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Kultur und Wissen
Aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 45
Vorhang auf für Roger Waters
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Zum zweiten Mal hebt sich der Vorhang für den widerständigen Musiker und Songwriter Roger Waters, Mitbegründer von Pink Floyd. Er bewegt die Menschen. Und einige von ihnen versetzt er in Aufruhr. Es sind die Machthaber des "Westens" und ihre Handlanger, denen Roger Waters ein Dorn im Auge ist und die alles versuchen, ihn zu stoppen – doch ohne Erfolg. Im März 2023 versucht der SPIEGEL, ihn in die Enge zu treiben. Zur Ukraine sagt Roger Waters: "Die gewählte Regierung der Ukraine wurde 2014 durch einen illegalen Staatsstreich abgesetzt." Der SPIEGEL fährt dazwischen: "In einer Revolution." Roger Waters lässt sich nicht beirren: "Nun, ja. Wir sprechen hier über den Maidan. Sie nennen es eine Revolution, ich nenne es einen Putsch."
Eine Europa-Tour führt ihn 2023 auch durch deutsche Städte: Hamburg, Frankfurt und Köln beispielsweise. Diese Konzerte sind eine bewegende Polit-Manifestation fast von vorne bis hinten. Er bekundet seine Solidarität für den in London inhaftierten, von Abschiebung in die USA und dort mit 175 Jahre Haft oder gar Todesstrafe bedrohten Julian Assange und für die ihrer Menschenrechte beraubten Palästinenser (nicht wenige standen in Köln vor der Halle und bedankten sich bei Roger Waters mit entsprechenden Schildern und Transparenten.) "Resist Capitalism, resist facism, resist racism, resist militarism, resist war", ist in großen Lettern auf riesigen LED-Wänden, die in Kreuzform über der Bühne schweben, zu lesen. Von Reagan über Obama bis Biden werden die US-Präsidenten als Kriegsverbrecher vorgeführt. Jetzt wird deutlich, warum auf Roger Waters eine mediale Hetzjagd veranstaltet wird.
Was wird ihm alles angehängt, um ihn in der Öffentlichkeit unmöglich zu machen? Mit ihm würde "einer Symbolfigur für Rassismus und Antisemitismus ein Forum geboten". Die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, die die Grundrechtebewegung mit dem jüdisch konnotierten Begriff "Mischpoke" verunglimpft hat, erklärt, dass die Grenzen des Hinnehmbaren überschritten seien. Der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker: Roger Waters trete "mit zunehmender Aggressivität" für die "antisemitische Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions)" ein. Der NDR lässt verlauten, Roger Waters habe sich im Krieg in der Ukraine öffentlich auf die Seite Russlands geschlagen. "In Frankfurt sollte daraufhin ein Konzert abgesagt werden, was aber vom Verwaltungsgericht wieder einkassiert wurde." Und das Fazit: "Es scheint, in der Weltsicht von Roger Waters hat jeder Unrecht. Die westliche Welt? Eine Bande von Verbrechern. Der Planet am Abgrund. Kein Optimismus, keine konstruktive Kritik, keine Vision."
Dass das vollends aus der Luft gegriffen ist, belegen die folgenden Auszüge aus einer Rede, die Roger Waters gehalten hat: "Die stimmlose Mehrheit ist besorgt, dass [...] Ihre Kriege den Planeten zerstören werden, der unsere Heimat ist, und dass wir zusammen mit allen anderen Lebewesen auf dem Altar geopfert werden – für zwei Dinge: Gewinne aus dem Krieg, um die Taschen der ganz, ganz wenigen zu füllen, und der hegemoniale Marsch irgendeines Imperiums in Richtung unipolare Weltherrschaft. Bitte versichern Sie uns, dass dies nicht Ihre Vision ist, denn auf diesem Weg gibt es kein gutes Ergebnis. Diese Straße führt nur in eine Katastrophe. [...] Präsident Biden, Präsident Putin, Präsident Zelenski, USA, NATO, Russland, EU, Sie alle, bitte ändern Sie den Kurs jetzt. Stimmen Sie heute einem Waffenstillstand in der Ukraine zu. [...] Stellen Sie sich das kollektive globale Aufatmen vor. Den Freudenausbruch. Die internationale Vereinigung von Stimmen in Harmonie, die eine Hymne an den Frieden singen!" Das äußerte Roger Waters am 8. Februar 2023 vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.
Fotos vom Auftritt von Roger Waters am 9. Juni 2023 in Köln:
Free-Assange-Initiative (vor der Arena)
Roger Waters mit Stella Assange (aus einem Plakat eines Free-Assange-Info-Standes in der Arena)
Palästinenser bedanken sich bei Rogers Waters (vor der Arena)
Free-Assange-Info-Stand (in der Arena)
Auftritt von Roger Waters
Projektion beim Auftritt von Roger Waters
Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 45 (Juni 2023) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.
Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/
Online-Flyer Nr. 815 vom 19.07.2023
Aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 45
Vorhang auf für Roger Waters
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Zum zweiten Mal hebt sich der Vorhang für den widerständigen Musiker und Songwriter Roger Waters, Mitbegründer von Pink Floyd. Er bewegt die Menschen. Und einige von ihnen versetzt er in Aufruhr. Es sind die Machthaber des "Westens" und ihre Handlanger, denen Roger Waters ein Dorn im Auge ist und die alles versuchen, ihn zu stoppen – doch ohne Erfolg. Im März 2023 versucht der SPIEGEL, ihn in die Enge zu treiben. Zur Ukraine sagt Roger Waters: "Die gewählte Regierung der Ukraine wurde 2014 durch einen illegalen Staatsstreich abgesetzt." Der SPIEGEL fährt dazwischen: "In einer Revolution." Roger Waters lässt sich nicht beirren: "Nun, ja. Wir sprechen hier über den Maidan. Sie nennen es eine Revolution, ich nenne es einen Putsch."
Eine Europa-Tour führt ihn 2023 auch durch deutsche Städte: Hamburg, Frankfurt und Köln beispielsweise. Diese Konzerte sind eine bewegende Polit-Manifestation fast von vorne bis hinten. Er bekundet seine Solidarität für den in London inhaftierten, von Abschiebung in die USA und dort mit 175 Jahre Haft oder gar Todesstrafe bedrohten Julian Assange und für die ihrer Menschenrechte beraubten Palästinenser (nicht wenige standen in Köln vor der Halle und bedankten sich bei Roger Waters mit entsprechenden Schildern und Transparenten.) "Resist Capitalism, resist facism, resist racism, resist militarism, resist war", ist in großen Lettern auf riesigen LED-Wänden, die in Kreuzform über der Bühne schweben, zu lesen. Von Reagan über Obama bis Biden werden die US-Präsidenten als Kriegsverbrecher vorgeführt. Jetzt wird deutlich, warum auf Roger Waters eine mediale Hetzjagd veranstaltet wird.
Was wird ihm alles angehängt, um ihn in der Öffentlichkeit unmöglich zu machen? Mit ihm würde "einer Symbolfigur für Rassismus und Antisemitismus ein Forum geboten". Die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, die die Grundrechtebewegung mit dem jüdisch konnotierten Begriff "Mischpoke" verunglimpft hat, erklärt, dass die Grenzen des Hinnehmbaren überschritten seien. Der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker: Roger Waters trete "mit zunehmender Aggressivität" für die "antisemitische Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions)" ein. Der NDR lässt verlauten, Roger Waters habe sich im Krieg in der Ukraine öffentlich auf die Seite Russlands geschlagen. "In Frankfurt sollte daraufhin ein Konzert abgesagt werden, was aber vom Verwaltungsgericht wieder einkassiert wurde." Und das Fazit: "Es scheint, in der Weltsicht von Roger Waters hat jeder Unrecht. Die westliche Welt? Eine Bande von Verbrechern. Der Planet am Abgrund. Kein Optimismus, keine konstruktive Kritik, keine Vision."
Dass das vollends aus der Luft gegriffen ist, belegen die folgenden Auszüge aus einer Rede, die Roger Waters gehalten hat: "Die stimmlose Mehrheit ist besorgt, dass [...] Ihre Kriege den Planeten zerstören werden, der unsere Heimat ist, und dass wir zusammen mit allen anderen Lebewesen auf dem Altar geopfert werden – für zwei Dinge: Gewinne aus dem Krieg, um die Taschen der ganz, ganz wenigen zu füllen, und der hegemoniale Marsch irgendeines Imperiums in Richtung unipolare Weltherrschaft. Bitte versichern Sie uns, dass dies nicht Ihre Vision ist, denn auf diesem Weg gibt es kein gutes Ergebnis. Diese Straße führt nur in eine Katastrophe. [...] Präsident Biden, Präsident Putin, Präsident Zelenski, USA, NATO, Russland, EU, Sie alle, bitte ändern Sie den Kurs jetzt. Stimmen Sie heute einem Waffenstillstand in der Ukraine zu. [...] Stellen Sie sich das kollektive globale Aufatmen vor. Den Freudenausbruch. Die internationale Vereinigung von Stimmen in Harmonie, die eine Hymne an den Frieden singen!" Das äußerte Roger Waters am 8. Februar 2023 vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.
Fotos vom Auftritt von Roger Waters am 9. Juni 2023 in Köln:
Free-Assange-Initiative (vor der Arena)
Roger Waters mit Stella Assange (aus einem Plakat eines Free-Assange-Info-Standes in der Arena)
Palästinenser bedanken sich bei Rogers Waters (vor der Arena)
Free-Assange-Info-Stand (in der Arena)
Auftritt von Roger Waters
Projektion beim Auftritt von Roger Waters
Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 45 (Juni 2023) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.
Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/
Online-Flyer Nr. 815 vom 19.07.2023