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Aktueller Online-Flyer vom 10. Januar 2025  

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Aktionen der Vernetzungsinitiative „Zusammen für Frieden. Jetzt!“
2025: Jahr des Friedens
Von Arbeiterfotografie

Am 28. Dezember 2024, dem Tag der unschuldigen Kinder, ist 2025 als Jahr des Friedens ausgerufen worden – in Wiesbaden, Köln und weiteren Orten Deutschlands. In Köln war es im Rahmen der Vernetzungsinitiative „Zusammen für Frieden. Jetzt!“ die AG Frieden dieBasis Köln, die dazu eine Aktion vor dem Kölner Dom organisiert hat. "Frieden. Jetzt!" hieß es auf einem kleinen Schilderwald – von weiß gekleideten Aktiven präsentiert. Es war ein sonniger, ungewöhnlich windstiller, wenn auch kühler Wintertag, an dem auf der Domplatte wie selten Menschenmassen unterwegs waren. Viele von ihnen interessierten sich für das Dargebotene. Das war auch eine Installation im Stile der Klagemauer für Frieden und Völkerverständigung von Walter Herrmann, der hier 25 Jahre lang – von 1991 bis zu seinem Tod 2016 – präsent war. Als Zeichen des Friedenswillens haben sich die Beteiligten der Vernetzungsinitiative „Zusammen für Frieden. Jetzt!“ als gemeinsames Symbol die weiße Fahne ausgewählt. Sie ist das Zeichen des Friedens- und Verhandlungswillens gemäß der Haager Landkriegsordnung. Zudem schützt sie vor der Ausübung militärischer Gewalt. Vor dem Kölner Dom wehte sie als Bestandteil der Friedensinstallation. Auch ein kleiner Störtrupp der so genannten "Antifa" war zugegen. In Bremen hat es am gleichen Tag eine davon unabhängige Friedensaktion gegeben – ihr Slogan: Verhandeln! Die NRhZ dokumentiert die Aktionen in Köln und Bremen anhand von Fotografien der Arbeiterfotografie (Anneliese Fikentscher, Andreas Neumann und Georg Maria Vormschlag).


1 Köln – Weiße Fahne als Zeichen des Friedens- und Verhandlungswillens


2 Köln – Frieden. Jetzt!


3 Köln – Infostand und Friedensinstallation auf der Domplatte


4 Köln – Friedensinstallation – Ist nicht jeder Krieg eine Niederlage menschlichen Geistes?


5 Köln – Friedensinstallation


6 Köln – Frieden. Jetzt!


7 Köln – Friedensinstallation


8 Köln – Weiße Fahne als Zeichen des Friedens- und Verhandlungswillens


9 Köln – Frieden. Jetzt!


10 Köln – Frieden. Jetzt!


11 Köln – Frieden. Jetzt!


12 Köln – Soldaten aller Länder, geht nach Hause!


13 Köln – Friedensinstallation


14 Köln – Volker Reusing (Menschenrechts- und Friedensaktivist aus Wuppertal)


15 Köln – Friedensinstallation


16 Köln – Anneliese Fikentscher (AG Frieden dieBasis Köln)


17 Köln – Die Polizei hält die „Antifa“ auf Abstand


18 Köln – Friedensinstallation


19 Köln – Thierry Vandries (Nachdenkseiten-Gesprächskreis Köln)


20 Köln – Volker Reusing (Menschenrechts- und Friedensaktivist aus Wuppertal)


21 Köln – Friedensinstallation


22 Köln – Friedensinstallation


23 Köln – Friedensinstallation


24 Köln – An der Friedensinstallation


25 Köln – Friedensinstallation


26 Köln – Infostand mit Flugblatt „NATO raus – KRIEG aus“


27 Bremen – Verhandeln!


28 Bremen – Kein Krieg in meinem Namen


29 Bremen – Nein zu Kriegen


30 Bremen – Jeder Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit


Die Mahnwache vor dem Kölner Dom wies auf die schwächsten Opfer jedes Krieges hin: die Kinder. In der christlichen Tradition wird am 28. Dezember an den „Kindermord von Bethlehem erinnert, als König Herodes aus Furcht vor dem neugeborenen „König der Juden“ alle männlichen Neugeborenen ermorden ließ. Bethlehem, von dem christlichen Geistlichen Mitri Raheb auch als Hauptstadt von Weihnachten bezeichnet, ist im palästinensisch-israelischen Konfliktfeld zu einer Geisterstadt mutiert. Die Belagerung und der Beschuss des Küstenstreifens Gaza hat laut Amnesty international bis zum 07.10.2024 über 13.000 Kindern das Leben gekostet. Die in den USA lebende jüdische Migrantin Lilian Rosengarten formuliert es so: „Alle Kinder dieser Welt sind unsere Kinder.“ In Köln wird vor dem Portal der Kathedrale daher dringend die Beendigung aller Kriege unter deutscher Beteiligung wie Waffenlieferungen und Sanktionen gefordert. Es werde an das Friedensgebot des deutschen Grundgesetzes gemahnt, „dem Frieden der Welt zu dienen.“

Die größte Veranstaltung hat im Rhein-Main-Gebiet mit einer Sternfahrt aus Frankfurt, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden stattgefunden. Ziel war die im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim gelegene Clay-Kaserne der US-Armee. Im unmittelbar angrenzenden Wiesbadener Ortsteil Mainz-Kastell befindet sich das 2021 reaktivierte 56. Feldartillerie-Kommando – vergleichbar dem Drehkreuz für Militär-Einsätze im pfälzischen Ramstein. In Mainz-Kastell findet bereits seit 2021 die Ausbildung an Mittelstrecken-Hyperschall-Waffensystemen vom Typ Dark Eagle statt. Im Zuge des NATO-Nachrüstungsbeschlusses der 80er Jahre wurden von dort Pershing2-Raketen zentral gesteuert, die mit Abschluss des INF-Vertrages abgezogen wurden. Nach Vertragskündigung durch die USA wurde das dortige 56. Feldartillerie-Kommando wieder in Betrieb genommen. Für die Bevölkerung entstehe dadurch eine erhebliche Bedrohungslage, betonen die Organisatoren Michaele Kundermann und Chris Barth. Deshalb müssen die Menschen hierüber informiert werden, zumal für 2026 weitere Raketenstationierungen vom Langstreckentypus vorgesehen sind. Protestiert werde gegen die Eskalationspolitik der USA und der NATO. (Siehe dazu weiter unten die Rede von Eugen Drewermann)

In Bremen war es die DFG-VK Bremen, die Kundgebung und Mahnwache auf dem Bremer Marktplatz organisierte – unterstützt vom Bremer Friedensforum, aufstehen Bremen und weiteren Gruppen. Mit fast 600 Kerzen wurde ein großes Friedenszeichen auf dem Platz entzündet und das DFG-VK Logo (das gebrochene Gewehr) entfaltet. Es wurde über Aufrüstung, militärische Konfrontation und drohende Wehrpflicht informiert und für die Verweigerung aller Kriegsdienste geworben. Hier war es eine Ukraine-Jubelgruppe, die als Störtrupp fungierte.


Videobotschaft von Eugen Drewermann (Theologe, Autor und Friedensaktivist) in Wiesbaden

Meine sehr verehrten Damen und Herren, darf ich sagen: liebe Freundinnen und Freunde des Friedens! Ich bin Ihnen sehr dankbar für ihren Protest, den sie in Wiesbaden gegen die Kriegsertüchtigung und die immer weitere Ausrüstung Deutschlands leisten, denn wir dürfen so nicht weiter machen, wie unsere Politik derzeit gebieten will. Wir müssten „immer stärker werden“, „immer kampfbereiter werden“, „wir müssen der Ukraine immer schlimmere Waffen liefern“. Im Gegenteil: wir müssen damit aufhören, dass das was wir Politik nennen, auch im neuen Jahr das bleibt, was es immer war: eine ständige Ausdehnung von Angst, von Grausamkeit, von Mordbereitschaft, von der Fähigkeit über Leichen hin wegzugehen und auf den Friedhöfen zu reden vom Frieden.

Mit dieser ganzen Konzeption dessen, was wir Politik nennen, muss es ein Ende haben. Unsere Sicherheit geht nicht durch die Angst hervor, die wir dem anderen machen. Durch immer schrecklichere Mordgeräte. Die Sicherheit, die wir brauchen, kann nur hervorgehen aus einem Vertrauen, dass wir wechselseitig einander entgegenbringen.

Dann hören wir sagen: „Aber nein, Putin kann man nicht vertrauen - er lügt - er ist ein Verbrecher“. Wenn wir den Gegner, den wir selber aufbauen, in der Art dämonisieren, dass wir mit dem gar nicht mehr reden können, haben wir eine Politik, die nur noch Krieg weiterführen kann und dann über die Leichen gehen muss, damit man am Ende einen „Siegfrieden“ in die Geschichte einführt: also unseren Triumph. Kein Frieden kann hervorgehen aus diesem Konstrukt der Politik: Angst gegen Angst setzen. Rüstung gegen Rüstung. Immer schlimmere Waffen eingesetzt gegen Menschen, deren Leben wir vernichten in immer größerer Zahl und immer furchtbarerer Konzeption und Kapazität. Am Ende sind wir nur noch groß mit den schlimmsten Waffen. Nur als Besitzer von Wasserstoffbomben sind wir eine Großmacht? In Wirklichkeit sind wir klein, gemein, niedrig, unmenschlich.

Und das sagen wir in Wiesbaden heute: Das lassen wir mit uns nicht machen!

Wir fürchten nicht um unsere Sicherheit, nur damit diese auch gefährdet wird. Atomwaffen könnte man noch in Mitteleuropa einsetzen und damit wären wir dann selbst betroffen. Natürlich kann das aus dem Ukrainekrieg uns erwachsen. Wir weigern uns, diese Politik zu akzeptieren, damit wir Menschen bleiben. Denn das, was uns da verordnet wird unter dem Stichwort der Verantwortung, der Ausrüstung, der besseren Bewaffnung, ist die Unmenschlichkeit selber. Und wir weigern uns, dass man Unteroffiziere oder Offiziere der Bundeswehr in die Schulen schickt und 16-jährigen Jungen und Mädchen beibringt, „Verantwortung in der Außenpolitik“ würde bedeuten: „Du musst lernen, wie man Menschen tötet, effizient mit den besten Waffen, die wir dir zur Seite stellen.“

Wir weigern uns, das zu akzeptieren. Wir sagen NEIN dazu! Und wir bewahren uns als Menschen in dem Verweigern Verantwortung in dieser Tötungsbereitschaft hinzunehmen.

Verantwortlich miteinander zu handeln ist: Gemeinsamkeit des Friedens durch alle und eine Politik der Versöhnbarkeit, des Austauschs, des Verhandelns. Muss ich sagen, dass der Papst in Rom genau das gerade sagte: „Stillstand des Waffengebrauchs durch Verhandlungen“. Wir müssen miteinander reden. Eine andere Form von Frieden ist nicht denkbar. Also müssen wir den anderen als Verhandlungspartner akzeptieren. Und dann sollten wir mal schauen, wie wir selbst überhaupt dahin kommen sind, Krieg in der Ukraine zu haben. Er wäre vermeidbar gewesen. Es hat nicht an Einladungen und Aufträgen gefehlt. Wir wollten sie nicht. „Die NATO ist stark genug“. „Sie kann abschrecken“, haben wir geglaubt. „Sie ist überhaupt eine Friedensarmee, vor ihr muss niemand Angst haben“. Vor ihr hat man aber Angst!

Wir hätten Frieden haben können, 1989, als Geschenk aus den Händen eines Russen. Wir hätten 2001, als Putin im Bundestag in Berlin gesprochen hat unter Standing Ovations, den Frieden als Angebot haben können. 2005 als Schröder mit Putin redete in Königsberg, der Stadt Immanuel Kants. Immer wieder hätten wir Frieden haben können bis 2007, als Putin in München davor warnte, wir kehrten zurück in den Kalten Krieg. Wir wollten das nicht! Und dem müssten wir Widerstand leisten. Nicht darauf warten, dass er von außen kommt von China, von Russland. Sondern durch uns selber!

Und deshalb bin ich dankbar, dass sie vor der Clay-Kaserne stehen in Wiesbaden und NEIN sagen zur Aufrüstung durch NATO und die Amerikaner. Als Deutsche haben wir das Recht des selbständigen Denkens und in der Selbständigkeit und Mündigkeit eines eigenen Staatsgebildes NEIN zu sagen, durch die Nutzverzweckung immer größerer Kampfhandlungen. Inzwischen sollen wir nicht nur im Pazifik, sondern direkt vor China die Einkreisungspolitik der Amerikaner gegen den neuen Gegner unterstützen. Wir haben das nicht nötig!

Wir könnten mit China im Handel leben. Wir könnten mit Russland Handel führen. Wir könnten Preise senken, in Gemeinsamkeit. Wir könnten die Probleme der Dritten Welt endlich lösen. Wir könnten tatsächlich für das Klima das tun, was nötig wäre, durch schonenden Umgang mit der Natur. All das soll nicht sein, weil wir ja siegreich sein müssen. Da rufen wir im Namen aller Kreaturen, die wir dabei sind zu zerstören, zu vernichten, der Urwälder, die wir beseitigen, der Probleme der Länder der so genannten Dritten Welt mit Millionen von Hungertoten. NEIN, zum Krieg. JA, zum Frieden. JA, zur Humanität untereinander. Es gibt kein Weltreich, dass wir unipolar in Anspruch nehmen könnten. Es gibt nur eine Gemeinsamkeit des Menschlichen in Vereinbarkeit des Gesprächs miteinander. Ich unterstütze Sie von vollem Herzen und ich wünsche, dass sie so weitermachen!



Online-Flyer Nr. 840  vom 08.01.2025



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