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Arbeit und Soziales
Daimler-Hauptversammlung und anzeigenabhängige Presse
Schwarzer Koffer für Zetsche
Von Peter Kleinert
Nichts über „Graumarktgeschäfte"
Auch von „Graumarktgeschäften" wegen denen die Staatsanwaltschaft seit Monaten gegen Zetsche ermittelt, wie die NRhZ bereits in Nummer 124 berichtete, erfuhren Kölner Stadt-Anzeiger- und SPIEGEL-Leser in deren HV-Berichten natürlich nichts, obwohl sie in der HV von kritischen Aktionären thematisiert wurden. Im Gegenteil: Unter der Schlagzeile „Daimler sieht sich gut gewappnet" wusste der KStA – wie die meisten anzeigenabhängigen Zeitungen – entsprechend der Rede des Konzernchefs nur Positives zu berichten: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern werde deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegen. Trotz US-Kreditkrise, Dollar-Abschwächung und weltweiter Wirtschaftsprobleme rechne Zetsche „wegen des Aufschwungs der Schwellenländer…mit einem Plus von zwei Prozent im weltweiten Automarkt". Und drum zeigten sich – so der SPIEGEL – auch die in der HV anwesenden „5400 Aktionäre, die knapp 42 Prozent des Grundkapitals repräsentieren, […], über die Entwicklung des Konzerns nach der Trennung von Chrysler zufrieden". Zufrieden mit dieser Berichterstattung konnte auch Zetsche sein, obwohl die Hauptversammlung überhaupt nicht zu seiner Zufriedenheit gelaufen war.
Kann mit der Presse zufrieden sein – Daimler-Chef Zetsche
Quelle: Daimler-Chrysler
Genau das hatte sein Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Bischoff wohl geahnt: "Die Vergangenheit soll diesmal nicht so viel Raum einnehmen", forderte er die als Redner angemeldeten Aktionäre gleich zu Beginn auf. Man solle sich diesmal bitte um „angemessenen Ton" und "Respekt" bemühen. „Beleidigungen und Verunglimpfungen werde ich nicht dulden". Vorausgegangen waren der HV in der Messe Berlin nämlich gemeinsame Protestaktionen der Kritischen AktionärInnen Daimler (KAD), der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUNDjugend). Außerdem hatte man – so KAD-Sprecher Jürgen Grässlin – vorher auch in zwei Pressekonferenzen sowie in zahlreichen Fernseh- und Radiointerviews (ARD, ZDF, RBB, SWR, Deutschlandfunk u.a.) „auf die Verwicklung von Daimler/EADS in grausame Waffengeschäfte (allen voran die Streumunitionsbeteiligung), Graumarktexporte bei Mercedes, die erhöhten Krankheitsstände und die firmeninterne Überwachung von Mitabeitern im Werk Untertürkheim sowie die unzureichende Ökologisierung der Fahrzeugflotte aufmerksam gemacht".
Kritische Aktionäre Paul Russmann, Jürgen Grässlin und Holger Rothbauer
Quelle: www.juergengraesslin.com
Grässlin Mikrophon abgedreht
Zu diesen Themen folgten nun in der Berliner Messe zahlreiche Redebeiträge und Gegenanträge der Kritischen Daimler Aktionäre. Heftige Kritik musste vor allem Zetsche für die 10,7 Millionen Euro Jahressalär 2007 einstecken, womit er in Deutschland die Nummer zwei der Topverdiener sei und die in keinem Verhältnis zur Lohnstruktur des Unternehmens stünden. Der Würzburger Wirtschaftswissenschaftler Professor Ekkehard Wenger, der hier von „schamloser Bereicherung" sprach, durfte immerhin ausreden. Jürgen Grässlin hingegen wurde das Mikrofon abgedreht, weil er die auf fünf Minuten verkürzte Redezeit überschritten hatte. Aufsichtsratsvorsitzender Bischoff passte es wohl nicht, dass der Freiburger, der sich in einigen Rechtsstreitigkeiten mit Daimler und Vorstandschef Dieter Zetsche persönlich befindet, auf dem Rednerpult die 2.538 Postkarten der Kampagne „Wir kaufen keinen Mercedes: Boykottiert Streumunition!" aufgetürmt hatte, nachdem Zetsche deren Entgegenahme im schwarzen Koffer abgelehnt hatte. (HDH)
Online-Flyer Nr. 142 vom 16.04.2008
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Daimler-Hauptversammlung und anzeigenabhängige Presse
Schwarzer Koffer für Zetsche
Von Peter Kleinert
Nichts über „Graumarktgeschäfte"
Auch von „Graumarktgeschäften" wegen denen die Staatsanwaltschaft seit Monaten gegen Zetsche ermittelt, wie die NRhZ bereits in Nummer 124 berichtete, erfuhren Kölner Stadt-Anzeiger- und SPIEGEL-Leser in deren HV-Berichten natürlich nichts, obwohl sie in der HV von kritischen Aktionären thematisiert wurden. Im Gegenteil: Unter der Schlagzeile „Daimler sieht sich gut gewappnet" wusste der KStA – wie die meisten anzeigenabhängigen Zeitungen – entsprechend der Rede des Konzernchefs nur Positives zu berichten: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern werde deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegen. Trotz US-Kreditkrise, Dollar-Abschwächung und weltweiter Wirtschaftsprobleme rechne Zetsche „wegen des Aufschwungs der Schwellenländer…mit einem Plus von zwei Prozent im weltweiten Automarkt". Und drum zeigten sich – so der SPIEGEL – auch die in der HV anwesenden „5400 Aktionäre, die knapp 42 Prozent des Grundkapitals repräsentieren, […], über die Entwicklung des Konzerns nach der Trennung von Chrysler zufrieden". Zufrieden mit dieser Berichterstattung konnte auch Zetsche sein, obwohl die Hauptversammlung überhaupt nicht zu seiner Zufriedenheit gelaufen war.
Kann mit der Presse zufrieden sein – Daimler-Chef Zetsche
Quelle: Daimler-Chrysler
Genau das hatte sein Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Bischoff wohl geahnt: "Die Vergangenheit soll diesmal nicht so viel Raum einnehmen", forderte er die als Redner angemeldeten Aktionäre gleich zu Beginn auf. Man solle sich diesmal bitte um „angemessenen Ton" und "Respekt" bemühen. „Beleidigungen und Verunglimpfungen werde ich nicht dulden". Vorausgegangen waren der HV in der Messe Berlin nämlich gemeinsame Protestaktionen der Kritischen AktionärInnen Daimler (KAD), der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUNDjugend). Außerdem hatte man – so KAD-Sprecher Jürgen Grässlin – vorher auch in zwei Pressekonferenzen sowie in zahlreichen Fernseh- und Radiointerviews (ARD, ZDF, RBB, SWR, Deutschlandfunk u.a.) „auf die Verwicklung von Daimler/EADS in grausame Waffengeschäfte (allen voran die Streumunitionsbeteiligung), Graumarktexporte bei Mercedes, die erhöhten Krankheitsstände und die firmeninterne Überwachung von Mitabeitern im Werk Untertürkheim sowie die unzureichende Ökologisierung der Fahrzeugflotte aufmerksam gemacht".
Kritische Aktionäre Paul Russmann, Jürgen Grässlin und Holger Rothbauer
Quelle: www.juergengraesslin.com
Grässlin Mikrophon abgedreht
Zu diesen Themen folgten nun in der Berliner Messe zahlreiche Redebeiträge und Gegenanträge der Kritischen Daimler Aktionäre. Heftige Kritik musste vor allem Zetsche für die 10,7 Millionen Euro Jahressalär 2007 einstecken, womit er in Deutschland die Nummer zwei der Topverdiener sei und die in keinem Verhältnis zur Lohnstruktur des Unternehmens stünden. Der Würzburger Wirtschaftswissenschaftler Professor Ekkehard Wenger, der hier von „schamloser Bereicherung" sprach, durfte immerhin ausreden. Jürgen Grässlin hingegen wurde das Mikrofon abgedreht, weil er die auf fünf Minuten verkürzte Redezeit überschritten hatte. Aufsichtsratsvorsitzender Bischoff passte es wohl nicht, dass der Freiburger, der sich in einigen Rechtsstreitigkeiten mit Daimler und Vorstandschef Dieter Zetsche persönlich befindet, auf dem Rednerpult die 2.538 Postkarten der Kampagne „Wir kaufen keinen Mercedes: Boykottiert Streumunition!" aufgetürmt hatte, nachdem Zetsche deren Entgegenahme im schwarzen Koffer abgelehnt hatte. (HDH)
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