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Globales
Ahmadinedschad in Lateinamerika - Schulterschluß gegen die US-Dominanz
Im Zweckbündnis
Von Harald Neuber

Während einer dreitägigen Reise durch Lateinamerika hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad ein engeres Bündnis seines Landes mit den US-kritischen Staaten der Region vorgeschlagen. Ahmadinedschad war am Sonnabend in Venezuela eingetroffen. Am Sonntag kam er mit dem neuen nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega in Managua zusammen, um am Montag an der Vereidigung Rafael Correas in Ecuador teilzunehmen. Teheran hatte bislang vor allem zu Caracas Verbindungen unterhalten. Seit 1999 hat die islamische Republik mit Venezuela rund 60 Kooperationsabkommen abgeschlossen.
Es war Ahmadinedschads zweiter Besuch in Caracas binnen fünf Monaten. Im vergangenen September erst hatte er dort 30 bilaterale Wirtschaftsverträge unterzeichnet. Damals schon erklärten Ahmadinedschad und Chávez ihre »strategische Allianz« gegen den »US-Imperialismus«. Nach Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA soll die Kooperation nun auch auf dem Erdölmarkt ausgeweitet werden. Beide Regierungen wollen sich künftig in der »Organisation Erdöl exportierender Staaten« (OPEC) dafür einsetzen, »die Preise für unsere Rohstoffe zu sichern«, wie Chávez nun erklärte. Der Ölpreis ist auf dem Weltmarkt seit Jahresbeginn um 14 Prozent gesunken.

Jetzt setzt Iran offensichtlich auf einen Ausbau der Beziehungen auch zu anderen linksregierten Staaten der Region. »Unsere Länder haben gemeinsame Interessen, Feinde und Ziele«, sagte Ahmadinedschad am Sonntag in Managua, um das Bündnis zwischen seinem Land, Nicaragua, Venezuela »und anderen revolutionären Staaten« zu betonen.

Läßt man diese Rhetorik beiseite, bleibt wenig revolutionäres, aber viel unspektakuläre Realpolitik übrig. Die Abkommen zwischen Iran und Venezuela beschränken sich weitgehend auf zivile Wirtschaftsprojekte. So sind in Venezuela bislang eine gemeinsame Traktoren- und eine Fahrradfabrik aufgebaut worden. Die staatlichen Presseagenturen ABN (Venezuela) und IRNA (Iran) sollen künftig Informationen austauschen. Und in internationalen Foren hat sich Venezuela in der Vergangenheit für das Recht Teherans auf die Nutzung ziviler Atomkraft eingesetzt. Doch das hatten auch andere Staaten getan. Kurzum: Irans Präsident versucht in Lateinamerika auf der Basis US-kritischer Rhetorik, Zweckbündnisse zu schmieden, um der von Washington forcierten Isolation seines Landes entgegenzuwirken.

Zu den Paradoxa dieser Entwicklung zählt, daß die Kontakte genutzt werden, um Venezuela politisch zu diskreditieren. So kritisierte die pro-israelische Organisation »Anti-Defamation League« kurz vor den Präsidentschaftswahlen Ende vergangenen Jahres die Iran-Politik Caracas’ scharf. Chávez habe seine Beziehung zu »diktatorischen« und »antisemitischen« Regierungen verstärkt, heißt es unter dem Titel: »Das Chávez-Regime: Förderung des Antisemitismus und Unterstützung des radikalen Islam«. Kritik kommt aber auch von der radikalen Linken. Iran als fortschrittlich darzustellen, heißt es in einem Aufsatz der »Marxistische Tendenz«, einer auch in Deutschland vertretenen trotzkistischen Gruppe, »würde die Massen in Venezuela in die Irre führen«.


Online-Flyer Nr. 78  vom 17.01.2007

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