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Debatte um den Artikel "China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?" von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Xi Jinping: gewiefter Marxist oder Gorbatschow Chinas?
Von NRhZ-LeserInnen
Am 7. Juli 2021 ist in der NRhZ der aus dem KROKODIL Nr. 37 übernommene Artikel "China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?" von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann erschienen. Er wirft einen Blick auf das erstaunliche Treíben von BlackRock in China und endet mit der provozierenden Frage: "Ist Xi Jinping ein gewiefter Marxist? Oder ist er der Gorbatschow Chinas, der dem großen Kapital Tür und Tor öffnet?" Dazu hat es eine Reihe von Reaktionen gegeben. Mit der Friedensaktivistin und Autorin Irene Eckert hat sich eine Korrespondenz entwickelt. Die NRhZ dokumentiert Reaktionen und Korrespondenz.
Kommentar von Beate Brockmann:
Vorsichtig fragend, keine festen Schlüsse ziehend – sicherer geht nicht – wie vor dem Ersten Weltkrieg...
Kommentar von Helene und Dr. Ansgar Klein:
Mit Interesse haben wir Euren Artikel zu BlackRock in China gelesen. Eure Schlussfolgerungen aus den zahlreichen Zitaten sind nicht von der Hand zu weisen! Wieder ein Einblick in das China von heute, wie es nicht zum Weltbild so mancher Linker passt.
Kommentar von Jean-Theo Jost:
Der Artikel ist wichtig. Die Fragen, die ihr am Schluss stellt, können nicht definitiv beantwortet werden. Auch ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich das vor einiger Zeit las (die 51 Prozent machen stutzig). Das China sehr experimentierfreudig ist, wissen wir. Wie lange geht wohl der Vertrag mit BlackRock? Kann es sein, dass er auf fünf oder zehn Jahren befristet ist? Und danach wird Bilanz gezogen?
Dass China bei der Pandemie mitspielt, ist vermutlich unvermeidlich. Zu viele divergierende Interessen und der Versuch einer Abwendung gegen weitere Biowaffen-Attacken. Was mich erfreut, ist, dass sie – nach meinem Wissensstand – weder Vektor- noch mRNA-Technologien anwenden. Ihr CoronaVac benutzt die konventionelle Technik des inaktivierten Virus - Russlands dritter Impfstoff ebenfalls.
Zu der Schlüsselfrage: ich möchte hoffen, dass Xi Jinping ein 'gewiefter Marxist' ist. Wenn er sich bloß nicht verrechnet!?
Kommentar von Artur Rümmler:
Eure Argumente und Zitate zu Chinas Umarmung mit BlackRock sind treffend und zeichnen eine Tendenz in Chinas Politik, auf die Ihr schon öfter hingewiesen habt (Brust an Brust mit dem WEF). China ist für mich ein klarer Verdachtsfall. Über die Verflechtung mit dem internationalen Finanzkapital würde ich gerne noch mehr erfahren, vermute mal, dass wir in der nächsten Zeit mehr Erkenntnisse sammeln können. Was die KP Chinas angeht, bin ich - nach den Erfahrungen mit der sowjetischen KP - misstrauisch und habe Zweifel, dass China im (freundschaftlichen) Clinch mit der internationalen Bande dem globalen Entwicklungsprozess seinen angeblich eigenen Stempel aufdrücken kann. Aber schaun mer mal. Klar ist auch, dass wir die Kriegshetze des Westens gegen China stoppen müssen.
Korrespondenz mit Irene Eckert:
Irene Eckert (unter Hinweis auf den Artikel "Die Kommunistische Partei Chinas, die Menschenrechte und das Völkerrecht" von Werner Rügemer):
Fakten zum Thema Errungenschaften Chinas zählen mehr als Ideologie.
Antwort der AutorInnen:
Hab Dank für den Hinweis auf den sehr lesenswerten China-Artikels von Werner Rügemer. Es geht um verschiedene Ebenen der Betrachtung. Dem allermeisten von seinen Ausführungen können wir nur zustimmen...
Irene Eckert:
Es gibt immer die Möglichkeit, verschiedene Betrachtungsebenen anzupeilen. Je näher ich draufschaue, je mehr Pickel finde ich. Aber entscheidend bleibt doch die alle politisch denkenden Menschen umtreibendende Frage nach dem 'Cui Bono?'. An Euch also noch einmal die Frage: wem glaubt ihr, mit Euren china-kritischen Beiträgen zu nutzen? Was wollt Ihr erreichen? An Chinakritik mangelt es ja nicht bei uns im Westen, und sie ist besonders auch in der neuen Demokratiebewegung tief verankert, sie blockiert aber unser Denken und hindert uns daran, größere Allianzen zu schmieden. Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, ein Haar in der Suppe zu finden. Die Problematik des Herein-Wirtschaftens und des Wirtschaften-Lassens westlicher Konzerne bringt ihre Gefahren. Das ist nicht neu und den Chinesen ganz offenkundig auch bewusst. Aber die Entwicklungstendenz bis dato gibt ihnen einfach recht! Wer heilt, hat recht. Bertholt, der einstige, langjährige DDR-Botschafter in China oder Eike Kopf, der in China lebt und arbeitet, Wolfram Elsner oder Robert Fitzhum (China verstehen - vom Aufstieg der Wirtschaftsmacht und der Eindämmungspolitik der USA) haben ein positiveres Verständnis der Entwicklung des 1,4 Milliarden Volkes. Wer sind wir denn, besser als die Chinesen wissen zu wollen, was gut für sie ist, vor allem vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte. Wie wäre es denn mal mit einem Blick auf den philosophischen Aspekt der 'Neuen Seidenstraße' etwa?
Antwort der AutorInnen:
Das ist eine gute Frage: wem nützt es? Es ist nicht unser Anliegen, China zu schaden oder es zu attackieren. Zuweilen spielen wir gerne die Rolle des Advocatus Diaboli, um zuzuspitzen und Erkenntnisse freizusetzen. In diesem Sinne möchten wir eine Debatte führen. Womöglich können wir so auch den Angriffen der Grundrechte-Bewegung auf China den Wind aus den Segeln nehmen. Es geht dabei nicht um Details (Pickel oder Haare in der Suppe) und auch nicht darum, etwas besser zu wissen, sondern um das Verstehen der großen Zusammenhänge. Was spielt sich vorne auf der hell ausgeleuchteten Bühne ab und was hinter den Kulissen? Gibt es hinter der Ebene des aggressiven Gegeneinanders ein verdecktes Miteinander? Das ist die Frage. Und wenn wir auf einer wenig argumentativen Ebene - wie es mehrfach vorgekommen ist - Gegenwind bekommen, dann verstärkt das bei uns den Verdacht, dass etwas nicht ans Tageslicht soll. Dann verdichtet sich bei uns der Eindruck, dass wir entscheidenden Erkenntnissen zu nahe kommen. Der britische Historiker Anthony Sutton hat im Nachhinein die verdeckten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Kreisen des US-Imperiums und der Sowjet-Union erforscht. Ist das zu verurteilen? Warum soll es zu verurteilen sein, wenn wir den aktuellen Beziehungen zwischen Kreisen des US-Imperiums und China nachgehen? Es mag sein, dass damit das ideologische Weltbild insbesondere marxistischer Kreise unterminiert wird. Müssen wir darauf Rücksicht nehmen - und das sogar dann, wenn sich in den marxistischen Kreisen der verlängerte Arm des Imperiums zeigt? Wir sehen doch, wie uns von diesen Kräften mittels Solidarität mit Russland und China das Corona-Regime verkauft werden soll. Das irritiert uns...
Irene Eckert:
Ja, so in etwa habe ich mir Euren Gedankengang selbst zu erklären versucht, vor allem mit dem Hinweis auf den mehr als beklagenswerten Ruin der Sowjetunion und der einmal schon menschheitsgeschichtlich erklommenen und uns allen wieder entzogenen Errungenschaften! Das Thema Zerstörung der UdSSR, die unheilvolle Rolle Chruschtschows dabei und der zerstörerische Einfluss der heimlichen Kollaborateure mit den Kräften des exzeptionalistischen Imperiums (seit seiner Gründung!) beschäftigen mich seit dem Mauerfall. Dieses Ereignis von welthistorischer Relevanz stimmte mich - anders als mein Umfeld - tief traurig und schien mir nichts Gutes zu verheißen. Mit dem Krieg gegen die Volksrepublik Jugoslawien bin ich dann zufällig auf die Stalinfrage gestoßen und habe das Thema vertieft, womit ich politisch sehr einsam war. Immerhin stieß ich dadurch auf Kurt Gossweiler, der mir ein wichtiger Freund wurde. Allmählich gibt es allerdings mehr Menschen in aller Welt, die sich mit dieser Problematik vertieft auseinandersetzen.
Natürlich beschäftigt mich vor diesem Hintergrund auch die Frage nach dem Weg, den China eingeschlagen hat. Und die Besorgnis, dass dem volkreichen, strategisch so wichtigen Land ein ähnliches Schicksal zuteil werden könnte, ist berechtigt. Allerdings hat China eben die Erfahrung der UdSSR und ihres katastrophalen Niedergangs vor Augen. Das chinesische Volk hatte die Folgen ja als erstes zu spüren bekommen, und das Land will gewiss nicht das gleiche Schicksal erdulden müssen. Nichts deutet allerdings meines Erachtens daraufhin. Im Gegenteil! Und die Allianz mit Russland ist ein überlebenswichtiges Bündnis auf solider Grundlage, weil von gemeinsamen Interessen getragen.
Natürlich müssen wir den Machenschaften der sich zur Herrschaft über der Welt erkorenen Imperialisten gegenüber wachsam sein - und das nicht erst im Nachhinein, sondern im Hier und Jetzt und vor allem bezüglich unseres eigenen Landes und seiner unheilvollen Verstrickungen. Unseren Eliten müssen wir auf die schmutzigen Pfoten gucken und ihrem Einfluss Einhalt zu gebieten bestrebt sein. Es ist auf nachgerade absurde Weise naiv und manchmal gar hochkarätig suspekt, wenn einige politisch Unerfahrene aus der Demokratiebewegung oder gar der - wie ich meine - nur vermeintlich Linken heraus auf Russland und China zeigen. Die einen, weil der Osten ihnen verdächtig erscheint, sie ihn menschenrechtlich negativ beurteilen und seine Vorstellung von Demokratie für autokratisch halten, die anderen weil sie mit dem Blick insbesondere auf China die Coranamaßnahmen, inklusive Impfpflicht befürworten.
Das was Euch nun hinter den Kulissen als "verdecktes Miteinander" erscheint, ist doch nur eine andere Variante imperialistischer Globalisten, sowohl China als auch Russland eins auszuwischen! Die letzten Begegnungen zwischen China und USA in Anchorage und zwischen Biden und Putin haben das offenbar werden lassen. China und Russland sollen gegeneinander ausgespielt werden! Aber der Zug, der 1971/72 noch halbwegs spurte, ist längst abgefahren.
Natürlich werden alle möglichen Manöver in Anschlag gebracht, natürlich gehören die Versuche Faucis und seiner Entourage, das Wuhan Labor zu kooptieren und in ihre verbrecherischen Machenschaften zu involvieren, auch dazu. Natürlich versuchen diese Kreise, China zum Sündenbock zu machen und auf ihre dreckige Ebene zu zerren, und natürlich haben auch in China nicht alle Politiker eine weiße Weste. Aber deswegen dürfen wir doch nicht auf diese Spielchen aufspringen. Auch wenn die Gemengelage insbesondere vor dem Hintergrund des uns alle zermürbenden Plandemiegeschehens im Moment noch immer schwer durchschaubar ist, bleibt doch trotz rapider Veränderung der Kräfteverhältnisse offensichtlich, wer hier der Treiber und wer der Getriebene ist.
Wir müssen das Geschehen bei uns hier anprangern und uns außenpolitisch an den Kräften orientieren, die wie auch immer widerspruchsgeplagt auf der Seiten des historischen Fortschritts stehen. Es sind die Kräfte, die Wege aus der Gefahr zeigen, in Form eines Glass-Steagall-Trennbanken-Gesetzes. Es ist die Orientierung auf produktive, investive Ausgaben im Lande. Es ist die Anbindung an das Große Infrastrukturprojekt und damit überall Entwicklung ermöglichende Seidenstraßen-Vorhaben, das die Chinesen lanciert haben. Ich halte auch die positive Rückbesinnung auf die Kräfte unserer eigenen Nation für dringend geboten. Wir müssen zurückschauen in die Zeit der Befreiungskriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts, weil wir uns fremder Vorherrschaft erwehren müssen. Da gibt es viel zu tun.
Artikel, auf den Reaktionen und Korrespondenz Bezug nehmen:
Eine Frage insbesondere für die Linke
China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 773 vom 07.07.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27519
Siehe auch:
Anmerkungen zur Niederlassung des weltgrößten Vermögensverwalter-Konzerns in der Volksrepublik China
Roter Stern oder Schwarzer Fels
Von Rudolph Bauer
NRhZ 774 vom 27.07.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27567
Zu den Beiträgen von A. Fikentscher/A. Neumann, „China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?“, und von R. Bauer, „Roter Stern oder Schwarzer Fels?“
Kommentar und Hintergründe zu "BlackRock in China"
Von Wolfram Elsner
NRhZ 774 vom 06.08.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27577
Zur Debatte um die Rolle Chinas
Die Kommunistische Partei Chinas, die Menschenrechte und das Völkerrecht
Von Werner Rügemer
NRhZ 774 vom 21.07.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27562
IFF-Tagung im Mai 2021 in Peking - Medien unterschlagen dieses richtungsweisende Treffen
Bereiten chinesisch-amerikanische Finanz-Eliten digitale Zentralbankwährung vor?
Von Ernst Wolff
NRhZ 776 vom 08.09.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27608
Online-Flyer Nr. 774 vom 21.07.2021
Debatte um den Artikel "China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?" von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Xi Jinping: gewiefter Marxist oder Gorbatschow Chinas?
Von NRhZ-LeserInnen
Am 7. Juli 2021 ist in der NRhZ der aus dem KROKODIL Nr. 37 übernommene Artikel "China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?" von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann erschienen. Er wirft einen Blick auf das erstaunliche Treíben von BlackRock in China und endet mit der provozierenden Frage: "Ist Xi Jinping ein gewiefter Marxist? Oder ist er der Gorbatschow Chinas, der dem großen Kapital Tür und Tor öffnet?" Dazu hat es eine Reihe von Reaktionen gegeben. Mit der Friedensaktivistin und Autorin Irene Eckert hat sich eine Korrespondenz entwickelt. Die NRhZ dokumentiert Reaktionen und Korrespondenz.
Kommentar von Beate Brockmann:
Vorsichtig fragend, keine festen Schlüsse ziehend – sicherer geht nicht – wie vor dem Ersten Weltkrieg...
Kommentar von Helene und Dr. Ansgar Klein:
Mit Interesse haben wir Euren Artikel zu BlackRock in China gelesen. Eure Schlussfolgerungen aus den zahlreichen Zitaten sind nicht von der Hand zu weisen! Wieder ein Einblick in das China von heute, wie es nicht zum Weltbild so mancher Linker passt.
Kommentar von Jean-Theo Jost:
Der Artikel ist wichtig. Die Fragen, die ihr am Schluss stellt, können nicht definitiv beantwortet werden. Auch ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich das vor einiger Zeit las (die 51 Prozent machen stutzig). Das China sehr experimentierfreudig ist, wissen wir. Wie lange geht wohl der Vertrag mit BlackRock? Kann es sein, dass er auf fünf oder zehn Jahren befristet ist? Und danach wird Bilanz gezogen?
Dass China bei der Pandemie mitspielt, ist vermutlich unvermeidlich. Zu viele divergierende Interessen und der Versuch einer Abwendung gegen weitere Biowaffen-Attacken. Was mich erfreut, ist, dass sie – nach meinem Wissensstand – weder Vektor- noch mRNA-Technologien anwenden. Ihr CoronaVac benutzt die konventionelle Technik des inaktivierten Virus - Russlands dritter Impfstoff ebenfalls.
Zu der Schlüsselfrage: ich möchte hoffen, dass Xi Jinping ein 'gewiefter Marxist' ist. Wenn er sich bloß nicht verrechnet!?
Kommentar von Artur Rümmler:
Eure Argumente und Zitate zu Chinas Umarmung mit BlackRock sind treffend und zeichnen eine Tendenz in Chinas Politik, auf die Ihr schon öfter hingewiesen habt (Brust an Brust mit dem WEF). China ist für mich ein klarer Verdachtsfall. Über die Verflechtung mit dem internationalen Finanzkapital würde ich gerne noch mehr erfahren, vermute mal, dass wir in der nächsten Zeit mehr Erkenntnisse sammeln können. Was die KP Chinas angeht, bin ich - nach den Erfahrungen mit der sowjetischen KP - misstrauisch und habe Zweifel, dass China im (freundschaftlichen) Clinch mit der internationalen Bande dem globalen Entwicklungsprozess seinen angeblich eigenen Stempel aufdrücken kann. Aber schaun mer mal. Klar ist auch, dass wir die Kriegshetze des Westens gegen China stoppen müssen.
Korrespondenz mit Irene Eckert:
Irene Eckert (unter Hinweis auf den Artikel "Die Kommunistische Partei Chinas, die Menschenrechte und das Völkerrecht" von Werner Rügemer):
Fakten zum Thema Errungenschaften Chinas zählen mehr als Ideologie.
Antwort der AutorInnen:
Hab Dank für den Hinweis auf den sehr lesenswerten China-Artikels von Werner Rügemer. Es geht um verschiedene Ebenen der Betrachtung. Dem allermeisten von seinen Ausführungen können wir nur zustimmen...
Irene Eckert:
Es gibt immer die Möglichkeit, verschiedene Betrachtungsebenen anzupeilen. Je näher ich draufschaue, je mehr Pickel finde ich. Aber entscheidend bleibt doch die alle politisch denkenden Menschen umtreibendende Frage nach dem 'Cui Bono?'. An Euch also noch einmal die Frage: wem glaubt ihr, mit Euren china-kritischen Beiträgen zu nutzen? Was wollt Ihr erreichen? An Chinakritik mangelt es ja nicht bei uns im Westen, und sie ist besonders auch in der neuen Demokratiebewegung tief verankert, sie blockiert aber unser Denken und hindert uns daran, größere Allianzen zu schmieden. Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, ein Haar in der Suppe zu finden. Die Problematik des Herein-Wirtschaftens und des Wirtschaften-Lassens westlicher Konzerne bringt ihre Gefahren. Das ist nicht neu und den Chinesen ganz offenkundig auch bewusst. Aber die Entwicklungstendenz bis dato gibt ihnen einfach recht! Wer heilt, hat recht. Bertholt, der einstige, langjährige DDR-Botschafter in China oder Eike Kopf, der in China lebt und arbeitet, Wolfram Elsner oder Robert Fitzhum (China verstehen - vom Aufstieg der Wirtschaftsmacht und der Eindämmungspolitik der USA) haben ein positiveres Verständnis der Entwicklung des 1,4 Milliarden Volkes. Wer sind wir denn, besser als die Chinesen wissen zu wollen, was gut für sie ist, vor allem vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte. Wie wäre es denn mal mit einem Blick auf den philosophischen Aspekt der 'Neuen Seidenstraße' etwa?
Antwort der AutorInnen:
Das ist eine gute Frage: wem nützt es? Es ist nicht unser Anliegen, China zu schaden oder es zu attackieren. Zuweilen spielen wir gerne die Rolle des Advocatus Diaboli, um zuzuspitzen und Erkenntnisse freizusetzen. In diesem Sinne möchten wir eine Debatte führen. Womöglich können wir so auch den Angriffen der Grundrechte-Bewegung auf China den Wind aus den Segeln nehmen. Es geht dabei nicht um Details (Pickel oder Haare in der Suppe) und auch nicht darum, etwas besser zu wissen, sondern um das Verstehen der großen Zusammenhänge. Was spielt sich vorne auf der hell ausgeleuchteten Bühne ab und was hinter den Kulissen? Gibt es hinter der Ebene des aggressiven Gegeneinanders ein verdecktes Miteinander? Das ist die Frage. Und wenn wir auf einer wenig argumentativen Ebene - wie es mehrfach vorgekommen ist - Gegenwind bekommen, dann verstärkt das bei uns den Verdacht, dass etwas nicht ans Tageslicht soll. Dann verdichtet sich bei uns der Eindruck, dass wir entscheidenden Erkenntnissen zu nahe kommen. Der britische Historiker Anthony Sutton hat im Nachhinein die verdeckten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Kreisen des US-Imperiums und der Sowjet-Union erforscht. Ist das zu verurteilen? Warum soll es zu verurteilen sein, wenn wir den aktuellen Beziehungen zwischen Kreisen des US-Imperiums und China nachgehen? Es mag sein, dass damit das ideologische Weltbild insbesondere marxistischer Kreise unterminiert wird. Müssen wir darauf Rücksicht nehmen - und das sogar dann, wenn sich in den marxistischen Kreisen der verlängerte Arm des Imperiums zeigt? Wir sehen doch, wie uns von diesen Kräften mittels Solidarität mit Russland und China das Corona-Regime verkauft werden soll. Das irritiert uns...
Irene Eckert:
Ja, so in etwa habe ich mir Euren Gedankengang selbst zu erklären versucht, vor allem mit dem Hinweis auf den mehr als beklagenswerten Ruin der Sowjetunion und der einmal schon menschheitsgeschichtlich erklommenen und uns allen wieder entzogenen Errungenschaften! Das Thema Zerstörung der UdSSR, die unheilvolle Rolle Chruschtschows dabei und der zerstörerische Einfluss der heimlichen Kollaborateure mit den Kräften des exzeptionalistischen Imperiums (seit seiner Gründung!) beschäftigen mich seit dem Mauerfall. Dieses Ereignis von welthistorischer Relevanz stimmte mich - anders als mein Umfeld - tief traurig und schien mir nichts Gutes zu verheißen. Mit dem Krieg gegen die Volksrepublik Jugoslawien bin ich dann zufällig auf die Stalinfrage gestoßen und habe das Thema vertieft, womit ich politisch sehr einsam war. Immerhin stieß ich dadurch auf Kurt Gossweiler, der mir ein wichtiger Freund wurde. Allmählich gibt es allerdings mehr Menschen in aller Welt, die sich mit dieser Problematik vertieft auseinandersetzen.
Natürlich beschäftigt mich vor diesem Hintergrund auch die Frage nach dem Weg, den China eingeschlagen hat. Und die Besorgnis, dass dem volkreichen, strategisch so wichtigen Land ein ähnliches Schicksal zuteil werden könnte, ist berechtigt. Allerdings hat China eben die Erfahrung der UdSSR und ihres katastrophalen Niedergangs vor Augen. Das chinesische Volk hatte die Folgen ja als erstes zu spüren bekommen, und das Land will gewiss nicht das gleiche Schicksal erdulden müssen. Nichts deutet allerdings meines Erachtens daraufhin. Im Gegenteil! Und die Allianz mit Russland ist ein überlebenswichtiges Bündnis auf solider Grundlage, weil von gemeinsamen Interessen getragen.
Natürlich müssen wir den Machenschaften der sich zur Herrschaft über der Welt erkorenen Imperialisten gegenüber wachsam sein - und das nicht erst im Nachhinein, sondern im Hier und Jetzt und vor allem bezüglich unseres eigenen Landes und seiner unheilvollen Verstrickungen. Unseren Eliten müssen wir auf die schmutzigen Pfoten gucken und ihrem Einfluss Einhalt zu gebieten bestrebt sein. Es ist auf nachgerade absurde Weise naiv und manchmal gar hochkarätig suspekt, wenn einige politisch Unerfahrene aus der Demokratiebewegung oder gar der - wie ich meine - nur vermeintlich Linken heraus auf Russland und China zeigen. Die einen, weil der Osten ihnen verdächtig erscheint, sie ihn menschenrechtlich negativ beurteilen und seine Vorstellung von Demokratie für autokratisch halten, die anderen weil sie mit dem Blick insbesondere auf China die Coranamaßnahmen, inklusive Impfpflicht befürworten.
Das was Euch nun hinter den Kulissen als "verdecktes Miteinander" erscheint, ist doch nur eine andere Variante imperialistischer Globalisten, sowohl China als auch Russland eins auszuwischen! Die letzten Begegnungen zwischen China und USA in Anchorage und zwischen Biden und Putin haben das offenbar werden lassen. China und Russland sollen gegeneinander ausgespielt werden! Aber der Zug, der 1971/72 noch halbwegs spurte, ist längst abgefahren.
Natürlich werden alle möglichen Manöver in Anschlag gebracht, natürlich gehören die Versuche Faucis und seiner Entourage, das Wuhan Labor zu kooptieren und in ihre verbrecherischen Machenschaften zu involvieren, auch dazu. Natürlich versuchen diese Kreise, China zum Sündenbock zu machen und auf ihre dreckige Ebene zu zerren, und natürlich haben auch in China nicht alle Politiker eine weiße Weste. Aber deswegen dürfen wir doch nicht auf diese Spielchen aufspringen. Auch wenn die Gemengelage insbesondere vor dem Hintergrund des uns alle zermürbenden Plandemiegeschehens im Moment noch immer schwer durchschaubar ist, bleibt doch trotz rapider Veränderung der Kräfteverhältnisse offensichtlich, wer hier der Treiber und wer der Getriebene ist.
Wir müssen das Geschehen bei uns hier anprangern und uns außenpolitisch an den Kräften orientieren, die wie auch immer widerspruchsgeplagt auf der Seiten des historischen Fortschritts stehen. Es sind die Kräfte, die Wege aus der Gefahr zeigen, in Form eines Glass-Steagall-Trennbanken-Gesetzes. Es ist die Orientierung auf produktive, investive Ausgaben im Lande. Es ist die Anbindung an das Große Infrastrukturprojekt und damit überall Entwicklung ermöglichende Seidenstraßen-Vorhaben, das die Chinesen lanciert haben. Ich halte auch die positive Rückbesinnung auf die Kräfte unserer eigenen Nation für dringend geboten. Wir müssen zurückschauen in die Zeit der Befreiungskriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts, weil wir uns fremder Vorherrschaft erwehren müssen. Da gibt es viel zu tun.
Artikel, auf den Reaktionen und Korrespondenz Bezug nehmen:
Eine Frage insbesondere für die Linke
China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 773 vom 07.07.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27519
Siehe auch:
Anmerkungen zur Niederlassung des weltgrößten Vermögensverwalter-Konzerns in der Volksrepublik China
Roter Stern oder Schwarzer Fels
Von Rudolph Bauer
NRhZ 774 vom 27.07.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27567
Zu den Beiträgen von A. Fikentscher/A. Neumann, „China mit BlackRock auf dem Weg zum Kommunismus?“, und von R. Bauer, „Roter Stern oder Schwarzer Fels?“
Kommentar und Hintergründe zu "BlackRock in China"
Von Wolfram Elsner
NRhZ 774 vom 06.08.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27577
Zur Debatte um die Rolle Chinas
Die Kommunistische Partei Chinas, die Menschenrechte und das Völkerrecht
Von Werner Rügemer
NRhZ 774 vom 21.07.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27562
IFF-Tagung im Mai 2021 in Peking - Medien unterschlagen dieses richtungsweisende Treffen
Bereiten chinesisch-amerikanische Finanz-Eliten digitale Zentralbankwährung vor?
Von Ernst Wolff
NRhZ 776 vom 08.09.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27608
Online-Flyer Nr. 774 vom 21.07.2021