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Fotogalerien
Heartfield-Ausstellung in der Galerie Arbeiterfotografie in Köln
Die Kunst ist tot
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Die historische Arbeiterfotografenbewegung wurde 1926/27 "zwischen den Kriegen" geboren und betrachtet den Friedenserhalt als eine ihrer größten historisch begründeten Aufgaben – bis heute immer wieder  künstlerisch, analytisch. Einer der glühendsten Verfechter des Antikrieges war John Heartfield, der beginnend mit Widerstand gegen die Zwanghaftigkeit des Ersten Weltkrieges und die scheinbare Unvermeidlichkeit des Zweiten Weltkrieges seine ganze Schaffenskraft schließlich in die kommunistische Partei der Rosa Luxemburg und des Karl Liebknecht einbrachte. Die Titelseiten der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung AIZ erreichten Hunderttausende, und auch die Arbeiterfotografen waren aufgerufen, mit dokumentarischer Fotografie die Lebenswirklichkeit (Hunger und Armut) und die Veränderungsziele (Gerechtigkeit durch Sozialismus) auszudrücken.


John Heartfield: Der Krieg und sein Schatten – Zwei alte Herren: reif fürs Panoptikum, 1961 – In der Weimarer Republik im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges ist John Heartfield messerscharfer Satiriker. Zur Wiederbewaffnung unter Kanzler Adenauer ist Heartfield nach Emigration in Prag und London (auch stilistisch) hochaktuell.


John Heartfield, Arbeiter-Illustrierte-Zeitung AIZ, 17.7.1932


John Heartfield, Arbeiter-Illustrierte-Zeitung AIZ, 28.2.1935


John Heartfield, 12.4.1934


John Heartfield, Arbeiter-Illustrierte-Zeitung AIZ, 19.12.1935


Arbeiterfotografie (Andreas Neumann), 1981


Arbeiterfotografie (Anneliese Fikentscher), 2004


Arbeiterfotografie (Andreas Neumann), 1998


Arbeiterfotografie (Henning Günther), 2011


Arbeiterfotografie (Andreas Neumann), 2013


John Heartfield, Maler, Typograph und Multifunktionskünstler, dessen 125. Geburtstag in diesem Jahr ansteht, vereinigt in seinen unnachahmlichen Fotomontagen die Techniken seiner Zeit zu einer neuen foto-grafischen Gestaltung. „Ich male mit Foto“... Das Hauptwerk seiner politischen Fotomontage, die vor heute 100 Jahren durch die Dada-Erhebung beeinflusst wurde, ist durch den hunderttausendfachen Druck in der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung (1930 – 1938, ab 1933 als Volksillustrierte aus dem Prager Exil) überliefert.

Antikunst. Antikrieg. Dada. 1916 ist Gründungsjahr der Künstlergruppe Dada, die „Antikunst“ als Waffe gegen den Ersten Weltkrieg einsetzen will. John Heartfield ist „Monteurdada“. Am 1. Januar 1919 nimmt JH aus den Händen von Rosa Luxemburg sein KPD-Parteibuch entgegen. Ab 1930 gestaltet Heartfield mit Fotomontagen gegen Krieg und NS-Terror die Titelseiten der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung.

„Dada ist Gott und John Heartfield ist sein Prophet“ (George Grosz)

1920 erreicht Dada Berlin. Bei der Eröffnung der Ersten (und letzten) Internationalen Dada-Messe sind neben „Monteurdada“ John Heartfield und seinem Bruder, dem Gründer und Leiter des Malik-Verlages, Wieland Herzfelde, Raoul Haumann, Otto Burchard, der „Oberdada“ Johannes Baader, George Grosz und Hanna Höch beteiligt. Sie verkünden: Die Kunst ist tot. George Grosz und Wieland Herzfelde schreiben 1925, nachdem das „dadaistische Zwischenspiel“ (1916-1922) auch in Köln, Hannover, New York und Paris aufgeflammt war, rückblickend in einer Veröffentlichung des Malik-Verlags: „Der Dadaismus war keine gemachte Bewegung sondern ein organisches Produkt, entstanden als Reaktion auf die Wolkenwanderer-Tendenzen der sogenannten heiligen Kunst... während die Feldherren mit Blut malten... Wir sahen damals die irrsinnigen Endprodukte der herrschenden Gesellschaftsordnung und brachen in Gelächter aus. Noch nicht sahen wir, dass diesem Irrsinn ein System zugrunde lag.... Wir anderen aber sahen die neue große Aufgabe: Tendenzkunst im Dienste der revolutionären Sache.“

John Heartfield schreibt ein Jahr vor seinem Tod: „Mein Bruder Wieland Herzfelde, mein steter Helfer und immerwährender Mitkämpfer gegen Ausbeutung und Krieg, schrieb ein Gedicht, „Des Friedens Soldaten“ betitelt.

Es beginnt:

Wir sind des Friedens Soldaten
keiner Nation
und keiner Rasse Feind.

Es endet:

„Völker euern Kindern
bleibe erspart der Krieg.
Den Krieg zu verhindern,
sei unser Sieg.“

Diesem großen Sieg gilt seine und meine ganz künstlerische Arbeit seit unserer frühesten Jugend.“


Angaben zur Ausstellung im Rahmen der
Internationalen Photoszene (Festival) „Die Kunst ist tot“


Ort: Galerie Arbeiterfotografie, Merheimer Str. 107, 50733 Köln
Eröffnung: Mi., 14.9., 19 Uhr
Dauer: Do., 15. bis Di., 27. September 2016

Öffnungszeiten: Mi/Do 19-21 Uhr
Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung

Sonderöffnungszeiten/Kernwochenende:
Fr, 23.9., 19-21 Uhr
Sa/So, 24./25.9., 11-16 Uhr


Filme:

17.09.2016, 18.00 Uhr
John Heartfield, Fotomonteur (60 Min) Film von Helmut Herbst 1977

17.09.2016, 19.15 Uhr
Deutschland Dada (63 Min) Film von Helmut Herbst 1969


Siehe auch:

website der Internationalen Photoszene
http://www.photoszene.de/festival2016/die-kunst-ist-tot/190.html

Online-Flyer Nr. 578  vom 07.09.2016



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