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Inland
Kaufhof AG definiert für Verkaufsaktion Israels Grenzen neu
Da lacht der Siedler
Von Martina Schwarz
Von den etwa vierzig an der Aktion beteiligten israelischen Unternehmen hätten mindestens fünf direkte Beziehungen zu den völkerrechtswidrigen Siedlungen in den von Israel besetzten Gebieten, so der Arbeitskreis Nahost und die Jüdische Stimme.
Foto: Tal Bright - Quelle: flickr
Kräuter und Weine aus den besetzten Gebieten
Die Kräuterteefirma Adanim Tea zum Beispiel produziere in der Siedlung Ofra im Westjordanland bei Ramallah. Ihre Büros befänden sich in Israel. Ofra sei ein Paradebeispiel für Landraub: 93,2% des Bodens, auf dem diese Siedlung steht, seien selbst aus der Sicht der israelischen Regierung eigentlich palästinensischer Privatbesitz.
Die Kräuterfirma Amnon & Tamar (Markenname: Pyramid) habe ihren Sitz in Alfe Menashe. Alfe Menashe aber liege nicht in Israel, auch wenn das in der Verpackungsaufschrift behauptet werde, sondern sei eine Siedlung in den besetzten Gebieten, nahe der palästinensischen Stadt Kalkilya. Kalkilya wiederum sei völlig von der Sperranlage eingeschlossen und nur durch ein einziges Tor mit der Außenwelt verbunden, u.a., damit Alfe Menashe nicht durch die Mauer von Israel getrennt werde.
Die von der Galeria Kaufhof angebotenen Produkte „Reine Tropfen aus Nahost“ stammten auch aus der Golan Heights Winery, deren Kellerei sich in der Siedlung Katzrin im Westjordanland befinde, sowie aus der Tishby Winery, die ihre Trauben u.a. in der Siedlungsgruppe Gush Etzion südlich von Jerusalem ernte.
Agrexco, Israels größter Exporteur für frische Agrarprodukte, vermarkte 60 – 70 % der landwirtschaftlichen Produkte aus denSiedlungen.. Da diese nicht gesondert ausgewiesen seien, könne man nur raten, woher die leckere Avocado der Marke Carmel wohl komme.
Foto: M. Heinemann – Quelle: pixelio
Verstoß gegen EU-Regeln für Siedlungsprodukte
Eigentlich hat die Europäische Union klare Regeln für den Umgang mit Produkten aus den israelischen Siedlungen. Sie fallen nicht unter das mit Israel geschlossene Freihandelsabkommen und müssen daher gesondert deklariert und als sogenannte Drittlandprodukte verzollt werden. Die Vermischung israelischer Waren mit Produkten aus den Besetzten Gebieten konterkariert dieses Abkommen. Wie AK Nahost und Jüdische Stimme betonen, schädigt Galeria Kaufhof mit dieser Aktion also „auch die Interessen israelischer Unternehmen, die nichts (oder fast nichts) mit den Siedlungen zu tun haben.“
Dem Kaufhof ist dieser Missgriff möglicherweise gar nicht aufgefallen. Denn in seinem Werbetext im Internet, mit dem er die Aktion bewirbt, geht er tatsächlich von den Grenzen Groß-Israels aus. Zitat: „Der nördliche und zentrale Teil des Landes ist am dichtesten bevölkert. Er wird in drei Abschnitte aufgeteilt: die Küstenebene im Westen, einschließlich der bedeutenden Städte Tel-Aviv, Jaffa und Haifa; die Talsenke im Osten, wo der Jordanfluss die beiden Binnenseen verbindet, den See Genezaret und das Tote Meer; die Bergkette in Zentralisrael, zu der die Hügel in Galilaea und Samaria sowie die judäischen Berge, einschließlich der Hauptstadt Jerusalem, gehören.“
Können Werbetexter keine Karten lesen?
Ein Blick auf die Karte hätte den Werbetextern geholfen: Samaria liegt im Norden des von Israel besetzten Westjordanlands, der größte Teil Judäas in dessen Süden. Auch die romantisch beschriebene „Talsenke im Osten“ gehört größtenteils zum besetzten Gebiet. Entlang der Talsenke allerdings liegen zahlreiche jüdische Siedlungen. Mit ihrer Darstellung nimmt die Galeria Kaufhof also die Träume der radikalen Siedler vorweg und erklärt das besetzte palästinensische Westjordanland kurzerhand zu einem Teil Israels. Das widerspricht internationalem Recht und auch der Auffassung der meisten Israelis, wie AK Nahost und Jüdische Stimme schreiben.
„Wir fordern FAIR TRADE“ – Auch mit Israel“, steht deshalb auf einem gemeinsamen Flugblatt des Arbeitskreises Nahost und der Jüdischen Stimme. Sie fordern die Kaufhof Warenhaus AG auf, „Produkte aus den israelischen Siedlungen aus dem Sortiment zu nehmen und zu überprüfen, welche weiteren Waren mit den Siedlungen verwoben sind! Die ‚Israel-Wochen’ sollten ausgesetzt werden, bis dies geklärt ist.“
Autor: ynhockey
In Berlin werden die beiden Gruppen am Samstag, 18. August, vor der Galeria Kaufhof auf dem Alexanderplatz ab 12 Uhr eine Mahnwache durchführen. Vielleicht wollen auch LeserInnen dieses Artikels die Kaufhof AG auf ihre „Israel-Wochen“ ansprechen. (PK)
Online-Flyer Nr. 108 vom 15.08.2007
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Inland
Kaufhof AG definiert für Verkaufsaktion Israels Grenzen neu
Da lacht der Siedler
Von Martina Schwarz
Von den etwa vierzig an der Aktion beteiligten israelischen Unternehmen hätten mindestens fünf direkte Beziehungen zu den völkerrechtswidrigen Siedlungen in den von Israel besetzten Gebieten, so der Arbeitskreis Nahost und die Jüdische Stimme.
Foto: Tal Bright - Quelle: flickr
Kräuter und Weine aus den besetzten Gebieten
Die Kräuterteefirma Adanim Tea zum Beispiel produziere in der Siedlung Ofra im Westjordanland bei Ramallah. Ihre Büros befänden sich in Israel. Ofra sei ein Paradebeispiel für Landraub: 93,2% des Bodens, auf dem diese Siedlung steht, seien selbst aus der Sicht der israelischen Regierung eigentlich palästinensischer Privatbesitz.
Die Kräuterfirma Amnon & Tamar (Markenname: Pyramid) habe ihren Sitz in Alfe Menashe. Alfe Menashe aber liege nicht in Israel, auch wenn das in der Verpackungsaufschrift behauptet werde, sondern sei eine Siedlung in den besetzten Gebieten, nahe der palästinensischen Stadt Kalkilya. Kalkilya wiederum sei völlig von der Sperranlage eingeschlossen und nur durch ein einziges Tor mit der Außenwelt verbunden, u.a., damit Alfe Menashe nicht durch die Mauer von Israel getrennt werde.
Die von der Galeria Kaufhof angebotenen Produkte „Reine Tropfen aus Nahost“ stammten auch aus der Golan Heights Winery, deren Kellerei sich in der Siedlung Katzrin im Westjordanland befinde, sowie aus der Tishby Winery, die ihre Trauben u.a. in der Siedlungsgruppe Gush Etzion südlich von Jerusalem ernte.
Agrexco, Israels größter Exporteur für frische Agrarprodukte, vermarkte 60 – 70 % der landwirtschaftlichen Produkte aus denSiedlungen.. Da diese nicht gesondert ausgewiesen seien, könne man nur raten, woher die leckere Avocado der Marke Carmel wohl komme.
Foto: M. Heinemann – Quelle: pixelio
Verstoß gegen EU-Regeln für Siedlungsprodukte
Eigentlich hat die Europäische Union klare Regeln für den Umgang mit Produkten aus den israelischen Siedlungen. Sie fallen nicht unter das mit Israel geschlossene Freihandelsabkommen und müssen daher gesondert deklariert und als sogenannte Drittlandprodukte verzollt werden. Die Vermischung israelischer Waren mit Produkten aus den Besetzten Gebieten konterkariert dieses Abkommen. Wie AK Nahost und Jüdische Stimme betonen, schädigt Galeria Kaufhof mit dieser Aktion also „auch die Interessen israelischer Unternehmen, die nichts (oder fast nichts) mit den Siedlungen zu tun haben.“
Dem Kaufhof ist dieser Missgriff möglicherweise gar nicht aufgefallen. Denn in seinem Werbetext im Internet, mit dem er die Aktion bewirbt, geht er tatsächlich von den Grenzen Groß-Israels aus. Zitat: „Der nördliche und zentrale Teil des Landes ist am dichtesten bevölkert. Er wird in drei Abschnitte aufgeteilt: die Küstenebene im Westen, einschließlich der bedeutenden Städte Tel-Aviv, Jaffa und Haifa; die Talsenke im Osten, wo der Jordanfluss die beiden Binnenseen verbindet, den See Genezaret und das Tote Meer; die Bergkette in Zentralisrael, zu der die Hügel in Galilaea und Samaria sowie die judäischen Berge, einschließlich der Hauptstadt Jerusalem, gehören.“
Können Werbetexter keine Karten lesen?
Ein Blick auf die Karte hätte den Werbetextern geholfen: Samaria liegt im Norden des von Israel besetzten Westjordanlands, der größte Teil Judäas in dessen Süden. Auch die romantisch beschriebene „Talsenke im Osten“ gehört größtenteils zum besetzten Gebiet. Entlang der Talsenke allerdings liegen zahlreiche jüdische Siedlungen. Mit ihrer Darstellung nimmt die Galeria Kaufhof also die Träume der radikalen Siedler vorweg und erklärt das besetzte palästinensische Westjordanland kurzerhand zu einem Teil Israels. Das widerspricht internationalem Recht und auch der Auffassung der meisten Israelis, wie AK Nahost und Jüdische Stimme schreiben.
„Wir fordern FAIR TRADE“ – Auch mit Israel“, steht deshalb auf einem gemeinsamen Flugblatt des Arbeitskreises Nahost und der Jüdischen Stimme. Sie fordern die Kaufhof Warenhaus AG auf, „Produkte aus den israelischen Siedlungen aus dem Sortiment zu nehmen und zu überprüfen, welche weiteren Waren mit den Siedlungen verwoben sind! Die ‚Israel-Wochen’ sollten ausgesetzt werden, bis dies geklärt ist.“
Autor: ynhockey
In Berlin werden die beiden Gruppen am Samstag, 18. August, vor der Galeria Kaufhof auf dem Alexanderplatz ab 12 Uhr eine Mahnwache durchführen. Vielleicht wollen auch LeserInnen dieses Artikels die Kaufhof AG auf ihre „Israel-Wochen“ ansprechen. (PK)
Online-Flyer Nr. 108 vom 15.08.2007
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