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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2025  

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Krieg und Frieden
Meine Erinnerungen an die Nachkriegszeit angesichts des bevorstehenden 80. Jahrestages der Befreiung Deutschlands und ganz Europas vom Faschismus, die wir hauptsächlich der Sowjetarmee zu verdanken haben
Völkerfreundschaft
Von Brigitte Queck (Vorsitzende der "Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg")

Angesichts des bevorstehenden 80. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus in Deutschland und ganz Europas schweifen meine Gedanken zurück in meine Kindheit, die - wie die meisten meiner Altersgenossen aus der DDR bestätigen werden - behütet und glücklich war. Nicht zuletzt haben wir das vor allem der Präsenz der Sowjetarmee auf unserem Territorium zu verdanken. Nach der Zerstörung vieler deutscher Städte durch anglo-amerikanische Bomben im 2. Weltkrieg, Hunger und Entbehrung, sorgte sich die sowjetische Besatzungsmacht nach dem Krieg zusammen mit aus dem KZ entkommenen Kommunisten, Demokraten und Christen dafür, dass auf dem Gebiet Ostdeutschlands – der späteren DDR – wieder ein normales Leben einkehrte. Schulen und Kindergärten öffneten alsbald ihre Tore, und überall wurden die Menschen in sogenannten Volksküchen mit warmen Mittagessen versorgt.

Da unserem Verein "Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg" auch Menschen aus dem westlichen Teil Deutschlands angehören, haben diese zumeist andere Eindrücke über die dortigen Besatzungsmächte nach dem Krieg. Diese hatten im 2. Weltkrieg nicht nur erbarmungslos zivile deutsche Städte bombardiert, sondern kümmerten sich wenig darum, ob es den Menschen in Deutschland nach dem Krieg wieder gut ging.

Ein Beispiel dafür sind die bis heute - schamhaft vor der deutschen Bevölkerung der Bundesrepublik verschwiegenen - Hunderttausenden, unter freiem Himmel auf den Rheinwiesen zusammengepferchten deutschen Kriegsgefangenen, die ohne Unterkunft und kaum Verpflegung, NACH dem Kriege zu Zehntausenden starben!!

An mein 1. Zusammentreffen mit einem sowjetischen Soldaten, der auf einem großen Stein vor unserem Haus, unweit der von uns befindlichen sowjetischen Kommandantur saß und uns Kindern beim Spielen zuschaute, erinnere ich mich sehr genau bis zum heutigen Tag. Er forderte mich freundlich auf, zu ihm zu kommen. Er konnte nur wenig Deutsch und ich, Schülerin der 4. Klasse, noch kein Russisch. Aber er bat mich, ihm nachzusprechen “Wsaimoponimanije meschdu narodami“ - „Völkerfreundschaft“! Unter diesem Motto wuchsen wir Kinder und Erwachsene in der DDR auf und betrachten sie bis heute als UNSERE HEIMAT!

Online-Flyer Nr. 845  vom 17.04.2025



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