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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Krieg und Frieden
Konferenz zu den Folgen der Bombardierung Jugoslawiens im Jahre 1999
Entschädigungsklage der Opfer des abgereicherten Urans
Von Dr. Barbara Hug (Schweiz)

In Nis/Südserbien fand Mitte Juni 2018 in bemerkenswertes Ereignis statt, das in den westlichen Medien keinen Niederschlag fand. Auf Initiative des Anwalts Dr. Srdjan Aleksic/Nis wurde eine Konferenz in der Universität von Nis durchgeführt, die die Tragödie der Krebserkrankungen auf dem Balkan in den Mittelpunkt stellte. Statistisch einwandfrei belegt ist die rasant gestiegene Zahl der Leukämien und anderer Krebsformen. Ungefähr fünf Jahre nach der Bombardierung durch NATO-Staaten begann der Anstieg in Serbien und im Kosovo. Dieser Befund deutet darauf hin, dass diese Krebserkrankungen eine andere Ursache haben als z.B. der Lungenkrebs durch das Rauchen. Knapp einen Monat vor der Konferenz hatte die serbische Regierung eine Kommission ins Leben gerufen, die die Folgen der Bombardierungen durch Abgereichertes Uran (Depleted Uraniam - DU) bearbeiten wird. Das serbische Parlament ist in der Sache zwar gespalten, dennoch erklärte es sich bereit, diese Kommission einzusetzen. Der ehemalige General des jugoslawischen Armee, Slobodan Petkovic, wird die Untersuchungen leiten. Breitangelegte Expertenteams werden ihre jeweiligen Ergebnisse zusammentragen, damit ein Gesamtbild entstehen kann. Die gesundheitlichen Folgen sind eine Seite, dann treten die ökologischen Probleme der Wasserverseuchung auf, die Geburtenrate sinkt und der Schaden für die nachkommenden Generationen ist mit den Händen zu greifen.


Protest gegen den völkerrechtswidrigen Angriff der NATO auf die Bundesrepublik Jugoslawien, Köln, 1999 (Foto: arbeiterfotografie.com)

Leitung des Konferenz hatte Sreto Nogo, Vorsitzender der Royal Academy for Sciences and Arts/Belgrad. Die hohe Anzahl der Besucher, ca. 300, belegte das große Interesse an den Vorträgen der Referenten, die z.B. mit einer 20köpfigen Delegation aus Russland angereist waren, meist Persönlichkeiten aus dem Gebiet des internationalen - und Verfassungsrechts, der serbischen Ärzte, wie z.B. Prof. S. Radic von der onkologischen Abteilung des Klinikums Nis. Prof. Radic trug zu den Mehrfachkrebserkrankungen vor, die er das erste Mal in seiner ärztlichen Tätigkeit gesehen hat. Dass mehrere Krebsherde etwa gleichzeitig an verschiedenen Stellen im Körper auftauchen, war für ihn eine absolute Neuheit. Dieser Befund deutet auf eine außergewöhnlich spezielle und hohe Toxizität des Krebserregers hin. Prof. Manfred Mohr, bekannter lang gedienter Kämpfer in Sachen nuklearer Problematik, von der IALANA, führte zu den legalen Bemühungen aus, die im Rahmen der Organisation ICBUW bereits erfolgt sind.


Nach einem NATO-Angriff auf Verkehrswege bei Grdlica (südlich von Nis) - unter anderem auf einen Personenzug mit 10 Toten und 16 Verletzten, Juli 1999  (Foto: arbeiterfotografie.com)

Aus Somalia und Bosnien hatten italienische NATO-Soldaten bereits früher die raschen Krebserkrankungen "mit nach Hause" gebracht. Organisationen wie diejenige von Falco Accame sammelte die Fälle und erkämpften, zusammen mit dem Osservatorio Militare, dass die italienische Regierung den Familien der Verstorbenen und Erkrankten Entschädigungszahlungen leisten musste. Diese Klagen hatten sich gegen den italienischen Staat gewendet, da er das Prinzip der Vorsorge beim Einsatz seiner Soldaten nicht berücksichtigt hatte. Während die amerikanischen Soldaten in voller ABC-Schutzmontur auf den bombardierten Gebieten herumliefen, sah man die Fotos von leicht bekleideten italienischen Soldaten, dem chemisch und radiologisch toxischen Staub voll ausgesetzt. Zur Zeit wehrt sich auf Sardinien eine kleine Gemeinde gegen die fortgesetzten Waffenversuche einer Tochtergesellschaft von Rheinmetall. Die Einwohner vermuten, dass die hohe Zahl an Krebserkrankungen in ihrem Dorf durch Penetrationsbomben entstehen könnten, durch Waffentests, durchgeführt im nahe liegenden Testgebiet.

Am nächsten Tag wurde engagiert diskutiert, welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, welche rechtlichen Wege eingeschlagen werden könnten. Der Weg ist steinig, aber er wird in Angriff genommen, wohl wissend um seine harte und widerstandsreiche Wegstrecke. Den Initiatoren der Konferenz sei gedankt, sie sind mutige Kämpfer in einer gerechten Sache.


Siehe auch:

Serbien und die Nachwirkungen des Uranwaffen-Einsatzes der US-NATO 1999
Der Krieg, der nicht zu Ende geht
Von Rudolf Hänsel
NRhZ 631 vom 04.10.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24205

Serbia and the Aftermath of US-NATO Uranium Weapons Operation 1999
The war that does not end
By Rudolf Hänsel
NRhZ 642 vom 27.12.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24459

Hintergründe zu konträren Aussagen
Gesundheitsschäden durch den Einsatz von Uranwaffen
Von Klaus-Dieter Kolenda
NRhZ 660 vom 23.05.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24879

Über den Einsatz dieser verheimlichten Massenvernichtungswaffen und den Arzt, der als Erster auf ihre Folgen hingewiesen hat
Bomben und Granaten aus abgereichertem Uran
Von Klaus-Dieter Kolenda
NRhZ 647 vom 14.02.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24581

Online-Flyer Nr. 669  vom 25.07.2018



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