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Aktueller Online-Flyer vom 21. November 2024  

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Kommentar
Das 4. Berliner Assange Konzert
Ja zur Freiheit - Nein zum Krieg
Von Ulrich Gellermann

Das erste Berliner Solidaritätskonzert für Julian Assange fand im Oktober 2021 noch unter Bedingungen der Corona-Illegalität statt: Das Hinterzimmer einer Kneipe inmitten von Kleingärten bot den Künstlern einen geschützten Raum: Die verordnete Ausgangssperre hätte jederzeit zur Schließung und Verhaftung der Teilnehmer führen können. Nicht wenige der damaligen Akteure fanden sich, gemeinsam mit vielen neuen Aktivisten, zum 4. Konzert zusammen. Jens Fischer Rodrian hatte gerufen und alle kamen. Vom begnadeten Gitarristen André Krengel über die große Jazzsängerin Alexa Rodrian bis zur 20-köpfigen Berliner Basis Band waren sie alle in die Musikbrauerei gekommen, um dem immer noch inhaftierten Assange ihren Respekt und ihre Solidarität zu bekunden. Der Veranstaltungsort konnte den Andrang kaum fassen und unfassbar auch die großen Gefühle, die von den Künstlern und Akteuren in den Stunden der Aktion auf den Weg in das englische Foltergefängnis gebracht wurden. Es gilt als sicher, dass diese Botschaft den Gefangenen erreichen wird. Spätesten dann, wenn das Kamera-Team von „apolut“ seine Aufzeichnung ins Netz stellt, werden sie dem Opfer der gnadenlosen Verfolgung durch die USA zugänglich sein.

Julian soll vernichtet werden und mit ihm die Freiheit des Wortes

In einer Talkrunde mit Gabriele Gysi, Katrin Seibold und Dhirin Soraya wurde der Zustand des Landes kritisiert und die musikalische Solidarität durch die Diskussion ergänzt. Uli Gellermann formulierte in seiner Startrede: „Glaubt man den deutschen Medien, dann wird in der Ukraine die Freiheit des Westens verteidigt. Diese westliche Freiheit verlangt angeblich immer mehr Waffen und noch mehr Waffen. Es war Julian Assange, der enthüllt hat, was die Waffen der USA anrichten: Sie ermorden auch Zivilisten. Sie vernichten die Freiheit des Lebens. Weil Julian diese unbestreitbare Tatsache veröffentlich hat, weil er die angeblich garantierte Freiheit des Journalisten zur Enthüllung in Anspruch genommen hat, sitzt Julian seit vier Jahren in einem der Foltergefängnisse des Westens. Julian soll vernichtet werden und mit ihm die Freiheit des Wortes, die Pressefreiheit und damit auch der Kampf der Worte gegen Waffen“.

Der Beginn des 3. Weltkriegs rückt näher

„Die westlichen Waffenlieferungen in die Ukraine rücken den Beginn des 3. Weltkriegs immer näher. Diese Gefahr ist aus den deutschen Medien kaum zu erfahren. Sie nutzen ihre Freiheit zum Schweigen. Wie sie schon bei den Verbrechen der USA in Afghanistan, Irak, Syrien oder Libyen geschwiegen haben. Wer schweigt stimmt zu. Wer die Verbrechen der USA nicht öffentlich macht, der wird zum Komplizen der Verbrechen. Julian Assange hat nicht geschwiegen. Deshalb nimmt ihm das System bis heute seine Freiheit, deshalb wollen ihn die USA und ihre Verbündeten durch Haft vernichten, deshalb soll er in die mörderischen USA ausgeliefert werden. Der Kampf um die Freiheit für Assange ist auch ein Kampf gegen den Krieg, ein Kampf gegen die Herrschaft der USA, ein Kampf für unsere Freiheit und unser Leben.“ Der Kampf geht weiter. Für die Freiheit, gegen den Krieg.

Spaltungsversuche von Schein-Linken

Längst ist das Ringen um die Freiheit des Journalisten Assange international verbreitet. Doch als die Hamburger Attac-Gruppe jüngst ein Soli-Konzert für Julian vorbereitete, wurden ihr von der Attac-Bundeszentrale die nötigen finanziellen Mittel verweigert: Angeblich vertrete die Moderatorin „querdenkerische Positionen“. Es ist jämmerlich, dass die Spaltungsversuche von scheinbar linken Organisationen bis in die Assange-Solidarität ragen. Dass die deutsche Linke sich von der Demokratiebewegung distanziert, schadet ihr selbst mehr als der Bewegung. Eine Distanzierung von der weltweiten Bewegung für Julian Assange würde den Verfall der Linken nur weiter beschleunigen.

Die Befreiung eines jeden als Bedingung für die Entwicklung aller

Der Kampf für Julian Assange ist Prüfstein und Kern einer erneuerten Linken: Nur wer begreift, dass es nicht nur um Solidarität geht, der kann die Konturen eines großen Kampfes erkennen, dessen Ziel im Kommunistischen Manifest beschrieben steht, als dort eine neue Gesellschaft anvisiert wurde, in der „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die Entwicklung aller ist“.


Erstveröffentlichung am 3. Juni 2023 bei rationalgalerie.de – Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer

Online-Flyer Nr. 813  vom 14.06.2023



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