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Eine lockere Folge von Leserbriefen und Kommentaren
Hajos Einwürfe
Von Hajo Kahlke

Ungarnland in fremde Hand! Ist das die berechtigte Forderung? Seibert hetzt gegen Syrien. Ist das Bekenntnis zum transatlantisch geprägten Globalismus angesagt? Freude kommt auf bei den NATO-Aufmarschierern über verharmlosende Kritik. Warum einem zu 90 Prozent aus Kriegstreiber-Parteien bestehenden Parlament soviel Achtung zollen? Geht es auch ohne irgendeine Distanzierung von der Anti-Syrien-Hetze? Antikommunismus ist doch nicht rechts, oder? Ist die AfD genauso wenig faschistisch wie etwa die CDU von früher? Das Kartell der westlichen Herrenstaaten reagiert "kühl" auf überzeugenden Wahlsieg Putins. Das sind Fragen und Aspekte, die in "Hajos Einwürfen" zum Thema gemacht sind. Die Neue Rheinische Zeitung versteht sich im Verbund mit der Vierteljahresschrift DAS KROKODIL als ein Forum, das zum Nachdenken anregen, eingefahrene, verkrustete Denkstrukturen aufbrechen bzw. der bewusst lancierten Desorientierung des Denkapparats – besonders der Linken – entgegenwirken will. Hajos kurze Texte sollen dazu ihren Beitrag leisten. Die Neue Rheinische Zeitung bringt deshalb in loser Folge von ihm verfasste Leserbriefe und Kommentare, die bei den Angeschriebenen nur selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken.


Ungarnland in fremde Hand!

Überall wird das so genanntes Land-Grabbing beklagt. Eine Variante davon ist, dass sich reiche Ausländer zwar nicht das Eigentum, wohl aber die Nutzungsrechte an landwirtschaftlichen Flächen übertragen lassen. Dem hat Orbans Ungarn 2013 per Gesetz einen Riegel vorgeschoben. Zum Ärger der neoliberalen EU-Aufseher. Deren Gerichtshof hat deshalb jetzt ein Urteil verkündet, dass das ungarische Gesetz gegen EU-Recht verstoße, da es "Ausländer diskriminieren" würde. UNGARNLAND IN FREMDE HAND! - so im Klartext die Forderung Berlins und Brüssels. Und wenn Ungarn dem widerspricht, ist das selbstverständlich populistisch, chauvinistisch, rassistisch und menschenverachtend - fehlt noch was?

Leserbrief zur Meldung "Ungarn darf Landrechte nicht absprechen", junge Welt vom 07.03.2018, Seite 7


Seibert hetzt gegen Syrien

Stefan Seibert, Regierungssprecher von Merkel, und damit auch Kriegstreiber vom Dienst, hat laut Meldung der Rhein-Neckar-Zeitung (8.3.2018) einen Besuch von AfD-Politikern in Damaskus scharf kritisiert. "Das syrische Regime zeigt jeden Tag, wie menschenverachtend es vorgeht" soll SS am gestrigen Mittwoch gehetzt haben. "Wer dieses Regime hofiert, der disqualifiziert sich selbst". Eine AfD-Gruppe, so die Meldung weiter, habe in Syrien u.a. den Großmufti Ahmed Hassun und den Minister Alt Haidar getroffen. Interessant ist nun, das die junge Welt dazu bis zur Stunde nichts berichtet hat. Nur die übliche Verspätung in ihrer Berichterstattung, oder aber sorgt sie sich, dass die Gemeinde da vielleicht irritiert werden könnte.

Kommentar zur Meldung in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 08.03.2018 (Kommentar verfaßt am selben Tag)


Bekenntnis zum transatlantisch geprägten Globalismus?

Auf dem Front-Transparent "Our bodies, our minds, OUR POWER" - Ihr Anliegen brachten die anlässlich des Internationalen Frauentags in Heidelberg demonstrierenden 200 Frauen und Männer statt auf Deutsch lieber auf Englisch zum Ausdruck. Warum eigentlich? Will mensch sich so zum anglophonen, transatlantisch geprägten Globalismus bekennen? Oder ist die eigene Sprache ihm für Parolen schlicht zu unangenehm, weil doch irgendwie 'nationalistisch'? Oder aber grenzt mensch sich solcherart von denen da unten ab, von diesen deutschen Prolls, die nicht einmal alle Englisch verstehen? Wahrscheinlich spielt alles da mit rein.

Leserbrief zum Artikel "Es geht um 'das ganze Paket" in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 09.03.2018, Seite 5


Freude bei den NATO-Aufmarschierern über verharmlosende Kritik

Zunächst das Gute des Frankfurter Aufrufs: dass er wirklich kurz ist! Aber sonst ist es natürlich von der Wortwahl her schon katastrophal, wenn der Frankfurter Aufruf sich gegen die "militärische INTEGRATION" der EU wendet - wo den Leuten doch tagtäglich beigebracht wird, dass "Integration" das Beste und Schönste überhaupt ist. Ebenso, wenn er "eine friedliche und soziale Entwicklung der Europäischen Union" fordert, wo einzig die "Entwicklung" sprich die Stärkung und noch größere Vereinheitlichung der EU einen realen Anknüpfungspunkt hat, während mit den Adjektiven "friedlich" und "sozial" unbeirrt Illusionen über den Charakter der EU, über ihren Sinn und Zweck, geschürt werden. Dazu passt dann, dass im Sinne des herrschenden Supranationalismus, des Aufgehens im Größeren, Stärkeren und auch Aggressiveren, just der für die reale Kriegspolitik der "Wertegemeinschaft" weitgehend funktionslos gewordene Nationalismus als Antipode zu Frieden und Abrüstung hingestellt wird. Vermessen und gleichermaßen unglaubwürdig auch die Eingangs-Behauptung, dass mit einem "grundlegenden Politikwechsel", der sich sowohl vom üblichen Sprachgebrauch her als auch aus der Logik der Sache zuvörderst auf die Politik des eigenen Landes, der eigenen Regierung, bezieht, sämtliche Übel der Welt , mir nichts Dir nichts, beendet würden. Realistisch, und immer noch schwierig genug zu erreichen, wäre hingegen einen grundlegenden Politikwechsel zu fordern, "damit Deutschland nicht länger Kriege, Gewalt und Unterdrückung, Hunger und Massenelend, in der Welt verursacht bzw. fördert." Typisch für die verbreitete Überlagerung der Friedensfrage durch die "Flüchtlings"- bzw. Immigrations-Frage, aber hier besonders forciert, sodann der Umstand, dass "moralisch zu verurteilend, todbringend" nicht etwa die ohne nähere Qualifizierung bleibenden "Auslandseinsätze der Bundeswehr" sind, die notabene so knapp und beiläufig abgelehnt werden, dass man das beinahe überliest, sondern natürlich die "Abschottung gegen Flüchtlinge". Wenn schließlich gegenüber Russland Entspannungspolitik statt "Säbelrasseln" verlangt wird, so wird mit diesem Wort sowas wie Pose oder Theaterdonner nahegelegt, etwas Unziemliches, aber nicht wirklich Bedrohliches, Schein und Show eben. Die NATO-Aufmarschierer können sich über eine so verharmlosende Kritik freuen.

Kritische Anmerkungen zum Frankfurter Ostermarsch-Aufruf 2018 "Frieden schaffen, Abrüsten statt aufrüsten, Für eine neue Entspannungspolitik" mit folgendem Aufruftext "Wir wollen einen grundlegenden Politikwechsel, um Kriege, Gewalt und Unter­drückung, Hunger und Massenelend zu beenden. Wir fordern von der deutschen Politik die Unterstützung des im letzten Jahr von der großen Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten beschlossenen Vertrages zum Verbot von Atomwaffen. Der bereits 2010 getroffene Bundestags­beschluss zum Abzug der US-Atomwaffen am Standort Büchel muss endlich umgesetzt werden und Pläne zur „Modernisierung“ der Atomwaffen sind zu stoppen. Wir fordern eine drastische Umschichtung der öffentlichen Haushalts­ausgaben: Anstatt weiterer Erhöhung der Rüstungsausgaben auf 2% des Bruttoinlandsprodukts (wie innerhalb der NATO festgelegt), fordern wir Abrüstung und damit freiwerdende Geldmittel für Bildung, Gesundheit, Umwelt und Wohnen. Wir fordern die Beendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr. Wir fordern eine friedliche und soziale Entwicklung der Europäischen Union. Dem stehen deren beschleunigte militärische Integration für weltweite Einsätze entgegen sowie die moralisch zu verurteilende, todbringende Abschottung gegen Flüchtlinge. Wir fordern eine Entspannungspolitik gegenüber Russland anstatt Säbelras­seln und Wirtschaftssanktionen. Wir fordern einen Stopp aller Waffenexporte und Rüstungskonversion. Mit einer Politik des Friedens und der Abrüstung, internationaler Kooperation anstatt Konfrontation und Wirtschaftssanktionen können auch Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus überwunden werden. Abrüsten statt aufrüsten ist das Gebot der Stunde. Auf uns, die friedensbewegten Menschen, kommt es an, eine Politik des Friedens durchzusetzen. (Quelle: frieden-und-zukunft.de)


Warum einem zu 90 Prozent aus Kriegstreiber-Parteien bestehenden Parlament soviel Achtung zollen?


junge Welt vom 09.03.2018, Seite 1

Während sie die von ihrer hochgeschätzten YPG in einem Großteil Syriens ermöglichte direkte US-Aggression möglichst ausblendet, engagiert die junge Welt sich umso eifriger gegen den türkischen Angriff im Nordwesten Syriens, pardon gegen Afrin. Gar nicht genug mag sie wiederholen, was für einen Bruch des Völkerrechts die Türkei (und nur die Türkei!) in Syrien begeht. USA, Israel, Saudi-Arabien? Halb so schlimm, im Grunde unwichtig.

Und um nun zum hundertzweiundneunzigsten Mal die Türkei eines illegalen Angriffskriegs zu beschuldigen, preist die junge Welt jetzt ein diesen Vorwurf stützendes "Gutachten" des sog. wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages. Nun wird die vorliegendenfalls offensichtliche Tatsache, dass zwei und zwei eben vier ist, nicht deshalb falsch, weil auch besagter Dienst zu diesem Ergebnis kommt. Der Punkt aber ist der: Warum wird den besoldeten Helfern eines zu 90 Prozent aus Kriegstreiber-Parteien bestehenden Parlaments eigentlich soviel Achtung gezollt?

Warum hält man sie - nur weil sie die Wissenschaft in ihrem Namen führen - naiv für eine tatsächliche Verkörperung derselben? Ja, fast schon für eine kleine Version des (notabene ebenfalls gründlich verklärten) Bundesverfassungsgerichts? Gewiss ist das Dienst-Personal auf den jeweiligen Fachgebieten gebildeter als die Herrschaft, bei der es anstellig ist. Aber den Rahmen, in dem das Personal seine nun ja Wissenschaft treiben darf, bestimmt cum grano salis immer noch die Herrschaft.

Leserbrief zum Artikel "Bruch des Völkerrechts" von Claudia Wangerin, junge Welt vom 09.03.2018, Seite 1



Ohne irgendeine Distanzierung von der Anti-Syrien-Hetze

Anders als der kurdisch-völkische Separatismus erfährt der Staat Syrien, sowohl geschundenes Opfer imperialistischer Intervention als auch hartnäckiger Opponent dagegen, in der von Dietmar Koschmieder geführten jungen Welt keine Wertschätzung. Mehr noch, selbst Typen, die explizit gegen "den Schlächter Assad" und gegen "Putins Massenmord in Aleppo" abhetzen, findet die junge Welt für soweit in Ordnung, um sie entweder wie Christoph Hein als Gast-Autor fungieren zu lassen, oder sie wie dessen Schriftsteller-Kollegen Delius nun mit einer ausführlich-devoten Buchbesprechung im Feuilleton zu beehren. Selbstverständlich jeweils ohne irgendeine Distanzierung von der Anti-Syrien-Hetze, ja, ohne diese überhaupt zu erwähnen. Gehört auch das zu der als unverzichtbar beschworenen "Gegenkultur", für die man seitens der jungen Welt so gern eine eigene Zeitschrift hätte?

Leserbrief zum Artikel "Flucht nach innen" von Jürgen Pelzer über F.C. Delius' "Die Zukunft der Schönheit", junge Welt vom 13.3.2018, Feuilleton, Seite 11


Antikommunismus ist doch nicht rechts, oder?

Gegenkultur a la junge Welt: Gespräch mit der - von der Leitung der Leipziger Buchmesse geförderten - Initiative Verlage gegen rechts. Man kritisiert den durch "flüchtlings"-kritische Äußerungen neuerdings politisch unkorrekt gewordenen Suhrkamp-Autor Uwe Tellkamp. Und so warnt die Gesprächspartnerin denn auch Verlage davor, "an rassistischer Stimmungsmache Geld zu verdienen". Tatsächlich hat Suhrkamp mit seinem Autor Tellkamp nicht an "rassistischer", sondern an antikommunistischer Stimmungsmache Geld verdient. Aber Klaus Kinkels Kampfauftrag zur DDR-Delegitimierung zu erfüllen, selbstverständlich auch noch nach 20 und mehr Jahren, gerade auch was Kunst und Literatur betrifft, geht für die Gesprächspartner offenbar in Ordnung. Schließlich ist Antikommunismus doch nicht rechts, oder?

Leserbrief zum Artikel "Uns geht es um eine Politisierung der Buchbranche - Leipziger Buchmesse: Linke Verlage wollen rechte Ideologieproduktion zum Thema machen", Gespräch von Peter Merg mit Lisa Mangold, junge Welt vom 15.3.2018, Seite 8


AfD genausowenig faschistisch wie etwa die CDU von früher

Die Überschrift der Rhein-Neckar-Zeitung RNZ tut so, als sei es etwas Bemerkenswertes, ja Erstaunliches, dass die AfD wieder in die Heidelberger Stadtbücherei "darf". Als ob es nicht das Selbstverständlichste der Welt wäre, dass alle Parteien in gleicher Weise die Stadtbücherei für Veranstaltungen nutzen können. Für Veranstaltungen wohlgemerkt, die dann selbstverständlich auch nicht 'gesprengt' werden. Letzteres scheint für RNZ-Autor Schnur aber so selbstverständlich nicht zu sein, wie seine umschreibend-verständnisvollen Formulierungen vom "lautstarken Protest", der "dafür sorgte", dass die AfD-Wahlkampf-Veranstaltung letzten September in der Stadtbücherei "im Eklat endete", nahelegen. Hätte der RNZ-Autor sich denn gleichermaßen so ausgedrückt, wenn umgekehrt eine sagen wir SPD-Veranstaltung von AfD-Anhängern gesprengt worden wäre? Oder hätte er nicht vielmehr den praktizierten Meinungsterror dann auch beim Namen benannt? Denn um nichts anderes handelt es sich beim Sprengen von Veranstaltungen. Einzige Ausnahme: wirklich faschistische, neonazistische Veranstaltungen, sofern der Staat seiner Pflicht zu deren Verhinderung nicht nachkommt. Die AfD aber ist genauso wenig faschistisch wie etwa die CDU von früher, deren klassisch-nationalistisch (und weniger europäisch-raumgreifend) orientiertes Spektrum an seinen Rändern ebenfalls entsprechende "Grauzonen" auswies.

Leserbrief zum Artikel "Die AfD darf wieder in die Stadtbücherei" von Denis Schnur in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 14.03.2018


Kartell der westlichen Herrenstaaten reagiert "kühl" auf überzeugenden Wahlsieg Putins

Selbstverständlich reagiert das Kartell der westlichen Herrenstaaten jetzt "kühl" auf den überzeugenden Wahlsieg Putins. Ist eine solche bloße Selbstverständlichkeit aber tatsächlich eine Schlagzeile wert? Ist denn wirklich nur der Westen wichtig, die Welt nicht? Auch optisch unterstreicht die Rhein-Neckar-Zeitung RNZ sehr die westliche Sichtweise auf Putin: Anders als bei 'eigenen' Wahlsiegern üblich zeigt das ausgewählte Schlagzeilen-Foto kein strahlendes Siegerlächeln, denn das würde als Botschaft ja Freude transportieren. Nein, man zeigt einen Putin mit weit aufgerissenem Mund samt etwas grau belegter Zunge und mit eher zusammen gekniffenen Augen. Eine unsympathisches Foto - allerdings nicht so drastisch unsympathisch, als dass man die mit der Foto-Auswahl verbundene Absicht sofort erkennen würde.

Leserbrief zum Artikel "Der Westen reagiert kühl auf Putins Sieg" in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 20.03.2018

Online-Flyer Nr. 651  vom 21.03.2018



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