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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
Klage gegen philippinischen Umweltschützer Dr. Romeo Quijano abgewiesen
BAYER-Pestizid-Vergiftungen aufgedeckt
Von Peter Kleinert

Ein Gericht in der philippinischen Stadt Davao hat eine Klage des Unternehmens Ladeco gegen den Arzt und Toxikologen Dr. Romeo Quijano abgewiesen. Umweltorganisationen aus aller Welt hatten zuvor bei der philippinischen Präsidentin gegen den politisch motivierten Prozess protestiert, der sich insgesamt über sieben Jahre hinzog.
Dr. Romeo Quijano lehrt Pharmakologie an der Universität von Manila. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er zu Gesundheitsrisiken von Pestiziden. Er ist Vorsitzender der philippinischen Sektion des Pesticide Action-Network (PAN) und gehört zu den Leitern des International POPs Elimination Network (IPEN), einem Zusammenschluss von 300 Umweltorganisationen aus aller Welt. Seit vielen Jahren kooperiert er mit dem internationalen Netzwerk der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Seit 1997 hat er in Zusammenarbeit mit der CBG eine Reihe von Untersuchungen in dem Dorf Kamukhaan auf der Insel Mindanao vorgenommen. und dabei Vergiftungen von Anwohnern und Arbeitern von Bananenplantagen aufgedeckt. Mensch und Umwelt werden dort durch Pestizide des US-Unternehmens DuPont, der deutschen Firma BAYER und anderer Hersteller verseucht.


Romeo Quijano bei einem Vortrag zum Thema Umweltschutz in der Landwirtschaft

Justizministerium wollte Verurteilung
 
Anwälte der Firma Ladeco, der die untersuchten Plantagen gehören, reichten nach Veröffentlichung des Artikels gegen Dr. Quijano und seine Tochter eine Schadenersatzklage ein. Die Klage wurde vom Gericht in Davao City ursprünglich abgewiesen, da die Recherche Quijanos nach Aussage der Richter von „öffentlichem Interesse“ sei. Überraschenderweise entschied jedoch das philippinische Justizministerium im Juli 2003, die Entscheidung des Gerichts aufzuheben und den Fall neu zu verhandeln. Romeo Quijano wurde im Herbst 2003 verhaftet und erst nach Zahlung einer Kaution wieder freigelassen.
 
Das Verfahren hat einen politischen Hintergrund: Ladeco gehört der Familie Lorenzo, einer der wohlhabendsten Familien des Landes. Luis Lorenzo Jr., Besitzer der Firma und seit langem Berater der philippinischen Präsidentin Gloria Arroyo, stieg 2003 zum philippinischen Landwirtschaftsminister auf. In dieser Funktion leitete Lorenzo ausgerechnet die philippinische Pestizid-Regulierungsbehörde „Fertilizer and Pesticide Authority“.
 
Drohungen und Geldgeschenke

Ladeco beließ es nicht bei juristischen Einschüchterungsversuchen: im Ort Kamukhaan, in dem Dr. Quijano mehrfach recherchiert hatte, wurde der Großteil der Einwohner mit Hilfe von Drohungen und Geldgeschenken dazu gebracht, alle gegenüber Quijano gemachten Aussagen zurückzuziehen. Den Arbeitern der Plantage wurde verboten, mit ihm in Kontakt zu treten. Außerdem wurden Dorfbewohner dazu gebracht, Todesdrohungen gegen Quijano und seine Helfer auszusprechen.




Kamukhaan – in der Hand von Ladeco und Familie Lorenzo
Fotos: Coordination gegen Bayer-Gefahren

 
Nun wurde die Klage gegen Dr. Quijano und seine Tochter endgültig abgewiesen. Quijano erhielt eine Entschädigung für anwaltliche Kosten – diese decken seine Ausgaben jedoch nur zum kleinsten Teil. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Wir beglückwünschen Romy Quijano zu seinem Standvermögen und dem juristischen Erfolg. Es ist höchst bedenklich, wenn Umweltaktivisten durch juristische Attacken an ihrer Arbeit gehindert und mundtot gemacht werden sollen.“ Die CBG hatte sich seit Jahren an der Solidaritätskampagne für Quijano beteiligt.
 
Auch Hoechst-Konzern klagte erfolglos

Dr. Quijano war nicht das erste Mal juristischen Attacken ausgesetzt. Nachdem er zu Beginn der 90er Jahre Gesundheitsrisiken des Pestizids Endosulfan veröffentlicht hatte, klagte die deutsche Firma Hoechst gegen ihn und verlangte 22 Millionen Peso Schadenersatz. Die Klage wurde abgewiesen, Endosulfan wurde kurze Zeit später auf den Philippinen verboten. (PK)

Lesen Sie hierzu auch „Das Dorf, die Pestizide und der Tod“ in dieser Ausgabe. Es handelt sich um den Artikel, wegen dem Dr. Quijano angeklagt wurde - mit einigen Ergänzungen und übersetzt von Philipp Mimkes.

Online-Flyer Nr. 128  vom 09.01.2008

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