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Aktueller Online-Flyer vom 14. Oktober 2024  

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Sport
Gastspiele: Linda „Löwinnenherz“, Connys Konter-Coup, Lokinnen-Geschenk
Legenden des Herbstes
Von Bernd J.R. Henke und Annemarie Fischer

„Und das alles nur, weil es einem Menschen gelingt, einen Ball zum Tanzen zu bringen, inmitten einer wogenden Menschenmasse, in gigantischen Stadien, die die Menschheit sich zu Ehren errichtet hat“, schreibt Ted Richards in seinem „Soccer and Philosophy“. Sepp Herbergers Wahrheiten bewahrheiten sich immer wieder. Eigentlich ist es doch ganz einfach, doch manchmal vergisst man, worum es geht. Ein Ball, zwei Teams, zwei Tore, neunzig Minuten, als Protagonisten: elf Spielerinnen in zwei Mannschaften. Aus diesen Koordinaten erwachsen auf dem grünen Fußballfeld magische Momente. Fußball kann man nicht inszenieren, die Geschichte erspielt sich selbst. An einem grauen, aber regenarmen Novembertag führten Tragödien und Triumphe die Drehbücher.

Wölfin mit Nikolaushut: Martina Müller
Foto: Dietmar Tietzmann, Frankfurt
 
Im Fußball-Narrativ werden die Nebendarstellerinnen im Gastspiel zu Protagonisten, und die 12. Freundin spinnt die Geschichte in virtuellen Sphären weiter. Am Tag des 10. Bundeliga-Zusammentreffens war Linda Bresonik nicht nur „women of the match“, sondern die „Spielerin des Tages“. Wenn die WM eines in Deutschland erreicht hat, so ist es nicht nur eine Normalität des Frauenfußballes, sondern auch, dass sich die Nachwuchs-Kulturen breiter verwurzeln und verstärkt weiterwachsen.
 
Adventsstimmung mit Nikolausmütze war ebenso zu beobachten, wie Spielerinnen, die geduldig die Autogrammkarten ihrer jungen Fans unterschrieben. Die Mädchen, meist in Begleitung ihrer Familie, zeigten auch an diesem Wochenende, dass die Trendsportart Frauenfußball infolge der Weltmeisterschaft im eigenen Land in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Post-Game-Autogramm der Wölfin Conny Pohlers
Foto: Dietmar Tietzmann, Frankfurt
 
„Ob mit Titel oder ohne“, reflektiert Martina Voss-Tecklenburg im FAZ-Interview mit Daniel Meuren, „Verlieren gehört im Sport dazu, und vielleicht ist das langfristig für den deutschen Frauenfußball sogar ganz gut, dass Siege nicht mehr als Selbstverständlichkeit gelten. Wahre Stärke zeigt sich in der Niederlage. Es gilt jetzt, wieder aufzustehen.“

Fußball-Nachwuchs-Kultur der SpVgg 1899 Leipzig
Foto: Annemarie Fischer, Leipzig (Archiv)
 
Die Spielerinnen-Generationen zuvor mussten sich noch gegen die Skepsis der Eltern durchsetzen, um auf dem Bolzplatz den Ball stemmen zu können, wie sich Steffi Jones in ihrer Biographie „Der Kick des Lebens“ erinnert. Jones’ Mutter ist derweil ihr größter Fan geworden. Die Mädchen, die im 21. Jahrhundert auf den Fußballplatz stürmen, werden von ihren Eltern unterstützt, und ihr Karriereweg wird via Facebook-Chronik dokumentiert.

Letzte taktische Anweisungen von Paula, SpVgg Höhenkirchen
Foto: Christine Lotz-Walter, München
 
Schutzengel Paula
 
Eingelaufen war die Lok Leipzig an den Händen der rot-schwarz-quergestreiften Fußballmädchen von der Spielvereinigung Höhenkirchen. Paula begleitete Lok-Kapitänin Anne Heller auf das Spielfeld. Die Mädchenmannschaft der SpVgg Höhenkirchen bewies Sportgeist und beglückwünschte das siegreiche Leipziger Team auf deren Facebook-Seite: „Wir haben Ihnen offenbar Glück gebracht.“ Die Leipzigerinnen haben nicht nur im virtuellen Raum Spuren hinterlassen: Die Aufnahme mit Kapitänin Anne Heller hat es in Vergrößerung an die Wände in Paulas Kinderzimmer geschafft.


Einlauf von Bayern München und Lok Leipzig
Foto: Florian Schießl, München
 
Vor sechs Jahren spielte Lok Leipzig zuletzt ein Pflichtspiel gegen den FC Bayern München, ebenfalls auswärts im DFB-Pokal. Lok Leipzig war als Mannschaft der Regionalliga Nordost krasser Außenseiter und unterlag den Münchnerinnen im Sturmwirbel von Pavlina Scasna und Nina Aigner mit 8:1 Toren. Aus dem damaligen FCB-Team waren in der Bundesliga-Premieren-Partie beider Mannschaften noch Corinna Paukner und Bianca Eder aktiv. Den einzigen Ehrentreffer für Lok Leipzig schoss damals übrigens die heutige Nationalspielerin Babett Peter, die inzwischen bei Turbine Potsdam Titel sammelt.

Lok-Spielerin Lysann Schneider
Foto: Annemarie Fischer, Leipzig (Archiv)
 
Auch die Lok-Spielerin Lysann Schneider, mit vier Jahren das erste Mal auf den Bolzplatz von Nachbarjungs mitgenommen, musste erst bis zum Schuleintritt warten, bis sie auch „offiziell“ trainieren durfte. „Zum Geburtstag gab es statt einer Torte dann auch mal Fußballschuhe“, so Schneider im Interview mit der Neuen Rheinischen Zeitung.


Lysann Schneider köpft Lok zum Sieg
Foto: Sascha Pfeiler, www.girlsplay.de
 
Die Leipziger Abwehrspielerin Schneider war Frau des Tages in München. Beim Heimspiel des favorisierten FC Bayern München gegen Aufsteiger Leipzig erwies sich ihr Kopfballtor zum 2:1 nach Flanke von Heller zur rechten Zeit als Siegtor für die Lokinnen. Durch den hart erkämpften 2:1 (1:0)-Auswärtssieg haben die Leipziger Bundesliga-Frauen neben der Traum-Schlagzeile „Lok schlägt Bayern“ trotz torloser Heimbilanz den Sturz auf einen Abstiegsrang vermieden. Torschützin Schneider kommentiert ihr erstes, spielentscheidendes Bundesligator nach dem Spiel im NRhZ-Interview: „Ich habe am Anfang gar nicht richtig realisiert, dass ich das Tor mit dem Kopf geschossen habe. Im nächsten Moment lag dann schon die komplette Mannschaft auf mir und ich wusste, dass wir das jetzt nicht mehr aus der Hand geben.“

Marlene Ebermann mit Lok-Kapitänin Anne Heller und Marie-Luise Herrmann
Foto: Florian Schießl, München
 
In einer zerfahrenen Partie ging Leipzig nach 26 Minuten mit 1:0 in Führung. Einen gelungenen Spielzug über die rechte Seite vollendete Stürmerin Marlene Ebermann. Sie trickste in der Mitte Bianca Eder und Nationaltorfrau Kathrin Längert aus und schob ein. Mit drei Toren liegt Ebermann derzeit auf Platz 12 der DFB-Torjägerinnen-Rangliste, in Gesellschaft mit der Schweizerin Ana Crnogorcevic (FFC Frankfurt) und Martina Müller (VfL Wolfsburg). Das junge Leipziger Team (im Schnitt 21,6 Jahre) hielt gut gegen die erfahrenen Bayern (im Schnitt 24,2 Jahre) mit.

Rot-Weiß-Rote Feuerfrau: Laura Feiersinger
Foto: A2 Hartenfelser, Frankfurt (Archiv)
 
Angefeuert
 
Vielversprechend war der Start der bayrischen Rothosen in die zweite Spielhälfte. Die beste Chance in der ersten Halbzeit hatte die österreichische Nationalspielerin Laura Feiersinger. In der Woche hatte sie das Nationalteam von Österreich, das als eine Vorreiter-Nation in den 1930er Jahren eine Meisterschaft im Frauenfußball schaffte, noch zum 1:0 Sieg gegen Portugal geschossen. Nun war sie vor Leipzigs Tor zu unentschlossen und vergab. Laura Feiersinger gilt neben Baunach und Rudelic als die gefährlichste Stürmerin des FC Bayern München.
 
Nach einer Bayern-Ecke reagierte Lena Lotzen am schnellsten (49.) und schob zum 1:1 ein. Wer nun auf die rote Wende hoffte, wurde sogleich enttäuscht. Die Münchnerinnen hatten kaum den Ausgleich bejubelt, da markierte auf der Gegenseite das blau-gelbe Team die erneute Führung. Ein unnötiges Foul der Bayern-Frauen auf der halbrechten Abwehrseite verursachte einen Freistoß für Leipzig. Der präzise Ball von Anne Heller flog in den Bayern-Strafraum, am langen Pfosten köpfte Lysann Schneider souverän zum 2:1 ein – Schneiders erstes Bundesligator.

Lok nimmt an Fahrt auf
Foto: Florian Schießl, München
 
„Die Mannschaft hat den Ausgleich gut verkraftet, und wir haben mit einem Tor den Bayern gezeigt, dass wir durch deren Ausgleich nicht beeindruckt waren, sondern unser Spiel weiter gespielt haben. Dass wir das dann nicht mehr aus der Hand gegeben haben, war eine komplette Mannschaftsleistung. Die Lok-Fans kennen uns, und wir sind eine kampfstarke Truppe. Wenn wir etwas wollen, bekommen wir es auch meistens. So auch den Sieg gegen München.“, so Schneider.

Geburtstags-Coach Jürgen Brauße
Foto: Florian Schießl, München
 
Geburtstagsgeschenk für die Trainerbank

Ein Geburtstagsgeschenk für Leipzigs Cheftrainer Jürgen Brauße, der seine Mannschaft anfeuerte – er feierte an diesem ersten Advent seinen 57sten Geburtstag. Der 1. FC Lokomotive Leipzig liegt in der Tabelle vor den Konkurrenten aus Hamburg und Leverkusen. Am zehnten Spieltag kam die Lok in Fahrt und wurde winterfest gemacht.
„Linda Löwinnenherz“
 
„Es sind diese Geschichten, die den ewigen Reiz eines Fußballspiels ausmachen“, so Annette Seitz im DFB-Rückblick. Ein dramatisches Fußballwunder erlebten die 2560 Zuschauer im Babelsberger Karl- Liebknecht-Stadion, dem „Karli“. Ähnlich einer griechischen Tragödie kam durch die kämpfe-rische Moral die Wende für Duisburg. Innerhalb von neunzig Minuten Spielzeit erfuhr eine Spielerin eine Metamor- phose von der tragischen Verliererin zur Heldin: die aus Essen stammende Linda Bresonik.
„Löwinnenherz“ Linda Bresonik
Foto: Dietmar Tietzmann, Frankfurt
 
So kreisförmig Bresoniks Karrierestationen zwischen Duisburg, Essen, Bad Neuenahr und Duisburg verliefen, so geradlinig gibt sich Bresonik in Interviews. Die 27-jährige lieferte die verbale Steilvorlage im anschließenden DFB-Interview: „Alles dabei gewesen. Das war ganz großes Kino und hat einfach Spaß gemacht. Wir wussten, es geht noch was. Und was dann kam, habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt. Erst geraten wir eher unverdient 0:1 in Rückstand, dann mache ich ein Eigentor, verschieße kurz darauf den Elfmeter und mache doch noch den Siegtreffer. Aber wir haben schon in der Pause gespürt, dass hier noch etwas möglich ist, und ich wollte auch selbst unbedingt diesen Treffer.“ Bresonik spielte sich in 90 Spielminuten von der Hölle in den Himmel: Sie hatte zuvor in der 1. Halbzeit ein Eigentor produziert und in derselben Minute einen Elfmeter verschossen. Ganz am Ende des bühnenreif geführten Schlagabtausches knipste die 71-fache Nationalspielerin nach einem 0:2 Halbzeitrückstand den Ball noch zum 3:2 (0:2) Sieg der Löwinnen ins Tor von Herbst-Meister Turbine Potsdam.
 
Zunächst jedoch sah alles im Duell der Tabellenspitze wie eine Ouvertüre für die Turbinen aus: Die Ex-Duisburgerin und Potsdamer Neu-Mittelfeldsolistin Patricia Hanebeck, fußballerisch gereift in ihren Kölner und Hamburger Zwischenstationen, brachte die Potsdamerinnen mittels Vorarbeit von Yūki Nagasato und Anja Mittag in der 35. Minute überraschend in Führung. Zudem erhöhte Duisburgs Linda Bresonik (42.) mit einem Eigentor für Potsdam. Bresonik köpfte eine Freistoß-Flanke unhaltbar ins eigene Tor. Die geschenkte 2:0 Führung für Turbine Potsdam ließ für die Gästemannschaft nichts Gutes erwarten, aber die Löwinnen hielten jetzt erst recht mit viel Power dagegen.

Elfmeter für die Löwinnen – Turbinen-Keeperin Alyssa Naeher hält
Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Kurz vor dem Ende der 1. Halbzeit (43.) entschied Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus auf Handelfmeter. Eine Duisburgerin, die unbedingt ihr Eigentor ausgleichen wollte, legte den Ball auf den Elfmeterpunkt: Linda Bresonik. Die mutige Löwin lief an, doch Potsdams nervenstarke US- amerikanische Torfrau Alyssa Naeher hielt das runde Leder. Das Duisburg-Debakel war kurz vor der Halbzeitpause perfekt. „Natürlich durfte ich diesen Elfmeter niemals schießen“, gab Linda Bresonik später in einem Gespräch mit Annette Seitz zu. „In der Halbzeitpause habe ich gesagt: Dann muss ich eben ein Tor aus dem Spiel heraus machen.“ Nach der Pause standen die Löwinnen als erste auf dem Spielfeld – Bresonik betont locker, doch konzentriert inmitten ihrer Mannschaftskameradinnen.
Wie Annette Seitz treffend beschrieb, begann dann eine ebenso „furiose“ wie „kuriose“ Aufholjagd des FCR 01. Zunächst leitete Linda Bresonik das 1:2 durch Kozue Andō (63.) in die Wege. Nach bemerkenswerter Vorarbeit von Bresonik, die durch die gesamte Abwehr marschiert, kann Naeher zwar den Schuss noch ablenken, doch die Japanerin Andō ist zur Stelle und schiebt aus einem Meter ein.
 
Drei Minuten später fiel tatsächlich der Ausgleich. Einen artistischen Laudehr-Fallrückzieher von der rechten Strafraumseite erwischte Andō mit dem Kopf. Erneut bekommt zwar Naeher noch eine Hand an den Ball, doch die sprungstarke Popp springt höher als alle Turbine-Spielerinnen und köpft in der 66. Minute endgültig ein.

Gekrönte Löwinnen-Königinnen
Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Nun hatten die hungrigen Löwinnen Blut geleckt, und Bresonik setzte zum finalen Triumph an: In den letzten Sekunden überraschte sie die perplexen Potsdamerinnen mit dem Siegtreffer zum 3:2. Die Löwinnen-Legende wurde virtuell weitergesponnen: Auf der DFB-Seite lieferte eine gewisse Rosa Amigo aus Chile die Metapher des Tages – Linda „Löwenherz“. Amigo wurde durch das Nigeria-Spiel der Nationalmannschaft zum Duisburg-Fan: „Ich dachte nur, wow, diese Frauen können die Krallen ausfahren – die unbesiegbare Linda Bresonik, das großartige Tor von Simone Laudehr. Jetzt verfolge ich die Bundesliga-Ergebnisse auf twitter und auf den Facebook-Groups, und bin froh, wenn ich die Spiele im Live-Stream online verfolgen kann.“
 
Die von Cheftrainer Marcel Ketelaer trainierten Löwinnen drehten den Rückstand um, zeigten das Niveau und die routinierte Cleverness einer europäischen Spitzenmannschaft. Spätestens jetzt gilt Duisburg, das zu Anfang der Saison eher durch Kapitäns-Kämpfe und den Rücktritt von Inka Grings Schlagzeilen über Mannschaftsinterna machte, als ernsthafter Meisterschaftsanwärter, der den Spitzenreiter Turbine Potsdam gefährden könnte.
 
Die Potsdamerin Patricia Hanebeck gratulierte den Löwinnen zum Sieg: „Für mich ist es unerklärlich, mir fehlen die Worte, wie man die Führung abgeben kann. Die Antworten werden wir finden.“ Für den Champions-League-Teilnehmer Potsdam war dies die erste Niederlage nach dem verlorenen UEFA-Champions-League-Finale gegen Olympique Lyon.
 
Der hart erkämpfte Triumph in der brandenburgischen Landeshauptstadt war eine Bestätigung dafür, dass die sich im Neuaufbau befindlichen Löwinnen auch in dieser Saison an der Tabellenspitze mithalten können.

Conny Pohlers’ Konter-Coup
Foto: Dietmar Tietzmann, Frankfurt
 
Auch der VfL Wolfsburg verdiente sich an diesem zehnten Spieltag neben den Löwinnen die notwendigen Lorbeeren eines möglichen Meisterschaftsfavoriten. Es war der fünfte Sieg in Folge für den VfL Wolfsburg.
 
Rekordmeister Frankfurt unterlag dem VfL Wolfsburg zu Hause 0:1 (0:1). Vor der Beendigung der Hinrunde haben die hochambitionierten Frankfurterinnen Probleme, den Anschluss zu halten. Die Ex-Frankfurterin schoss mit dem einzigen Tor gegen ihre ehemaligen Teamgefährtinnen Frankfurt an den Rand einer Krise. Pohlers’ Instinkt für torgefährliches Stellungsspiel, den sie bei den Spitzenvereinen Potsdam, Frankfurt und nun Wolfsburg sowie beim amerikanischen Club Atlanta Beat unter Beweis stellte, half der Knipserin dabei. Pohlers stammt aus einer Fußballerfamilie und startete ihre Karriere beim FSV 67 Halle.
 
„Wir haben uns diesen Sieg durch eine unglaublich leidenschaftliche Leistung erarbeitet", analysierte Wolfsburgs Cheftrainer Ralf Kellermann. Die taktische Marschroute zu Beginn war klar umrissen: mit zwei Viererketten wollten die Gäste defensiv kompakt stehen. Vorne sollten die Nationalstürmerinnen Martina Müller und Conny Pohlers immer wieder für Unruhe sorgen. Frankfurt, durch zwei Niederlagen zuletzt verunsichert, hatte mehr vom Spiel und prüfte Wolfsburgs Torfrau Alisa Vetterlerin zum ersten Mal in der 12. Minute. Einen Schuss Svenja Huths wehrte die Wolfsburger Keeperin zur Ecke ab. Drei Minuten später jubelten die Wolfsbräute. Frankfurts Nationaltorhüterin Nadine Angerer rettete erst 20 Meter vor dem Tor gegen Nationalspielerin Verena Faißt. Conny Pohlers beförderte den Ball an zwei Frankfurterinnen vorbei ins Tor. „Danach ist der Glaube an den Sieg bei uns immer größer geworden“, sagte Kellermann. Größer wurde aber auch der Druck der Gastgeberinnen, vor allem in der zweiten Halbzeit. Der Rekordmeister war drauf und dran, die Partie auszugleichen. In der 80. Minute musste Vetterlein noch einmal einen Freistoß Melanie Behringers parieren. Damit hielt sie den Sieg fest, die Wolfsbräute gewannen.
 
Die Prognosen, dass nach Potsdams Auswärtssieg bei Frankfurt in der Vorwoche die Meisterschaft schon entschieden worden war, erwiesen sich mit dem Auswärtssieg des FCR 01 Duisburg als zu verfrüht. Turbine Potsdam blieb zwar Tabellenführer, doch reduzierte sich der Abstand zu den Verfolgern aus Duisburg und Wolfsburg.
 
Conny Pohlers eroberte sich beim VfL Wolfsburg von Anfang an einen Stammplatz. Die angekündigte Revanche der Wolfsbräute gegen die knappe, unverdiente 0:1 Niederlage im DFB-Pokal vor vier Wochen auf demselben Platz am Brentanobad gelang in selbstbewusster Art und Weise.
 
Connys Coup
 
Conny Pohlers konnte ihren Coup noch gar nicht fassen. „Das ist Wahnsinn!“, bemerkte die gebürtige Hallenserin, die zusammen mit ihrer Frankfurter Gegenspielerin und ehemaligen Teamkollegin, der US-amerikanischen Nationalspielerin Alexandra Krieger, die Hauptprotagonistin des entscheidenden Treffers war. Die Frankfurterin unterschätzte einen langen Ball. Frankfurts Torhüterin Nadine Angerer versuchte mit einer kühnen Fußabwehr noch zu verhindern, was nicht mehr zu retten war – Pohlers schob ins leere Tor (15.). Eine kleine Spitze konnte sich Conny Pohlers nicht verkneifen: „Tore sind immer die besten Antworten.“

„Allein unter Wölfinnen“: FFC-Frankfurt-Spielerin Kerstin Garefrekes
Foto: Dietmar Tietzmann, Frankfurt
 
Im Fokus des FFC stehen nun der Pokal und das Weiterkommen in der Champions League. Ex-Nationalspielerin Kerstin Garefrekes kommentierte nach dem Spiel: „So ist es halt im Sport. Unser Team ist stark genug, um in das wichtige Champions League Finale vorzudringen.“ Krisenstimmung in Frankfurt, Freude in der Autostadt mit ihren ambitionierten Markt- und Kommunikationsstrategen vom Volkswagen-Konzern.
 
SC Freiburg auswärts in Essen erfolgreich
 
Die Aufsteiger vom SC Freiburg unterstrichen mit einem 2:0 (2:0) bei der SG Essen-Schönebeck ihren bisher stärksten Auftritt in der Bundesliga. Die Tore in der Begegnung zweier Überraschungsmannschaften schossen Essi Sainio (36.) und Hasret Kayikci (40.).


Bad Neuenahr stabilisiert sich im Mittelfeld gegen Hamburg
 
Nationalspielerin Célia Okoyino da Mbabi bescherte dem SC 07 Bad Neuenahr im Spiel gegen den Hamburger SV mit ihrem Treffer in der 20. Minute den dritten Dreier der Saison und setzte somit den Aufwärtstrend der Kurstädterinnen fort. Nur zehn Minuten nach ihrem Tor musste die 23-jährige jedoch angeschlagen das Spielfeld verlassen, für Okoyino da Mbabi kam in der 32. Minute Katie Hoyle. Der HSV musste die sechste Niederlage einstecken.
 
Jena pusht nach oben
 
Zeitgleich hat sich der FF USV Jena mit einem 2:1 (1:0) Oberwasser im Abstiegskampf verschafft und die Krisensituation bei Bayer 04 Leverkusen verschärft. Die Jenaerinnen Amber Hearn (22.) und Carolin Schiewe (73.) sorgten mit ihren Toren für den Sprung auf Platz neun. In der 83. Minute erzielte Isabelle Linden den Anschlusstreffer der Werkself.
 
Lysann Schneider reflektiert den Lok-Aufsteigerstatus im NRhZ-Interview: „Es geht alles härter und schneller auf dem Spielfeld zu. Aber sonst ist alles wie gewohnt. Es sind immer noch 11 Spielerinnen, ein Ball und 90 Minuten Spielzeit.“
 
Die grüne Geschichte wächst und schreibt sich weiter. (PK)


Online-Flyer Nr. 333  vom 21.12.2011



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