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Belegschaft der Frankfurter Rundschau zeigt Eigentümern die Rote Karte
Erfolgreicher Aufruf zum Warnstreik
Von Peter Kleinert
Streikaufruf der Gewerkschaft ver.di
Unterstützt wurden die streikenden Kolleginnen und Kollegen durch einen der profiliertesten deutschen Journalisten, der am 30. November 2001 nach mehr als 33 Jahren aus der Redaktion der Frankfurter Rundschau ausgeschieden war. In hunderten von Kommentaren, Glossen, Reportagen und Porträts, hatte Dr. Karl Grobe-Hagel als kritischer Journalist und Autor die politische Haltung der FR wesentlich mit geprägt.
Willen zur Einheit demonstriert
Kernaussage des "alten FR-Haudegens“: Die Eigentümer der FR könnten die dort arbeitenden Redakteure nicht gleichzeitig erlauben, nach Außen soziale Probleme öffentlich zu kritisieren und sich für die berechtigten Ansprüche von Arbeitnehmern einzusetzen und dann selbst innerhalb des Hauses das Gegenteil mit ihren MitarbeiterInnen tun. Selbst auf einige der "jungen Handlichen", also die inzwischen auf das von der Kölner Verlegerfamilie Neven DuMont eingeführte Tabloid-Halbformat mit möglichst kurzen Texten und vor allem vielen bunten Bilder eingeschworenen Redakteure schien Dr. Grobe damit Eindruck zu machen.
Ex-Redakteur Karl Grobe (hier etwa 1970) - unterstützt den Widerstand
Quelle: www.karl-grobe.de
Vor dem Frankfurter Colosseo beteiligten sich etwa 90 Kolleginnen und Kollegen aus allen Abteilungen des Hauses, vor allem aus den Mantel- und Außenredaktionen an dem Warnstreik. Im Druckbetrieb Neu Isenburg legte fast die gesamte anwesende Belegschaft die Arbeit nieder und demonstrierte so den Willen zur Einheit im Druck- und Verlagshaus (DuV) Frankfurt am Main GmbH gegen betriebsbedingte Kündigungen und Tarifflucht.
Zahlreiche Solidaritätsschreiben
Außer Karl Grobe sprachen zu den Streikenden die ver.di-Vertrauensfrau und Betriebsratsvorsitzende Ingrid Eckert, die Vertrauensleute Lothar Birzer und Rainer Maria Kalitzky, aus der Redaktion der Vertrauensmann Edgar Auth, aus der Stadtredaktion die ver.di-Vertrauensfrau Friederike Tinnappel und die ver.di-Gewerkschaftssekretäre Manfred Moos und Berthold Balzer.
Marcel Bathis Sprecher der FR-Vertrauensleute und Mitglied der Streikleitung konnte zahlreiche Solidaritätsschreiben vorlesen, so von z.B. von Gewerkschaftern des Nachbar-Betriebes von Fiel-Boxmore (früher Derndruck), vom Darmstädter Echo, der Tageszeitung Offenbach Post und aus der Druckerei der FAZ und der Frankfurter Neuen Presse.
Druck von der Geschäftsführung ohne Erfolg
Nach dem Bekanntgeben des Warnstreiks gegenüber der Geschäfts- und Personalführung am Vormittag hatte die FR-Geschäftsführung, wie ein ver.di-Gewerkschafter der NRhZ mitteilte, vor allem gegenüber der Betriebsratsvorsitzenden Eckert „per Telefon (ohne Zeugen) Erpressungsversuche gestartet“.
Trotz Druck von der Geschäftsführung auf der Straße
Fotos: VL
Die Geschäftsführung habe behauptet, der Druckkunde Handelsblatt werde sofort seinen Druckauftrag kündigen, und das werde in Neu Isenburg sofort mehr als zehn Arbeitsplätze kosten. Auch andere, Betriebsräte, vor allem Freigestellte und Frankfurter Redakteure seien „mündlich ermahnt worden, dass sie den Betrieb auf Spiel setzten, wenn sie sich am Warnstreik beteiligen würden“.
Nach dem Streik teilte die Betriebsratsvorsitzende der Belegschaft in einem Rundschreiben der Belegschaft deshalb per Mail mit: „Wie sich herausstellte, wurden das Handelsblatt und die anderen Druckaufträge ebenso wie die Frankfurter Rundschau vollständig ausgeliefert.“
Dass die Geschäftsführung einen Verhandlungstermin mit der Gewerkschaft platzen ließ, nachdem sie von dem Warnstreik erfahren hatte, so Ingrid Eckert weiter, „halten wir für vollkommen überzogen und für einen Hinweis auf die dort bestehende Unsicherheit. Wir fordern die Geschäftsführung auf, die Verhandlungen mit der Gewerkschaft schnellstmöglich aufzunehmen. Als nächsten Verhandlungstermin für den Betriebsrat und die Geschäftsführung haben wir den 11. Juni vorgeschlagen.“ Ausdrücklich bedankte sie sich bei
allen, „die sich an der Aktion der Gewerkschaft beteiligt haben. Dies ist der richtige Weg, um zum Erfolg von Verhandlungen beizutragen“.
"Feuer und Flamme"
Wie die NRhZ nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe erfuhr, haben die aktiven FR-KollegInnen eine Postkartenaktion gestartet. Sie zeigt einen "Feuer und Flamme für die Frankfurter Rundschau" speienden Drachen, der am Abend des 31. Mai am Main-Ufer feierlich auf den Namen "Emil" getauft wurde. Er soll daran erinnern, dass der Name Emil schon in den Gründertagen bei der FR 1945 eine wichtige Rolle gespielt hat: Emil Carlebach hatte als Frankfurter Jude und Kommunist das Konzentrationslager Buchenwald überlebt und war von den amerikanischen Besatzungstruppen nach der Befreiung vom Faschismus - zusammen mit einem halben Dutzend christlichen, sozialdemokratischen und kommunistischen Widerstandskämpfern gegen die Nazis - zu einem der leitenden Gründungsredakteure der Frankfurter Rundschau ernannt worden. (Siehe unter Filmclips "Emil Carlebach und die Frankfurter Rundschau")
Die Postkarten sind auf der Rückseite an den Kölner Verlag M.DuMont Schauberg adressiert und enthalten folgenden Text: "Sehr geehrter Herr Prof. Alfred Neven DuMont, ich bin empört über weitere Angriffe auf die Belegschaft. Als Leser/in der Frankfurter Rundschau bzw. als Bürger unterstütze ich die Belegschaft und die Gewerkschaft ver.di im Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze. Ich verlange von Ihnen:
> Kein Outsourcing
> Keine betriebsbedingte Kündigungen
> Keine Tarifflucht
> Weiterführung der Ausbildung."
Es folgen Name, Adresse und Unterschrift des Absenders. (PK)
Online-Flyer Nr. 148 vom 31.05.2008
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Belegschaft der Frankfurter Rundschau zeigt Eigentümern die Rote Karte
Erfolgreicher Aufruf zum Warnstreik
Von Peter Kleinert
Streikaufruf der Gewerkschaft ver.di
Unterstützt wurden die streikenden Kolleginnen und Kollegen durch einen der profiliertesten deutschen Journalisten, der am 30. November 2001 nach mehr als 33 Jahren aus der Redaktion der Frankfurter Rundschau ausgeschieden war. In hunderten von Kommentaren, Glossen, Reportagen und Porträts, hatte Dr. Karl Grobe-Hagel als kritischer Journalist und Autor die politische Haltung der FR wesentlich mit geprägt.
Willen zur Einheit demonstriert
Kernaussage des "alten FR-Haudegens“: Die Eigentümer der FR könnten die dort arbeitenden Redakteure nicht gleichzeitig erlauben, nach Außen soziale Probleme öffentlich zu kritisieren und sich für die berechtigten Ansprüche von Arbeitnehmern einzusetzen und dann selbst innerhalb des Hauses das Gegenteil mit ihren MitarbeiterInnen tun. Selbst auf einige der "jungen Handlichen", also die inzwischen auf das von der Kölner Verlegerfamilie Neven DuMont eingeführte Tabloid-Halbformat mit möglichst kurzen Texten und vor allem vielen bunten Bilder eingeschworenen Redakteure schien Dr. Grobe damit Eindruck zu machen.
Ex-Redakteur Karl Grobe (hier etwa 1970) - unterstützt den Widerstand
Quelle: www.karl-grobe.de
Vor dem Frankfurter Colosseo beteiligten sich etwa 90 Kolleginnen und Kollegen aus allen Abteilungen des Hauses, vor allem aus den Mantel- und Außenredaktionen an dem Warnstreik. Im Druckbetrieb Neu Isenburg legte fast die gesamte anwesende Belegschaft die Arbeit nieder und demonstrierte so den Willen zur Einheit im Druck- und Verlagshaus (DuV) Frankfurt am Main GmbH gegen betriebsbedingte Kündigungen und Tarifflucht.
Zahlreiche Solidaritätsschreiben
Außer Karl Grobe sprachen zu den Streikenden die ver.di-Vertrauensfrau und Betriebsratsvorsitzende Ingrid Eckert, die Vertrauensleute Lothar Birzer und Rainer Maria Kalitzky, aus der Redaktion der Vertrauensmann Edgar Auth, aus der Stadtredaktion die ver.di-Vertrauensfrau Friederike Tinnappel und die ver.di-Gewerkschaftssekretäre Manfred Moos und Berthold Balzer.
Marcel Bathis Sprecher der FR-Vertrauensleute und Mitglied der Streikleitung konnte zahlreiche Solidaritätsschreiben vorlesen, so von z.B. von Gewerkschaftern des Nachbar-Betriebes von Fiel-Boxmore (früher Derndruck), vom Darmstädter Echo, der Tageszeitung Offenbach Post und aus der Druckerei der FAZ und der Frankfurter Neuen Presse.
Druck von der Geschäftsführung ohne Erfolg
Nach dem Bekanntgeben des Warnstreiks gegenüber der Geschäfts- und Personalführung am Vormittag hatte die FR-Geschäftsführung, wie ein ver.di-Gewerkschafter der NRhZ mitteilte, vor allem gegenüber der Betriebsratsvorsitzenden Eckert „per Telefon (ohne Zeugen) Erpressungsversuche gestartet“.
Trotz Druck von der Geschäftsführung auf der Straße
Fotos: VL
Die Geschäftsführung habe behauptet, der Druckkunde Handelsblatt werde sofort seinen Druckauftrag kündigen, und das werde in Neu Isenburg sofort mehr als zehn Arbeitsplätze kosten. Auch andere, Betriebsräte, vor allem Freigestellte und Frankfurter Redakteure seien „mündlich ermahnt worden, dass sie den Betrieb auf Spiel setzten, wenn sie sich am Warnstreik beteiligen würden“.
Nach dem Streik teilte die Betriebsratsvorsitzende der Belegschaft in einem Rundschreiben der Belegschaft deshalb per Mail mit: „Wie sich herausstellte, wurden das Handelsblatt und die anderen Druckaufträge ebenso wie die Frankfurter Rundschau vollständig ausgeliefert.“
Dass die Geschäftsführung einen Verhandlungstermin mit der Gewerkschaft platzen ließ, nachdem sie von dem Warnstreik erfahren hatte, so Ingrid Eckert weiter, „halten wir für vollkommen überzogen und für einen Hinweis auf die dort bestehende Unsicherheit. Wir fordern die Geschäftsführung auf, die Verhandlungen mit der Gewerkschaft schnellstmöglich aufzunehmen. Als nächsten Verhandlungstermin für den Betriebsrat und die Geschäftsführung haben wir den 11. Juni vorgeschlagen.“ Ausdrücklich bedankte sie sich bei
allen, „die sich an der Aktion der Gewerkschaft beteiligt haben. Dies ist der richtige Weg, um zum Erfolg von Verhandlungen beizutragen“.
"Feuer und Flamme"
Wie die NRhZ nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe erfuhr, haben die aktiven FR-KollegInnen eine Postkartenaktion gestartet. Sie zeigt einen "Feuer und Flamme für die Frankfurter Rundschau" speienden Drachen, der am Abend des 31. Mai am Main-Ufer feierlich auf den Namen "Emil" getauft wurde. Er soll daran erinnern, dass der Name Emil schon in den Gründertagen bei der FR 1945 eine wichtige Rolle gespielt hat: Emil Carlebach hatte als Frankfurter Jude und Kommunist das Konzentrationslager Buchenwald überlebt und war von den amerikanischen Besatzungstruppen nach der Befreiung vom Faschismus - zusammen mit einem halben Dutzend christlichen, sozialdemokratischen und kommunistischen Widerstandskämpfern gegen die Nazis - zu einem der leitenden Gründungsredakteure der Frankfurter Rundschau ernannt worden. (Siehe unter Filmclips "Emil Carlebach und die Frankfurter Rundschau")
Die Postkarten sind auf der Rückseite an den Kölner Verlag M.DuMont Schauberg adressiert und enthalten folgenden Text: "Sehr geehrter Herr Prof. Alfred Neven DuMont, ich bin empört über weitere Angriffe auf die Belegschaft. Als Leser/in der Frankfurter Rundschau bzw. als Bürger unterstütze ich die Belegschaft und die Gewerkschaft ver.di im Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze. Ich verlange von Ihnen:
> Kein Outsourcing
> Keine betriebsbedingte Kündigungen
> Keine Tarifflucht
> Weiterführung der Ausbildung."
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