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Aktueller Online-Flyer vom 24. November 2024  

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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Zwei deutsche Angriffskriege waren genug! Nichts gelernt aus der Geschichte?
Von Evelyn Hecht-Galinski

Wer gehofft hatte, dass vielleicht ein Umdenken stattfinden könnte, hat sich gründlich geirrt. Wir rutschen immer tiefer in den Irrsinn der blinden, ja fanatischen Ukraine-Unterstützung hinein. Wenn der Kommissar der EU, Borell gar von „Kriegsmentalität“ spricht, in die wir kommen sollten, da sie uns noch zu fehlen scheint, dann ist das so wenig hinnehmbar, wie ein mehr als fragwürdiges „Führungspersonal“, dass in blinder Untergebenheit zugunsten der US-Nato-Politik agiert und dafür schamlos eigene Interessen aufgibt. Schon der Friedensnobelpreis für diese kriegslüsterne und keinesfalls Frieden schaffende EU war ein trauriger Fehlgriff, wie schon so viele zuvor. Eine EU, die zusammen mit USA-finanzierten Umbenennungen „zu Ehren“ von Nazi-Kollaborateuren und Antisemiten an die Ukraine finanziert, die ganze Städte und Siedlungen zu Ehren von Nazi-Kollaborateuren umbenennt und russische Kultur-Denkmäler zerstört, hat sich außerhalb aller „Werte“ und Demokratie ins nazistische Abseits begeben. Alles unter der Regie eines „Alibi-Juden“, eines Schmierenkomiker-Darstellers, dessen Vorbild das faschistische „Groß-Israel“ und seine Expansionsgelüste ist.

Was soll man da noch sagen?

Wenn die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin zusammen mit Wolodomyr Selenskyj Dmytro Kotsiubailo (Spitzname: Da Vinci), einen ukrainischen gefallenen Neo-Nazi, einen Mann des „Rechten Sektors“ ehrt, was soll man da noch sagen? Der „Rechte Sektor“: was für ein Organisation! Er geht auf nationalistische Bewegungen des 20. Jahrhunderts zurück und zählt Nazi-Kollaborateure wie Stepan Bandera und Roman Shukhovych zu seinen Helden. Sie spielte eine entscheidende Rolle beim Machtwechsel in Kiew 2014. Ihre Mitglieder inszenierten gewaltsame Zusammenstöße und nahmen Verwaltungsgebäude in Beschlag. Anschließend unterdrückten sie Proteste in der Ostukraine, was den bewaffneten Konflikt in der Region auslöste. Der Oberste Gerichtshof Russlands stufte sie als extremistische Organisation ein und verbot ihre Aktivitäten im Lande.

Ja die Geschichte wiederholt sich, und der faschistische Bruderkreis schließt sich erneut. Wir stehen wieder an der Ostfront im Baltikum, und uns und den Soldaten wird suggeriert, dass wir „unsere“ Werte und „unsere“ Freiheit gegen den Feind Russland verteidigen. Schon wird aufgerüstet wie nie zuvor. Alle Schleusen sind geöffnet, die uns direkt in den Krieg führen. Fast täglich sollen wir mit Begriffen, die immer mit der Notwendigkeit von Krieg und Waffen und Sieg der Ukraine, uns von der Richtigkeit der Maßnahmen überzeugen sollen. Zweifel und Kritik sind natürlich unerwünscht und werden nicht mehr geduldet, außer man stellt sich in die Ecke der Außenseiter, der Unerwünschten.

Schnurstracks in den Krieg und einen neuen Größenwahn?

Deutsche Medien stürmen schnurstracks in den Krieg, sie rüsten täglich auf, zu „neuen Ufern“, um uns, die noch zahlenden Leser und verbliebenen Abonnenten, voll einzustimmen in eine entbehrungsreiche „Zeitenwende“. Die grün-rot-gelb-schwarzen Politiker und auch die so genannte Linke haben sich völlig auf den transatlantischen Trip der Russland- und Putinhasser begeben. Nun können sie endlich ihrem Hass freien Lauf lassen und das tun, was schon lange in ihnen gärte, ein Ventil für das Ende der deutschen Minderwertigkeitskomplexe und einen neuen Größenwahn.

Auch wenn Kanzler Scholz es bestreitet, alles scheint im Sprung auf Kriegswirtschaft zu sein. Man schwört uns ein auf auf Verzicht und Sparen – alles, um die steigenden NATO- und Ukraine-Kosten bewältigen zu können. Wir haben zwar noch keinen „Führer“, aber unsere Politiker führen uns täglich vor, wie leicht es ist, an eine Machtergreifung eines Volkes ganz „ohne Zwang“ und auf so „demokratischem“ Weg zu gelangen.

Geschichtsbewusstsein: nicht gefragt?

Jetzt begreife ich es auch immer mehr, wie das „deutsche Volk“ in die Fänge der Nazis gelangte und jubelte. Nie wieder: was für ein Spruch! Nie wieder Krieg: was für eine Farce! Wir stecken tiefer in Kriegen weltweit, als ich es jemals für möglich hielt. Ich frage mich nur, wann werden wir wieder gegen Russen in den Krieg ziehen, entgegen aller Beteuerungen? Haben uns die zwei Weltkriege noch nicht gereicht? Hat uns nicht gereicht, dass wir 27 Millionen Rote-Armee-Kriegsopfer auf dem Gewissen haben? Geschichtsbewusstsein: nicht gefragt, wenn es um Russland geht?

Aber wenn es um das zionistische Apartheid-Besatzungs-Regime geht, dann wird die Geschichte gern bemüht und die Einmaligkeit des Holocaust immer wieder betont, obwohl diese Einseitigkeit heute auch und gerade unter jüdischen Historikern als mehr als umstritten gilt. Nehmen wir doch ein aktuelles Beispiel. Am letzten Freitag besuchte Bundespräsident Steinmeier in einem fast „konspirativen“, medial kaum beachteten Kurz-Trip den „jüdischen Staat“ anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Universität Haifa. Dort „sorgte“ er sich um den geplanten „Umbau des Rechtsstaats“ – eine mehr als wage und schwammige Erklärung, ohne aber darauf hinzuweisen, dass Deutschland immer „mit großer Bewunderung auf den starken und lebendigen Rechtsstaat in Israel geschaut“ hat.

Kein Ort für jemanden, der Rassegesetze“ einführt!

Also: da rieb ich mir die Augen und fragte mich, wie kann man einen jüdischen Besatzungsstaat, der sich seit Staatsgründung um nichts anderes bemüht als die Judaisierung Palästinas auf Kosten der Ur-Bevölkerung der Palästinenser zu vollenden, als „lebendigen Rechtsstaat“ bezeichnen, der das Recht nur für einen jüdischen Teil der Bevölkerung gelten lassen will? Ich hoffe sehr, dass ich es noch erlebe, dass Steinmeier sich in Deutschland und Palästina dafür entschuldigen muss, wie falsch er die Politik in Palästina einschätzte. Wenn am Donnerstag Ministerpräsident Netanjahu zu dem Besuch, zu dem er sich selbst eingeladen hat, nach Berlin kommt, dann sollte er unmissverständlich darauf hingewiesen werden, dass Deutschland und Israel keine "gemeinsamen Werte" teilt, und dass – solange er diese faschistische Besatzungskoalition leitet und die „Jerusalemer Rassegesetze“ einführt – er unwillkommen ist! Israelische und deutsche Israel-Kritiker haben Demonstrationen angekündigt. Sie wollen ihren Protest gegen diesen Besuch zeigen. Es wäre schön, wenn es außer den Zehntausenden Israelis auch viele engagierte Deutsche sind, die gegen Netanjahu ihren Unmut bekunden. Für Mittwoch, wenn Netanjahu nach Berlin fliegt, sind in Israel Straßenblockaden auf den Zufahrtswegen zum Flughafen, für Donnerstag ein landesweiter „Tag des eskalierenden Widerstands“ angekündigt. Möge dieser Tag hier auch unterstützt werden. Gerade in Israel und Palästina erwartet man ein deutliches Zeichen der Politik. Kritik ist nicht heikel sondern erwünscht und nötig – wie ein Ende der deutschen Staatsräson für den "jüdischen Staat"..

Jetzt verstehe ich auch das Beharren des Zentralratsvorsitzenden Schuster auf den Begriff „Rasse“, schließlich erinnert er nicht nur an die rassistische Judenvernichtung in Deutschland, sondern steht auch als warnendes Menetekel über den „Jerusalemer Rassegesetzen“, die so sehr an die „Nürnberger Gesetze“ erinnern. Nur dann und nur dann lasse ich diesen Wunsch gelten. Aber solange Schuster weder den „jüdischen Staat“ für seine faschistische Politik kritisiert und die Solidarität verweigert, solange ist sein Einspruch unglaubwürdig. Jeder Jude ist aufgerufen, sich gegen diesen Staat und seine Politik aufzubäumen.

Sage niemand, er habe es nicht gewusst!

Machen wir der Regierung klar, dass wir weder eine Aufrüstung für NATO und Ukraine wollen, dass wir nicht als Kriegsakteur von den USA missbraucht werden wollen und dass wir genug haben von Kriegsmentalität, Kriegslügen, Russophobie, Ukraine-Nazi-Unterstützung und blindem Vasallentum. Wir wollen weder Atomwaffen auf deutschem Boden noch US-Besatzung. Sage niemand, er habe es nicht gewusst! Zwei deutsche Angriffskriege waren genug!


An die Soldaten
Von Erich Mühsam

Sauft, Soldaten!
daß das Blut
heißer durch die Adern rinnt!
Saufen macht zum Sterben Mut.
Sauft! Die Zeit der Heldentaten
fordert saftige Teufelsbraten.
Sauft! Der heilige Krieg beginnt.

Sauft und betet!
Gott erhört
liebvoll der Gläubigen Ruf.
Wünscht, daß er den Feind zerstört!
Wenn ihr über Leichen tretet,
dankt dem Herrn, zu dem ihr flehtet,
daß er euch zu Mördern schuf.

Feindeskissen
bettet weich.
Wo des Feindes Witwe weint,
ist des Siegers Himmelreich.
Fremde Weiber – Leckerbissen –
Schnaps, Gebet und kein Gewissen –
Krieg ist Krieg und Feind ist Feind.

Tapfrer Krieger,
der vergißt,
daß ein Herz im Leibe schlägt,
daß er Mensch gewesen ist,
eh er Kämpfer war und Sieger.
Edler Held, der gleich dem Tiger
blutige Beute heimwärts trägt.

Heldenscharen
kehrt ihr heim,
fielt ihr nicht von Feindeshand.
In der Brust den Todeskeim,
Krüppel mit gebleichten Haaren,
sucht, wo eure Stätten waren
im zerwühlten Vaterland.

Qual und Lasten
sind der Dank.
Weib und Kind in bittrer Not.
Euer Heldentum versank.
Darben lernt ihr nun und fasten.
Bettelnd mit dem Leierkasten
winselt ihr ums Gnadenbrot.


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom “Hochblauen”, dem 1165 m hohen “Hausberg” im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch “Das elfte Gebot: Israel darf alles” heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten “Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik” ausgezeichnet.

Online-Flyer Nr. 808  vom 15.03.2023



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