SUCHE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Literatur
Werner Rügemer: Imperium EU – ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr
Die andere Geschichte der EU
Buchbesprechung von Mischi Steinbrück
Werner Rügemer, Mitbegründer der Aktion gegen ArbeitsUnrecht, legt nach seinen „Kapitalisten des 21. Jahrhunderts“ mit seinem neuen Buch eine weitere Aufklärung über unsere wirtschaftlichen und politischen Verfasstheiten vor. Der Untertitel von „Imperium EU“ lautet „ArbeitsUnrecht, Krise, Neue Gegenwehr“. Und es ist überraschend, auf Schritt und Tritt ArbeitsUnrecht in unserer EU-Wertegemeinschaft vorzufinden, wo man es doch nicht vermuten würde. Vor allem aber würde man nicht vermuten, dass gerade die Einrichtung des ArbeitsUnrechtes wesentlicher Bestandteil schon in den Vorläuferorganisationen der EU war.
In einem umfassenden ersten Teil stellt Rügemer die Entstehungsgeschichte und Struktur der EU dar. Angefangen beim nationalsozialistischen Juristen Hallstein, dem ersten Präsidenten der Europäischen Kommission, über die Schweizer Bank BIS (Bank for International Settlements - „Zentralbank der Zentralbanken“), über den französisch-amerikanischen Banker Monnet, von der Montanunion bis zu den aktuellsten Institutionen, wie z B. der ELA, der Europäischen Arbeitsmarktbehörde, gibt er einen Überblick über die tatsächlichen Interessenten, Investor/innen und Einflussnehmer/innen, sowie über deren vielfältige Posten und weitläufige Verfilzungen in den Institutionen, Behörden, Parteien, Konzernen, Beraterfirmen und -kanzleien der und für EU sowie NATO, sowie über Richtlinien, Privatisierungen, Subventionen, Migrations-Agenturen und Urteile des Europäischen Gerichtshofes.
Dieser schweren Kost, die jedoch für EU-Interessierte auch als gutes Nachschlagewerk funktioniert, stellt er die von der ILO, der Internationalen Labour Organisation nach dem 1. Weltkrieg und von der UNO nach dem 2. Weltkrieg festgelegten Arbeits- und Menschenrechte voran. Und diese hat man dann auch im Hinterkopf, wenn im zweiten Teil die neue Gegenwehr, Streiks, Demonstrationen, neue Gewerkschaften, internationale Solidarität und internationale Organisationen Hoffnung machen.
Endlich erfährt man, was in den staatlichen Medien nie oder nur peripher und wenn überhaupt, nur tendenziös berichtet wird: Von Streiks der Landarbeiter/innen in Andalusien, von Streiks der Piloten und des Kabinenpersonals gegen die Ausbeutung durch RyanAir in ganz Europa, vom Linksblock im Österreichischen Gewerkschaftsbund, der einen Streik für höhere Löhne, mehr Personal und niedrigere Arbeitszeiten im Gesundheitswesen organisierte. Ganz besonders hervorzuheben der Mut der nordmazedonischen Textilarbeiterinnen, die unter Bedingungen wie in Bangladesch arbeiten und rausfliegen, wenn sie sich nur beschweren. Sie organisierten in Selbsthilfe ein Netzwerk und können stolz sein auf ihre Erfolge.
Nach der Betäubung, die nach der Zerstörung der sozialistischen Staaten, der Zerstörung ihrer Industrien, der Zerstörung ihres Bildungswesens, ihres Gesundheitssystems und ihrer Gewerkschaften einsetzte, gibt es seit mehr als zehn Jahren nun schon erhebliche Gegenwehr; mit Erfolg wie z. B. beim Audi-Motorenwerk in Ungarn, wo 12.000 Arbeiter mit einer Woche Streik eine 18%ige Lohnerhöhung erkämpften, ähnlich in Tschechien, in der Slowakei und Rumänien. Andererseits nur kleine Erfolge, wie in Polen, wo Ärzte gegen ihre unfassbar niedrigen Gehälter in den Hungerstreik gingen. Sie wurden mit Versprechungen und nur geringen Gehaltserhöhungen abgespeist. Sehr schwer haben es die LKW-Fahrer, die aus den ärmsten Ländern für die Speditionen nach Litauen angelockt werden. Sie unterschreiben Verträge, die sie nicht verstehen und werden unmenschlich geschunden und abgezockt. Hier gibt es bisher nur eine erste Hilfe im Sinne von Dokumentationen über die Betrugspraktiken und Gesetzesbrüche. – Rügemer berichtet noch von vielen weiteren Streiks und Organisationen. Als wirklich Hoffnung machender Abschluss sei hier noch der Arbeitskampf bei Amazon erwähnt, der nun seit 2013 währt und mittlerweile international geführt wird. Geschichte endet nicht.
Werner Rügemer: Imperium EU – ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr
Papyrossa Verlag, Köln, Oktober 2020, ISBN 978-3-89438-726-6, 320 Seiten, 19,90 Euro
Siehe auch:
Aus dem Buch "Imperium EU – ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr"
Polen: 'Westbindung': Militärisch und wirtschaftlich
Von Werner Rügemer
NRhZ 756 vom 04.11.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27110
Werner Rügemer: Imperium EU - ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr
Zur Lage der arbeitenden Klasse in der EU
Buchtipp von Afsane Bahar
NRhZ 760 vom 31.12.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27192
Online-Flyer Nr. 776 vom 08.09.2021
Werner Rügemer: Imperium EU – ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr
Die andere Geschichte der EU
Buchbesprechung von Mischi Steinbrück
Werner Rügemer, Mitbegründer der Aktion gegen ArbeitsUnrecht, legt nach seinen „Kapitalisten des 21. Jahrhunderts“ mit seinem neuen Buch eine weitere Aufklärung über unsere wirtschaftlichen und politischen Verfasstheiten vor. Der Untertitel von „Imperium EU“ lautet „ArbeitsUnrecht, Krise, Neue Gegenwehr“. Und es ist überraschend, auf Schritt und Tritt ArbeitsUnrecht in unserer EU-Wertegemeinschaft vorzufinden, wo man es doch nicht vermuten würde. Vor allem aber würde man nicht vermuten, dass gerade die Einrichtung des ArbeitsUnrechtes wesentlicher Bestandteil schon in den Vorläuferorganisationen der EU war.
In einem umfassenden ersten Teil stellt Rügemer die Entstehungsgeschichte und Struktur der EU dar. Angefangen beim nationalsozialistischen Juristen Hallstein, dem ersten Präsidenten der Europäischen Kommission, über die Schweizer Bank BIS (Bank for International Settlements - „Zentralbank der Zentralbanken“), über den französisch-amerikanischen Banker Monnet, von der Montanunion bis zu den aktuellsten Institutionen, wie z B. der ELA, der Europäischen Arbeitsmarktbehörde, gibt er einen Überblick über die tatsächlichen Interessenten, Investor/innen und Einflussnehmer/innen, sowie über deren vielfältige Posten und weitläufige Verfilzungen in den Institutionen, Behörden, Parteien, Konzernen, Beraterfirmen und -kanzleien der und für EU sowie NATO, sowie über Richtlinien, Privatisierungen, Subventionen, Migrations-Agenturen und Urteile des Europäischen Gerichtshofes.
Dieser schweren Kost, die jedoch für EU-Interessierte auch als gutes Nachschlagewerk funktioniert, stellt er die von der ILO, der Internationalen Labour Organisation nach dem 1. Weltkrieg und von der UNO nach dem 2. Weltkrieg festgelegten Arbeits- und Menschenrechte voran. Und diese hat man dann auch im Hinterkopf, wenn im zweiten Teil die neue Gegenwehr, Streiks, Demonstrationen, neue Gewerkschaften, internationale Solidarität und internationale Organisationen Hoffnung machen.
Endlich erfährt man, was in den staatlichen Medien nie oder nur peripher und wenn überhaupt, nur tendenziös berichtet wird: Von Streiks der Landarbeiter/innen in Andalusien, von Streiks der Piloten und des Kabinenpersonals gegen die Ausbeutung durch RyanAir in ganz Europa, vom Linksblock im Österreichischen Gewerkschaftsbund, der einen Streik für höhere Löhne, mehr Personal und niedrigere Arbeitszeiten im Gesundheitswesen organisierte. Ganz besonders hervorzuheben der Mut der nordmazedonischen Textilarbeiterinnen, die unter Bedingungen wie in Bangladesch arbeiten und rausfliegen, wenn sie sich nur beschweren. Sie organisierten in Selbsthilfe ein Netzwerk und können stolz sein auf ihre Erfolge.
Nach der Betäubung, die nach der Zerstörung der sozialistischen Staaten, der Zerstörung ihrer Industrien, der Zerstörung ihres Bildungswesens, ihres Gesundheitssystems und ihrer Gewerkschaften einsetzte, gibt es seit mehr als zehn Jahren nun schon erhebliche Gegenwehr; mit Erfolg wie z. B. beim Audi-Motorenwerk in Ungarn, wo 12.000 Arbeiter mit einer Woche Streik eine 18%ige Lohnerhöhung erkämpften, ähnlich in Tschechien, in der Slowakei und Rumänien. Andererseits nur kleine Erfolge, wie in Polen, wo Ärzte gegen ihre unfassbar niedrigen Gehälter in den Hungerstreik gingen. Sie wurden mit Versprechungen und nur geringen Gehaltserhöhungen abgespeist. Sehr schwer haben es die LKW-Fahrer, die aus den ärmsten Ländern für die Speditionen nach Litauen angelockt werden. Sie unterschreiben Verträge, die sie nicht verstehen und werden unmenschlich geschunden und abgezockt. Hier gibt es bisher nur eine erste Hilfe im Sinne von Dokumentationen über die Betrugspraktiken und Gesetzesbrüche. – Rügemer berichtet noch von vielen weiteren Streiks und Organisationen. Als wirklich Hoffnung machender Abschluss sei hier noch der Arbeitskampf bei Amazon erwähnt, der nun seit 2013 währt und mittlerweile international geführt wird. Geschichte endet nicht.
Werner Rügemer: Imperium EU – ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr
Papyrossa Verlag, Köln, Oktober 2020, ISBN 978-3-89438-726-6, 320 Seiten, 19,90 Euro
Siehe auch:
Aus dem Buch "Imperium EU – ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr"
Polen: 'Westbindung': Militärisch und wirtschaftlich
Von Werner Rügemer
NRhZ 756 vom 04.11.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27110
Werner Rügemer: Imperium EU - ArbeitsUnrecht, Krise, neue Gegenwehr
Zur Lage der arbeitenden Klasse in der EU
Buchtipp von Afsane Bahar
NRhZ 760 vom 31.12.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27192
Online-Flyer Nr. 776 vom 08.09.2021