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Sport
Wer sponsort künftig die Dopingtests?
Fremdurin gegen Eigenblut
Von Hermann
Bei mir als Laie ist das allerdings nicht gelungen. Da ich weder Mediziner noch Leistungssportler bin - nach selbstkritischer Einschätzung weiter vom Athleten als vom Arzt entfernt - habe ich den ganzen Aufwand noch immer nicht verstehen können. Beim Eigenblutdoping geht es um rote Blutkörperchen, die dazu da sind, Sauerstoff zu den Muskeln zu transportieren, was für Sportler wohl unheimlich wichtig ist. Also lassen sie sich im Vorfeld eines Wettbewerbs - gerne beim Höhentraining, da in Höhenluft noch mehr rote Blutkörperchen produziert werden - Blut abzapfen, einlagern und später wieder injizieren, um so in das Vergnügen einer gesteigerten Zahl an besagten Blutkörperchen zu kommen.
Da stellt sich mir die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, sich einfach aufs Training zu konzentrieren, anstatt sich durch permanente Blutspenden selbst zu schwächen. Einige Sportler scheinen meiner Meinung zu sein und greifen lieber zu Fremdblut. Jesus Manzano gestand kürzlich, dass ihm Blutkonserven seines Vaters nahegelegt wurden. Bei aller Familienverbundenheit finde ich, dass das Vorhaben, den eigenen Herrn Papa durch ein Höhentraining zu jagen, um später seines Blutes habhaft zu werden, von herzlich wenig Respekt vor der älteren Generation zeugt. Noch absurder, als sich ohne Not das Blut anderer spritzen zu lassen, erscheint mir der Umgang mit Tierblutpräparaten. Zugegeben, ich mag meinen Hund wirklich sehr, aber die Liebe reicht dann doch nicht so weit, dass ich mir mit ihm Hämoglobin teilen würde, außerdem strahlt er nicht unbedingt den Aktionismus aus, der mich vermuten ließe, dass seine Blutpräparate jugendliche Frische verleihen.
Foto: Hermann
Eigenblut spritzen ist zur Zeit die Königsklasse des Dopings, da es kaum nachzuweisen ist. In der Verbandsliga ist dann wohl Floyd Landis mit seinem Testosteron anzusiedeln. Es wurde in den Medien betont, dass es sich hierbei um ein künstlich hergestelltes Hormon handelt, was auch beruhigend zu wissen ist, denn in Anbetracht der Tatsache, dass Testosteron gemeinhin in den Hoden produziert wird, hätte ich mir im Falle einer nicht synthetischen Herkunft gar nicht weiter ausmalen wollen, ob es menschlichen oder tierischen Ursprungs ist. Besagtes Hormon hat es als Dopingmittel jedenfalls nie weit in der Hitparade gebracht, was wohl am hohen Risiko der Überführung liegt.
Ganz anders verhält es sich mit EPO (Erythropoietin), einem anderen Hormon, das eigentlich in der eigenen Niere produziert werden sollte, um dann im Bedarfsfall im Knochenmark die Erhöhung der Anzahl der roten Blutkörperchen anzuregen. Daher ist EPO nicht nur bei vielen Radprofis der Ehrenpräsident der Hausapotheke, sondern - jetzt folgt der Bogen zum Fußball - auch für eine Neuregelung der Dopingkontrollen im Italienischen Fußballverband und bei der UEFA verantwortlich. In der Champions League werden ab der kommenden Saison neben den üblichen Urin- im Bedarfsfall auch Blutproben genommen - dennoch scheiden sich weiterhin die Geister beim Thema Doping im Fußball, und lange nicht alle sehen eine Bedrohung für den Sport.
"Doping im Fußball bringt nix - das Zeug muss in die Spieler" kalauert der Volksmund schenkelklopfend. Otto Rehagel ist da anderer Ansicht: "Wer mit links nicht schießen kann, trifft den Ball auch nicht, wenn er 100 Tabletten schluckt." In Italien scheint König Ottos Meinung wenig gefragt zu sein, denn dort kommen bereits seit den 70er Jahren immer wieder einzelne, manchmal auch kollektive Dopingvergehen ans Tageslicht. 2005 wurde der Spieler Josep Guardiola sogar zu einer Haftstrafe verurteilt. Das wäre in Deutschland nicht denkbar, da lediglich die Weitergabe, nicht aber die Einnahme von Doping strafbar ist. Aber entgegen den Behauptungen Toni Schuhmachers aus seinem Enthüllungsbuch `Anpfiff´, nach denen in allen Vereinen der Bundesliga Spieler bei der Leistung künstlich nachhelfen - vom 1.FC Köln kann er sogar von Fahrgemeinschaften zu einem bestimmten Arzt berichten - werden hierzulande relativ wenige Fälle bekannt.
Meistens haben die Ertappten gute Ausreden: Nemanja Vucicevic (1860 München) hatte verbotene Substanzen in seinem Haarwuchs-, Holger Gehrke (Duisburg) in seinem Erkältungsmittel und Senad Tiganj (Erfurt) wurde für zehn Wochen gesperrt, nachdem er seinem asthmakranken Sohn einen Inhalator praktisch demonstrierte. Verfälscht wird die Fußball-Doping-Statistik auch noch von Fällen wie Quido Lanzaat und Ibrahim Tanko, denen THC-Konsum nachgewiesen wurde. Zugegebenermaßen ist das Rauchen von Haschisch in diesem Lande nicht salonfähig, aber Doping ist per Definition ein unerlaubtes Mittel zur Leistungssteigerung, und wenn ich an die Kiffer in meinem Bekanntenkreis denke, ist es mir nicht einmal mit viel Fantasie und gutem Willen möglich, irgendeine gesteigerte Leistung zu erkennen. Diego Maradona hat sich 1994 - um die Diskussion darüber, ob Kokain, welches drei Jahre zuvor bei ihm festgestellt wurde, nun Doping sei oder nicht, zu verkürzen - durch die Einnahme von Ephedrin drei Jahre später in die Liste der überführten Doping-Sünder eintragen dürfen. Maradonas Sperren galten weltweit, da die FIFA bekanntermaßen weniger zimperlich in diesen Dingen ist als der DFB.
Noch beim Confederations Cup vergangenes Jahr versuchte der Mexikanische Verband der gestrengen FIFA aus dem Weg zu gehen, indem zwei positiv getestete Spieler während des laufenden Wettbewerbs außer Landes geschafft wurden. Aber so leicht war der Weltverband natürlich nicht hinters Licht zu führen und verurteilte die Mexikaner zu einer Strafe von knapp 500.000 Euro. Bei der Weltmeisterschaft war hartes Vorgehen allerdings nicht nötig, sämtliche der fast 500 gezogenen Proben waren negativ. Wobei ich mich frage, wer denn diese ganzen Tests bezahlt, denn man sagte mir neulich im Fernsehen, dass ein einziger Dopingtest mit etwa 700 Euro zu Buche schlägt. Die bei der WM fälligen 350.000 Euro werden mehr als ausreichend von der Strafe vom Mexikanischen Verband gedeckt, für die Zukunft sollte sich die FIFA dafür vielleicht einen Sponsor suchen. Wenn per Stadionsage bekannt gegeben wird, bei wem sich der Zuschauer für den Ball, die Kindereskorte der Spieler und die Fahnenträger bedanken darf, könnte doch künftig, wenn nach dem Spiel die Herrschaften der Dopingfahndung ihre Opfer unter den Spielern herauspicken, die Durchsage "Die Dopingtests und ihr späteres Ergebnis werden Ihnen präsentiert von Ihrer Apotheken Umschau" zu hören sein. Dann dürfen wir gespannt sein, ob sich diesmal jemand mit Fremdblut oder Eigenurin fit gemacht hat.
Apropos Urin, bei meinen eingehenden Recherchen zu diesem Thema habe ich auch von der Technik erfahren, ungedopten Urin vor der Dopingkontrolle in die Blase zu injizieren. Dieses Wissen weiterzugeben war mir aber doch zu unappetitlich. Da ist doch Hundehämoglobin schon schicker.
Das Wort Eigenurin kennt Word übrigens nicht, das Programm schlug aber freundlicherweise Eigenruin oder Eigenuran als Alternativen vor. Letzteres ist aber ganz sicher auch auf der Liste der verbotenen Substanzen zu finden.
Es ist wichtig, immer einen Hämoglobinvorrat im Haus zu haben
Online-Flyer Nr. 56 vom 08.08.2006
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Wer sponsort künftig die Dopingtests?
Fremdurin gegen Eigenblut
Von Hermann
Bei mir als Laie ist das allerdings nicht gelungen. Da ich weder Mediziner noch Leistungssportler bin - nach selbstkritischer Einschätzung weiter vom Athleten als vom Arzt entfernt - habe ich den ganzen Aufwand noch immer nicht verstehen können. Beim Eigenblutdoping geht es um rote Blutkörperchen, die dazu da sind, Sauerstoff zu den Muskeln zu transportieren, was für Sportler wohl unheimlich wichtig ist. Also lassen sie sich im Vorfeld eines Wettbewerbs - gerne beim Höhentraining, da in Höhenluft noch mehr rote Blutkörperchen produziert werden - Blut abzapfen, einlagern und später wieder injizieren, um so in das Vergnügen einer gesteigerten Zahl an besagten Blutkörperchen zu kommen.
Da stellt sich mir die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, sich einfach aufs Training zu konzentrieren, anstatt sich durch permanente Blutspenden selbst zu schwächen. Einige Sportler scheinen meiner Meinung zu sein und greifen lieber zu Fremdblut. Jesus Manzano gestand kürzlich, dass ihm Blutkonserven seines Vaters nahegelegt wurden. Bei aller Familienverbundenheit finde ich, dass das Vorhaben, den eigenen Herrn Papa durch ein Höhentraining zu jagen, um später seines Blutes habhaft zu werden, von herzlich wenig Respekt vor der älteren Generation zeugt. Noch absurder, als sich ohne Not das Blut anderer spritzen zu lassen, erscheint mir der Umgang mit Tierblutpräparaten. Zugegeben, ich mag meinen Hund wirklich sehr, aber die Liebe reicht dann doch nicht so weit, dass ich mir mit ihm Hämoglobin teilen würde, außerdem strahlt er nicht unbedingt den Aktionismus aus, der mich vermuten ließe, dass seine Blutpräparate jugendliche Frische verleihen.
Foto: Hermann
Eigenblut spritzen ist zur Zeit die Königsklasse des Dopings, da es kaum nachzuweisen ist. In der Verbandsliga ist dann wohl Floyd Landis mit seinem Testosteron anzusiedeln. Es wurde in den Medien betont, dass es sich hierbei um ein künstlich hergestelltes Hormon handelt, was auch beruhigend zu wissen ist, denn in Anbetracht der Tatsache, dass Testosteron gemeinhin in den Hoden produziert wird, hätte ich mir im Falle einer nicht synthetischen Herkunft gar nicht weiter ausmalen wollen, ob es menschlichen oder tierischen Ursprungs ist. Besagtes Hormon hat es als Dopingmittel jedenfalls nie weit in der Hitparade gebracht, was wohl am hohen Risiko der Überführung liegt.
Ganz anders verhält es sich mit EPO (Erythropoietin), einem anderen Hormon, das eigentlich in der eigenen Niere produziert werden sollte, um dann im Bedarfsfall im Knochenmark die Erhöhung der Anzahl der roten Blutkörperchen anzuregen. Daher ist EPO nicht nur bei vielen Radprofis der Ehrenpräsident der Hausapotheke, sondern - jetzt folgt der Bogen zum Fußball - auch für eine Neuregelung der Dopingkontrollen im Italienischen Fußballverband und bei der UEFA verantwortlich. In der Champions League werden ab der kommenden Saison neben den üblichen Urin- im Bedarfsfall auch Blutproben genommen - dennoch scheiden sich weiterhin die Geister beim Thema Doping im Fußball, und lange nicht alle sehen eine Bedrohung für den Sport.
"Doping im Fußball bringt nix - das Zeug muss in die Spieler" kalauert der Volksmund schenkelklopfend. Otto Rehagel ist da anderer Ansicht: "Wer mit links nicht schießen kann, trifft den Ball auch nicht, wenn er 100 Tabletten schluckt." In Italien scheint König Ottos Meinung wenig gefragt zu sein, denn dort kommen bereits seit den 70er Jahren immer wieder einzelne, manchmal auch kollektive Dopingvergehen ans Tageslicht. 2005 wurde der Spieler Josep Guardiola sogar zu einer Haftstrafe verurteilt. Das wäre in Deutschland nicht denkbar, da lediglich die Weitergabe, nicht aber die Einnahme von Doping strafbar ist. Aber entgegen den Behauptungen Toni Schuhmachers aus seinem Enthüllungsbuch `Anpfiff´, nach denen in allen Vereinen der Bundesliga Spieler bei der Leistung künstlich nachhelfen - vom 1.FC Köln kann er sogar von Fahrgemeinschaften zu einem bestimmten Arzt berichten - werden hierzulande relativ wenige Fälle bekannt.
Meistens haben die Ertappten gute Ausreden: Nemanja Vucicevic (1860 München) hatte verbotene Substanzen in seinem Haarwuchs-, Holger Gehrke (Duisburg) in seinem Erkältungsmittel und Senad Tiganj (Erfurt) wurde für zehn Wochen gesperrt, nachdem er seinem asthmakranken Sohn einen Inhalator praktisch demonstrierte. Verfälscht wird die Fußball-Doping-Statistik auch noch von Fällen wie Quido Lanzaat und Ibrahim Tanko, denen THC-Konsum nachgewiesen wurde. Zugegebenermaßen ist das Rauchen von Haschisch in diesem Lande nicht salonfähig, aber Doping ist per Definition ein unerlaubtes Mittel zur Leistungssteigerung, und wenn ich an die Kiffer in meinem Bekanntenkreis denke, ist es mir nicht einmal mit viel Fantasie und gutem Willen möglich, irgendeine gesteigerte Leistung zu erkennen. Diego Maradona hat sich 1994 - um die Diskussion darüber, ob Kokain, welches drei Jahre zuvor bei ihm festgestellt wurde, nun Doping sei oder nicht, zu verkürzen - durch die Einnahme von Ephedrin drei Jahre später in die Liste der überführten Doping-Sünder eintragen dürfen. Maradonas Sperren galten weltweit, da die FIFA bekanntermaßen weniger zimperlich in diesen Dingen ist als der DFB.
Noch beim Confederations Cup vergangenes Jahr versuchte der Mexikanische Verband der gestrengen FIFA aus dem Weg zu gehen, indem zwei positiv getestete Spieler während des laufenden Wettbewerbs außer Landes geschafft wurden. Aber so leicht war der Weltverband natürlich nicht hinters Licht zu führen und verurteilte die Mexikaner zu einer Strafe von knapp 500.000 Euro. Bei der Weltmeisterschaft war hartes Vorgehen allerdings nicht nötig, sämtliche der fast 500 gezogenen Proben waren negativ. Wobei ich mich frage, wer denn diese ganzen Tests bezahlt, denn man sagte mir neulich im Fernsehen, dass ein einziger Dopingtest mit etwa 700 Euro zu Buche schlägt. Die bei der WM fälligen 350.000 Euro werden mehr als ausreichend von der Strafe vom Mexikanischen Verband gedeckt, für die Zukunft sollte sich die FIFA dafür vielleicht einen Sponsor suchen. Wenn per Stadionsage bekannt gegeben wird, bei wem sich der Zuschauer für den Ball, die Kindereskorte der Spieler und die Fahnenträger bedanken darf, könnte doch künftig, wenn nach dem Spiel die Herrschaften der Dopingfahndung ihre Opfer unter den Spielern herauspicken, die Durchsage "Die Dopingtests und ihr späteres Ergebnis werden Ihnen präsentiert von Ihrer Apotheken Umschau" zu hören sein. Dann dürfen wir gespannt sein, ob sich diesmal jemand mit Fremdblut oder Eigenurin fit gemacht hat.
Apropos Urin, bei meinen eingehenden Recherchen zu diesem Thema habe ich auch von der Technik erfahren, ungedopten Urin vor der Dopingkontrolle in die Blase zu injizieren. Dieses Wissen weiterzugeben war mir aber doch zu unappetitlich. Da ist doch Hundehämoglobin schon schicker.
Das Wort Eigenurin kennt Word übrigens nicht, das Programm schlug aber freundlicherweise Eigenruin oder Eigenuran als Alternativen vor. Letzteres ist aber ganz sicher auch auf der Liste der verbotenen Substanzen zu finden.
Es ist wichtig, immer einen Hämoglobinvorrat im Haus zu haben
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