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Globales
"Die USA wollen, dass Japan für China das ist, was Deutschland von jetzt an für Russland sein wird, und wir wissen ja, wie diese Länder im Zweiten Weltkrieg endeten." (Augusto Zamora Rodríguez)
Der Brandstifter im Hühnerstall
Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait

Die Regierungen in Washington und London sind als Kriegsverbrecher wegen ihrer Angriffskriege gegen Belgrad 1999 und zweimal gegen den Irak 1991 und 2003 aufgrund von Intrigen, Lügen und Verleumdungen gegen den Staatschef Saddam Hussein vor das Strafgericht zu stellen. Trotzdem glauben europäische Regierungschefs weiter an solche Kriegsverbrecher (Washington und London) und folgen bedenkenlos deren verheerenden Anweisungen! Die EU als besetztes, US-amerikanisches Territorium steigt jetzt schnell vom Zentrum der globalen Macht zum Status eines unbedeutenden peripheren Akteurs ab. Augusto Zamora Rodríguez, Botschafter Nicaraguas in Spanien trifft in seinem Artikel „Ukraine-Konflikt: Der Tod Europas und die Geburt einer neuen Ordnung“ den Nagel auf den Kopf. Hier einige Ausschnitte daraus:

    EU und NATO an der Atlantikfront

    In diesem Rahmen müssen die Schlüssel zum Verständnis der politischen und geopolitischen Bewegungen in der heutigen Welt gesucht werden. Wer ihn sich nicht vorstellt oder ihn nicht kennt, kann nur eine Reihe von Unsinn von sich geben, der in Unwissenheit, Fanatismus und Unverstand, viel Unverstand, kultiviert wird.

    Die USA überlassen die gesamte Last - politisch, militärisch und wirtschaftlich - der Ukraine-Krise der Atlantikfront, aus dem einfachen Grund, dass sie keine Ressourcen von ihrer Pazifikfront abziehen wollen... EU und NATO werden sich folglich auf ein Wettrüsten mit Russland einlassen müssen. Das atlantische Europa akzeptierte diese Rolle klaglos, ohne die Kosten zu bemessen, seine Bürger zu informieren oder den Preis zu kalkulieren, den es in seiner Rolle als untergeordneter Hühnerstall bezahlen wird. Zu keinem Zeitpunkt zog eine europäische Regierung je eine solche Möglichkeit in Betracht. An dieser Stelle muss mit dem Mythos einer "hirntoten" NATO aufgeräumt werden.

    Die NATO wurde stattdessen weiter ausgebaut. 2009 traten Albanien und Kroatien und 2017 Montenegro bei. Nur das Söldnertum und die Dummheit haben diese Fiktion aufrechterhalten können.

    Der Ukraine-Konflikt ist schließlich genau wegen der Weigerung der NATO eskaliert, eine neutrale Ukraine zu akzeptieren. Sie wollen das Land in der NATO, und bei dieser Besessenheit bleiben sie. Überdies zeigte sich die Dominanz der USA schon vor Jahren, als der Hühnerstall gehorsam akzeptierte, die Projekte einer Europaarmee und der Schaffung einer gemeinsamen, von den USA unabhängigen Außen- und Sicherheitspolitik zu begraben.

    Russland mit Unterstützung Chinas und Indiens - mehr Gewicht als die EU

    Der andere Mythos des Hühnerstalls ist die angebliche Einsamkeit Russlands. Man muss schon blind, dumm oder bestechlich sein, um einen solchen Trugschluss zu vertreten. Zunächst einmal hat Russland die Unterstützung Chinas und Indiens. Das sind nicht nur Worte, sondern diese beiden Länder haben mehr Gewicht als der ganze Hühnerstall zusammen. … Der Hühnerstall wirft sich wie eine Armee von Trollen aus "Der Herr der Ringe" gegen Russland in die Schlacht, mit einer pathologischen Wut, die ihrem zerstörerischen Ethos freien Lauf lässt, und das ist gut so. Man muss wissen, wer die Freunde und wer die Feinde sind. In Moskau wird es keinen Zweifel daran geben, falls es überhaupt mal einen gab, dass eine Verständigung mit den Atlantikern nicht möglich ist.

    Der Hühnerstall der Trolle und Marionetten mit seiner antirussischen Giftigkeit beschleunigte die Zersplitterung der Welt in Blöcke und führte auch den politischen Tod Europas herbei. Es wird nicht mehr Europa sein, auch wenn es so scheint und weiter auf den Landkarten markiert bleibt. Europa wird im Wesentlichen die Atlantikfront der US-Armee sein, in Erwartung, dass die USA ihre Vernichtung anordnen.

    Die Geburtswehen einer neuen Welt

    Wir erleben live, direkt und in voller Deformation die Teilung der Welt und die Geburt einer neuen Welt, in der der Hühnerstall irrelevant sein wird, da das Geschäft zwischen China, Russland und den USA abgewickelt werden wird. Nichts wird den aufgerissenen Graben wieder schließen, selbst wenn sich die Beziehungen normalisieren, es wird die Normalität der Begräbnisse sein. Die Halbinsel Europa wird mehr denn je eine Halbinsel sein, denn ihre Verbindung zu Asien ist - war - Russland. Ohne Russland bleibt ihnen nur noch der Atlantik.

    Russland mit Resourcen unbegrenzter Energie bis hin zu unerschöpflicher Landwirtschaft - nicht wie Deutschland von 1918

    Ein weiterer Nutzen für Russland und China ist, dass der atlantische Hühnerstall seine Strategie offenbarte. Sie ist derjenigen, die 1918 auf Deutschland angewendet worden war, so ähnlich, dass es an der Zeit auszurechnen ist, was ein Bunker kosten würde. Der Unterschied liegt darin, dass Russland nicht Deutschland ist. Das Gegenteil ist der Fall: Russland hat alles, von unbegrenzter Energie bis hin zu unerschöpflichen landwirtschaftlichen Ressourcen.

    Wut und Mitgefühl mit der ukrainischen Bevölkerung kommt auf, die im Namen blinder und absurder strategischer Kalküle der USA als Kanonenfutter benutzt wird. Und Verräter sind die Regierungen, die sie in die heutige tragische Lage brachten, während ihre erste Pflicht gewesen wäre, ihr Wohlergehen und ihre Ruhe sicherzustellen.

    Verhandlungen der Ukraine mit Russland unvermeidlich

    Die ukrainische Regierung hat akzeptiert, mit Russland zu verhandeln. Keine intelligente Idee, sondern eine unvermeidliche.

    Washingtons strategischer Egoismus und Heuchelei

    "Die USA reden oft von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Moral, aber in Wirklichkeit geht es um Interessen. Der strategische Egoismus und die Heuchelei Washingtons haben sich in der Praxis seiner internationalen Politik immer wieder offen gezeigt. Laut Berichten sind mindestens 37 Millionen Menschen in und aus Afghanistan, dem Irak, Pakistan, dem Jemen, Somalia, den Philippinen, Libyen und Syrien vertrieben worden als direkte Folge der von den USA seit dem 11. September 2001 geführten Kriege."

    "Wenn ein Land, so mächtig es auch sein mag, nur seine eigenen Interessen verfolgt, überall Flammen schürt und ständig Chaos in andere Länder exportiert, ist es unvermeidlich, dass seine Glaubwürdigkeit zerbricht und seine Hegemonie an ihr Ende kommt."

    An eine friedliche Einigung mit den USA und ihrem Hühnerstall ist nicht zu denken. Daher ist die einzige Möglichkeit, den Hegemonialansprüchen der USA entgegenzutreten, der Krieg.

Dieser Aussage muss widersprochen werden: Es gibt eine andere Möglichkeit den Hegemonialansprüchen der USA entgegenzutreten, die die Welt von einer nuklearen Vernichtung retten würde: Es ist die Alternative, dem Dollar seinen Wert und damit dem US-Imperium seine finanzielle Grundlage zu entziehen.

Verfall des Dollar als Leit-Reserve- und Ölwährung nicht zu stoppen

"Das US-Imperium hat den ökonomischen Kampf gegen die 'Herausforderer' lange verloren.... die verfallende Infrastruktur, die Desintegration seiner Gesellschaft sprechen Bände. Die brutalen Kriege um die Kontrolle von 'Greater Middle East', die Aufrüstung der islamistischen Halsabschneidertruppen haben ihr übriges getan. Die militärische Option erodierte die ökonomischen Potentiale zusätzlich. Der gesamte Repressions- und Überwachungsapparat kostet mehr als 1 Milliarde Dollar pro Jahr. Trotzdem hat das Imperium weder die Bildung der BRICS-Staaten noch der Shangai Cooperation (SCO) verhindern können. Es wird auch den Verfall des Dollar als Leit-Reserve- und Ölwährung nicht stoppen können." („Im Abstiegskampf - Donald Trumps Sicherheitsstrategie“ von Klaus Wagener, UZ, 05.01.2018)

Hoffnung für die Zukunft

Gewiss ist die alte Macht, der Einfluss und die strategische Rolle der USA nicht wiederherzustellen. Das ist zu begrüßen und lässt Hoffnung für die Zukunft aufkommen. Die Welt braucht keine Führungsmacht zum Zweck US-kriegstreiberischer Koalitionen, die nur weitere Verwüstung mit sich bringen würden.

Eklatantes Versagen der US-Außenpolitik

Oliver Stone spricht öffentlich von den Kräften des Bösen, die in den USA herrschen und das Land zur Verkommenheit und zum Untergang bestimmen, ein Untergang, der nahe bevorsteht. Die öffentliche Grobheit und Frechheit des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden ist ein besorgniserregendes Symptom dafür. Großer Wahnsinn hat sich dem Präsidenten Biden und seiner Entourage bemächtigt. Die USA von dem erratischen fatalen Kurs seiner Vorgänger zu befreien, blieb bisher ein leeres Versprechen. Biden zeigt sich als verzweifelter, unkontrollierter Staatschef, der vor dem Jahrzehnte langen, eklatanten Versagen der US-Außenpolitik steht, ohne einen Ausweg zu wissen.

Die Probleme bleiben deshalb: ein geteiltes Korea als Folge des verbrecherischen US-Koreakrieges; genauso bleiben ungeklärte Verhältnisse in Indochina nach dem grausamen US-Vietnamkrieg. Im Nahen Osten wie in Afghanistan, in Nordafrika, überall sieht sich die US-Regierung mit Horrorszenarien konfrontiert, die sie selber verursacht oder zu ihnen beigetragen haben. Auch in Südamerika leben Abkömmlinge von den einst installierten US-Terror-Regimen fort. Schließlich machen die USA auch keinen Halt vor Europa, wo sie Deutschland, Frankreich und andere EU-Staaten erpressen, um ihre Interessen durchzusetzen, jedoch zunehmend auf Widerstand stoßen und scheitern werden, genauso wie mit ihrem zionistischen Friedensplan für den Nahen Osten, der keinen Frieden bringt und auf allgemeine Ablehnung stößt (28.01.2020).

Der Botschafter Nicaraguas weiter:

    Atlantische Bösartigkeit ermutigt Japan zum Aufrüsten – sogar mit Atomwaffen

    Aber es geht noch weiter. Die atlantische Bösartigkeit ermutigte den früheren japanischen Premierminister Shinzo Abe dazu, unter Hinweis auf die Ukraine-Krise eine nukleare Zusammenarbeit Japans mit den Vereinigten Staaten zu fordern. Die Global Times reagierte sofort in einem Leitartikel:

    "Die USA sind sich der rechtsgerichteten Bewegung in Japan bewusst, sehen das Land aber als den wichtigsten Hebel, um China in Ostasien einzudämmen. Daher wird es für Washington mehr und mehr zu einer Priorität, Japan dafür zu benutzen. Dies ermöglicht es Japans rechten Politikern, eine Gelegenheit zu sehen und sie voll und ganz auszunutzen, um die strategischen Fesseln zu lösen, die sie seit fast 80 Jahren gebunden haben. Die nukleare Kapazität ist dabei wahrscheinlich ihr Endziel."

    Dumm in die giftige Informationswolke eingetaucht bleiben?

    Nehmt ihr den Wink wahr, oder bleibt ihr dumm eingetaucht in die giftige Informationswolke? Die USA wollen, dass Japan für China das ist, was Deutschland von jetzt an für Russland sein wird, und wir wissen ja, wie diese Länder im Zweiten Weltkrieg endeten.

    („Ukraine-Konflikt: Der Tod Europas und die Geburt einer neuen Ordnung“ von Nicaraguas Botschafter in Spanien, Augusto Zamora Rodríguez)

Gestärktes Bewusstsein für Völkerrecht in EU nicht feststellbar


Präsident Wladimir Putin zog schon im Jahr 2007 in seiner hervorragenden, staatsmännischen Rede in München (10.2.07)  die Grenzen, die nicht nur er, sondern kein verantwortungsvoller und das Völkerrecht achtender Staatsmann überschritten sehen will. Die Reaktion auf die halbstündige Rede Putins in Deutschland lässt wenig Hoffnung auf ein baldiges Heraustreten Europas aus seiner Vasallenrolle gegenüber Washington. Ein gestärktes Bewusstsein für Völkerrecht ist auf diesem Kontinent nicht zu verspüren. Statt dessen hat sich bei den höchsten EU-Stellen die Kunst der Anpassung durchgesetzt. Russland muss sich Freunde des Völkerrechts woanders suchen und vor seinen europäischen Nachbarn auf der Hut bleiben. Als ein Gegengewicht gegen den Einfluss der USA in Zentralasien ist 1995 die Schanghaier Organisation der Zusammenarbeit (SOZ) entstanden. Die Annäherung Peking-Moskau wirkt auch als gemeinsames Bremsen des vordringlichen, aggressiven Westens.


Verfasst am 09.04.2022


Luz María de Stéfano Zuloaga de Lenkait ist chilenische Rechtsanwältin und Diplomatin (a.D.). Sie war tätig im Außenministerium und wurde unter der Militärdiktatur aus dem Auswärtigen Dienst entlassen. In Deutschland hat sie sich öffentlich engagiert für den friedlichen Übergang der chilenischen Militärdiktatur zum freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat, u.a. mit Erstellen von Gutachten für Mitglieder des Deutschen Bundestages und Pressearbeit, die Einheit beider deutschen Staaten als ein Akt der Souveränität in Selbstbestimmung der beiden UN-Mitglieder frei von fremden Truppen und Militärbündnissen, einen respektvollen rechtmäßigen Umgang mit dem vormaligen Staatsoberhaupt der Deutschen Demokratischen Republik Erich Honecker im vereinten Deutschland, für die deutsche Friedensbewegung, für bessere Kenntnis des Völkerrechts und seine Einhaltung, vor allem bei Politikern, ihren Mitarbeitern und in Redaktionen. Publikationen von ihr sind in chilenischen Tageszeitungen erschienen (El Mercurio, La Epoca), im südamerikanischen Magazin “Perfiles Liberales”, und im Internet, u.a. bei Attac, Portal Amerika 21, Palästina-Portal. Einige ihrer Gutachten (so zum Irak-Krieg 1991) befinden sich in der Bibliothek des Deutschen Bundestages.


Online-Flyer Nr. 789  vom 20.04.2022



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