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Kultur und Wissen
Neues Denken und Handeln - EU-Hymne: „Alle Menschen werden Brüder“
Migranten aus armen Ländern nicht ablehnen oder bekämpfen, sondern gegen den Hunger und die Ungleichheit in der Welt aufstehen!
Von Rudolf Hänsel
Als ich vor kurzem zusammen mit meiner Frau meine Wahlheimat verließ, um in einer Weltstadt der EU nach vielen Jahren geschätzte Freunde zu treffen, die Freundschaft mit ihnen zu pflegen und mich mit ihnen auszutauschen sowie meine Muttersprache wieder zu hören, fiel mir auf, dass ich auf der Straße statt der deutschen viel öfter die arabische und persische Sprache hörte und viele muslimisch gekleidete Frauen mit Kopftüchern sah. Da mir dieses ungewohnte Erlebnis ein wenig Unbehagen bereitete, dachte ich ernsthafter über dieses Problem nach und erinnerte mich gleichzeitig an den Text der Hymne der Europäischen Union, in der es in der ersten Strophe einer späteren Fassung heißt: „Alle Menschen werden Brüder“ (im Sinne von Brüderlichkeit) (1).
Wir sollten aufhören, die Migranten aus den armen Ländern des Südens, die zu Tausenden legal oder illegal in die Länder der Europäischen Union oder der USA strömen, argwöhnisch zu beäugen und sie auf die eine oder andere Art und Weise zu bekämpfen; wir sollten vielmehr gegen den gewollten Hunger und die zum Himmel schreiende Ungleichheit in der Welt vorgehen und uns offen zur Einheit des Menschengeschlechts bekennen.
„Freude, schöner Götterfunken“
Das Lobgedicht (Ode) an die Freude ist das berühmte Gedicht von Friedrich Schiller, das bereits 1785 entstand und von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 9. Sinfonie vertont wurde. Das Gedicht, das in seiner frühen Fassung aus 9 Strophen zu je 8 Versen bestand, beschreibt sehr emotional und feierlich das Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freude sowie der Freundschaft verbunden sind (2).
Da Schiller sein eigenes Werk kritisch betrachtete, änderte er den Text mehrfach: Die erste Strophe der 1808 posthum veröffentlichten Variante lautet gemäß Wikipedia (3):
„Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.“
Nachdem in der ersten Strophe der Kontext des Gedichts geschaffen wird, spricht die zweite Strophe vom „Großen Wurf“, der insbesondere darin besteht, „eines Freundes Freund zu seyn“ . Der soziale „Bund“ im Sinne von Gemeinschaftlichkeit und Freundschaft soll als Krönung des Lebens verstanden werden, das „Erdenrund“ als Bund aller Menschen (4).
Dass Ludwig van Beethoven seine 9. Sinfonie in einer Zeit der politischen Restauration im Jahr 1824 mit einem Chorgesang mit Schillers Text enden ließ, wurde von einem Zeitgenossen folgendermaßen bewertet – und erinnert an die heutige Zeit:
„Nach all dem politischen Wirrwarr und den Schrecknissen der Zeit, die auch Beethoven selbst erlebt hat, ist dieses Werk am Ende ein Appell, eine Sehnsucht nach Verbrüderung, nach Freude und Jubel, nach der Utopie eines Weltfriedens, nach einer Welt ohne Kriege und Zerstörung.“ (5)
Seit 1972 ist die Melodie die Hymne des Europarats, seine Instrumentalversion seit 1985 offizielle Hymne der Europäischen Union.
„Freiheit, schöner Götterfunken“
Zum Weihnachtsfest 1989 wurde Beethovens 9. Sinfonie im Ostberliner Konzerthaus unter der Leitung des berühmten US-amerikanischen Dirigenten, Komponisten und Pianisten Leonhard Bernstein mit dem geänderten Text „Freiheit, schöner Götterfunken“ aufgeführt. Der Grund war der Fall der Berliner Mauer einen Monat zuvor (6).
Die Länder und Staaten des globalen Südens schließen sich diesem geänderten Text sicherlich gerne an, ist die Freiheit doch ein hohes Gut, das es immer und überall zu verteidigen gilt.
Der US-Star-Ökonom Jeffrey Sachs sprach in einem Interview mit dem geopolitischen YouTube-Podcast „The Duran“ in diesem Zusammenhang laut „Russia Today DE“ vom 18. September 2023 vom Ende der US-Hegemonie als Teil eines natürlichen Zyklus‘. Sachs ging auf die beiden gegensätzlichen „Denkweisen“ ein, welche die Geopolitik prägen und sagte:
„Auf der einen Seite, unter Berufung auf Adam Smith, eine Haltung der Offenheit, von der alle Nationen nur profitieren können, auf der anderen Seite das Bestreben, andere unterzuordnen und die ‚Nummer eins‘ sein zu wollen. Die Vereinigten Staaten und Europa hätten in Bezug auf diesen letzten Punkt die Geschichte geschrieben. China hingegen habe in der Geschichte noch nie eine Bedrohung dargestellt. (…). Die ‚Tragödie‘ der Großmachtpolitik ist ein westliches Konzept – wir dürfen uns dieser Tragödie nicht ergeben.“ (7)
Lernen, uns zur Einheit des Menschengeschlechts zu bekennen
Für den Aufbau von Vertrauen zu den Mitmenschen – egal welcher Nationalität – sind die Informationen und kulturellen Werte, die Eltern und Erzieher täglich an das Kind herantragen, von entscheidender Bedeutung.
Das Menschenbild der christlich-abendländischen Kultur besagt, dass der Mensch – auch schon das kleine Kind – schlechte Eigenschaften in sich trägt. Mit dieser Information – sei sie bewusst oder unbewusst – treten die Erzieher in der Regel an das Kind heran. Dadurch bekommt das Kind Angst vor dem anderen Menschen. Wenn das Kind lernt, Angst zu haben, durchzieht das sein ganzes Tun und Handeln und wie es sich in der Gemeinschaft bewegt und gibt. Die Gefühlsreaktion der Angst wird dann ein Bestandteil seines Charakters, den es bis ins Erwachsenenalter mehr oder weniger bewusst in jede zwischenmenschliche Beziehung hineinträgt.
Es ist also entscheidend, welche Art von Informationen und welche kulturell vorherrschenden Werte sie an das Kind herantragen. Wird das Kind durch unwahre Informationen und/oder verwirrende Lügen verunsichert und getäuscht, wird es sich auch noch als erwachsener Mensch von allen Mitmenschen distanzieren.
Wir wissen heute noch nicht, wann das Menschheitsgewissen die so genannte „absolute Wahrheit“ verkünden wird, wonach die Menschen zusammengehören und unter dem Gesetz stehen, zusammenzuwirken und einander die Hände zu reichen. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass der Bestand des Menschengeschlechts davon abhängen wird, dass sich die Menschen zur allmenschlichen Solidarität bekennen.
Kulturelle Besonderheiten der verschiedenen Nationen sollten weiterhin bestehen bleiben; sie werden eine immense Bereicherung sein.
Fussnoten:
(1) https://wikipedia.org/wiki/An_die_Freude
(2) A. a. O.
(3) A. a. O.
(4) A. a. O.
(5) A. a. O.
(6) A. a. O.
(7) https://de.rt.com/international/181178-us-oekonom-jeffrey-sachs-ende-500-jährigen-westlichen-hegemonie-unvermeidlich/
English version:
New thinking and action - EU Anthem: "All men become brothers".
Don't reject or fight migrants from poor countries, but stand up against world hunger and inequality!
By Dr. Rudolf Hänsel
When I recently left my adopted country together with my wife to meet cherished friends in a cosmopolitan city of the EU after many years, to cultivate friendship and exchange ideas with them and to hear my mother tongue again, I noticed that on the street I heard the Arabic and Persian languages much more often instead of German and saw many Muslim-clad women wearing headscarves. As this unfamiliar experience made me a little uncomfortable, I thought more seriously about this problem and at the same time remembered the text of the European Union anthem, which in the first stanza of a later version says: "All men become brothers" (in the sense of brotherhood) (1).
We should stop being suspicious of the migrants from the poor countries of the South, thousands of whom are pouring into the countries of the European Union or the USA, legally or illegally, and fight them in one way or another; rather, we should take action against the deliberate hunger and the inequality in the world that is crying out to heaven, and openly profess the unity of the human race.
"Joy, beautiful spark of the gods"
The poem of praise (Ode) to Joy is the famous poem by Friedrich Schiller, written as early as 1785 and set to music by Ludwig van Beethoven in the 4th movement of his 9th Symphony. The poem, which in its early version consisted of 9 stanzas of 8 verses each, describes very emotionally and solemnly the ideal of a society of equal people bound together by the bond of joy as well as friendship (2).
Since Schiller was critical of his own work, he changed the text several times: according to Wikipedia (3), the first stanza of the variant published posthumously in 1808 reads:
"Joy, beautiful spark of the gods,
Daughter of Elisium,
We enter drunk with fire,
Heavenly, thy sanctuary.
Your spells bind again,
What fashion strictly divides,
All men become brothers,
Where thy gentle wing dwells."
After the context of the poem is established in the first stanza, the second stanza speaks of the "great litter", which consists in particular of "being a friend of a friend". The social "Bund" in the sense of communality and friendship is to be understood as the crowning of life, the "Erdenrund" as the covenant of all people (4).
The fact that Ludwig van Beethoven had his 9th Symphony end with a choral song with Schiller's text in a time of political restoration in 1824 was assessed by a contemporary as follows - and is reminiscent of today:
"After all the political confusion and horrors of the time, which Beethoven himself also experienced, this work is in the end an appeal, a longing for fraternisation, for joy and jubilation, for the utopia of a world peace, for a world without wars and destruction." (5)
The melody has been the anthem of the Council of Europe since 1972, and its instrumental version has been the official anthem of the European Union since 1985.
"Freiheit, schöner Götterfunken"
For Christmas 1989, Beethoven's 9th Symphony was performed in the East Berlin Konzerthaus under the baton of the famous US conductor, composer and pianist Leonhard Bernstein with the altered text "Freiheit, schöner Götterfunken". The reason was the fall of the Berlin Wall a month earlier (6).
The countries and states of the global South are certainly happy to join in this amended text, as freedom is after all a high good that must be defended always and everywhere.
In an interview with the geopolitical YouTube podcast "The Duran", the US star economist Jeffrey Sachs spoke in this context of the end of US hegemony as part of a natural cycle, according to Russia Today DE of 18 September 2023. Sachs elaborated on the two opposing "mindsets" that shape geopolitics, saying:
"On the one hand, invoking Adam Smith, an attitude of openness from which all nations can only benefit, on the other hand, the desire to subordinate others and to be 'number one'". The United States and Europe have made history on this last point. China, on the other hand, has never posed a threat in history. (...). The 'tragedy' of great power politics is a Western concept - we must not surrender to it." (7)
Learning to embrace the unity of the human race
In building trust with fellow human beings - regardless of nationality - the information and cultural values that parents and educators bring to the child on a daily basis are crucial.
The image of man of the Christian occidental culture says that man - even the small child - carries bad qualities within himself. The educators usually approach the child with this information - whether consciously or unconsciously. This makes the child afraid of the other person. When the child learns to be afraid, this permeates all his actions and how he moves and gives himself in the community. The emotional reaction of fear then becomes a component of his character, which he carries into adulthood more or less consciously into every interpersonal relationship.
It is therefore crucial what kind of information and what culturally prevailing values they bring to the child. If the child is unsettled and deceived by untrue information and/or confusing lies, he or she will continue to distance himself or herself from all fellow human beings even as an adult.
We do not know today when the human conscience will proclaim the so-called "absolute truth", according to which human beings belong together and are under the law to cooperate and join hands with each other. There is no doubt, however, that the existence of the human race will depend on people professing all-human solidarity.
Cultural particularities of different nations should continue to exist; they will be an immense enrichment.
Footnotes:
(1) https://wikipedia.org/wiki/An_die_Freude
(2) op. cit.
(3) op. cit.
(4) A. a. O.
(5) A. a. O.
(6) A. a. O.
(7) https://de.rt.com/international/181178-us-oekonom-jeffrey-sachs-ende-500-jährigen-westlichen-hegemonie-unvermeidlich/
Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Schul-Rektor, Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe. Nach seinen Universitätsstudien wurde er wissenschaftlicher Lehrer in der Erwachsenenbildung. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden. Für seine Verdienste um Serbien bekam er 2021 von den Universitäten Belgrad und Novi Sad den Republik-Preis „Kapitän Misa Anastasijevic“ verliehen.
Dr. Rudolf Lothar Hänsel is a school rector, educational scientist and qualified psychologist. After his university studies he became an academic teacher in adult education. As a retiree he worked as a psychotherapist in his own practice. In his books and professional articles, he calls for a conscious ethical-moral education in values as well as an education for public spirit and peace. For his services to Serbia, he was awarded the Republic Prize "Captain Misa Anastasijevic" by the Universities of Belgrade and Novi Sad in 2021.
Online-Flyer Nr. 819 vom 20.09.2023
Neues Denken und Handeln - EU-Hymne: „Alle Menschen werden Brüder“
Migranten aus armen Ländern nicht ablehnen oder bekämpfen, sondern gegen den Hunger und die Ungleichheit in der Welt aufstehen!
Von Rudolf Hänsel
Als ich vor kurzem zusammen mit meiner Frau meine Wahlheimat verließ, um in einer Weltstadt der EU nach vielen Jahren geschätzte Freunde zu treffen, die Freundschaft mit ihnen zu pflegen und mich mit ihnen auszutauschen sowie meine Muttersprache wieder zu hören, fiel mir auf, dass ich auf der Straße statt der deutschen viel öfter die arabische und persische Sprache hörte und viele muslimisch gekleidete Frauen mit Kopftüchern sah. Da mir dieses ungewohnte Erlebnis ein wenig Unbehagen bereitete, dachte ich ernsthafter über dieses Problem nach und erinnerte mich gleichzeitig an den Text der Hymne der Europäischen Union, in der es in der ersten Strophe einer späteren Fassung heißt: „Alle Menschen werden Brüder“ (im Sinne von Brüderlichkeit) (1).
Wir sollten aufhören, die Migranten aus den armen Ländern des Südens, die zu Tausenden legal oder illegal in die Länder der Europäischen Union oder der USA strömen, argwöhnisch zu beäugen und sie auf die eine oder andere Art und Weise zu bekämpfen; wir sollten vielmehr gegen den gewollten Hunger und die zum Himmel schreiende Ungleichheit in der Welt vorgehen und uns offen zur Einheit des Menschengeschlechts bekennen.
„Freude, schöner Götterfunken“
Das Lobgedicht (Ode) an die Freude ist das berühmte Gedicht von Friedrich Schiller, das bereits 1785 entstand und von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 9. Sinfonie vertont wurde. Das Gedicht, das in seiner frühen Fassung aus 9 Strophen zu je 8 Versen bestand, beschreibt sehr emotional und feierlich das Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freude sowie der Freundschaft verbunden sind (2).
Da Schiller sein eigenes Werk kritisch betrachtete, änderte er den Text mehrfach: Die erste Strophe der 1808 posthum veröffentlichten Variante lautet gemäß Wikipedia (3):
„Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.“
Nachdem in der ersten Strophe der Kontext des Gedichts geschaffen wird, spricht die zweite Strophe vom „Großen Wurf“, der insbesondere darin besteht, „eines Freundes Freund zu seyn“ . Der soziale „Bund“ im Sinne von Gemeinschaftlichkeit und Freundschaft soll als Krönung des Lebens verstanden werden, das „Erdenrund“ als Bund aller Menschen (4).
Dass Ludwig van Beethoven seine 9. Sinfonie in einer Zeit der politischen Restauration im Jahr 1824 mit einem Chorgesang mit Schillers Text enden ließ, wurde von einem Zeitgenossen folgendermaßen bewertet – und erinnert an die heutige Zeit:
„Nach all dem politischen Wirrwarr und den Schrecknissen der Zeit, die auch Beethoven selbst erlebt hat, ist dieses Werk am Ende ein Appell, eine Sehnsucht nach Verbrüderung, nach Freude und Jubel, nach der Utopie eines Weltfriedens, nach einer Welt ohne Kriege und Zerstörung.“ (5)
Seit 1972 ist die Melodie die Hymne des Europarats, seine Instrumentalversion seit 1985 offizielle Hymne der Europäischen Union.
„Freiheit, schöner Götterfunken“
Zum Weihnachtsfest 1989 wurde Beethovens 9. Sinfonie im Ostberliner Konzerthaus unter der Leitung des berühmten US-amerikanischen Dirigenten, Komponisten und Pianisten Leonhard Bernstein mit dem geänderten Text „Freiheit, schöner Götterfunken“ aufgeführt. Der Grund war der Fall der Berliner Mauer einen Monat zuvor (6).
Die Länder und Staaten des globalen Südens schließen sich diesem geänderten Text sicherlich gerne an, ist die Freiheit doch ein hohes Gut, das es immer und überall zu verteidigen gilt.
Der US-Star-Ökonom Jeffrey Sachs sprach in einem Interview mit dem geopolitischen YouTube-Podcast „The Duran“ in diesem Zusammenhang laut „Russia Today DE“ vom 18. September 2023 vom Ende der US-Hegemonie als Teil eines natürlichen Zyklus‘. Sachs ging auf die beiden gegensätzlichen „Denkweisen“ ein, welche die Geopolitik prägen und sagte:
„Auf der einen Seite, unter Berufung auf Adam Smith, eine Haltung der Offenheit, von der alle Nationen nur profitieren können, auf der anderen Seite das Bestreben, andere unterzuordnen und die ‚Nummer eins‘ sein zu wollen. Die Vereinigten Staaten und Europa hätten in Bezug auf diesen letzten Punkt die Geschichte geschrieben. China hingegen habe in der Geschichte noch nie eine Bedrohung dargestellt. (…). Die ‚Tragödie‘ der Großmachtpolitik ist ein westliches Konzept – wir dürfen uns dieser Tragödie nicht ergeben.“ (7)
Lernen, uns zur Einheit des Menschengeschlechts zu bekennen
Für den Aufbau von Vertrauen zu den Mitmenschen – egal welcher Nationalität – sind die Informationen und kulturellen Werte, die Eltern und Erzieher täglich an das Kind herantragen, von entscheidender Bedeutung.
Das Menschenbild der christlich-abendländischen Kultur besagt, dass der Mensch – auch schon das kleine Kind – schlechte Eigenschaften in sich trägt. Mit dieser Information – sei sie bewusst oder unbewusst – treten die Erzieher in der Regel an das Kind heran. Dadurch bekommt das Kind Angst vor dem anderen Menschen. Wenn das Kind lernt, Angst zu haben, durchzieht das sein ganzes Tun und Handeln und wie es sich in der Gemeinschaft bewegt und gibt. Die Gefühlsreaktion der Angst wird dann ein Bestandteil seines Charakters, den es bis ins Erwachsenenalter mehr oder weniger bewusst in jede zwischenmenschliche Beziehung hineinträgt.
Es ist also entscheidend, welche Art von Informationen und welche kulturell vorherrschenden Werte sie an das Kind herantragen. Wird das Kind durch unwahre Informationen und/oder verwirrende Lügen verunsichert und getäuscht, wird es sich auch noch als erwachsener Mensch von allen Mitmenschen distanzieren.
Wir wissen heute noch nicht, wann das Menschheitsgewissen die so genannte „absolute Wahrheit“ verkünden wird, wonach die Menschen zusammengehören und unter dem Gesetz stehen, zusammenzuwirken und einander die Hände zu reichen. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass der Bestand des Menschengeschlechts davon abhängen wird, dass sich die Menschen zur allmenschlichen Solidarität bekennen.
Kulturelle Besonderheiten der verschiedenen Nationen sollten weiterhin bestehen bleiben; sie werden eine immense Bereicherung sein.
Fussnoten:
(1) https://wikipedia.org/wiki/An_die_Freude
(2) A. a. O.
(3) A. a. O.
(4) A. a. O.
(5) A. a. O.
(6) A. a. O.
(7) https://de.rt.com/international/181178-us-oekonom-jeffrey-sachs-ende-500-jährigen-westlichen-hegemonie-unvermeidlich/
English version:
New thinking and action - EU Anthem: "All men become brothers".
Don't reject or fight migrants from poor countries, but stand up against world hunger and inequality!
By Dr. Rudolf Hänsel
When I recently left my adopted country together with my wife to meet cherished friends in a cosmopolitan city of the EU after many years, to cultivate friendship and exchange ideas with them and to hear my mother tongue again, I noticed that on the street I heard the Arabic and Persian languages much more often instead of German and saw many Muslim-clad women wearing headscarves. As this unfamiliar experience made me a little uncomfortable, I thought more seriously about this problem and at the same time remembered the text of the European Union anthem, which in the first stanza of a later version says: "All men become brothers" (in the sense of brotherhood) (1).
We should stop being suspicious of the migrants from the poor countries of the South, thousands of whom are pouring into the countries of the European Union or the USA, legally or illegally, and fight them in one way or another; rather, we should take action against the deliberate hunger and the inequality in the world that is crying out to heaven, and openly profess the unity of the human race.
"Joy, beautiful spark of the gods"
The poem of praise (Ode) to Joy is the famous poem by Friedrich Schiller, written as early as 1785 and set to music by Ludwig van Beethoven in the 4th movement of his 9th Symphony. The poem, which in its early version consisted of 9 stanzas of 8 verses each, describes very emotionally and solemnly the ideal of a society of equal people bound together by the bond of joy as well as friendship (2).
Since Schiller was critical of his own work, he changed the text several times: according to Wikipedia (3), the first stanza of the variant published posthumously in 1808 reads:
"Joy, beautiful spark of the gods,
Daughter of Elisium,
We enter drunk with fire,
Heavenly, thy sanctuary.
Your spells bind again,
What fashion strictly divides,
All men become brothers,
Where thy gentle wing dwells."
After the context of the poem is established in the first stanza, the second stanza speaks of the "great litter", which consists in particular of "being a friend of a friend". The social "Bund" in the sense of communality and friendship is to be understood as the crowning of life, the "Erdenrund" as the covenant of all people (4).
The fact that Ludwig van Beethoven had his 9th Symphony end with a choral song with Schiller's text in a time of political restoration in 1824 was assessed by a contemporary as follows - and is reminiscent of today:
"After all the political confusion and horrors of the time, which Beethoven himself also experienced, this work is in the end an appeal, a longing for fraternisation, for joy and jubilation, for the utopia of a world peace, for a world without wars and destruction." (5)
The melody has been the anthem of the Council of Europe since 1972, and its instrumental version has been the official anthem of the European Union since 1985.
"Freiheit, schöner Götterfunken"
For Christmas 1989, Beethoven's 9th Symphony was performed in the East Berlin Konzerthaus under the baton of the famous US conductor, composer and pianist Leonhard Bernstein with the altered text "Freiheit, schöner Götterfunken". The reason was the fall of the Berlin Wall a month earlier (6).
The countries and states of the global South are certainly happy to join in this amended text, as freedom is after all a high good that must be defended always and everywhere.
In an interview with the geopolitical YouTube podcast "The Duran", the US star economist Jeffrey Sachs spoke in this context of the end of US hegemony as part of a natural cycle, according to Russia Today DE of 18 September 2023. Sachs elaborated on the two opposing "mindsets" that shape geopolitics, saying:
"On the one hand, invoking Adam Smith, an attitude of openness from which all nations can only benefit, on the other hand, the desire to subordinate others and to be 'number one'". The United States and Europe have made history on this last point. China, on the other hand, has never posed a threat in history. (...). The 'tragedy' of great power politics is a Western concept - we must not surrender to it." (7)
Learning to embrace the unity of the human race
In building trust with fellow human beings - regardless of nationality - the information and cultural values that parents and educators bring to the child on a daily basis are crucial.
The image of man of the Christian occidental culture says that man - even the small child - carries bad qualities within himself. The educators usually approach the child with this information - whether consciously or unconsciously. This makes the child afraid of the other person. When the child learns to be afraid, this permeates all his actions and how he moves and gives himself in the community. The emotional reaction of fear then becomes a component of his character, which he carries into adulthood more or less consciously into every interpersonal relationship.
It is therefore crucial what kind of information and what culturally prevailing values they bring to the child. If the child is unsettled and deceived by untrue information and/or confusing lies, he or she will continue to distance himself or herself from all fellow human beings even as an adult.
We do not know today when the human conscience will proclaim the so-called "absolute truth", according to which human beings belong together and are under the law to cooperate and join hands with each other. There is no doubt, however, that the existence of the human race will depend on people professing all-human solidarity.
Cultural particularities of different nations should continue to exist; they will be an immense enrichment.
Footnotes:
(1) https://wikipedia.org/wiki/An_die_Freude
(2) op. cit.
(3) op. cit.
(4) A. a. O.
(5) A. a. O.
(6) A. a. O.
(7) https://de.rt.com/international/181178-us-oekonom-jeffrey-sachs-ende-500-jährigen-westlichen-hegemonie-unvermeidlich/
Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Schul-Rektor, Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe. Nach seinen Universitätsstudien wurde er wissenschaftlicher Lehrer in der Erwachsenenbildung. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden. Für seine Verdienste um Serbien bekam er 2021 von den Universitäten Belgrad und Novi Sad den Republik-Preis „Kapitän Misa Anastasijevic“ verliehen.
Dr. Rudolf Lothar Hänsel is a school rector, educational scientist and qualified psychologist. After his university studies he became an academic teacher in adult education. As a retiree he worked as a psychotherapist in his own practice. In his books and professional articles, he calls for a conscious ethical-moral education in values as well as an education for public spirit and peace. For his services to Serbia, he was awarded the Republic Prize "Captain Misa Anastasijevic" by the Universities of Belgrade and Novi Sad in 2021.
Online-Flyer Nr. 819 vom 20.09.2023