rechtfertigen.
«Als ihr verfolgt wurdet
War ich einer von euch
wie kann ich das bleiben
wenn ihr Verfolger seid?»
Diejenigen jedoch, die diese Gedichte Frieds bereits kennen, werden in dem Buch viele altbekannte Perlen wieder finden. Gedichte, die uns einst mit ihrer Klarheit und in ihrer Menschlichkeit den Weg gewiesen haben. Diese Gedichte sind so zeitlos und so universell, dass der Neuauflage des TuP Verlages zu wünschen ist, dass «Höre Israel» so viel wie möglich gelesen wird.
Das einfühlsame und fachkundige Vorwort von Dr. Detlev Quintern führt die LeserInnen in das Werk ein. Tatsächlich hat Dr. Quintern recht, wenn er in seinem Vorwort bemängelt, dass «nach wie vor eine Art Kritikverbot im deutschsprachigen Raum herrsche welches bestrebt sei Stimmen, die Völker- und Menschenrechte ‹auch› für PalästinenserInnen einfordern, mundtot zu machen». Damit beschreibt der Autor des Vorwortes nichts weniger, als den herrschenden politischen, intellektuellen und vor allem moralischen Ruin unserer Tage. Mit Sicherheit würde Erich Fried gegen dieses Kritikverbot heute ebenso laut die Stimme erheben, wie er es Zeit seines Lebens getan hat.
Wir alle können diesem Ruin entgegenwirken, indem wir Frieds Lyrik entdecken oder neu entdecken und sie auf uns wirken lassen. «Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht» ist ein Buch, welches in keiner emanzipatorischen und fortschrittlichen Bibliothek fehlen darf.
Erich Fried: "Höre Israel – Gedichte gegen das Unrecht"
Theorie und Praxis Verlag Hamburg, 2021, ISBN-978-3-939710-40-0, 19 Euro (mehr Infos hier)
Online-Flyer Nr. 771 vom 09.06.2021