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Aktueller Online-Flyer vom 23. November 2024  

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Krieg und Frieden
Die kriegerischen Brandherde auf diesem Globus vermehren sich in beunruhigender Weise. Wann wird aus dem Schwelbrand ein globaler Flächenbrand?
Wer braucht einen Dritten Weltkrieg?
Von Hermann Ploppa

Es ist einfach beängstigend, wie fast jeden Tag neue Kriegsherde aufgemacht werden. Da war doch was mit Syrien. Dazu noch Georgien gegen Russland. Der Ukraine-Krieg, der sich mit großer Brutalität vor unseren Augen abspielt. Dann wird mal eben die armenische Bevölkerung von Berg-Karabach in das armenische Mutterland verschoben. Nichts weniger als eine so genannte „ethnische Säuberung“ im Zeitraffer. Und schon platzt der Nahe Osten, mit unbeschreiblicher Brutalität vom ersten Kriegstag an. Es wäre schon verwegen zu glauben, dass sich diese Gewaltexplosion mal eben so wieder auf Null bringen lässt. Das riecht verdammt nach einem Dritten Weltkrieg. Was ist denn überhaupt ein Weltkrieg? Wodurch unterscheidet er sich von regional begrenzten Kriegen?

Inwiefern der Erste Weltkrieg wirklich die ganze Welt erfasst haben soll, ist nicht erkennbar. Die meisten Regionen dieses schönen Globus blieben von kriegerischen Handlungen verschont. Von einem Weltkrieg zu sprechen entspringt selbstverständlich nur die Ignoranz gewisser Eliten auf der Nordhalbkugel. Auch im Zweiten Weltkrieg blieb es im gesamten Amerika friedlich, was vielen Flüchtlingen aus Europa Sicherheit und Schutz bot.

Dagegen haben wir heute eine Friedensordnung, die den Namen nicht verdient. Fast überall auf der Welt brennt und schwelt es wie nie zuvor. Der Globalismus verschont keine Weltregion mehr. Alleine im Jahre 2022 wurden 363 Konflikte weltweit verzeichnet <1>. Dabei geht die Skalierung von feindseligen Disputen verschiedener Länder über Ressourcen oder Gebiete bis zum offenen Krieg von Armeen. Wussten Sie, dass in Myanmar gleich zwei kriegerische Konflikte toben? Wir wissen ein wenig über die furchtbaren Kriege im Sudan oder in Äthiopien. Ganz schlimm ist in Afrika die so genannte Demokratische Republik Kongo. Dort sind im Kampf um die für die Handyproduktion wichtige Förderung von Coltan oder um Gold bislang über sechs Millionen unschuldige Zivilisten ermordet worden <2>. Doch unsere Medien sind halt sehr selektiv bei ihrer Auswahl der berichtenswerten Kriege. Die Globalkonzerne wollen nun einmal bei ihrer Ausbeutung der Rohstoffe nicht mit den Völkern vor Ort teilen. Sie lassen die Rohstoffe von angeheuerten Killer-Truppen einfach rauben und außer Landes bringen. Oder ein schwaches Land wird als geostrategischer Vorposten gegen einen Rivalen benötigt. Das nennt man dann „Kampf gegen den Terror“ oder „humanitäre Intervention“. Aber diese grässlichen Schwelbrände bleiben regional begrenzt, wenn das anvisierte Ziel erreicht wurde: „Mission Accomplished“. Tatsächlich wurde das anvisierte Ziel oftmals nicht erreicht. Dann gab sich das Imperium mit verbrannter Erde zufrieden und zog weiter. So geschehen im Irak und in Afghanistan.

So lange die Großmächte diese Ordnung akzeptieren, ist das Umschlagen eines Schwelbrandes zum globalen Flächenbrand ausgeschlossen. Das nennt man dann „Friedensmission“ oder „Diplomatie“. Das hat bis vor kurzem wunderbar funktioniert. Doch jetzt ist diese diskrete Hinterzimmer-Diplomatie der Vereinbarungen unter vier Augen ins Stottern gekommen. Da sind jetzt so viele neue mittelgroße Mächte wie Türkei oder Indien, deren Regierungschefs bisweilen ziemlich rücksichtslos ihre eigenen nationalen Interessen durchsetzen. Unberechenbare Schachzüge halten uns in Atem. Auf der anderen Seite nur allzu verständlich, dass diese Spieler die ihnen vom gütigen Hegemon in Washington zugedachten Rollen nicht mehr ausfüllen wollen.

Droht jetzt der Umschlag in den Dritten Weltkrieg?


Schauen wir mal zurück in der Geschichte. Wie kam es zu den beiden Weltkriegen? Der Erste Weltkrieg entbrannte, weil die bisherige Weltmacht Nummer Eins Großbritannien mit Russland und Deutschland zwei äußerst dynamische Herausforderer vorfand. Der englische Geopolitiker Halford Mackinder sprach es 1904 schon aus: in dem Augenblick, wo die Seefahrt nicht mehr das effektivste Verkehrsmittel war, sondern durch Eisenbahn und Automobile auch Landmächte eine realistische Expansionsmöglichkeit gegeben waren, ab dem Moment war die Vorherrschaft Großbritanniens in Gefahr <3>. Nun galt es für Großbritannien, die aufstrebenden Kontinentalmächte zu deckeln und als Subunternehmer zu einem Teil der eigenen Herrschaft zu machen. Tatsächlich hatte Deutschland Großbritannien als Wirtschaftsmacht bereits im Jahre 1900 überholt. Durch den Ersten Weltkrieg gelang es dann tatsächlich die Herausforderer Russland und Deutschland zu deckeln. Aber Großbritannien und sein Verbündeter Frankreich waren jetzt massiv bei amerikanischen Banken verschuldet. Nun waren die USA Weltmacht Nummer eins.

Für alle am Krieg profitierenden Banken und Kartelle war klar: der nächste Weltkrieg musste geldpolitisch solider aufgezogen werden. Denn der profitable Erste Weltkrieg wäre um ein Haar bereits im Jahre 1917 zu Ende gewesen. Großbritannien und Frankreich waren pleite und hätten jetzt kapitulieren müssen. Deswegen wurde 1930 in Basel die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gegründet. Der Öffentlichkeit wurde gesagt, die BIZ solle die Reparationszahlungen Deutschlands an die Siegermächte effektiver abwickeln. Doch tatsächlich diente die BIZ allein nur dem Zweck dafür zu sorgen, dass alle Kriegsteilnehmer, Freund und Feind, Alliierte und Achsenmächte, immer regelmäßig mit Geld ausgestattet wurden, damit der Krieg bis zur Erreichung des Kriegsziels reibungslos weitergeführt werden konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dann die amerikanische „Friedensordnung“ errichtet mit all den Instrumenten, die sich seit der Gründung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich so wunderbar bewährt hatten. Mit dem Internationalen Währungsfond und der Weltbank konnte man nun irgendwann alle Länder dieser Welt auf „friedliche“ Weise an sich binden. Es gab immer die Sowjetunion, die ihre klar definierte Funktion als Begründung für absurd hohe Rüstungsausgaben der kapitalistischen Länder erfüllte. Nach der Abwicklung dieses geostrategischen Sparringspartners blieb die unilaterale Weltordnung, in der die USA tun und lassen konnte was sie wollte.

Doch diese straflose Weltbeherrschung durch die USA war auch der Anfang vom Ende. In der Pax Americana war China der Part des Subunternehmers der USA zugedacht. In ihrer Hybris träumten die US-Strategen, dass das Reich der Mitte sich dauerhaft mit dieser Rolle des Subunternehmers der USA zufriedengeben würde. Doch China hat ein klares Entwicklungskonzept. Und das sieht vor, dass China in einem klar definierten Zeitraum die USA überholen werden. Bereits im Jahre 2017 hat der Internationale Währungsfond die Volksrepublik China zur Wirtschaftsnation Nummer eins erklärt – in Begriffen der Kaufkraft und realer Wirtschaftsleistung, und wenn man nicht die Luftnummern an den Börsen mitrechnet <4>. Dazu hat China sich ein Umfeld von befreundeten Nationen geschaffen, die durch wirtschaftliche Kooperation an China gebunden werden.

USA setzt auf Abnutzungskrieg – und verliert

Hier finden wir wieder die Konstellation vor, die zum Ersten Weltkrieg geführt hat. Jetzt ist nicht Deutschland der Herausforderer der weltweiten Nummer Eins, sondern die Volksrepublik China. Die USA haben keine wirtschaftlichen Potentiale mehr, um China auf wirtschaftlichem Gebiet auszustechen. Die USA haben eine Staatsverschuldung von sage und schreibe 34 Billionen Dollar angehäuft. Und das bei einem Bruttoinolandsprodukt von lediglich 27 Billionen Dollar im letzten Jahr <5>. Hier ist einfach keine Luft mehr zur Durchführung eines Wirtschaftskrieges gegen China. Die einzigen Bereiche wo die USA noch glänzen können, sind ihre weltweit einmalig große Rüstung. Dazu ihre immer noch effizienten Intrigen gegen aufmüpfige nationale Regierungen durch Geheimdienste und so genannte „philanthropische“ Stiftungen. Da verzeichnen die USA nach wie vor beeindruckende Erfolge. Und sie zetteln immer neue Konfliktherde an, wo die Herausforderer Russland und China agieren müssen. Und wo die Herausforderer Abnutzungskriege führen sollen. Doch wie der Ukraine-Krieg eindrucksvoll belegt: bei diesen Stellvertreterkriegen werden nicht China und Russland abgenutzt, sondern die USA nebst ihren Vasallenstaaten. Doch statt jetzt angesichts der desaströsen Ergebnisse die Abnutzungsstrategie zu beenden, setzt die westliche Wertegemeinschaft stur darauf, immer neue Kriegsschauplätze aufzumachen. Wir werden sehen, wer den längeren Atem hat. Derweil sterben auf die Dauer unglaublich viele unschuldige Zivilisten in diesem dreckigen Spiel.

Anstatt dass Deutschland sich wie früher vornehm aus den handfesten Kriegshandlungen heraushält, scheint es die Bundesregierung gar nicht abwarten zu können, in immer neue Kriegsherde einzusteigen. Wie lange werden wir das noch klaglos über uns ergehen lassen?


Fußnoten:

<1> https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2736/umfrage/entwicklung-der-anzahl-von-konflikten-weltweit/
<2> https://www.deutschlandfunk.de/der-vergessene-krieg-110.html
<3> Hermann Ploppa: Der Griff nach Eurasien – Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland. Marburg 2019
<4> https://www.telepolis.de/features/China-schon-jetzt-Nummer-Eins-3813468.html?seite=all
<5> https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1975/umfrage/staatsverschuldung-der-usa/ und BIP 2023: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/14418/umfrage/bruttoinlandsprodukt-in-den-usa/

Erstveröffentlichung am 4. November 2023 bei apolut


Online-Flyer Nr. 821  vom 08.11.2023



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