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Der Fern-Seher – Folge 22
Déjà vu
Von Ekkes Frank
Das kenn ich doch alles schon: eine Großdemo; dabei die überwiegende Mehrheit (wie schon zuvor unaufhörlich und unaufgefordert zugesichert) friedlich gesonnen, eine Minderheit „gewaltbereit“. Die Polizei: besorgt; mit einer durchdachten Strategie; pflichtbewusst; hochgerüstet. Die Politiker(innen): sehr besorgt; hin- und hergerissen zwischen der – weit überwiegenden – Überzeugung, selbst nur das Richtige und Beste zu wollen und zu tun für ihr Land und die ganze Welt (sogar Afrika, inzwischen!), und der leider nicht zu umgehenden Erkenntnis, dass Proteste dagegen dummerweise immer noch als zu einer Demokratie gehörend angesehen werden müssen.
Und dann knallt es prompt: die Demo findet statt, bleibt „weitgehend friedlich“, bis es dann „am Rand zu Auseinandersetzungen“ kommt, zwischen den Radikalen auf Seiten der Demonstranten wie der Ordnungskräfte. Déjà vu: schon seit den 60er Jahren, zum Beispiel: die Osterunruhen1968 nach dem Attentat auf Rudi Dutschke, später die Friedensdemos, die Sare-Demos in Frankfurt, Wackersdorf, Brokdorf…
Déjà vu auch die Kommentare danach. Ist das wirklich die REPUBBLICA vom Juni 2007 – oder drucken die den Stehsatz der FAZ, der WELT oder der SZ ab? Sind das neue Bilder im Internet – oder aus den Archiven und Fotoalben der Großeltern? Wer sagt: „Die Polizei besitzt mein vollstes Vertrauen“ – Kanzler Adenauer, Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder oder doch tatsächlich Angela Merkel? Wer spricht von „schlimmen Verbrechern“ und meint Demonstranten (nicht Siemensmanager) – Franz Josef Strauß? Kanther? Schily? Schäuble?
Also bitte! werde ich angefaucht: so schlimm wie dieses Mal war es noch nie, mein Herr, noch nie! - Einspruch: 1967 haben sie den – friedlichen – Demonstranten Benno Ohnesorg erschossen, Tote gab es diesmal nicht. Schwer verletzte Polizisten, angeblich akribisch aufgelistet, und Demonstranten, summarisch heruntergespielt, sind die Regel, und schlimmer als jemals zuvor war es immer.
Déjà vu auch die Affirmation (fast) der gesamten Medien, die (natürlich nicht unerklärliche) Zustimmung zu den Maßnahmen der hochG8eten Führer der Welt. Die mit größter Wahrscheinlichkeit im Jahr 2050 nicht mehr leben; schade, dann bekommen sie die segensreichen Folgen ihrer jetzigen mutigen Entscheidung leider nicht mehr mit: überall wird die Erde ein Paradies sein, mit weltweit gemäßigtem Klima, sauber und rein sind Wasser und Luft, und die, welche dann regieren, treffen sich in einem Biergarten in München, begeistert begrüßt vom dankbaren Volk…
Déjà vu übrigens noch etwas: meine eigene Hilflosigkeit. Meine Überzeugung hat sich ja nicht geändert, dass die aktuelle Politik in die falsche Richtung marschiert, immer noch, schon wieder, und dass die Proteste und Demos dagegen richtig, wichtig und notwendig sind. Aber ich spüre eine gewisse Müdigkeit dagegen anzureden, anzuzweifeln, dass es nur friedliche Proteste sein dürfen, obwohl wir schon in den Zeiten der Studentenbewegung nur wahrgenommen wurden, wenn es nicht ganz so friedlich zuging. Wobei – notabene – inzwischen auch höchstrichterlich definiert ist, dass bereits das schlichte Herumsitzen vor einem Kasernentor ein Akt der Gewalt ist.
Immerhin: da geht dann doch tatsächlich mal die Gewalt vom Volke aus…
Unser Fern-Seher
Foto: NRhZ-Archiv
Online-Flyer Nr. 99 vom 13.06.2007
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Der Fern-Seher – Folge 22
Déjà vu
Von Ekkes Frank
Das kenn ich doch alles schon: eine Großdemo; dabei die überwiegende Mehrheit (wie schon zuvor unaufhörlich und unaufgefordert zugesichert) friedlich gesonnen, eine Minderheit „gewaltbereit“. Die Polizei: besorgt; mit einer durchdachten Strategie; pflichtbewusst; hochgerüstet. Die Politiker(innen): sehr besorgt; hin- und hergerissen zwischen der – weit überwiegenden – Überzeugung, selbst nur das Richtige und Beste zu wollen und zu tun für ihr Land und die ganze Welt (sogar Afrika, inzwischen!), und der leider nicht zu umgehenden Erkenntnis, dass Proteste dagegen dummerweise immer noch als zu einer Demokratie gehörend angesehen werden müssen.
Und dann knallt es prompt: die Demo findet statt, bleibt „weitgehend friedlich“, bis es dann „am Rand zu Auseinandersetzungen“ kommt, zwischen den Radikalen auf Seiten der Demonstranten wie der Ordnungskräfte. Déjà vu: schon seit den 60er Jahren, zum Beispiel: die Osterunruhen1968 nach dem Attentat auf Rudi Dutschke, später die Friedensdemos, die Sare-Demos in Frankfurt, Wackersdorf, Brokdorf…
Déjà vu auch die Kommentare danach. Ist das wirklich die REPUBBLICA vom Juni 2007 – oder drucken die den Stehsatz der FAZ, der WELT oder der SZ ab? Sind das neue Bilder im Internet – oder aus den Archiven und Fotoalben der Großeltern? Wer sagt: „Die Polizei besitzt mein vollstes Vertrauen“ – Kanzler Adenauer, Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder oder doch tatsächlich Angela Merkel? Wer spricht von „schlimmen Verbrechern“ und meint Demonstranten (nicht Siemensmanager) – Franz Josef Strauß? Kanther? Schily? Schäuble?
Also bitte! werde ich angefaucht: so schlimm wie dieses Mal war es noch nie, mein Herr, noch nie! - Einspruch: 1967 haben sie den – friedlichen – Demonstranten Benno Ohnesorg erschossen, Tote gab es diesmal nicht. Schwer verletzte Polizisten, angeblich akribisch aufgelistet, und Demonstranten, summarisch heruntergespielt, sind die Regel, und schlimmer als jemals zuvor war es immer.
Déjà vu auch die Affirmation (fast) der gesamten Medien, die (natürlich nicht unerklärliche) Zustimmung zu den Maßnahmen der hochG8eten Führer der Welt. Die mit größter Wahrscheinlichkeit im Jahr 2050 nicht mehr leben; schade, dann bekommen sie die segensreichen Folgen ihrer jetzigen mutigen Entscheidung leider nicht mehr mit: überall wird die Erde ein Paradies sein, mit weltweit gemäßigtem Klima, sauber und rein sind Wasser und Luft, und die, welche dann regieren, treffen sich in einem Biergarten in München, begeistert begrüßt vom dankbaren Volk…
Déjà vu übrigens noch etwas: meine eigene Hilflosigkeit. Meine Überzeugung hat sich ja nicht geändert, dass die aktuelle Politik in die falsche Richtung marschiert, immer noch, schon wieder, und dass die Proteste und Demos dagegen richtig, wichtig und notwendig sind. Aber ich spüre eine gewisse Müdigkeit dagegen anzureden, anzuzweifeln, dass es nur friedliche Proteste sein dürfen, obwohl wir schon in den Zeiten der Studentenbewegung nur wahrgenommen wurden, wenn es nicht ganz so friedlich zuging. Wobei – notabene – inzwischen auch höchstrichterlich definiert ist, dass bereits das schlichte Herumsitzen vor einem Kasernentor ein Akt der Gewalt ist.
Immerhin: da geht dann doch tatsächlich mal die Gewalt vom Volke aus…
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Foto: NRhZ-Archiv
Online-Flyer Nr. 99 vom 13.06.2007
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