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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Sport
Torfabrik Turbine in gewohnter Drehzahl, 5:1 Sieg gegen Saarbrücken
Nur im Westen wirklich Neues
Von Bernd J.R. Henke

Neu war die rasche Ernüchterung für die frisch gekürten Frauenfußball Hauptstädter im Westen. Nachdem der Deutsche Fußballbund dem Kölner Oberbürgermeister die neue Trophäe für die regionale Pokal Promotion überließ, bekam die karnevalistische Eventkampagne „ Da simmer dabei -Viva Colonia" einen unerwartenden Haarriss. In der Zweiten Liga verlor die fanstarke Frauenmannschaft des 1. FC Köln zum dritten Mal in dieser Saison drei Punkte, liegt nun neun Punkte hinter den rheinischen Schwestern von Bayer 04 Leverkusen und kann aus eigener Kraft kaum den Aufstieg in die 1. Bundesliga mehr schaffen. Nur im Pokalspiel kommenden Samstag  gegen den UEFA Women´s Cup Sieger FCR 01 Duisburg winkt die große Chance, weiter zu kommen.

Ebenfalls neu im Westen war, dass der Vizemeister FC Bayern München zum ersten Mal im Westen seit sechs Jahren zu einem Auswärtssieg bei der SG Essen-Schönebeck kam, seit zwei Monaten wieder zu einer geschlossenen Mannschaftsleistung fand und mit den zwei Toren der blonden Ex-Essenerin Stürmerin Mandy Islacker zum 2:0 (1:0) zeigen konnte, dass der FCB das erfolgreiche Direktspiel nicht verlernt hat. Neu war auch,  dass schlechte Bodenverhältnisse in der westlichen Hemisphäre der Frauenfußballnation zum ersten Mal ein Wettkampfspiel der Extraklasse zum Kippen brachte. Das Bundesligaspiel zwischen dem Rekordmeister 1. FFC Frankfurt und dem VfL Wolfsburg wurde wegen Unbespielbarkeit des Frankfurter Stadion am Brentanobad abgesagt.

Verstärkt trainieren

Im  Osten der Republik punkteten die „kollektiven Fußballsportschulen“ Jena und Potsdam in gewohnter und erwarteter Weise. Der Erzrivale der spielfreien Frankfurterinnen ,1. FFC Turbine Potsdam, startete mit einem 5:1 (3:1)-Sieg gegen den Aufsteiger 1. FC Saarbrücken  und sicherte sich dank des besseren Torverhältnisses mit dem Ergebnis gleichzeitig die Tabellenführung für die Winterpause. „Turbiene“ Anja Mittag war nach dem Spiel nicht zufrieden mit der Leistung: "Der schwer bespielbare Boden hat heut nicht unser bestes Spiel zugelassen." Trainer Bernd Schröder blies nach seiner gewohnten Spielanalyse im Presseraum des Babelsberger Clubhauses  wieder zum virtuellen Kampf gegen seinen Angstgegner 1. FFC Frankfurt, in dem er akzentuiert vortrug:  "Für uns steht am nächsten Samstag das Spiel der Spiele an, darauf arbeiten wir seit Wochen hin, bereiten die Mannschaft seit Wochen vor. Das werden wir in den nächsten Tagen nun noch einmal verstärkt tun".

Spione im „Karli“


Auf tiefem Boden brachte die Ex-Saarbrückerin Nadine Keßler den Spitzenreiter gegen ihre ehemaligen saarländischen Freundinnen schon in der 6. Minute in Führung.  Nationalspielerin Anja Mittag erhöhte wenig später mit ihrem 13. Saisontor auf 2:0 (15.). Die anwesenden „Frankfurter Spione“ konnten mit Genugtuung berichten, dass die sonst sehr stabile Potsdamer Abwehr das Saarbrücker Anschlusstor nicht verhindern konnte, als die agile nigerianische Weltfußballerin im Jahr 2006. Cynthia Uwak,  nach einem zu kurzen Rückpass von Bianca Schmidt auf Keeperin Desirée Schumann beherzt nachfasste  und zum Schuss kam.. Schumann konnte nur noch per Pressschlag abwehren, der Ball landete in hohem Bogen zum 2:1-Anschlusstreffer in den Maschen (30.). Fatmire Bajramaj stellte den alten Abstand wieder her (43.). Nach der Pause schraubten erneut Bajramaj (60.) und Jessica Wich (65.) das Ergebnis in die Höhe. Bei Saarbrücken sah die Ex-Frankfurterin Selina Dambier in der 69. Minute wegen Unsportlichkeit von der Unparteiischen Sandra Jung  die Rote Karte. Es veränderte aber nicht den Spielverlauf, da Saarbrücken mit vielbeiniger Abwehr recht defensiv das Spiel beendete.


Kathrin Hendrich (Bayer 04 Leverkusen) vernascht die Kölner "Klosterfrauen"Patricia Hanebeck (li.) und Bilgin Defterli (re.) 
Foto: Büchting, Köln


Jena und Bad Neuenahr sammeln wichtige Punkte

Der FF USV Jena vergrößerte durch ein 2:0 (0:0) gegen Schlusslicht SC Freiburg seinen Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Die Zuschauer in Jena mussten bis zur 79. Minute warten, ehe Susann Utes die Führung gelang. Sylvia Arnold machte mit ihrem Tor in der 90. Minute alles klar. Der SC 07 Bad Neuenahr festigte durch ein 2:1 (0:1) gegen TeBe Berlin seinen vierten Platz. Nach der Gästeführung durch Jana Teodoridis (12.) drehten Nadine Hagmann (58.) und Lydia Neumann (83.) die Begegnung im zweiten Durchgang.

Konsequente Schiedsrichterin

Die UEFA Champions League Gewinnerinnen des FCR 01 Duisburg verputzten den HSV zu Hause mit 4:0 (2:0) und bleiben dicht und punktgleich Potsdam auf den Fersen. Keinen echten Neuheitswert hatte der Platzverweis wegen Meckerns von Nationalspielerin Simone  Laudehr, da schon Nationalspielerin Inka Grings wegen selbigem Delikt das Spielfeld verlassen musste. Die nordhessische Spitzenschiedsrichterin  Katrin Rafalski zog unbeirrt durch das etwas ins Gerede gekommene Duisburger Publikum in der 58. Minute die Gelb-Rote Karte. Damit wird die wichtige Duisburger Schlüsselspielerin Laudehr am kommenden Samstag  im Pokal gegen die Zweitliga Spitzenmannschaft des 1. FC Köln im Viertelfinale fehlen. „Die Duisburger Trainerin Voss- Tecklenburg sollte die Nationalspielerinnen zur Zurückhaltung ermahnen. Sie haben Vorbildfunktion. Das unsportliche Verhalten schadet auch dem Image des deutschen Fußballs bei internationalen Wettbewerben,“ meinte Fußballexperte Johann Blaha. Es waren in der Tat gerade die beiden unersetzlichen Nationalspielerinnen Inka Grings (17.) und Simone Laudehr (45.), die ihre Mannschaft im ersten Durchgang auf die Siegerstraße brachten. Nach der Pause ließ Grings ihr bereits 20. Saisontor folgen (65.), ehe Eunice Beckmann (78.) den Schlusspunkt setzte. Zu diesem Zeitpunkt agierten die Gastgeberinnen bereits in Unterzahl. Die Spielerinnen des Hamburger SV waren nicht in der Lage diesen Nachteil des FCR zu nutzen.


Gut aufgelegte Birgit Prinz freut sich auf Pokalspiel im "Karli"gegen 1.FFC Turbine Potsdam und denkt dabei an viele Tore  
Bild: A2 Bildagentur Hartenfelser


2. Frauenbundesliga Staffel Süd mit den rheinischen Schwestern 1.FC Köln und Bayer 04 Leverkusen


Der 1. FC Köln verliert langsam den Anschluss zur Spitze zu Leverkusen. FCR 01 Duisburgs Pokalspielgegner 1. FC Köln musste daheim in der Zweitliga gegen den SC Sand 1:3 (0:2) nach den Spielen gegen die Reserve vom FCR Duisburg (0:2) und VfL Sindelfingen (0:1) weitere Heimniederlage einstecken. Die Kölnerinnen verloren damit weiter Boden auf Tabellenführer Leverkusen und haben jetzt schon neun Punkte Rückstand. Für die Gäste aus Sand war vor der Pause zweimal Torjägerin Christine Veth (14./26.) erfolgreich. Für die „Domstädterinnen“ verkürzte Sonja Fuss (79.). Doch Mittelfeldspielerin Birgit Zieger (90.) sorgte zu Gunsten von Sand kurz vor dem Abpfiff für die Entscheidung. Spitzenreiter Bayer 04 Leverkusen gab sich auch im Auswärtsspiel beim FV Löchgau keine Blöße. Am 12. Spieltag in der Staffel Süd der 2. Frauen-Bundesliga besiegten die Gäste aus dem Rheinland den FV Löchgau 2:0 (1:0). Abwehrspielerin Johanna Elsing (22.) brachte die Gäste vor der Pause in Führung. Für eine weitere Beruhigung sorgte Maren Henseler (54.) mit dem zweiten Treffer für Bayer. Leverkusen überwintert damit auf Platz eins.

Sindelfingen weiterhin Zweiter hinter Leverkusen, trotz Spielabsage in Frankfurt


Torlos blieb die Auseinandersetzung zwischen TuS Wörrstadt und der Zweitvertretung vom FCR Duisburg 2001. Das Treffen fand in Spiesheim statt. Für die Gäste aus Westdeutschland endete eine Serie. Die Mannschaft von Trainerin Petra Hauser hatte zuletzt dreimal hintereinander gewonnen. Der ASV Hagsfeld unterlag der Reserve von Bayern München 0:1 (0:1). Den Siegtreffer für die Gäste aus der bayrischen Landeshauptstadt erzielte Katrin
Hartmannsegger (7.) früh in der ersten Halbzeit. Die Münchnerinnen kehrten auf die Erfolgsspur zurück. Sie hatten zuletzt fünfmal nicht gewonnen, dabei vier Niederlagen hinnehmen müssen. Auch die Gastgeberinnen hatten zuvor fünfmal nicht als Siegerinnen den Platz verlassen. Die Partien Wacker München gegen TSV Crailsheim sowie 1. FFC Frankfurt II gegen VfL Sindelfingen wurden witterungsbedingt abgesagt. Nach der Niederlage des 1. FC Köln ist nun die Mannschaft aus Sindelfingen der nächste Verfolger vom Spitzenreiter Bayer 04 Leverkusen.



Simone Laudehr erhielt Platzverweis wegen Meckerns -kein Vorbild für den Nachwuchs | Bild: A2 Bildagentur Hartenfelser

Rehabilitiert


Der FC Bayern München  rehabilitierte sich für das 0:7 gegen den FCR 2001 Duisburg. Die Münchnerinnen setzten sich 2:0 (1:0) bei der SG Essen-Schönebeck durch. Mandy Islacker brachte den FCB in der 33. Spielminute in Führung. Die 21-Jährige und gebürtige Essenerrin erzielte gegen ihren Ex-Verein schließlich auch den zweiten Treffer der Gäste (66.). „Es ist der Tag des FC Bayern“, freute sich Gäste-Trainer Günther Wörle. Seine Mannschaft revanchierte sich nicht nur für die deutliche Klatsche beim FCR, sondern beendete gleich noch eine Negativserie. „Sechsmal sind wir in Essen angetreten, nie haben wir gewonnen“, erinnerte sich Wörle.

Doppelpack


FC Bayern startete mit Druck und einer starken Melanie Behringer. Schon in der 7. Minute musste SGS Torfrau Stefanie Löhr einen scharfen Schuss von Mandy Islacker retten, auch als Nicole Banecki   mit einer Vorlage in den freien Raum am rechten Flügel frei angespielt (10.) wurde und zum scharfen Schuss ansetzen konnte, parierte Stefanie Löhr mit Bravour. Erst in der 23. Minute kamen die in dunkelblauen Trikots spielenden Essenerinnen durch  Vorarbeit von Kyra Malinowski mit Steilpass Sofia Nati  im Bayern Torraum zu einer Chance. Natis  Schuss wurde aber aber von FC Torfrau Schnetz  gehalten. Mandy  Islacker, die nicht konsequent genug gestört wurde, erzielte nach einer halben Stunde die 1:0-Führung.  „Wir haben die erste Halbzeit noch offen gehalten. Ich habe mir gewünscht, dass es so bleibt, aber nach dem 0:2 war klar, dass wir verlieren“, räumte Trainer Ralf Agolli ein. Kyra Malinowski hatte kurz zuvor nach der Halbzeit die Chance zum Ausgleich vergeben. Nun flankte Isabell Bachor, Islacker war erneut zur Stelle (65.) und wieder einmal zeigte sich die Defensive von Essen  von ihrer nicht sehr souveränen Seite. Rege Gefahr drohte oftmals von Münchens rechter Sturmfrau Nicole Banecki, die ihre Gegenspielerinnen leichtfüßig  überspielen  konnte.

Versöhnlich


Die Essenerin Stefanie Weichelt musste zunächst wieder in der Abwehraushelfen und fehlte in der Offensive. So fehlten den beiden YoungsternKyra Malinowski und Sofia Nati teilweise die Anspielstationen, umbesser und torgefährlicher ins Spiel zu kommen. Der FC Bayern zeigte einestärkere erste Halbzeit und versäumte einen Treffer mehr zu schießen.Bayern-Trainer Günther Wörle war zufrieden: “Das war die richtigeAntwort auf die zuletzt mageren Wochen. Dass, was wir uns für 2010vorgenommen haben, gelang uns heute schon etwas vorgezogen.” Mit einemAuswärtserfolg bei der SG Essen-Schönebeck hat das Fußballjahr 2009 fürden FC Bayern München ein versöhnliches Ende genommen. „Die Winterpausekommt für den FC Bayern München und allen anderen Spitzenteams zurrechten Zeit. ,“ erklärte Elke Behrendt, die weiß, was auch ohne Ballin der Spielpause trainiert werden kann: Selbstvertrauen und Siegeswille.

Emotionen trainieren

Die bekannte erfahrene Mental- und Kommunikationstrainerin Elke Behrendt, die selbst Handballtorfrau in höchster Spielklasse war, empfiehlt allen erfolgsorientierten Bundesliga-Spielerinnen: „Bei Leistungstiefs sollten sich die Spielerinnen auf unbewusste Fähigkeiten konzentrieren und diese ausbauen, denn 90% des Handelns ist unbewusst. Dieses Potential und dessen Emotionen können Mentaltrainer herausarbeiten und den Spielerinnen  als Werkzeug an die Hand geben, um für den persönlichen Erfolg einzusetzen. Matthias  Steiners Triumph zum Olympiasieger 2008 in Peking im Gewichtheben führte über seine Emotionen im Bezug auf den Tod seiner Frau und den Träumen „gemeinsam“ nach Peking fahren zu können. Diese Emotionen hatte sein Mentaltrainer herausgearbeitet und als Werkzeug für den persönlichen Erfolg eingesetzt. Das entspricht absolut den Erkenntnissen der Hirnforschung und der Zellbiologie. Unser Antrieb sind die Emotionen. Über Emotionen verfestigen wir Gedanken. Gedanken, die im Körper die gleiche Wirkung zeigen wie tatsächlich Erlebtes.“ (HDH)

Online-Flyer Nr. 228  vom 16.12.2009



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