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Inland
Zum 75sten Jahrestag des Konkordats zwischen Hitler und dem Vatikan
Mit Gott und den Faschisten
Von Peter Kleinert

Vor 75 Jahren, am 20. Juli 1933, unterzeichneten Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, ab 1939 Papst Pius XII., und Adolf Hitlers Stellvertreter Franz von Papen das „Reichskonkordat“. Von Pacelli in seiner Eigenschaft als Nuntius des Vatikan mit der Nazi-Regierung vorbereitet, indem dieser die katholische Zentrumspartei dazu bewegt hatte, dem „Ermächtigungsgesetz“ zuzustimmen, und bei einem Besuch von Papens zusammen mit Hermann Göring am 10. April mit Pius XI persönlich besprochen, regelte dieser Vertrag die Beziehungen zwischen dem „Heiligen Stuhl“ und dem Deutschen Reich. Das Konkordat wird auch heute noch für die Bundesrepublik Deutschland als gültig betrachtet.

Bisher nicht bereut
 

Koppelschloß der Nazi-Armee –
ein Ergebnis des Konkordats
Quelle: KAOS-Archiv
 Der Schriftsteller, Historiker und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner hat in seinem Werk „Ein Jahrhundert Heilsgeschichte. Die Politik der Päpste im Zeitalter der Weltkriege“ (1982/83) und in dessen erweiterter Neuausgabe „Die Politik der Päpste im 20. Jahrhundert“ (1991) nachgewiesen, dass Pius XI.und der spätere Pius XII auch schon vor 1933 „entscheidend die Heraufkunft des Faschismus in Italien und Deutschland gefördert“ hatten. Öffentlich bereut haben das ihre Nachfolger im Vatikan bis heute nicht. Auch der „deutsche Papst“ Benedikt XVI, der am Wochenende für sexuelle Übergriffe katholischer Priester auf Kinder in Australien keine Entschuldigung sondern nur sein "Mitgefühl" aussprechen wollte, hat das bislang nicht für nötig gehalten.     .
   

Nuntius Pacelli –
zu Verhandlungen in Berlin eingeflogen
Quelle: KAOS-Archiv
 Kein Wunder, denn die meisten Artikel des Konkordats, fast zwei Drittel, fielen zugunsten der katholischen Kirche aus. Doch wichtiger, so Deschner, „erschien Hitler das Konkordat als solches“. Denn es war „sein erster völkerrechtlicher Kontrakt. Und mit dem Papst geschlossen!“ Der „Heilige Vater“, bescheinigten später alle katholischen Bischöfe Deutschlands dem verehrten Herrn Hitler, habe so „das moralische Ansehen Ihrer Person und Ihrer Regierung in einzigartiger Weise begründet und gehoben“, was dieser mit Recht als „rückhaltlose Anerkennung“ und „unbeschreiblichen Erfolg“ bezeichnete - verlieh es ihm doch, so Deschner, „plötzlich vor aller Welt die Legitimität“.
 
„Katholiken, Hitler wählen!"
 
In Deutschland selbst hatte das Konkordat bereits im November 1933 für die Nazis erfreuliche Folgen. Zur Wahl des neuen Reichstags plakatierten Mitglieder der inzwischen im Einvernehmen mit dem Vatikan geschlossenen katholischen Zentrumspartei „Hitler wählen!“, und auch die NSDAP konnte in Bayern den überwiegend katholischen Wählern klarmachen, dass Christen Hitler wählen müssten, weil sie sonst gegen das Konkordat verstoßen und der kirchlichen Obrigkeit gegenüber unfolgsam sein würden. Die Nazis durften sich dabei vor allem auf Münchens Kardinal Faulhaber berufen, der in einer Predigt erklärt hatte: „In Wirklichkeit ist Papst Pius XI der beste Freund, am Anfang sogar der einzige Freund des neuen Reiches gewesen. Millionen im Ausland standen zuerst abwartend und mißtrauisch dem neuen Reich gegenüber und haben erst durch den Abschluß des Konkordats Vertrauen zur neuen deutschen Regierung gefaßt.“
 

Hermann Göring – von Pius XI persönlich empfangen
Quelle: NRhZ-Archiv

Nicht nur Faulhaber, der komplette deutsche Episkopat sah nun - so Deschner - in Hitler „den großen Führer unseres Volkes“. Für Adolf Bertram, Kardinal von Breslau, war er eine „zuverlässige Stütze der staatlichen und kirchlichen Autorität“. Die Katholiken, so versicherte er, seien „freiwillig und aus edelsten Motiven zur Mitarbeit“ bereit, „auch gern... zu Geländesport und Wehrertüchtigung“. Bischof Bornewasser von Trier versicherte, dem Nazistaat „zu dienen mit dem Einsatz aller Kräfte unseres Leibes und unserer Seele“, Bischof Vogt von Aachen wollte „am Aufbau des neuen Reiches freudig mitarbeiten“, und Bischof Berning von Osnabrück, von Göring zum Staatsrat ernannt, wollte den Führer „mit heißer Liebe und mit allen unseren Kräften“ unterstützen. Auch der nach 1945 von der Kirche zum großen katholischen Widerstandskämpfer ernannte Bischof Graf von Galen sah „die höchsten Führer unseres Vaterlandes erleuchtet und gestärkt“ durch die „liebevolle Führung“ Gottes.


Karlheinz Deschner im Gespräch mit dem Philosophen Hans Albert
Quelle: wikipedia
 
Kein Platz für Märtyrer
 
So wundert es eigentlich nicht, dass das Südhausquerfenster des Kölner Doms im August vergangenen Jahres bei seiner feierlichen Enthüllung nicht - wie 2001 vom Domkapitel geplant und von der Dombaumeisterin, Professorin Barbara Schock-Werner, verkündet - an die von den Nazis ermordeten oder in deren Gefängnissen gestorbenen katholischen Widerstandskämpfer Bernhard Lichtenberg, Edith Stein, Rupert Mayer, Karl Leisner, Maximilian Kolbe und Nikolaus Groß.erinnerte, sondern 11.263 quadratische Glasstücke in 72 verschiedenen Farbtönen zeigte. Auf die hatten sich Kardinal Meisners Domprobst Feldhof  und der Künstler Gerhard Richter am Ende geeinigt. (PK)
 
Zum Thema können Sie hier einen Filmclip aus der Fernsehreihe
„Mit Gott und den Faschisten – Zur Politik der Päpste im 20.Jahrhundert“
von Karlheinz Deschner sehen.


Online-Flyer Nr. 156  vom 23.07.2008

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