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Aktueller Online-Flyer vom 18. April 2024  

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Kundgebung in Basel, 8. Mai 2021
Solidarität mit dem Widerstand in Kolumbien
Von Markus Heizmann (Bündnis gegen Krieg, Basel)

Am 8. Mai fand in Basel eine Solidaritätskundgebung mit den Protesten in Kolumbien statt. Geschätzte 300 Menschen, die meisten von ihnen aus dem südamerikanischen Raum, waren anwesend, nebst anderen südamerikanischen Gruppen, auch VertreterInnen der Kuba-Solidarität. Die Solidaritätsadresse der peruanischen Gemeinschaft an die TeilnehmerInnen der Kundgebung und an die Völker Südamerikas liest sich wie folgt: SOLIDARITÄT MIT DEM KOLUMBIANISCHEN VOLK! Die Union der PeruanerInnen in Europa sagt mit einer Stimme: Stoppt die staatliche Repression gegen das kolumbianische Volk! Wir fordern Respekt für das Leben und die Gesundheit der sozialen Kämpfer!


Beginn der Kundgebung (Fotos: J. Frei und Markus Heizmann für Arbeiterfotografie)


Kolumbien trauert und ruft nach Gerechtigkeit - Duque-Genozid am kolumbianischen Volk (Ivan Duque, Präsident Kolumbiens) - Ich liebe Dich, Peru


Mörderstaat, Nein zur Gesundheitsreform


SOS Kolumbien, Duque: Stopp die Massaker! Euer Kokain finanziert die Paramilitärs! Widerstand, ihr wunderschönen Menschen!


Dringender denn je: internationale Solidarität


Das Volk baut Das Volk spricht Das Volk lebt, Respektiert die Menschenrechte, lasst Kolumbien nicht allein!


SOS Kolumbien, schaut hin! Gleichgültigkeit tötet!


Weit weg, aber nicht abwesend, SOS Kolumbien


Kolumbien trauert und ruft nach Gerechtigkeit, Duque-Genozid am kolumbianischen Volk, Es lebe der heroische Befreiungskampf des kolumbianischen Volkes! Die Völker Perus und Kolumbiens vereint im Kampf!


In Kolumbien verschwinden 379 Menschen in 9 Tagen, Widerstand! Kämpfen wofür es sich zu kämpfen lohnt!


Wenn ein Leben wertlos ist, ist das Material noch viel weniger wert, Starkes Kolumbien, Kolumbien wird massakriert


Versöhnung ist der einzige Weg


Es lebe der heroische Befreiungskampf des kolumbianischen Volkes!


Es lebe der heroische Befreiungskampf des kolumbianischen Volkes! Die Völker Perus und Kolumbiens vereint im Kampf! Protestieren ist ein recht! Nieder mit der Kriminalisierung des Volksprotests in Kolumbien!

Das lateinamerikanische Volk, wie auch andere Völker der Welt, erleben die aggressivste Episode ihrer Geschichte: Den Verlust von 26 Millionen Arbeitsplätzen als Folge des kapitalistischen Systems, das die ohnehin schon angeschlagene Situation der Menschen gnadenlos angreift. Dies hat einen exorbitanten Anstieg der Arbeitslosigkeit um 33 Millionen zur Folge. Und wie immer leiden die Frauen am meisten darunter. Internationale Gremien wie die ECLAC (Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik) schätzen, dass etwa 118 Millionen Frauen in Armut leben, 23 Millionen mehr als im Jahr 2019. Und Covid-19 in Lateinamerika offenbart die Vertiefung der perversesten Krise des kapitalistischen Systems, mit etwa 900.000 Todesopfern. (siehe dazu auch: Christian Kreiß, Genozid unter dem Deckmantel der Krankheitsbekämpfung [http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27349])

Die Situation, die sich heute in unserem Bruderland Kolumbien abspielt, ist erschütternd und zu verurteilen. Der Tod der Kinder des Volkes zeigt das repressive Gesicht des kolumbianischen Staates zur Verteidigung des ausbeuterischen und unterdrückerischen kapitalistischen Systems. Diese Realität ist unserem Peru nicht fremd, deshalb fordern wir: Stoppt die Repression gegen die Kinder des kolumbianischen Volkes, die sozialen Kämpfer, die sich tapfer der Aggression des ausbeuterischen kapitalistischen Systems stellen. STOPPT DIE REPRESSION DES KOLUMBIANISCHEN STAATES! WIR VERLANGEN ACHTUNG UND AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE FORDERUNGEN UNSERES BRUDERVOLKES IN KOLUMBIEN!

Eine einzige große US-Militärbasis
 
Kolumbien ist mit rund 50 Millionen Einwohnern nach Brasilien das zweitbevölkerungsreichste Land sowie der wichtigste Verbündete um nicht zu sagen Vasall der USA in Südamerika. Ein Genosse von uns der das Land oft bereist hat und als peruanischer Staatsbürger die regionalen Verhältnisse bestens kennt, beschrieb das offizielle Kolumbien als «eine einzige große Militärbasis». Mehr als 50 Jahre herrschte ein Bürgerkrieg, 220 000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung einen Friedensvertrag mit der FARC-Guerilla. Doch der Frieden ist brüchig.

Die Ursachen welche zur Gründung der FARC und zum bewaffneten Widerstand führten, wurden mit den Gesprächen und mit dem Friedensabkommen keineswegs beseitigt. Die Ungerechtigkeit wurde ebenso wenig beseitigt wie die Hörigkeit gegenüber der großen Macht im Norden.
 
Ivan Duque, der seit 2018 als Präsident an der Macht ist, scheint das Land in altbekannter Manier regieren zu wollen: Wo Gewalt nicht hilft, hilft nur noch mehr Gewalt. Die von seiner Regierung imitierte Streureform begünstigt – wen wundert es – die hohen Einkommen, bezahlen soll der kaum noch vorhandene Mittelstand und die niederen Einkommen. Dies führte zu tagelangen Protesten in ganz Kolumbien, die zum Teil auf brutalste nieder geschlagen wurden. So meldet America21 am 9. Mai 2021 über 400 Verschwundene – Menschen die während des ausgerufenen Generalstreiks verschwunden sind. (1) Dazu kommen Verletzte und Tote während den Demonstrationen gegen die Regierung.

Es erstaunt nicht, dass in Kolumbien mit äußerster Härte gegen das demonstrierende Volk vorgegangen wird und sich keine Regierung der «westlichen Wertegemeinschaft» groß darum zu sorgen scheint – Schließlich und endlich ist Duque ja ein Mann von Washingtons Gnaden. Unter ihm und unter seinem Vorgänger verwandelte sich Kolumbien in eine eigentliche Militärbasis der USA, ganz im Sinn der Monroe Doktrin. Mit der Monroe-Doktrin von 1823 schrieb der damalige US Präsident James Monroe das Prinzip «Amerika den Amerikanern» fest. Selbstverständlich sind damit nur die weißen, männlichen Kolonialherren des Doppelkontinents gemeint. Die Doktrin richtete sich ausdrücklich gegen die europäischen Mächte und sollte den US Imperialismus stärken. Dieses Großmachtsgebaren scheint noch nicht auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt zu sein.

Nun also erwacht erneut der Widerstand in Kolumbien. Noch ist es jedoch zu früh um Prognosen zu wagen. Soviel kann allerdings als sicher gelten: Die USA werden bestimmt nicht tatenlos zusehen, wenn sich das Volk in Kolumbien erhebt.

Lebendiger Widerstand

Auffällig an diesen Protesten ist nun, dass sie in der Tat von unten kommen, dass sie keinerlei Unterstützung von den üblichen Verdächtigen (Soros und Konsorten) bekommen und das sie sich keineswegs damit zufrieden geben, dass Duque seine «Steuerreform» mittlerweile zurück nehmen musste. Auffällig ist jedoch auch, dass die Proteste über Kolumbien hinaus gehen. An der Kundgebung in Basel waren zum Beispiel auch peruanische Gruppen präsent, welche die Einheit des südamerikanischen Widerstandes gegen die imperialistische Dominanz aus dem Norden betonten. Die Solidaritätsadresse der «Union der PeruanerInnen in Europa» legt davon Zeugnis ab. Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist im Moment schwer voraus zu sehen. Eines jedoch ist gewiss: Raub, Unterdrückung und neo-koloniale Ambitionen werden auch in Kolumbien nicht widerspruchslos hingenommen. Der Widerstand ist lebendig und er wächst.


Fußnote:

1 https://amerika21.de/2021/05/250421/ueber-400-verschwundene-streik-kolumbien (Letzter Zugriff Mai 2021)


Siehe auch:

Genozid unter dem Deckmantel der Krankheitsbekämpfung
Christian Kreiß in NRhZ 765 vom 14.04.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27349

Online-Flyer Nr. 768  vom 12.05.2021



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