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Wirtschaft und Umwelt
Aktionsbündnis: Stromkunden sollen Vattenfall die rote Karte zeigen
Tschüss wegen Milliardenklage
Von Peter Kleinert

Das Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen“ fordert Vattenfall-Kunden zum Wechsel zu Ökostromversorgern auf. Der schwedische Staatskonzern fordert von der Bundesrepublik Deutschland Milliarden Euro "Entschädigung“ für die endgültige Stilllegung seiner Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel.

Vor dem Hamburger Rathaus Beginn der Kampagne "Tschüss Vattenfall!"
Quelle: www.tschuess-vattenfall.de
  
Die im Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen“ zusammengeschlos- senen Umweltorganisationen, Verbraucherschutzverbände und Anti- Atomkraftinitiativen haben Verbraucherinnen, Verbraucher und Gewerbe-treibende aufgerufen, dem Stromversorger Vattenfall „massenhaft die rote Karte zu zeigen und jetzt zu Ökostromversorgern zu wechseln“. Das Aktionsbündnis reagiert damit auf die am 2. November bekannt gewordene Absicht des Vattenfall-Konzerns, Deutschland wegen des Atomausstiegs vor einem internationalen Schiedsgericht auf Schadenersatz in Milliardenhöhe zu verklagen.
 
Der schwedische Staatskonzern betreibt in Deutschland gemeinsam mit E.on die beiden Schrottmeiler Krümmel (Anteil Vattenfall: 50 Prozent) und Brunsbüttel (Anteil Vattenfall: 66,7 Prozent), sowie das Atomkraftwerk Brokdorf (Anteil Vattenfall: 20 Prozent). Die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel standen schon seit 2007 fast durchgehend still – also lange vor dem Stilllegungsbeschluss der Bundesregierung als Reaktion auf die Atomkatastrophe von Fukushima. Krümmel wurde 2007 und 2009 wegen eines spektakulären Transformatorbrandes vom Netz genommen und war wegen diverser weiterer Sicherheitsdefizite seit 2007 praktisch durchgängig außer Betrieb.
 
Ähnlich verhält es sich mit dem Siedewasserreaktor Brunsbüttel, der von Anfang an zu den störanfälligsten in Deutschland gehörte und im Dezember 2001 nach einer schweren Wasserstoffexplosion in einer Rohrleitung in unmittelbarer Nähe des Reaktordruckbehälters in die Schlagzeilen geriet. Nach einer erneuten Notabschaltung im Sommer 2007 ging der Reaktor nicht mehr ans Netz und hatte nach einem Rechtsgutachten seit 2010 keine gültige Betriebsgenehmigung mehr.
 
„Vattenfall hat aus den Störfällen in Krümmel und Brunsbüttel ebenso wenig gelernt wie aus einem Beinahe-GAU in seinem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark im Sommer 2006“, erklärte der Koordinator des Aktionsbündnisses "Atomausstieg selber machen" Florian Noto. „Mit seiner dreisten Klage auf Schadenersatz beweist der Konzern jetzt, dass selbst der dreifache Supergau in Japan in den Chefetagen des Konzerns ganz offensichtlich zu keinerlei Umdenken geführt hat“.
 
Noto forderte auch die Kunden des deutschen Konzerns E.on auf, sich von dem AKW-Betreiber zu trennen. E.on unterstützt nach einem Bericht des Handelsblatts vom 2.11.2011 die Vattenfall-Klage, kann aber selbst nicht aktiv werden, weil sich der Vorstoß auf ein internationales Abkommen zum Schutz ausländischer Investitionen stützt.
 
Das Aktionsbündnis erinnert daran, dass Vattenfall zu einer Zeit in das deutsche Atomkraftgeschäft eingestiegen war, als der von der rot-grünen Bundesregierung 2001 im Konsens mit den Atomkonzernen ausgehandelte Atomausstieg galt. Schon deshalb sei es „vollkommen widersinnig, nun international gegen einen Atomausstieg vorzugehen, der nur wenig modifiziert das vorsieht, was das Unternehmen einst selbst unterschrieben hat“.
 
"Atomausstieg selber machen“ empfiehlt privaten und gewerblichen Vattenfall-Kunden den neu Affront des Konzerns zum Anlass zu nehmen, den Strom-versorger zu wechseln. Das Aktionsbündnis empfiehlt als Alternative die vier konzernunabhängigen Ökostromunternehmen Naturstrom AG, Elektrizitäts- werke Schönau EWS, Lichtblick und Greenpeace Energy, die ihren grünen Strom alle bundesweit anbieten. Der Wechsel des Versorgers kostet Verbrau-cherinnen und Verbraucher nur wenige Minuten. Formulare können bei den Versorgern selbst oder im Internet beim Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen“ (www.atomausstieg-selber-machen.de) angefordert werden. Dort findet man auch weitere Informationen über die konzernunabhängigen Versorger und einen Preisvergleich. (PK)


Online-Flyer Nr. 327  vom 09.11.2011



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