NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2025  

Fenster schließen

Krieg und Frieden
Mit Wolfgang Borchert ist zu sagen:
Sag NEIN zu Investitionen in ausländische Rüstungskonzerne!
Von Heinrich Frei

Israel forciert den Krieg im Gazastreifen. Netanyahu will den Gazastreifen von Palästinensern «befreien». Der Krieg im Gazastreifen beginnt aber auch bei uns, bei den Geldhäusern hier. Schweizer Banken, Pensionskassen, Versicherungen und die Nationalbank investieren immer noch in ausländische Rüstungskonzerne, die Bomben, Granaten, Minen, Flugzeuge, Kanonen und Panzer nach Israel liefern. Ohne diese Rüstungsgüter - geliefert aus den USA, Deutschland, Italien und weiteren Staaten - könnte Israel keinen Tag Krieg führen im Gazastreifen.

Wolfgang Borchert: Dann gibt es nur eins!

Mit Wolfgang Borchert kann man dazu nur sagen: «Du Mann und Frau bei der Bank, der Pensionskasse, der Versicherung und der Nationalbank. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst weiter mithelfen Geld in ausländische Rüstungskonzerne zu investieren dann gibt es nur eins: Sag NEIN!»



Unbekannt: Investitionen in konventionelle Waffen

Wie viele Milliarden Schweizer Institutionen in Firmen angelegt haben die konventionelles Kriegsmaterial herstellen ist nicht bekannt. Solche Geldanlagen müssten in der Schweiz verboten werden in unserem Land von Henry Dunant, dem Depositär Staat der Genfer Konventionen und dem Sitzland des IKRK, des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz in Genf.


UBS, die größte Schweizer Bank. Eingang an der Bahnhofstrasse in Zürich

Investitionen von Schweizer Geldhäuser in Atomwaffen

Laut dem Report Don’t Bank on the Bomb: Vom Januar 2019 – Juli 2021 hatte die UBS 2’562,2 Millionen US-Dollar in Firmen angelegt, die an der Produktion von nuklearen Sprengkörpern beteiligt waren, die Credit Suisse 2’058,6 Mio. USD, die Schweizerische Nationalbank 64,4 Mio. USD, EFG International 113,0 Mio. USD, Pictet 60,7 Mio. USD, Company Financière Tradition 23,4 Mio. USD und Quareo Capital 0,7 Mio. USD.


«Krieg beginnt hier» Schriftzug bei der Zürcher Kantonalbank an der Langstrasse in Zürich. Auf einem Flugblatt, die eine mir unbekannte Gruppe hinterlassen hatte, wird darauf hingewiesen, dass auch diese öffentliche Bank Rüstungskonzerne finanziert. (Foto: Heinrich Frei)


Bild aus dem Buch Narcisse René Praz, Das Zuviel Verteidigungsbüchlein. Das Anti-Soldatenbuch, gewidmet dem EMD, dem Eidgenössischen Mörder Departement. Erste deutsche Auflage, 1974


Dann gibt es nur eins!
von Wolfgang Borchert

Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen - sondern Stahlhelme und Maschinengewehre. dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Hasslieder singen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heiligsprechen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren - sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransport, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo - Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins: Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann: dann:

In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die großen Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und muschelüberwest den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben -

die Straßenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen kraterzerrissenen Straßen -

eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen, gefräßig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig, unaufhaltsam -

der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken -

in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln -

in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen - das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln - zerbröckeln - zerbröckeln -

dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend - und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch -

all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute Nacht schon, vielleicht heute Nacht, wenn - wenn - wenn ihr nicht NEIN sagt.

Online-Flyer Nr. 845  vom 17.04.2025



Startseite           nach oben